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#1
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Lebenstänzerin
in Liebe und Leidenschaft 14.07.2006 22:20von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Lebenstänzerin
Ausgestreckt im Gras sahn wir nach oben:
Birkenblätter säuselten im Wind.
Wolken, die sich ineinander schoben.
Von der Rutsche schrie ein Kind.
Und ich träumte zu dir hin,
Lebenstänzerin.
Woran denkst du, fragtest du. Ich sah nach oben:
Birkenblätter zitterten im Wind.
Wolken, die sich ineinander schoben.
Von der Schaukel schrie ein Kind.
Und ich sank schon zu dir hin,
Lebenstänzerin.
...
Als ich zu mir kam, an deinen Hüften,
riss mich die Bewegung fast entzwei.
Ein Bein fest und ein Bein in den Lüften
halt ich stand: erdschwer und vogelfrei.
Ausgestreckt im Gras sahn wir nach oben:
Birkenblätter säuselten im Wind.
Wolken, die sich ineinander schoben.
Von der Rutsche schrie ein Kind.
Und ich träumte zu dir hin,
Lebenstänzerin.
Woran denkst du, fragtest du. Ich sah nach oben:
Birkenblätter zitterten im Wind.
Wolken, die sich ineinander schoben.
Von der Schaukel schrie ein Kind.
Und ich sank schon zu dir hin,
Lebenstänzerin.
...
Als ich zu mir kam, an deinen Hüften,
riss mich die Bewegung fast entzwei.
Ein Bein fest und ein Bein in den Lüften
halt ich stand: erdschwer und vogelfrei.
#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Lebenstänzerin
in Liebe und Leidenschaft 15.07.2006 11:15von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Oha, Ulli!
Eine schöne Stimmung baust du hier auf und ich kann das Geschehen praktisch vor mir sehen. Ist das nicht Erregung öffentlichen Ärgernisses?
Gelungen auch der leichte Übergang von säuseln zu zittern / träumen zu sinken und die damit verbundene Intensivierung der Gefühle.
Wo ich etwas stocke ist die zweitletzte Zeile. Obwohl metrisch korrekt, fügt sie sich nicht wirklich in den Trochäus ein. Ich hätte womöglich mit dem Bein angefangen ....
Nichtsdestotrotz ein schönes Liebesgedicht, mit der obligaten Frage: Woran denkst du? *örks*
Gruss
Margot
P.S. Aber hier geht's um eine Beziehung, oder?
Eine schöne Stimmung baust du hier auf und ich kann das Geschehen praktisch vor mir sehen. Ist das nicht Erregung öffentlichen Ärgernisses?
Gelungen auch der leichte Übergang von säuseln zu zittern / träumen zu sinken und die damit verbundene Intensivierung der Gefühle.
Wo ich etwas stocke ist die zweitletzte Zeile. Obwohl metrisch korrekt, fügt sie sich nicht wirklich in den Trochäus ein. Ich hätte womöglich mit dem Bein angefangen ....
Nichtsdestotrotz ein schönes Liebesgedicht, mit der obligaten Frage: Woran denkst du? *örks*
Gruss
Margot
P.S. Aber hier geht's um eine Beziehung, oder?
#3
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Lebenstänzerin
in Liebe und Leidenschaft 15.07.2006 16:11von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Hallo Ulli,
in den ersten beiden Strophen baust du ein hübsch beschauliches Bild auf, dass leider in der dritten Strophe katastrophal zusammenstürzt.
Bildlich gesehen ist Strophe 3 beinahe eine Slapstick-Einlage und weder die Anlehnung an zwei fest auf dem Boden stehende Beine (Träumer) noch die abgegriffene Atemnot können mich überzeugen.
Offensichtlich ist das Gedicht aus der Warte des männlichen Parts dieser Verbindung geschrieben. Wie kommst du bei einem Mann zwischen den Hüften einer Frau auf das Bild von gespreitzten Beinen - beim Mann? Ich sehe hinter diesem Bild keinen besonderen Sinn sondern Schludrigkeit, tut mir Leid.
Auch die vorigen beiden Strophen können mich nicht überzeugen. Sie sind ganz nett und klingen wunderbar, müffeln mir aber zu sehr nach Belanglosigket.
Ich unterstelle, es könnte hier um die Angst des Mannes gehen, die Verbindung der beiden könnte Frucht tragen.
Dieht man die Birkenblätter als Liebesgeflüster und die sich ineinader schiebenden Wolken als Verbindung, droht das von der Schaukel schreiende Kind fast. Es saß also da oben auf der Schaukel und schreit dem Mann nun entgegen, es rutscht quasi in sein Leben und sein Schrei reisst ihn schlussendlich aus seinen Träumen.
Zur Perspektive:
Zuerst liegen beide ausgestreckt im Gras und sehen nach oben. In der zweiten Strophe sieht nur noch er nach oben. Er liegt also unten und sie sitzt auf Ich bin jetzt kein Anatomieexperte, aber auch in diesem Zusammenhang erscheint mir die Beinmetapher in der letzten Strophe, tut mir leid, lächerlich.
Trotzdem liebe Grüßle, und ich hoffe der Verriss bringt dir was.
in den ersten beiden Strophen baust du ein hübsch beschauliches Bild auf, dass leider in der dritten Strophe katastrophal zusammenstürzt.
Bildlich gesehen ist Strophe 3 beinahe eine Slapstick-Einlage und weder die Anlehnung an zwei fest auf dem Boden stehende Beine (Träumer) noch die abgegriffene Atemnot können mich überzeugen.
Offensichtlich ist das Gedicht aus der Warte des männlichen Parts dieser Verbindung geschrieben. Wie kommst du bei einem Mann zwischen den Hüften einer Frau auf das Bild von gespreitzten Beinen - beim Mann? Ich sehe hinter diesem Bild keinen besonderen Sinn sondern Schludrigkeit, tut mir Leid.
Auch die vorigen beiden Strophen können mich nicht überzeugen. Sie sind ganz nett und klingen wunderbar, müffeln mir aber zu sehr nach Belanglosigket.
Zitat: |
Ausgestreckt im Gras sahn wir nach oben: Birkenblätter säuselten im Wind. Wolken, die sich ineinander schoben. Von der Rutsche schrie ein Kind. Und ich träumte zu dir hin, Lebenstänzerin. |
Ich unterstelle, es könnte hier um die Angst des Mannes gehen, die Verbindung der beiden könnte Frucht tragen.
Dieht man die Birkenblätter als Liebesgeflüster und die sich ineinader schiebenden Wolken als Verbindung, droht das von der Schaukel schreiende Kind fast. Es saß also da oben auf der Schaukel und schreit dem Mann nun entgegen, es rutscht quasi in sein Leben und sein Schrei reisst ihn schlussendlich aus seinen Träumen.
Zur Perspektive:
Zuerst liegen beide ausgestreckt im Gras und sehen nach oben. In der zweiten Strophe sieht nur noch er nach oben. Er liegt also unten und sie sitzt auf Ich bin jetzt kein Anatomieexperte, aber auch in diesem Zusammenhang erscheint mir die Beinmetapher in der letzten Strophe, tut mir leid, lächerlich.
Trotzdem liebe Grüßle, und ich hoffe der Verriss bringt dir was.
#4
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Lebenstänzerin
in Liebe und Leidenschaft 15.07.2006 17:48von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Zitat: |
Wilhelm Pfusch schrieb am 15.07.2006 16:11 Uhr: ich hoffe der Verriss bringt dir was. |
Ja, mein Lieber, der bringt mir was. Nämlich Verdruss.
Wenn man das ganze Geschehen anatomisch betrachtet, muss man wohl zu deinen Verrenkungen kommen. Ich habe mehr an Bewußtseinszustände gedacht. Hast du schon mal ein Abbild der Göttin Shiva gesehen, die auf einem Bein tanzt? "Lebenstänzerin" ist auch keine Berufsbezeichnung. Aber ich habe mir mit der letzten Strophe wohl selbst eine Falle gestellt. Mal hören, was andere Leser sagen.
Thema des Gedichts ist: Zerriss. Ich hoffe er bringt einem was.
Gruß, Ulli
#5
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Lebenstänzerin
in Liebe und Leidenschaft 16.07.2006 14:57von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Sorry Margot,
ich habe ganz vergessen, mich für deinen Kommentar zu bedanken. Ja, es geht um eine "Be-ziehung" beziehungs-weise um den zarten Anfang derselben. so dass hier noch nicht so viel "gezogen" wird, wie Wilhelm vermutet. Aus dem Text wird leider nicht deutlich, dass zwischen dem Hinsinken und dem Wiederzusichkommen viel Zeit vergehen kann. Vielleicht sollte ich ein Pausenzeichen setzen? Deswegen muss es bei aller Erregung auch kein öffentliches Ärgernis geben. Einmal kann man auch im Dunkeln viel Gutes tun. Zum anderen kommt es hier gar nicht zum Äußersten, sondern zum Innersten...
Ich werde den letzten Satz ins Präsens setzen, vielleicht wird es dann klarer...
Lieben Gruß, Ulli
edit 18.7.
Ich habe mich jetzt für ein neues Ende entschieden, das eigentlich das alte war.
ich habe ganz vergessen, mich für deinen Kommentar zu bedanken. Ja, es geht um eine "Be-ziehung" beziehungs-weise um den zarten Anfang derselben. so dass hier noch nicht so viel "gezogen" wird, wie Wilhelm vermutet. Aus dem Text wird leider nicht deutlich, dass zwischen dem Hinsinken und dem Wiederzusichkommen viel Zeit vergehen kann. Vielleicht sollte ich ein Pausenzeichen setzen? Deswegen muss es bei aller Erregung auch kein öffentliches Ärgernis geben. Einmal kann man auch im Dunkeln viel Gutes tun. Zum anderen kommt es hier gar nicht zum Äußersten, sondern zum Innersten...
Ich werde den letzten Satz ins Präsens setzen, vielleicht wird es dann klarer...
Lieben Gruß, Ulli
edit 18.7.
Ich habe mich jetzt für ein neues Ende entschieden, das eigentlich das alte war.
Mir gefällt das Gedicht gut.
Wie Margot finde ich die Stimmung und die unterschiedliche Wahrnehmung in den beiden ersten Strophen gelungen.
Es sind keine innovativen Formulierungen, da hat Willi Recht, aber es passt und kommt bildlich sehr schön rüber.
Was ich beim Lesen aber auch sofort dachte, war, dass der letzte Satz auf keinen Fall im Präsenz geschrieben werden darf, denn der Zeitenwechsel ist in meinen Augen nicht zulaässig.
Es ist ja nur ein Satz, und wenn du ihn in der Vergangenheitsform beginnst, musst du ihn auch so zu Ende führen.
lg,Fabian
Wie Margot finde ich die Stimmung und die unterschiedliche Wahrnehmung in den beiden ersten Strophen gelungen.
Es sind keine innovativen Formulierungen, da hat Willi Recht, aber es passt und kommt bildlich sehr schön rüber.
Was ich beim Lesen aber auch sofort dachte, war, dass der letzte Satz auf keinen Fall im Präsenz geschrieben werden darf, denn der Zeitenwechsel ist in meinen Augen nicht zulaässig.
Es ist ja nur ein Satz, und wenn du ihn in der Vergangenheitsform beginnst, musst du ihn auch so zu Ende führen.
lg,Fabian
#7
von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Lebenstänzerin
in Liebe und Leidenschaft 18.08.2006 18:03von Richard III • | 868 Beiträge | 871 Punkte
Lieber Nois, mein liebster Knappe...
Mich überzeugst du ebenfalls und Wills Verriss kann ich nicht zusprechen. Auch ich sehe hier und sah auch vor dem lesen der Kritiken nichts Anatomisches. Für mich ein klares Bild eines lyr. Ichs der aus Bewunderung und Liebe mitzuhalten versucht. Darin auch die gespreizten Glieder: Wo sie tanzt, kann er nur Verrenkungen machen, aber er hält stand und das ist bewundernswert und ein Liebesbeweiß erster Güte!
Bezaubernd!
Ehrfurchtsvollen Gruß
Richard
Mich überzeugst du ebenfalls und Wills Verriss kann ich nicht zusprechen. Auch ich sehe hier und sah auch vor dem lesen der Kritiken nichts Anatomisches. Für mich ein klares Bild eines lyr. Ichs der aus Bewunderung und Liebe mitzuhalten versucht. Darin auch die gespreizten Glieder: Wo sie tanzt, kann er nur Verrenkungen machen, aber er hält stand und das ist bewundernswert und ein Liebesbeweiß erster Güte!
Bezaubernd!
Ehrfurchtsvollen Gruß
Richard
#8
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Lebenstänzerin
in Liebe und Leidenschaft 18.08.2006 20:54von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Durchlaucht! Euer Gnaden!
Euer Lob beschämt mich - um so mehr, als Ihr den Versen eine Bedeutung innelegt, die ich selbst zu erkennen nicht imstande war. So wie das Gedicht da steht, ist die Interpretation "der Plumpe und die Tänzerin" nur naheliegend und kohärent.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dieses Gedicht in einer früheren Fassung einen anderen Clou hatte. Die halbe Erdenschwere resp. Zerrissenheit des Ichs rührte daher, dass es sich aus seinen alten Umständen nicht befreien konnte / mochte / wollte. "Torn between two lovers" - You certainly know what I mean. Durch das Weglassen einer ganzen Strophe ist dieser Bezug nicht mehr erkennbar.
Da mir beide Interpretationen gefallen, entscheide ich mich auch in diesem Fall für die Schwebe.
Mit knappesten aber herzlichen Grüßen
Knight U.
Euer Lob beschämt mich - um so mehr, als Ihr den Versen eine Bedeutung innelegt, die ich selbst zu erkennen nicht imstande war. So wie das Gedicht da steht, ist die Interpretation "der Plumpe und die Tänzerin" nur naheliegend und kohärent.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dieses Gedicht in einer früheren Fassung einen anderen Clou hatte. Die halbe Erdenschwere resp. Zerrissenheit des Ichs rührte daher, dass es sich aus seinen alten Umständen nicht befreien konnte / mochte / wollte. "Torn between two lovers" - You certainly know what I mean. Durch das Weglassen einer ganzen Strophe ist dieser Bezug nicht mehr erkennbar.
Da mir beide Interpretationen gefallen, entscheide ich mich auch in diesem Fall für die Schwebe.
Mit knappesten aber herzlichen Grüßen
Knight U.
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