#1

Oswiecim

in Diverse 25.08.2006 11:43
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Oswiecim

Ich war in Auschwitz und ich bin dort nie gewesen
Ich sah die Zeichen und ich konnte sie nicht lesen
Ich bin gegangen, fast so wie ich kam
Und nicht wie einer, dem man alles nahm

Hab meinen Kamm noch, mein Geschirr und meine Schuhe
Hab helle Träume und kein Aschenhaar
Hab meinen Schlüssel, meine Uhr und meine Ruhe
Mein Glück ist: dass ich nie in in Auschwitz war

Wenn ich in Auschwitz überhaupt gewesen
Und wenn man mir dort irgendetwas nahm:
Da war ein Raum voll Krücken und Prothesen
Aus dem ich lahmer rausging, als ich kam

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#2

Oswiecim

in Diverse 25.08.2006 12:25
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Solche und ähnliche Sachen zeigen mir, dass man nicht nur nach Auschwitz noch dichten kann, sondern muss.

Gut gemacht, das ist klar. Der gedankliche Ansatz gefällt mir gut, vor allem das durchziehende (Ein-)geständnis, diesem Grauen nicht betroffenheitsbesoffen begegnen zu können. Du machst gar nicht erst den Versuch, denn das hieße ja auch, sich daran messen zu wollen und dann kann man sich nur verheben.

Zum Ende hin lahmst du etwas, auch weil S3Z2 so seltsam abbricht und die Fortsetzung in Z3 nicht passend erscheint. Dazu müsste mindestens ein Doppelpunkt ans Ende der Z2. Nicht recht gefallen will mir inhaltlich in S2Z3, dass das lyrI seine Ruhe behält, das ist zumindest nur teilweise richtig, denn sonst lahmte es kaum am Ende.

Persönlich weiß ich nur beizutragen, dass ich mit ca. 12 in Bergen-Belsen war und mir das für immer die Ruhe in dieser Frage genommen hat, vielleicht gefällt mir deine Wortwahl deswegen nicht.

DG
Mattes

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#3

Oswiecim

in Diverse 25.08.2006 12:28
von kein Name angegeben • ( Gast )
Hallo Ulli,
erstaunlich, wie sensibel du auf das heikle Thema eingegangen bist. Es ist dir gelungen, angemessen darzustellen, was einem Unbeteiligten dort wiederfahren kann, der Umgang mit dem schweren Erbe ist individuell und würdig, im Gedenken an die Opfer.
LG
B.

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#4

Oswiecim

in Diverse 25.08.2006 13:13
von Ulli Nois | 554 Beiträge | 554 Punkte
Danke für die Rückmeldungen.

Ich selbst bin mit dem Gedicht nicht wirklich glücklich. Finde es selbst in Erinnerung an meinen Besuch als zu sehr auf Pointe gearbeitet, als zu gereimt und zu rund. Ich hätte es gerne gebrochener hingekriegt, aber man kriegt nicht immer, was man will. Und dass es nicht ganz unsensibel rüberkommt, freut mich dann doch.

Der Gedanke an Auschwitz kann mich immer wieder mal aus dem Tritt bringen. Ich würde aber lügen, wenn ich behaupte, er nähme mir meine Nachtruhe.

Das mit dem Doppelpunkt wird sofort geändert.

SincereUlli


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#5

Oswiecim

in Diverse 25.08.2006 22:05
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
Die letzte Strophe überzeugt mich voll und ganz. Die beiden ersten überhaupt nicht. Es klingt zu gestelzt und wie du selbst gesagt hast, zu rund. Was auch immer du damit meinst...
Mir kommt es vor, als hättest du unbedingt deine Eindrücke verdichten wollen, sie waren dir aber noch viel zu nah und deshalb gelang es dir erst zuletzt.
Es klingt aus diesem Grunde sehr zurechtgeschnippelt und du bist m.E. zurecht nicht zufrieden. Gerade bei diesem Thema und so wie du es herausarbeiten wolltest, würde ich mich noch einmal dran machen - das wär es wert.

Gruß R.

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