Hi Ulli,
das ist ja mal eine Wiederkehr mit einem Räumungsgedicht.
Da wird sich von altem verabschiedet. Was jetzt an dessen Stelle tritt, ist mir anhand des Textes noch nicht so ganz klar. Wohl der lauter Gesang. Wäre ja nicht das Schlechteste.
Ich sehe hier einen Dichter, der sich von Metaphern und dem Korsett des Metrums entreißt. Am Schluss beim Gesang sogar der Grammatik. Von dem Dichter, der solches Schreibt, würde ich als nächstes Haikus erwarten. Oder vielleicht etwas ganz anderes. Jedenfalls ist mir die beschriebene Szenerie insoweit vertraut, als dass ich den Wunsch mich von meiner teilweise etwas angestaubten und dabei nicht ausreichend souveränen lyrischen Gangart verabschieden möchte, um neue Wege zu beschreiten, nach neuen Formen suche.
Doch der Gesang ist ein interessanter Abschluss, wo doch das Lied eine der letzten großen Reim- und Metrik-Bastionen der jüngeren Lyrik ist. Kaum irgendwo wird so klassisch verfahren, wie in Liedern. Aber vielleicht ist das ja auch nicht gemeint.
Rein musikalisch und sprachlich finde ich das Gedicht allerdings wenig mitreißend. Zu deutlich ist mir wohl die Verbindung zur Sprache. Auch die Abkehr von Metapher verdeutlicht durch eine Metapher, das schmeckt mir nicht ganz so. Da hätte ich mir etwas mehr konsequenz gewünscht, um es wirklich gelungen zu finden.
Viele Grüße,
GW