Thema von Ulli Nois im Forum Philosophisches und Gr...
RÄUMUNG
Die Bücher aus dem Kopf und die Regale,
die Bilder aus der Seele: alles raus!
Räum jeden Winkel deines Lebens, jeden Schlauch
vollständig aus, das ganze Haus,
bis nur noch kahle
Gerüste von dir übrig sind,
durch die der Wind
hindurchgeht...
Und die?
Die auch!
Zuletzt das Maß. Zerreiß
den Grund!
Und?
Kein und.
entrastert
zerreimt
abklingt der Wortschmerz
aufgeräumt
Duhu
in lauter Gesang
Weil mir die Welt zum Wellenbad geworden,
ein Auf und Ab, künstlich erzeugt, weil uns
die Wellen jagen, schlagen, überborden,
weil Schäume schäumen und weil Hinz und Kunz
schon an mir zerren, um mich reinzuschmeißen,
weil jeder Strampler diese Welt bewegt,
weil die Ertrinkenden mich runterreißen,
und weil ich glaub, dass sich der Wind erst legt,
wenn wir ihn nicht mehr machen...
weil ich beim Untergang nicht sagen will, das wußt ich,
und weil ich Angst hab, dass du dich entfernst:
hör ich dich so gern lachen...
Denn, Liebste, machtest du dich über mich nicht lustig,
ich wüsste sicher, nähmst du mich nicht ernst.
Bei der Ermittlung und der Aufbereitung von Bedarfen
hat das Bezirksamt neue Handlungsfelder formuliert.
Migranten werden zeitnah integriert.
Aus Drittmitteln. Und mit projektescharfen
QMs wird jetzt auch Bürgernähe installiert.
Laut Stufenplan spricht man primär die bildungsfernen
Familien an, nicht nur mit Hintergrund
von Migration, auch Deutsche und
die Deutscb als Herkunftssprache lernen.
Mit einem Wort: die Zielgruppe ist bunt.
Das war der Plan. Gedruckt auf Formularen,
die jeder zweite in die Ecke warf.
Die Bürgerämter schlossen messerscharf,
dass ihre Bürger wohl die falschen waren.
Integration? Nein danke. Kein Bedarf.
Mein letzter Wille ist: ein Feuer unterm Hintern.
Mal richtig action sein, ein schneller Flammenfraß –
und Staub. Will nicht im faulen Fleische überwintern
und pampig mich vermischen mit dem Nachbaraas.
Ich bin doch Sondermüll, wie könnt ihr mich verklappen?
Was im Humankadaver sich zusammenbraut,
lässt schon die ersten Madenvölker überschnappen,
Das Grundwasser ist ohnehin versaut.
Es ist nur schade um den schönen Vierkantschädel.
Hutgröße 63, ohne Haut und Haar.
Ich wär als Schulskelett bestimmt nicht schlecht, mein Mädel,
doch grad bei Lehrern bin ich lieber unsichtbar.
Ich möchte lodern, mich mit leichten Lüften mischen.
Wer weiß? Und auf die Asche sollt ihr einen zischen!
Ich war in Auschwitz und ich bin dort nie gewesen
Ich sah die Zeichen und ich konnte sie nicht lesen
Ich bin gegangen, fast so wie ich kam
Und nicht wie einer, dem man alles nahm
Hab meinen Kamm noch, mein Geschirr und meine Schuhe
Hab helle Träume und kein Aschenhaar
Hab meinen Schlüssel, meine Uhr und meine Ruhe
Mein Glück ist: dass ich nie in in Auschwitz war
Wenn ich in Auschwitz überhaupt gewesen
Und wenn man mir dort irgendetwas nahm:
Da war ein Raum voll Krücken und Prothesen
Aus dem ich lahmer rausging, als ich kam
Ich werd mit dieser Welt (ich mein: mit mir)
nicht fertig. Meine Frau hat's schwer
(mit mir). Mein Kind ist krank. Und ihr?
Tragt an euch selbst genug. Ich kann nicht mehr
als dich (mein mich) zu bitten, diese Welt
(mein uns) noch mal zu schaffen. Wann?
Jetzt gleich. Und immer. Bis sie hält,
was wir ihr uns versprechen ich nicht kann.
Das, was ich täglich tu, liegt es mir nicht
(ich mein: das Kind) am Herzen? Und
liegt nicht auch sie dort? Warum bricht
ein Herz? Weil`s schwer ist? Hat es einen Grund?
Ich hab noch nie so viel getan, gemacht
(ich meine: Fehler). Kinderspiel
wird mir zur Last. Der Bund zur Schlacht,
wenn sie mich schuldig spricht, ich täte viel
zu wenig. Soll denn all die Zeit, (ich mein:
mein Leben), wo ich nichts getan,
als mich getäuscht, vergeben sein?
Ist das Erleuchtung nun? Daß ich den Wahn
durchschau? Ich armes Licht! Da halt ich mich
doch selbst (ich mein: zum Narren). Klug
verkünd ich, daß die Welt (und ich)
bald untergehn. Das heißt; ich hab genug
zu tun. Nicht nur im Haushalt. Ob's gefällt
ob nicht: ich sag's dir ins Gesicht.
Ach, ich bin fertig. Mit der Welt.
Ich mein, mit mir, mit dir, noch lange nicht.
Keine Weite, die das Meer nicht kennt.
Keinen Himmel, den es nicht schon trug.
Ausgestürzt, ein Spiegel nimmt es hin.
Lichter wirft es uferlos
ineinander. Lächeln flirren
über Sonnentropfenfelder.
Alle Blicke perlen hin.
Was bewegt uns? Unter dünner Haut
drängt der Ozean und bricht nicht auf.
Bilder splittern in das Wellenspiel.
So ist Schein. Wir schimmern in den Tag.
Abends wenn die Lichtblüte sich schließt,
wenn die Nacht sich auf die Wunde legt,
strahlt der Schmerz noch lang am Horizont.
Lichterloh der Himmel. Und das Meer
wirft sich dunkle Falten ins Gesicht,
aufgewühlt, und spielerisch noch immer,
wenn die Schafe ihre Blutbahn ziehen.
Wo der Tag am Spiegelrand ertrinkt,
blinken erste Sterne. Lichte Anker
steigen aus der atemlosen Nacht
in den tiefsten Grund der See.
Obenauf die blanke Brust,
hebt sich senkend.
Innen aber rauscht die Tiefe. Aller
Atem ruht dort unten, wendet
um den Tod - - -
Fallen wir erst einwärts, richtungslos,
schäumen wir und sind Bewegung.
Hörst du ihn, den Wellenmund,
Worte rollend, Küsse auch,
sprühender, und stöhnend jetzt,
plötzlich überschlagend, spitz,
leise Schreie...
Meer, unendlich, symbolon,
zusammenwerfendes,
Wie leicht trägt uns die Seele noch
und ruht schon schwer im All.
Ich brech die Beine der härtesten Fraun,
weil ich so taktlos und so trampelfüßig bin.
Mir braucht nur eine ins Auge zu schaun,
schon fällt sie hin.
Ich hab bei Frauen so schrecklich viel Glück,
weil jede Frau nach mir ein Scherbenhaufen ist.
Ich trete vor und nach, ich trete zurück,
Holzhackertwist.
Ich fass sie an und sage schlau:
Sie sind zerbrechlich, gnädige Frau,
komm ich in Glut,
stolpre ich doppelt so gut.
Ich brech die Beine der härtesten Fraun,
weil ich so taktlos und so trampelfüßig bin,
Mir braucht nur eine ins Auge zu schaun,
schon fällt sie hin.
Thema von Ulli Nois im Forum Liebe und Leidenschaft
Lebenstänzerin
Ausgestreckt im Gras sahn wir nach oben:
Birkenblätter säuselten im Wind.
Wolken, die sich ineinander schoben.
Von der Rutsche schrie ein Kind.
Und ich träumte zu dir hin,
Lebenstänzerin.
Woran denkst du, fragtest du. Ich sah nach oben:
Birkenblätter zitterten im Wind.
Wolken, die sich ineinander schoben.
Von der Schaukel schrie ein Kind.
Und ich sank schon zu dir hin,
Lebenstänzerin.
...
Als ich zu mir kam, an deinen Hüften,
riss mich die Bewegung fast entzwei.
Ein Bein fest und ein Bein in den Lüften
halt ich stand: erdschwer und vogelfrei.