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  • Solche TageDatum13.05.1970 12:38
    Thema von Velazquez im Forum Philosophisches und Gr...
    Solche Tage

    Dies sind der Tage Rätselhaftigkeiten:
    Mit müdem Atem und in langen Stunden,
    das Dunkel sehnend, einer Nacht verbunden,
    in hellen Träumen durch das Licht zu gleiten.

    Dies sind des Hoffens Unbezwingbarkeiten:
    Auf staubbedeckten Pfaden hinzugehen,
    und immer wieder, wenn wir Wasser sehen,
    an Meere denken und durch Pfützen schreiten.

    Dies sind des Denkens wundersame Weiten:
    Dass wir im Geiste eine Welt erkunden,
    die wir umkreisen und die wir umrunden,
    als lägen darin die Unsterblichkeiten.

    Doch bleibt's ein Wissen um Vergänglichkeiten,
    wenn ich erfrierend durch die Laken wühle,
    auf leeren Kissen nur den Abschied fühle;
    und jener Nächte Unerträglichkeiten.

  • SeasonsDatum13.05.1970 11:58
    Thema von Velazquez im Forum Gesellschaft
    Seasons

    You’re the people’s travel guide,
    preaching sliding substitution,
    everything’s too tall to hide,
    when divining soaks illusion.

    Set your battle tank on fire,
    then I seal your gunning slot,
    I don’t take a cent for hire -
    corpses may not pay a lot.

    Hard to stay ignoring matters,
    there’s no light to point at home,
    only blood on dusty shatters,
    and that taste of ancient rome,

    where the victims of no reasons,
    lie in gardens that we fence,
    and the grass grows brown in seasons,
    when we dig to hold some hands.

  • HyperhidroseDatum13.05.1970 11:55
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    Hyperhidrose

    Ich ritze Text
    da muss irgendwo Haut sein
    zwischen den Zeilen und Sätzen

    Also schneide ich vorsichtig
    Silbe für Silbe
    zwischen Wortfleisch und Buchstabenhärchen
    weil ich mir vorstelle
    es müsse etwas übrigbleiben

    Denn jedesmal wenn ich mit feuchten Händen
    tiefre Schnitte mache
    kann ich riechen
    dass sie da ist
  • kragenweitenDatum13.05.1970 04:59
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    kragenweiten

    liegen dichter auf den rücken
    freien huren
    in den tagen
    brechen lichter durch die lücken
    haften spuren
    loser kragen
    weiten fragen
    der im schleier

    dichter hure oder freier?
  • Klare BrüheDatum13.05.1970 01:08
    Thema von Velazquez im Forum Humor und Fröhliches
    Klare Brühe

    Herr K. schwor auf Prosa, konkrete,
    doch waren es wirre Pamphlete,
    und sobald man sie las,
    man gleich wieder vergaß,
    um was es sich eigentlich drehte.

    Frau F. andrerseits, war erpicht,
    zu reimen sei oberste Pflicht
    und das Mittel der Wahl,
    doch zuviel an der Zahl.
    Ich glaube, sie war nicht ganz dicht.

    Dann denke ich mir: Ist doch schnuppe,
    wer zwingt mich denn in eine Gruppe?
    Nicht Herr K., nicht Frau F.,
    bin mein eigener Chef,
    und würze mir selber die Suppe.



  • Das Mädchen mit dem P.Datum13.05.1970 00:09
    Thema von Velazquez im Forum Ausgezeichnete Lyrik
    Das Mädchen mit dem P.

    Und er ist wahr, der leise Ausdruck des Gesichts,
    der dir entflieht und der sich mir so flüchtig zeigt,
    dort über Wangen geht und über Brauen steigt,
    bis ihn ein Lidschlag mit hinübernimmt ins Nichts.

    In diesem Atemzug, der sich in Lüfte schwingt
    und sich der Welt enthebt und wieder niederfällt,
    wiegt sich ein Zweifel, der an meine Sinne dringt,
    der deinem Blick entschwebt und mich in Händen hält.

    Dann lässt du los, und nimmst mich abermals gefangen,
    mit jener Sehnsucht, die sich still auf dir verzweigt;
    ich bin dir Hörender und lausche deinen Wangen,
    du bist die Sprechende, die mir entgegenschweigt.
  • FreiheitDatum12.05.1970 22:30
    Thema von Velazquez im Forum Gesellschaft
    Freiheit

    Ich wünschte mir, sie wäre wie der Regen
    und fände sich in tausend Tropfen wieder,
    in jeder Perle ginge sie hernieder,
    und fiele aus den Wolken dir entgegen.

    Sie flösse über dich, als kühler Segen,
    benetzte sanft die heissen Augenlider,
    und linderte das Brennen deiner Glieder,
    dann spülte sie den Staub von Wüstenwegen.

    Für einen Wolkensturz lang, einen Regen,
    so wünschte ich, dir wär' was dran gelegen.

  • Je ne regrette rienDatum12.05.1970 20:19
    Thema von Velazquez im Forum Humor und Fröhliches
    Je ne regrette rien

    Ja, ich bedaure, ich bin nur ein Flegel,
    der der Moral entbehrt und nicht versteht.
    Bin wie ein buntbemaltes Flattersegel,
    das ständig dreht. Auch wenn kein Lüftchen geht.

    Es tut mir Leid, dass ich es nicht erkenne,
    wie alles sich zu hohem Sinn vereint.
    Ich bin nur Schauender und ich benenne,
    nur für den Augenblick, was mir erscheint.

    So tragt mich fort. Ich komme immer wieder.
    Und dann erscheine ich in neuer Form.
    Denn was ihr letzlich seht, ist nur Gefieder,
    das sich nicht zwängen lässt in eine Norm.

    Nein, ich bedaure nichts, ich bin ein Flegel,
    auf dessen Grabsteinplatte einmal steht:
    Er war ein buntbemaltes Flattersegel,
    das standig drehte. Nun ist er verweht.
  • Der VagabundDatum12.05.1970 20:05
    Thema von Velazquez im Forum Gesellschaft
    Der Vagabund

    Er ist genügsam und ihm reichen kleine Gaben,
    nach mehr verlangt ihm nicht; nur was er für sich braucht:
    Ein kleines Frühstück, etwas Wein und weil er raucht,
    ein paar Gramm Tabak, seine Sorte, wenn sie haben.

    Wo seine Heimat ist, da gibt es keine Fenster,
    da stört kein Dach den freien Blick zum Himmelszelt,
    nur in der Nacht erscheinen manchmal die Gespenster,
    die ihn verfolgen. Doch die haben längst sein Geld.

    Sein ganzer Reichtum, meint er, läge eh im Kleinen
    und der Bescheidenheit. Er ist jetzt Vagabund.
    Mit einem Rucksack und dem kleinen Mischlingshund,
    der ihm am Herzen liegt und nachts an seinen Beinen.

    So zieht er weiter mit der abgewetzten Weste,
    die er schon lange trägt, genau wie seinen Hut
    und seinen Mantel mit den dunklen Flecken, Reste.
    Denn manchmal hustet er. Dann spuckt er etwas Blut.
  • L'art pour l'artDatum12.05.1970 09:51
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    L'art pour l'art

    Kunst spricht immer;
    oder liegt sie
    manchmal stumm im Nichts?
    Meint ihr Schimmer,
    ungetrübt, die
    Narren des Gerichts?
    Ist man stets, schon durch Enthaltung,
    künstlerisch beteiligt?
    Analog: Ist Geisterspaltung
    Tiefsinn, zweckgeheiligt?
    Inszeniert sich Kunst die Fragen,
    ob ihrer Funktion,
    nicht auch ständig selbst, will sagen:
    ?
  • SternengelbDatum12.05.1970 04:58
    Thema von Velazquez im Forum Düsteres und Trübsinniges
    Sternengelb

    Raum zu klein für Schrift
    Hirn zu eng für Sinn
    Mann zu tot für Gift
    Bart zu lang für’s Kinn

    Nacht verdammt das Licht
    Zacken und Kristall
    Und ich seh dich nicht
    Sterne überall
  • ConclusioDatum12.05.1970 04:47
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    Conclusio

    (Ach, du willst nur von mir wissen,
    ob ich sitze, steh’ beim pissen?)


    Alles was ich in mir hege,
    jeden Finger den ich rege,
    reicht nicht hinter jene Scheiben,
    die nur Weltenlauf beschreiben,

    der konzeptlos weitertreibt.

    Doch auf Fährten, die ich lege,
    vor den Gärten, die ich pflege,
    mag ich’s dennoch mit dir treiben,
    um mich an dir wund zu reiben -

    ob denn sonst nichts übrigbleibt ?!

    (Frag' mich bitte nicht nach Schlüssen.
    Ich verhandle nur Prämissen.)
  • EuthanasieDatum12.05.1970 00:28
    Thema von Velazquez im Forum Natur
    Euthanasie

    Sie ist des Winters kühle Braut,
    die durch Geäst im Nebel geht,
    und jene, die ihr anvertraut,
    im Sterben sanft mit Schlaf umweht.

    Sie legt des Frostes letzte Frist
    in dichten Schleiern über’s Land,
    und allem, was vergänglich ist,
    hält sie noch ein Mal ihre Hand

    zum Abschied hin; und es ist Zeit.
    In jedem Hauch, an jedem Ort.
    Denn jener, der sie einst gefreit,

    er wartet schon; sie hält ihm Wort
    und flüstert leise: ’Seid bereit.’
    Dann zieht sie mit den Nebeln fort.

    (Unter freundlicher Mitwirkung geändert. Danke, Mattes.)
  • fragiles tragwerkDatum12.05.1970 00:11
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    fragiles tragwerk

    maßstabsloser systemplan
    definierter achsen
    fluchtpunktkoordinaten

    horizonte aug’ in aug’
    des grenzwertigen konstrukts
    fordern drehkreuzrotiert
    über den lagen abbild

    raumverstrickt
    in entwurfsabsichtlicher unmöglichkeit
    liegen

    immerhin gedankenperspektivisch
    wie mehrsilbig gekrümmt
    im gefache genormten alphabets die stäbe

    krücken eines bettelnden architekten
  • Staub zu StaubDatum11.05.1970 22:57
    Thema von Velazquez im Forum Philosophisches und Gr...
    Staub zu Staub


    So wenig, was dem Liebenden gelänge;
    für den, der ihn nur aus der Ferne sieht,
    bleibt er ein Staubkorn, klein, in einer Menge,
    die mit der Masse ihre Bahnen zieht.

    Zu leise tönte es, und leiser Klänge
    versiegte auch, was man sich darin sagt:
    Ein schwaches Rufen, das im Fortgedränge
    erstickt im Weltenschmerz, der’s überklagt.

    Und wie die Suchenden der Welt entschwinden,
    so rinnt der Menschenstrom und auch die Zeit.
    Ob’s dir, ob’s mir gelänge je zu finden,

    was nach Gefundenwerden stetig schreit?
    So wird die Liebe uns nur dann verbinden,
    wenn wir als Staubkorn uns vom Staub befreit.

  • NarkolepsieDatum11.05.1970 22:31
    Thema von Velazquez im Forum Humor und Fröhliches
    Narkolepsie

    Nur Bruchstückhaftes bleibt mir noch
    von Susi zu berichten,
    denn stündlich fall' ich in ein Loch,
    drum will ich’s schnell bedichten:

    Nun, eines Abends aßen wir,
    ich sah ihr auf die Brüste,
    und schon zur Suppe sagt’ ich ihr,
    dass ich sie gern mal küsste.

    Sie liebte meinen Sturm und Drang,
    und mit den Zehenspitzen,
    fuhr sie an meinem Bein entlang –
    ich hüstelte beim Schwitzen.

    In ihren Augen wuchs der Glanz,
    der mein Verlangen schürte,
    ein Blick, der einen voll und ganz,
    ins Reich der Träume führte.

    Und wie sie mich so angeblickt,
    verspielt in ihren Strähnen,
    da war ich auch schon eingenickt,
    mit einem leisen Gähnen.

    Und ihre Stimmung sank ab hier,
    doch meine Stirn sank schneller,
    die sich zu jedermanns Plaisir,
    vergrub im Suppenteller.

    Seitdem? Von Susi keine Spur,
    doch schreib’ ich ihr Gedichte:
    vorübergehend sei das nur,
    ’ne ruhende Geschichte.
  • zeichenspracheDatum11.05.1970 21:01
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    zeichensprache

    es findet sich in meinem wortschatz
    manchmal nichts was euch beschriebe
    oftmals bleibt es dann nur einfach
    teil meiner erklärungsnot; wo
    immer mir die sprache stockt
    colorier' ich mein empfinden
    oder möchte einfach nur
    notdürftig den satz beenden:
    sprachlos bleiben wir zurück
  • KastagnettengeklapperDatum11.05.1970 20:37
    Thema von Velazquez im Forum Werkeverzeichnisse
  • Il divinoDatum11.05.1970 18:37
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    Il divino

    Wer warst du nur, der in den Marmorsteinen
    dies Wesen suchte, das nur du erspürtest,
    warst du nicht ’Göttlicher’ unter den deinen,
    weil du der Seelen Göttliches berührtest?

    Und war dein Leben nichts als Obsession,
    die ständig wie ein Feuer in dir schwelte?
    Die nichts als in dir lodernde Vision,
    weil du in Quadern suchtest, was dir fehlte?

    Denn was dir Seele war, war längst verloren.
    Doch fand sich’s wieder, Hieb für Hieb im Stein.
    Und wollt’, mit jenem Schlag hineingeboren,
    der’s Werk vollendete, nur Seele sein.
  • gesternDatum11.05.1970 17:18
    Thema von Velazquez im Forum Diverse
    gestern


    vor meinem schrank
    steht ein paar schuhe

    doch sie
    erzählen nichts

    ganz still

    stehen sie
    beieinander

    so unaufgeregt
    und ordentlich

    fast gelangweilt

    als hätte ich sie
    nie getragen

    gestern

    als ich neben dir
    nach hause ging


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