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  • RäumungDatum20.05.1970 23:24
    Thema von Ulli Nois im Forum Philosophisches und Gr...
    RÄUMUNG

    Die Bücher aus dem Kopf und die Regale,
    die Bilder aus der Seele: alles raus!
    Räum jeden Winkel deines Lebens, jeden Schlauch
    vollständig aus, das ganze Haus,
    bis nur noch kahle
    Gerüste von dir übrig sind,
    durch die der Wind
    hindurchgeht...
    Und die?
    Die auch!

    Zuletzt das Maß. Zerreiß
    den Grund!
    Und?

    Kein und.
    entrastert
    zerreimt
    abklingt der Wortschmerz
    aufgeräumt
    Duhu
    in lauter Gesang
  • DurchgangDatum15.05.1970 14:36
    Thema von Ulli Nois im Forum Natur
    Durchgang

    Das Licht fiel schräg durchs Fenster
    der Himmel brach herein
    mein kleines Zimmer strahlte
    es schwamm im Sonnenschein

    Ich sah den Staub, er tanzte
    verzückt im breiten Strahl
    es wirbelten die Flöckchen
    es stob diagonal

    die Liebe durch mein Zimmer
    und auch durch mich und nahm
    den Weg zurück durchs Fenster
    sie ging so wie sie kam
  • WellenbadDatum15.05.1970 11:16
    Thema von Ulli Nois im Forum Gesellschaft
    Wellenbad

    Weil mir die Welt zum Wellenbad geworden,
    ein Auf und Ab, künstlich erzeugt, weil uns
    die Wellen jagen, schlagen, überborden,
    weil Schäume schäumen und weil Hinz und Kunz

    schon an mir zerren, um mich reinzuschmeißen,
    weil jeder Strampler diese Welt bewegt,
    weil die Ertrinkenden mich runterreißen,
    und weil ich glaub, dass sich der Wind erst legt,

    wenn wir ihn nicht mehr machen...
    weil ich beim Untergang nicht sagen will, das wußt ich,
    und weil ich Angst hab, dass du dich entfernst:

    hör ich dich so gern lachen...
    Denn, Liebste, machtest du dich über mich nicht lustig,
    ich wüsste sicher, nähmst du mich nicht ernst.
  • Am Grunde des BlechnapfsDatum15.05.1970 09:48
    Thema von Ulli Nois im Forum Philosophisches und Gr...
    Am Grunde des Blechnapfs

    Beim Löffeln von Sahnehauben
    Durchstechen von Käsekrusten
    Eintauchen in Eintöpfen

    Beim Gabeln von Reiskörnern
    Drehen von Bandnudeln
    Schaufeln von Kartoffelbrei

    Beim Aufspießen von Erbsen
    Stochern nach Fleischbröckchen
    Kauen von Tierhäuten

    Beim Rühren in Suppen
    Fischen nach Krabbenresten
    Auskratzen des Bodensatzes...

    stoßen wir alle irgendwann
    auf die am Grunde des Blechnapfs
    eingeritzten Worte des Häftlings:

    Ne pas chercher à comprendre
  • BedarfeDatum15.05.1970 07:54
    Thema von Ulli Nois im Forum Diverse
    Bedarfe

    Bei der Ermittlung und der Aufbereitung von Bedarfen
    hat das Bezirksamt neue Handlungsfelder formuliert.
    Migranten werden zeitnah integriert.
    Aus Drittmitteln. Und mit projektescharfen
    QMs wird jetzt auch Bürgernähe installiert.

    Laut Stufenplan spricht man primär die bildungsfernen
    Familien an, nicht nur mit Hintergrund
    von Migration, auch Deutsche und
    die Deutscb als Herkunftssprache lernen.
    Mit einem Wort: die Zielgruppe ist bunt.

    Das war der Plan. Gedruckt auf Formularen,
    die jeder zweite in die Ecke warf.
    Die Bürgerämter schlossen messerscharf,
    dass ihre Bürger wohl die falschen waren.
    Integration? Nein danke. Kein Bedarf.
  • Mein letzter WilleDatum15.05.1970 04:48
    Thema von Ulli Nois im Forum Diverse
    Mein letzter Wille


    Mein letzter Wille ist: ein Feuer unterm Hintern.
    Mal richtig action sein, ein schneller Flammenfraß –
    und Staub. Will nicht im faulen Fleische überwintern
    und pampig mich vermischen mit dem Nachbaraas.

    Ich bin doch Sondermüll, wie könnt ihr mich verklappen?
    Was im Humankadaver sich zusammenbraut,
    lässt schon die ersten Madenvölker überschnappen,
    Das Grundwasser ist ohnehin versaut.

    Es ist nur schade um den schönen Vierkantschädel.
    Hutgröße 63, ohne Haut und Haar.
    Ich wär als Schulskelett bestimmt nicht schlecht, mein Mädel,
    doch grad bei Lehrern bin ich lieber unsichtbar.

    Ich möchte lodern, mich mit leichten Lüften mischen.
    Wer weiß? Und auf die Asche sollt ihr einen zischen!
  • Mann im OhrDatum15.05.1970 03:21
    Thema von Ulli Nois im Forum Humor und Fröhliches
    Mann im Ohr

    1.
    Schon seit weiß nicht wieviel Nächten
    liegt mein Mann, ich bin verlorn
    nicht mehr brav zu meiner Rechten
    liegt nicht hinten, liegt nicht vorn

    liegt nicht an den schlanken süßen
    Knien, auf die er einst geschworn
    liegt nicht lang zu meinen Füßen
    liegt mir nur noch in den Ohrn

    liegt mir nur noch in den Ohren,
    dass wir noch ein Baby kriegen,
    na, da kann er lange liegen
    kann er drängeln, kann er bohren,

    nach der Ohr-Anatomie
    kriegt man dort ein Baby nie

    2.
    Wie lang will im Ohr er hausen
    trommeln auf mein Trommelfell
    langsam krieg ich Ohrensausen
    ich brauch Hilfe und zwar schnell

    Gestern sprach ich vor beim Störamt
    was Frau macht mit Mann im Ohr
    der sich stocksteif ins Gehör rammt
    und blockiert den Korridor

    Läg mein Mann mir quer im Magen
    wie ein unverdauter Klumpen,
    würd ich ohne lang zu fragen,
    ihn durchs Rohr nach oben pumpen

    Aber landet er im Hirn
    kann man nur noch operiern


    3.
    Darauf ging ich zu Experten,
    denn das Ohr trieb mich zum Wahn
    Männe lag, wie sie erklärten,
    auf dem Gleichgewichtsorgan

    wollten sofort an mein Mann ran
    Stäbchen in den Ohrkanal
    Doch ich lass kein` just for fun dran
    nachher trifft es ihn anal!

    Läg mein Mann mir auf der Zunge
    liess ich sicher mit mir reden
    ja entfernen ließ ich jeden
    fremden Körper auf der Lunge

    aber dieser Mann ist mein
    und will zartbehandelt sein!


    4.
    Dann bekam ich einen Hörsturz
    und nicht lang darauf ein Kind
    Im Vergleich war das Malheur kurz
    zu dem, was die Folgen sind

    Denn heut liegen im Gehörgang
    Männe, Hannes, Lotti, Paul
    und ich höre ihr Geröhr lang
    selbst bei Nacht noch ihr Gemaul

    Manchmal jaul ich auf vor Schmerzen
    und ich würde alle killen
    lägen sie mir nicht am Herzen
    und da helfen keine Pillen

    Und so lieb ich bis zum Schluss
    meinen Mega-Tinnitus
  • DenksteDatum15.05.1970 00:42
    Thema von Ulli Nois im Forum Minimallyrik
    Denkste

    Da lebste
    trinkste frisste kuckste

    Da liebste
    küsste kommste schluckste

    Da glaubste
    haste kannste biste

    Da denkste
    machste schaffste kriste

    Denkste

    Biste

    tot
  • OswiecimDatum14.05.1970 21:29
    Thema von Ulli Nois im Forum Diverse
    Oswiecim

    Ich war in Auschwitz und ich bin dort nie gewesen
    Ich sah die Zeichen und ich konnte sie nicht lesen
    Ich bin gegangen, fast so wie ich kam
    Und nicht wie einer, dem man alles nahm

    Hab meinen Kamm noch, mein Geschirr und meine Schuhe
    Hab helle Träume und kein Aschenhaar
    Hab meinen Schlüssel, meine Uhr und meine Ruhe
    Mein Glück ist: dass ich nie in in Auschwitz war

    Wenn ich in Auschwitz überhaupt gewesen
    Und wenn man mir dort irgendetwas nahm:
    Da war ein Raum voll Krücken und Prothesen
    Aus dem ich lahmer rausging, als ich kam
  • EiDatum14.05.1970 21:29
    Thema von Ulli Nois im Forum Minimallyrik
    Ei

    Hart wie ich war
    schlugst du mir Kopf und Fassung ab
    mit einem Streich

    Jetzt löffelst du mein Herz und ich
    bin dotterweich
  • Nicht fertigDatum14.05.1970 19:54
    Thema von Ulli Nois im Forum Diverse
    Nicht fertig

    Ich werd mit dieser Welt (ich mein: mit mir)
    nicht fertig. Meine Frau hat's schwer
    (mit mir). Mein Kind ist krank. Und ihr?
    Tragt an euch selbst genug. Ich kann nicht mehr

    als dich (mein mich) zu bitten, diese Welt
    (mein uns) noch mal zu schaffen. Wann?
    Jetzt gleich. Und immer. Bis sie hält,
    was wir ihr uns versprechen ich nicht kann.

    Das, was ich täglich tu, liegt es mir nicht
    (ich mein: das Kind) am Herzen? Und
    liegt nicht auch sie dort? Warum bricht
    ein Herz? Weil`s schwer ist? Hat es einen Grund?

    Ich hab noch nie so viel getan, gemacht
    (ich meine: Fehler). Kinderspiel
    wird mir zur Last. Der Bund zur Schlacht,
    wenn sie mich schuldig spricht, ich täte viel

    zu wenig. Soll denn all die Zeit, (ich mein:
    mein Leben), wo ich nichts getan,
    als mich getäuscht, vergeben sein?
    Ist das Erleuchtung nun? Daß ich den Wahn

    durchschau? Ich armes Licht! Da halt ich mich
    doch selbst (ich mein: zum Narren). Klug
    verkünd ich, daß die Welt (und ich)
    bald untergehn. Das heißt; ich hab genug

    zu tun. Nicht nur im Haushalt. Ob's gefällt
    ob nicht: ich sag's dir ins Gesicht.
    Ach, ich bin fertig. Mit der Welt.
    Ich mein, mit mir, mit dir, noch lange nicht.
  • CefalùDatum14.05.1970 19:12
    Thema von Ulli Nois im Forum Natur
    Cefalù

    Keine Weite, die das Meer nicht kennt.
    Keinen Himmel, den es nicht schon trug.
    Ausgestürzt, ein Spiegel nimmt es hin.
    Lichter wirft es uferlos
    ineinander. Lächeln flirren
    über Sonnentropfenfelder.
    Alle Blicke perlen hin.

    Was bewegt uns? Unter dünner Haut
    drängt der Ozean und bricht nicht auf.
    Bilder splittern in das Wellenspiel.
    So ist Schein. Wir schimmern in den Tag.

    Abends wenn die Lichtblüte sich schließt,
    wenn die Nacht sich auf die Wunde legt,
    strahlt der Schmerz noch lang am Horizont.
    Lichterloh der Himmel. Und das Meer
    wirft sich dunkle Falten ins Gesicht,
    aufgewühlt, und spielerisch noch immer,
    wenn die Schafe ihre Blutbahn ziehen.

    Wo der Tag am Spiegelrand ertrinkt,
    blinken erste Sterne. Lichte Anker
    steigen aus der atemlosen Nacht
    in den tiefsten Grund der See.

    Obenauf die blanke Brust,
    hebt sich senkend.
    Innen aber rauscht die Tiefe. Aller
    Atem ruht dort unten, wendet
    um den Tod - - -

    Fallen wir erst einwärts, richtungslos,
    schäumen wir und sind Bewegung.

    Hörst du ihn, den Wellenmund,
    Worte rollend, Küsse auch,
    sprühender, und stöhnend jetzt,
    plötzlich überschlagend, spitz,
    leise Schreie...

    Meer, unendlich, symbolon,
    zusammenwerfendes,
    Wie leicht trägt uns die Seele noch
    und ruht schon schwer im All.
  • SynfonieDatum14.05.1970 14:06
    Thema von Ulli Nois im Forum Liebe und Leidenschaft
    Synfonie

    So oft mich deine Blicke streiften,
    so oft der Wind das Land durchfuhr,
    ich tappte blind auf weiter Flur
    und sah nicht, wie die Ähren reiften.

    Ich wollte mit den Schatten wandern:
    im Kreis, und jeden Tag von vorn.
    Dann platzte in der Nacht das Korn
    und alles war von einer andern

    Natur beseelt, die mich sofort verschlang.
    Der Wind, der vorher leise rauschte - sang.
    Er nahm uns mit, wir wurden Klang:

    zwei Töne einer Melodie.
    Und nun verrauschen wir als Synfonie.
    Es sei denn, einer von uns beiden schrie.

  • Thema von Ulli Nois im Forum Humor und Fröhliches
    Ich brech die Beine der härtesten Fraun

    Ich brech die Beine der härtesten Fraun,
    weil ich so taktlos und so trampelfüßig bin.
    Mir braucht nur eine ins Auge zu schaun,
    schon fällt sie hin.

    Ich hab bei Frauen so schrecklich viel Glück,
    weil jede Frau nach mir ein Scherbenhaufen ist.
    Ich trete vor und nach, ich trete zurück,
    Holzhackertwist.

    Ich fass sie an und sage schlau:
    Sie sind zerbrechlich, gnädige Frau,
    komm ich in Glut,
    stolpre ich doppelt so gut.

    Ich brech die Beine der härtesten Fraun,
    weil ich so taktlos und so trampelfüßig bin,
    Mir braucht nur eine ins Auge zu schaun,
    schon fällt sie hin.
  • Als ich endlich den Ort fandDatum14.05.1970 13:07
    Thema von Ulli Nois im Forum Diverse
    Als ich endlich den Ort fand
    war da kein Weg
    kein Weiser
    kein Ziel

    ein Ruf
    ein leiser

    ein Tasten
    von Wand zu Wand
  • LebenstänzerinDatum14.05.1970 11:31
    Thema von Ulli Nois im Forum Liebe und Leidenschaft
    Lebenstänzerin

    Ausgestreckt im Gras sahn wir nach oben:
    Birkenblätter säuselten im Wind.
    Wolken, die sich ineinander schoben.
    Von der Rutsche schrie ein Kind.
    Und ich träumte zu dir hin,
    Lebenstänzerin.

    Woran denkst du, fragtest du. Ich sah nach oben:
    Birkenblätter zitterten im Wind.
    Wolken, die sich ineinander schoben.
    Von der Schaukel schrie ein Kind.
    Und ich sank schon zu dir hin,
    Lebenstänzerin.

    ...

    Als ich zu mir kam, an deinen Hüften,
    riss mich die Bewegung fast entzwei.
    Ein Bein fest und ein Bein in den Lüften
    halt ich stand: erdschwer und vogelfrei.

  • Wie stetDatum14.05.1970 10:34
    Thema von Ulli Nois im Forum Diverse
    Wie stet
    der Schatten um die Häuser geht,
    der Rosenzweig die Wand besteigt,
    das Moos entlang der Mauer grünt,
    der Sand sich in der Einfahrt dünt.


    Und wie verzagt
    mein Kopf das, was er sagt,
    nicht glaubt, und was er schweigt,
    auf weiße Wände schreibt,
    durch die der Atem lose Worte treibt.

  • der rissDatum14.05.1970 06:36
    Thema von Ulli Nois im Forum Philosophisches und Gr...
    der riss


    durch alles, was ich tue, geht ein riss
    ich frag mich, wo ich geh und steh, was is?
    und hör schon meiner antwort nicht mehr zu

    durch alles, was ich denke, geht ein riss
    nichts hält mehr stand. und nichts ist mehr gewiss
    nicht mal der tod. selbst gott gibt keine ruh

    durch alles, was ich fühle, geht ein riss
    fühl‘ ich mich himmlisch, argwöhn‘ ich beschiss
    geht’s mir beschissen, summe ich juchhu


    So lauf ich vorwärts und im gegenlauf
    reiß ich, was ich zusammenreiße, auf

    und was ich breche, füg ich stein um stein
    zu einem haus, und stürz dahinter ein

    bis es mich wieder hält. ich reiss mich wund
    und geh mir weiter auf den losen grund
  • Frau LyrikaDatum14.05.1970 05:55
    Thema von Ulli Nois im Forum Humor und Fröhliches
    Frau Lyrika

    Die Dame da
    heißt Lyrika
    die grellgeschminkt
    drei Caipis trinkt
    und kreischt

    Der Herr Poet
    der zu ihr steht
    und ihren Blick
    für einen Fick
    erheischt

    ist unterm Tisch
    ein kleiner Fisch
    darauf versteift
    dass sie ihn greift
    das heißt:

    Der arme Schwanz
    kapiert nicht ganz
    wo es ihn juckt
    dass er nur spuckt
    nicht beißt

    Und Schwänzchenklein
    fällt schon hinein
    er stürzt ins Loch
    und meint auch noch
    er steigt

    Wenn du dann schnallst
    wen du da knallst
    hast du es längst
    vergeigt

    Du machst den Hengst
    für ein Gestell
    aus Holz und Fell

    Du kamst zu schnell
    Frau Lyrika
    war gar nicht da

    Denn die
    kommt nie
  • In durchgemachten NächtenDatum14.05.1970 04:57
    Thema von Ulli Nois im Forum Diverse
    In durchgemachten Nächten

    In durchgemachten Nächten, wenn ich ahne,
    dass ich nicht der bin, der ich bin,
    macht alles, was ich sage, keinen Sinn.

    Und mehr als alles, was ich sah,
    und mehr als etwas, was geschah,
    berührt am Morgen mich das Ungetane.

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