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Wie stet, mein lieber Ulli, du hier eine Perle nach der anderen findest, lässt mich zweifeln, ob wir hier noch ein Tümpel sind, denn so viele Austern gibt es in so kleinen Teichen eigentlich nicht. Gut, das hier ist ja wohl nur eine kleine, feine Auster, aber wie eben- und gleichmäßig sie von außen scheint! Und auch wenn man sie öffnet, kommt ein Vers geradliniger als der andere hinaus und tick-tack wie die Zeit ebenso gleichmütig wie konstant vergeht, so webt der Dichter seine Bilder in sie ein, mal reimt er, mal nicht, das merkt gar keiner.
Und so stet, wie diese Bilder reihen, wie die Zeit vergeht, die Erde dreht, die Schatten um die Häuser gehen, so harmlos will der Dichter tun und doch lauert hinter all diesen Bildern das Unheilvolle, der Verfall, das Monster Zeit, das mit seinen Stundenzähnen, Monatspranken, Jahresklauen an uns reißt. Denn was für Schatten gehen da um die Häuser, welche Ranken, Ranküne gar, besteigen da die Wände? So grün kann das Moos gar nicht sein, das wir ansetzen, um angenehm zu sein und die Sanddünen, die stranden ja nicht nur, die wüsten ja auch!
So stet die Zeit laufen mag, so unstet empfindet unser lyrI sein Dasein darinnen und so wie die äußere Form die Stetigkeit eben noch unterstrich, so fällt das in Strophe 2 auseinander mit unterschiedlichen Zeilenlängen, Enjambements und komplizierteren Satzstrukturen. Wie zum Hohn, auf jeden Fall zur zusätzlichen Verwirrung reimt er nun, dieses Aas von einem Dichter und eben durch diese Reime zwingt er uns ja zum Innehalten an diesen Stellen und damit zum Stakkato der Emotionen.
Und die sollen wohl sein, wenn man immer etwas anderes sagt, als man fühlt und seine heimlichen Gedanken und Wünsche oder auch nur seine eigentliche Berufung nur auf den weißen Blättern des Tagebuchs oder Poesiealbums oder was auch immer festhält. Die bis dato beste Formulierung (was er schweigt, auf weiße Wände schreibt) wird in diesem rasanten Ende durch eine noch bessere getoppt, wenn durch diese Seiten der Atemlose und/oder der Atem lose Worte treibt. Ich bin fast sicher, dass beides gewollt ist: Der Atemlose ist ja derjenige, der hier besungen wird, der durch die Zeit getriebene, der schnell, nur schnell die Wortwünsche wenigstens fixieren möchte und der doch auch ein ganz und gar Verzweifelter ist, weil in der Hektik und der Hetze das zweite Wort vorm ersten geschrieben wird und angesichts der Fülle der Seiten und der Eile des Blätterns und Lesens am Ende nur lose, zusammenhanglose Worte bleiben. Schall und Rauch und weg. Time out.
Verdammt stark. Ich werde nur das Gefühl nicht los, in der Eile etwas vergessen zu haben.
DG
Mattes
Und so stet, wie diese Bilder reihen, wie die Zeit vergeht, die Erde dreht, die Schatten um die Häuser gehen, so harmlos will der Dichter tun und doch lauert hinter all diesen Bildern das Unheilvolle, der Verfall, das Monster Zeit, das mit seinen Stundenzähnen, Monatspranken, Jahresklauen an uns reißt. Denn was für Schatten gehen da um die Häuser, welche Ranken, Ranküne gar, besteigen da die Wände? So grün kann das Moos gar nicht sein, das wir ansetzen, um angenehm zu sein und die Sanddünen, die stranden ja nicht nur, die wüsten ja auch!
So stet die Zeit laufen mag, so unstet empfindet unser lyrI sein Dasein darinnen und so wie die äußere Form die Stetigkeit eben noch unterstrich, so fällt das in Strophe 2 auseinander mit unterschiedlichen Zeilenlängen, Enjambements und komplizierteren Satzstrukturen. Wie zum Hohn, auf jeden Fall zur zusätzlichen Verwirrung reimt er nun, dieses Aas von einem Dichter und eben durch diese Reime zwingt er uns ja zum Innehalten an diesen Stellen und damit zum Stakkato der Emotionen.
Und die sollen wohl sein, wenn man immer etwas anderes sagt, als man fühlt und seine heimlichen Gedanken und Wünsche oder auch nur seine eigentliche Berufung nur auf den weißen Blättern des Tagebuchs oder Poesiealbums oder was auch immer festhält. Die bis dato beste Formulierung (was er schweigt, auf weiße Wände schreibt) wird in diesem rasanten Ende durch eine noch bessere getoppt, wenn durch diese Seiten der Atemlose und/oder der Atem lose Worte treibt. Ich bin fast sicher, dass beides gewollt ist: Der Atemlose ist ja derjenige, der hier besungen wird, der durch die Zeit getriebene, der schnell, nur schnell die Wortwünsche wenigstens fixieren möchte und der doch auch ein ganz und gar Verzweifelter ist, weil in der Hektik und der Hetze das zweite Wort vorm ersten geschrieben wird und angesichts der Fülle der Seiten und der Eile des Blätterns und Lesens am Ende nur lose, zusammenhanglose Worte bleiben. Schall und Rauch und weg. Time out.
Verdammt stark. Ich werde nur das Gefühl nicht los, in der Eile etwas vergessen zu haben.
DG
Mattes
.....
Das knallt dann wieder mal voll in die Seite, Ulli. Respekt! Bei Mattes würde ich ein 'Wow' posten.
Und, wie Knud schon sagte, hat unser guter Herr M. praktisch schon alles gesagt, was es zu sagen gibt - ich könnt's nicht besser. Das ist dir wirklich klasse gelungen, danke fürs Verfassen.
Gruss
Margot
Das knallt dann wieder mal voll in die Seite, Ulli. Respekt! Bei Mattes würde ich ein 'Wow' posten.
Und, wie Knud schon sagte, hat unser guter Herr M. praktisch schon alles gesagt, was es zu sagen gibt - ich könnt's nicht besser. Das ist dir wirklich klasse gelungen, danke fürs Verfassen.
Gruss
Margot
Ou ja, das sehe ich jetzt auch gerade. Lach, nein, das war nicht abgesprochen .... *g Schliesslich sind wir nicht Vettern und eine Wirtschaft haben wir auch nicht.
Aber manchmal muss man einfach nur lesen und geniessen ... hach. Sagte ich schon, dass ich das Gedicht klasse finde? Ich bin gerade so romantisch drauf!
Aber manchmal muss man einfach nur lesen und geniessen ... hach. Sagte ich schon, dass ich das Gedicht klasse finde? Ich bin gerade so romantisch drauf!
Zitat: |
mal reimt er, mal nicht, das merkt gar keiner. |
schreibt der Mattes. Merkt denn keiner, dass der Dichter immer reimt?
Zitat: |
Der Atemlose ist ja derjenige, der hier besungen wird, der durch die Zeit getriebene, der schnell, nur schnell die Wortwünsche wenigstens fixieren möchte und der doch auch ein ganz und gar Verzweifelter ist, weil in der Hektik und der Hetze das zweite Wort vorm ersten geschrieben wird und angesichts der Fülle der Seiten und der Eile des Blätterns und Lesens am Ende nur lose, zusammenhanglose Worte bleiben. Schall und Rauch und weg. Time out. |
... der Atem-lose treibt Worte vor sich hin. Damit gehe ich decor (um es mit Andy Brehme zu sagen). Aber wichtiger war / ist mir die andere Lesart: gerade der Atmende ( derjenige, der den Atem noch hat, der also gerade nicht atem-los ist ) verzagt an seiner Unfähigkeit, etwas "richtig" sagen zu können, weil alles war er sagt und schreibt, vom Leben schon beim nächsten Hinsehen geradezu weggeatmet wird. Jeder Satz, jeder Text löst sich, kaum zusammengefügt, schon wieder in schwebende Sinnfelder auf, jedenfalls in meinem Kopf. Dennoch spricht hier kein ganz und gar Verzweifelter, vilemehr ein zwischen Gelöstheit und Aufgelöstheit Schwankender.
Zitat: |
Ich werde nur das Gefühl nicht los, in der Eile etwas vergessen zu haben |
That's ist. Auch in der Langsamkeit werde ich dieses Gefühl nicht los.
Gleichzeitig, lieber Mattes, werde ich das Gefühl nicht los, in dir einen empathischen Leser gefunden zu haben, der aus meinen losen Worten mehr herausholt, als ich selber zu schöpfen in der Lage bin.
Danke dafür.
Gruß, Ulli
ich danke dem zufall, dass ich dieses gedicht gelesen habe, dir ulli, dass du es geschrieben hast und auch mattes für den schönsten kommentar, den ich je gelesen habe.
jetzt kann ich beunruhigt schlafen gehen und ruhig schlafen.
liebste Grüße,loki
jetzt kann ich beunruhigt schlafen gehen und ruhig schlafen.
liebste Grüße,loki
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