Thema von Velazquez im Forum Philosophisches und Gr...
Solche Tage
Dies sind der Tage Rätselhaftigkeiten:
Mit müdem Atem und in langen Stunden,
das Dunkel sehnend, einer Nacht verbunden,
in hellen Träumen durch das Licht zu gleiten.
Dies sind des Hoffens Unbezwingbarkeiten:
Auf staubbedeckten Pfaden hinzugehen,
und immer wieder, wenn wir Wasser sehen,
an Meere denken und durch Pfützen schreiten.
Dies sind des Denkens wundersame Weiten:
Dass wir im Geiste eine Welt erkunden,
die wir umkreisen und die wir umrunden,
als lägen darin die Unsterblichkeiten.
Doch bleibt's ein Wissen um Vergänglichkeiten,
wenn ich erfrierend durch die Laken wühle,
auf leeren Kissen nur den Abschied fühle;
und jener Nächte Unerträglichkeiten.
Herr K. schwor auf Prosa, konkrete,
doch waren es wirre Pamphlete,
und sobald man sie las,
man gleich wieder vergaß,
um was es sich eigentlich drehte.
Frau F. andrerseits, war erpicht,
zu reimen sei oberste Pflicht
und das Mittel der Wahl,
doch zuviel an der Zahl.
Ich glaube, sie war nicht ganz dicht.
Dann denke ich mir: Ist doch schnuppe,
wer zwingt mich denn in eine Gruppe?
Nicht Herr K., nicht Frau F.,
bin mein eigener Chef,
und würze mir selber die Suppe.
Und er ist wahr, der leise Ausdruck des Gesichts,
der dir entflieht und der sich mir so flüchtig zeigt,
dort über Wangen geht und über Brauen steigt,
bis ihn ein Lidschlag mit hinübernimmt ins Nichts.
In diesem Atemzug, der sich in Lüfte schwingt
und sich der Welt enthebt und wieder niederfällt,
wiegt sich ein Zweifel, der an meine Sinne dringt,
der deinem Blick entschwebt und mich in Händen hält.
Dann lässt du los, und nimmst mich abermals gefangen,
mit jener Sehnsucht, die sich still auf dir verzweigt;
ich bin dir Hörender und lausche deinen Wangen,
du bist die Sprechende, die mir entgegenschweigt.
Ich wünschte mir, sie wäre wie der Regen
und fände sich in tausend Tropfen wieder,
in jeder Perle ginge sie hernieder,
und fiele aus den Wolken dir entgegen.
Sie flösse über dich, als kühler Segen,
benetzte sanft die heissen Augenlider,
und linderte das Brennen deiner Glieder,
dann spülte sie den Staub von Wüstenwegen.
Für einen Wolkensturz lang, einen Regen,
so wünschte ich, dir wär' was dran gelegen.
Ja, ich bedaure, ich bin nur ein Flegel,
der der Moral entbehrt und nicht versteht.
Bin wie ein buntbemaltes Flattersegel,
das ständig dreht. Auch wenn kein Lüftchen geht.
Es tut mir Leid, dass ich es nicht erkenne,
wie alles sich zu hohem Sinn vereint.
Ich bin nur Schauender und ich benenne,
nur für den Augenblick, was mir erscheint.
So tragt mich fort. Ich komme immer wieder.
Und dann erscheine ich in neuer Form.
Denn was ihr letzlich seht, ist nur Gefieder,
das sich nicht zwängen lässt in eine Norm.
Nein, ich bedaure nichts, ich bin ein Flegel,
auf dessen Grabsteinplatte einmal steht:
Er war ein buntbemaltes Flattersegel,
das standig drehte. Nun ist er verweht.
Er ist genügsam und ihm reichen kleine Gaben,
nach mehr verlangt ihm nicht; nur was er für sich braucht:
Ein kleines Frühstück, etwas Wein und weil er raucht,
ein paar Gramm Tabak, seine Sorte, wenn sie haben.
Wo seine Heimat ist, da gibt es keine Fenster,
da stört kein Dach den freien Blick zum Himmelszelt,
nur in der Nacht erscheinen manchmal die Gespenster,
die ihn verfolgen. Doch die haben längst sein Geld.
Sein ganzer Reichtum, meint er, läge eh im Kleinen
und der Bescheidenheit. Er ist jetzt Vagabund.
Mit einem Rucksack und dem kleinen Mischlingshund,
der ihm am Herzen liegt und nachts an seinen Beinen.
So zieht er weiter mit der abgewetzten Weste,
die er schon lange trägt, genau wie seinen Hut
und seinen Mantel mit den dunklen Flecken, Reste.
Denn manchmal hustet er. Dann spuckt er etwas Blut.
Kunst spricht immer;
oder liegt sie
manchmal stumm im Nichts?
Meint ihr Schimmer,
ungetrübt, die
Narren des Gerichts?
Ist man stets, schon durch Enthaltung,
künstlerisch beteiligt?
Analog: Ist Geisterspaltung
Tiefsinn, zweckgeheiligt?
Inszeniert sich Kunst die Fragen,
ob ihrer Funktion,
nicht auch ständig selbst, will sagen:
?
Thema von Velazquez im Forum Philosophisches und Gr...
Staub zu Staub
So wenig, was dem Liebenden gelänge;
für den, der ihn nur aus der Ferne sieht,
bleibt er ein Staubkorn, klein, in einer Menge,
die mit der Masse ihre Bahnen zieht.
Zu leise tönte es, und leiser Klänge
versiegte auch, was man sich darin sagt:
Ein schwaches Rufen, das im Fortgedränge
erstickt im Weltenschmerz, der’s überklagt.
Und wie die Suchenden der Welt entschwinden,
so rinnt der Menschenstrom und auch die Zeit.
Ob’s dir, ob’s mir gelänge je zu finden,
was nach Gefundenwerden stetig schreit?
So wird die Liebe uns nur dann verbinden,
wenn wir als Staubkorn uns vom Staub befreit.
es findet sich in meinem wortschatz
manchmal nichts was euch beschriebe
oftmals bleibt es dann nur einfach
teil meiner erklärungsnot; wo
immer mir die sprache stockt
colorier' ich mein empfinden
oder möchte einfach nur
notdürftig den satz beenden:
sprachlos bleiben wir zurück
Wer warst du nur, der in den Marmorsteinen
dies Wesen suchte, das nur du erspürtest,
warst du nicht ’Göttlicher’ unter den deinen,
weil du der Seelen Göttliches berührtest?
Und war dein Leben nichts als Obsession,
die ständig wie ein Feuer in dir schwelte?
Die nichts als in dir lodernde Vision,
weil du in Quadern suchtest, was dir fehlte?
Denn was dir Seele war, war längst verloren.
Doch fand sich’s wieder, Hieb für Hieb im Stein.
Und wollt’, mit jenem Schlag hineingeboren,
der’s Werk vollendete, nur Seele sein.