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#1
von Velazquez • | 315 Beiträge | 315 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 10.04.2006 14:54von Velazquez • | 315 Beiträge | 315 Punkte
Solche Tage
Dies sind der Tage Rätselhaftigkeiten:
Mit müdem Atem und in langen Stunden,
das Dunkel sehnend, einer Nacht verbunden,
in hellen Träumen durch das Licht zu gleiten.
Dies sind des Hoffens Unbezwingbarkeiten:
Auf staubbedeckten Pfaden hinzugehen,
und immer wieder, wenn wir Wasser sehen,
an Meere denken und durch Pfützen schreiten.
Dies sind des Denkens wundersame Weiten:
Dass wir im Geiste eine Welt erkunden,
die wir umkreisen und die wir umrunden,
als lägen darin die Unsterblichkeiten.
Doch bleibt's ein Wissen um Vergänglichkeiten,
wenn ich erfrierend durch die Laken wühle,
auf leeren Kissen nur den Abschied fühle;
und jener Nächte Unerträglichkeiten.
Dies sind der Tage Rätselhaftigkeiten:
Mit müdem Atem und in langen Stunden,
das Dunkel sehnend, einer Nacht verbunden,
in hellen Träumen durch das Licht zu gleiten.
Dies sind des Hoffens Unbezwingbarkeiten:
Auf staubbedeckten Pfaden hinzugehen,
und immer wieder, wenn wir Wasser sehen,
an Meere denken und durch Pfützen schreiten.
Dies sind des Denkens wundersame Weiten:
Dass wir im Geiste eine Welt erkunden,
die wir umkreisen und die wir umrunden,
als lägen darin die Unsterblichkeiten.
Doch bleibt's ein Wissen um Vergänglichkeiten,
wenn ich erfrierend durch die Laken wühle,
auf leeren Kissen nur den Abschied fühle;
und jener Nächte Unerträglichkeiten.
#2
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 10.04.2006 15:14von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Dies sind Gedichte, die mich zweifeln lassen
Ob ich den Weg, den ich hier tastend gehe
Noch weiter gehen soll, denn wie ich sehe
Kann mancher hier mit mehr Talenten prassen!
Hi Vel!
Margot hat mal gesagt, sie kenne keine künstlerische Eifersucht. Ich kann das von mir nicht behaupten, ich hätte dieses Werk gerne geschrieben, weil es neben der wunderbar gesetzmäßigen Gleichmäßigkeit, den herrlichen Ellipsen, den kaum durchbrochenen Regelmäßigkeiten die ebenso intelligente, wie poetische Aussage beinhaltet, dass solchen Tagen immer auch jene Nächte folgen (können) und wir uns um letztere wohl mehr Gedanken machen sollten, als um alle diese Oberflächlichkeiten.
Bei einem so formidablen Gesamteindruck wäre es beckmesserisch, das Semikolon in der vorletzten Zeile als überflüssig zu schmähen, du wirst dir schon etwas dabei gedacht haben.
Noch vor kurzem grummelte ich so für mich selber hin, dass diese sprachlosen Kurzkommentare keinem was bringen. Wieder was gelernt: Manchmal kann man einfach nicht anders.
Das dritte Gedicht des nach einem Drittel des Monats. Wie wird es weitergehen?
DG
Mattes
Ob ich den Weg, den ich hier tastend gehe
Noch weiter gehen soll, denn wie ich sehe
Kann mancher hier mit mehr Talenten prassen!
Hi Vel!
Margot hat mal gesagt, sie kenne keine künstlerische Eifersucht. Ich kann das von mir nicht behaupten, ich hätte dieses Werk gerne geschrieben, weil es neben der wunderbar gesetzmäßigen Gleichmäßigkeit, den herrlichen Ellipsen, den kaum durchbrochenen Regelmäßigkeiten die ebenso intelligente, wie poetische Aussage beinhaltet, dass solchen Tagen immer auch jene Nächte folgen (können) und wir uns um letztere wohl mehr Gedanken machen sollten, als um alle diese Oberflächlichkeiten.
Bei einem so formidablen Gesamteindruck wäre es beckmesserisch, das Semikolon in der vorletzten Zeile als überflüssig zu schmähen, du wirst dir schon etwas dabei gedacht haben.
Noch vor kurzem grummelte ich so für mich selber hin, dass diese sprachlosen Kurzkommentare keinem was bringen. Wieder was gelernt: Manchmal kann man einfach nicht anders.
Das dritte Gedicht des nach einem Drittel des Monats. Wie wird es weitergehen?
DG
Mattes
#3
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 10.04.2006 19:36von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Vel
Da schliesse ich mich einfach Mattes Meinung an: Klasse!
Die vielen Endungen auf '(k)eiten' stören mich (hier) überhaupt nicht. Vielmehr wiegen sie einem, ein Singsang, als würde man in einer Hängematte zwischen zwei Sternen liegen und über das Leben, die Zeit, Tod und Auferstehung sinnieren. Gefällt mir sehr.
Gruss
Margot
Da schliesse ich mich einfach Mattes Meinung an: Klasse!
Die vielen Endungen auf '(k)eiten' stören mich (hier) überhaupt nicht. Vielmehr wiegen sie einem, ein Singsang, als würde man in einer Hängematte zwischen zwei Sternen liegen und über das Leben, die Zeit, Tod und Auferstehung sinnieren. Gefällt mir sehr.
Gruss
Margot
#4
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 10.04.2006 20:03von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Hallo, Velazquez!
Rätselhaftigkeiten und Unbezwingbarkeiten sind große Worte,
die für meinen Begriff in den jeweiligen Strophen (1 u. 2)nicht prägnant genug begründet sind.
Das soll keinesfalls Dein Talent anzweifeln, doch ein Funke Verspieltheit mit kräftigen Worten in den ersten Zeilen ist für mich nicht zu übersehen.
Flüssig und gut, nur das 'Klasse!' hebe ich mir auf, es könnte ja auch noch Besseres kommen! und ein Superlativ sollte immer in Reserve sein.
Freundlichen Gruß!
Joame
Rätselhaftigkeiten und Unbezwingbarkeiten sind große Worte,
die für meinen Begriff in den jeweiligen Strophen (1 u. 2)nicht prägnant genug begründet sind.
Das soll keinesfalls Dein Talent anzweifeln, doch ein Funke Verspieltheit mit kräftigen Worten in den ersten Zeilen ist für mich nicht zu übersehen.
Flüssig und gut, nur das 'Klasse!' hebe ich mir auf, es könnte ja auch noch Besseres kommen! und ein Superlativ sollte immer in Reserve sein.
Freundlichen Gruß!
Joame
#5
von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 10.04.2006 23:25von Ulli Nois • | 554 Beiträge | 554 Punkte
Tage können rätselhaft sein. Aber wenn es tiefe Rätsel sind, verdienen sie es, groß und lang ausgeschrieben zu werden.
Dasselbe gilt für das Nichtuntergehen der Hoffnung. Ich sehe darin nicht Verspieltes, sondern nur ein Hauptwort.
Das Gedicht ist voller Hauptworte, die in der deutschen Sprache besonders groß herauskommen. Rätselhaftigkeit. Unbezwingbarkeit. Unsterblichkeit. Vergänglichkeit. Unerträglichkeit. Sie spiegeln einander. Dadurch werden die einzelnen Behauptungen aufgehoben. Der hier beschriebene Geist schillert zwischen Größenwahn und Kleinstmut. Das ist unsere Heimat, und die finde ich treffend skizziert.
Vielleicht geht es vordergründig um Liebesnächte, die am Tag weiterfiebern, und um die Angst, das Geliebte zu verlieren. Aber auch Menschen ohne durchwühlte Kissen können sich in diesen Zeilen wiederfinden. Alle, die auf diese oder eine andere Weise die dunkle Nacht der Seele durchschreiten.
Das Gedicht hat einen so weiten und nachhaltigen Klang, dass ich ihm die Genitive und den Rilke-Duktus nicht als "unecht" ankreiden mag. Das ist Vel, er hat seinen Ton gefunden, und ich höre ihn gern.
Gruß, Ulli
Dasselbe gilt für das Nichtuntergehen der Hoffnung. Ich sehe darin nicht Verspieltes, sondern nur ein Hauptwort.
Das Gedicht ist voller Hauptworte, die in der deutschen Sprache besonders groß herauskommen. Rätselhaftigkeit. Unbezwingbarkeit. Unsterblichkeit. Vergänglichkeit. Unerträglichkeit. Sie spiegeln einander. Dadurch werden die einzelnen Behauptungen aufgehoben. Der hier beschriebene Geist schillert zwischen Größenwahn und Kleinstmut. Das ist unsere Heimat, und die finde ich treffend skizziert.
Vielleicht geht es vordergründig um Liebesnächte, die am Tag weiterfiebern, und um die Angst, das Geliebte zu verlieren. Aber auch Menschen ohne durchwühlte Kissen können sich in diesen Zeilen wiederfinden. Alle, die auf diese oder eine andere Weise die dunkle Nacht der Seele durchschreiten.
Das Gedicht hat einen so weiten und nachhaltigen Klang, dass ich ihm die Genitive und den Rilke-Duktus nicht als "unecht" ankreiden mag. Das ist Vel, er hat seinen Ton gefunden, und ich höre ihn gern.
Gruß, Ulli
#6
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 11.04.2006 01:14von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Hallo Ulli!
Da hat ja mein verehrter Maler einen großen Fan in Dir gefunden, der ihn mit flammender Argumentation interpretiert und nötigenfalls auch verteidigen würde.
Unter Verspieltheit, das ich besser als bewußtes Schema ausgedrücken hätte sollen, meinte ich die letzten Wörter der ersten Zeilen, die mir sofort auffielen:
Rätselhaftigkeiten
Unbezwingbarkeiten:
Weiten
Vergänglichkeiten
und meine, sie sind durchwegs kalkuliert und wirkunsvoll an diese Stelle plaziert worden.
Gruß von Joame
Da hat ja mein verehrter Maler einen großen Fan in Dir gefunden, der ihn mit flammender Argumentation interpretiert und nötigenfalls auch verteidigen würde.
Unter Verspieltheit, das ich besser als bewußtes Schema ausgedrücken hätte sollen, meinte ich die letzten Wörter der ersten Zeilen, die mir sofort auffielen:
Rätselhaftigkeiten
Unbezwingbarkeiten:
Weiten
Vergänglichkeiten
und meine, sie sind durchwegs kalkuliert und wirkunsvoll an diese Stelle plaziert worden.
Gruß von Joame
#7
von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 11.04.2006 07:08von Mattes • | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Das ist ja albern. Selbstverständlich sind die Zeilenenden der jeweiligen ersten Zeilen bewusst platziert, wir reden immerhin von einem Gedicht. Das Tollste daran ist ja auch noch, dass sie dann in den jeweils letzten Zeilen auch noch einen Reimpartner finden. Auch das erscheint mir nicht unabsichtlich gewählt.
Ernst beiseite: Die "großen Worte", von denen es ja sogar 5 gibt, sind selbstverständlich DAS zentrale Element dieses Gedichtes. Um dieses Gerüst ist es aufgebaut. Das erwarte ich von einem Gedicht bzw. dann überzeugt es mich erst, wenn der Dichter/die Dichterin sich etwas dabei gedacht hat. Kling-klang-klong-Gedichte gibt es genug. Wenn ich von den kaum durchbrochenen Regelmäßigkeiten sprach, meinte ich folgende Schwäche:
I ...Rätselhaftigkeiten ...gleiten
II ...Unbezwingbarkeiten ...schreiten
III ...Weiten ...Unsterblichkeiten
IV ...Vergänglichkeiten ...Unerträglichkeiten
Wenn es denn ein konsequenter Wechsel ab Strophe 3 gewesen wäre, hätte ich das hervorragend gefunden. So aber wirkt es dann doch etwas zufällig. Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich derzeit habe.
DG
Mattes
Ernst beiseite: Die "großen Worte", von denen es ja sogar 5 gibt, sind selbstverständlich DAS zentrale Element dieses Gedichtes. Um dieses Gerüst ist es aufgebaut. Das erwarte ich von einem Gedicht bzw. dann überzeugt es mich erst, wenn der Dichter/die Dichterin sich etwas dabei gedacht hat. Kling-klang-klong-Gedichte gibt es genug. Wenn ich von den kaum durchbrochenen Regelmäßigkeiten sprach, meinte ich folgende Schwäche:
I ...Rätselhaftigkeiten ...gleiten
II ...Unbezwingbarkeiten ...schreiten
III ...Weiten ...Unsterblichkeiten
IV ...Vergänglichkeiten ...Unerträglichkeiten
Wenn es denn ein konsequenter Wechsel ab Strophe 3 gewesen wäre, hätte ich das hervorragend gefunden. So aber wirkt es dann doch etwas zufällig. Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich derzeit habe.
DG
Mattes
#8
von Velazquez • | 315 Beiträge | 315 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 02.05.2006 21:55von Velazquez • | 315 Beiträge | 315 Punkte
Hi Leute!
Danke sehr, für eure Beiträge.
Entschuldigt, dass ich so spät antworte, doch momentan lässt es meine Zeit kaum zu, im Internet präsent zu sein, bzw. mich am Forum aktiv zu beteiligen - in Kurzform: Freundin, Umzug, Job, Studium,...
Ich hoffe ihr werdet es mir nachsehen ,
bis auf Weiteres,
LG, Vel
Danke sehr, für eure Beiträge.
Entschuldigt, dass ich so spät antworte, doch momentan lässt es meine Zeit kaum zu, im Internet präsent zu sein, bzw. mich am Forum aktiv zu beteiligen - in Kurzform: Freundin, Umzug, Job, Studium,...
Ich hoffe ihr werdet es mir nachsehen ,
bis auf Weiteres,
LG, Vel
#9
von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
Solche Tage
in Philosophisches und Grübeleien 02.05.2006 22:12von Wilhelm Pfusch • Administrator | 2.006 Beiträge | 2043 Punkte
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