hallo marlene, na sowas, dass das noch einmal hochgekommen ist! dialogsonett heißt erst einmal nur, dass es einen dialog, also ein zwiegespräch beinhaltet, ansonsten sind sie regeln des sonetts so weit oder so eng zu fassen, wie bei jedem anderen sonett auch. in meiner frech-verspielten parodie hab ich - dem "quick-" geschuldet - auf nur vier hebungen je vers verkürzt, was natürlich den klang entsprechend verändert, sodass es mit der melodie eines "seriösen" sonett eigentlich nichts mehr gemein hat.
hier ein bsp. für ein dialogsonett von Zacharias Werner
Der Weg
Passagier Kein Sternlein ist am Himmel mehr zu haben, Und immer schlingt der Wind sich in Gewinden, Als könn' er aus sich selbst heraus nicht finden! Die Pferde, Schwager, wollen nicht mehr traben! -
Postillon Hm! - Hört ihr nicht dort unten schrei'n die Raben? Es ist, als ob die Gäul' das auch verstünden! Viel Thränen zogen wohl nach jenen Gründen; Da liegt viel ehrlich Menschenvolk begraben! -
Passagier Ein Licht im Thal! Ist's Jena?....................... Postillon ......................................Fehl geschossen! Das Lichtlein kommt von einer Wassermühle! Doch sind wir hier erst, sind wir bald zur Stelle!
Passagier Aus Wasser - Licht?! Mit Gott! Ins Horn gestoßen! Rasch, Pferde, 's geht im Dunkeln auch zum Ziele! - Ich such den Meister* auf, wenn's wieder helle! -
*gemeint ist Goethe
hoffentlich sind deine fragen damit beantwortet.
liebe grüße, salome
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freut mich, wenn spaß gemacht hat, warrior, vorder- und hintergündig und überhaupt.
hi pista, ja so gehts, nun scheint auch der nachsommer vorüber zu sein: regenschauer 6°C... liefern einen herben vorgeschmack auf die kommenden tage; kann sein, dass die morgen überhaupt nicht aus ihren dicken wollsocken kommen und sich müde in der dämmerung verlaufen. zeit, den kachelofen anzuheizen und teewasser aufzusetzen...
vielen herzlichen dankfür das blättern in meinen pergamentblättern, das anfühlen der sonnen-speicher-warmen denksteine und deine gefallensworte.
nun schleiche ich schon eine ganze weile um deine fagmente herum, die späne der vergangenheit, die in der heutige haut stecken, sich einkapseln oder eiternd auf das skalpell warten. ich mag das fragmentarische ebenso sehr wie es mich herausfordert, weil ich die einzelfacetten zu einem bild machen möchte, zu einem schauplatz, einer stadt in der sie alle zusammenlaufen, venedig? es gelingt mir nicht, auch weil mir die bilder doch recht plakativ erscheinen: "die unschuld am pranger" (nur die unschuld?) oder "die letzte ölung schmeckt nach essig", und das macht mich irgendwie unzufrieden.
für mich beißt sich das unmerklich mit dem plötzlich, so wies dasteht - wenns plötzlich winter wird, ists doch nicht zu übersehen? darum einen anregung, stell ein bisschen um
unmerklich ist es winter geworden plötzlich gefühlt in uns und wir können nur auf den frühling hoffen
durch die zeilenumbrüche liest es sich abgehackt und stockend, die kälte kommt durch, aber ob der frühling von außen, das hoffen darauf genügt, um eine beziehung im innern zu wärmen...?
liebe grüße, salome
EDIT:"abgekackt statt "abgehackt" geht natürlich gar nicht, und auch sonst tummeln sich da buchstaben, wo sie nicht hingehören, und fehlen, wo sie sein sollten. wenn ihr euch sorgen um meinen geistenszustand machen solltet, danke, mir gehts sehr gut, trotzdem... ich werd mich mal ans korrigieren machen. sollte ich noch was übersehen haben, seid bitte nachsichtig. und kara, du nimmst mirs nicht krumm, gell?
komischerweise empfinde ich mcberrys "gestraffteres beispiel" als gar nicht gestraffter, besonders die suche nach dem wesen der engel ist mir zu gesucht. eine neunjährige - auch wenn sie später ältert, mit dem "seitdem" werden die leser_innen genau dort abgeholt, "sucht nicht das wesen", mein ich halt.
@erdbeermund, mir gefällt deine vergleichsweise "ungebügelte", weniger poetische version eigentlich sehr gut, nur das "nie wieder" kommt mir zu bedeutungsschwanger und pathetisch vor, denn ich mag gerade das unkomlizierte in deinen zeilen. nur sio eine idee: "wer glaubt schon an engel?" das nähme so ein bisschen den direkte fingerzeig raus, glaub ich.
angesichts deiner fortführung der geschichte, joame, bleibt mir fast die luft weg, nicht unbedingt vor lachen.
ein außergewöhnlicher, ein sehr berührender text. diese art "nachhaltgkeit" hatten wir uns nicht gewünscht, nicht wahr? toll, wie das schon im titel zum ausdruck kommt - ein zuviel auf dem teller derer, die nicht genung kriegen können, ein schlag, der so nachhaltig wirkt, dass es unabsehbar ist...
mich begeistern hier die sprachlichen feinheiten, mit denen du nüchterne beobachtungen anreicherst, so klingt in mir schon in "radioaktiv" eine bedrohliche aktivität an. die weißen brücken, weiß nicht konkret festzumachen, ein hinweis auf die vielen brücken japans, hoffnungsvolle (weiße) brücken in die zukunft? die hypnotischen augen, die wiederspiegeln, wirken über diesen umweg noch eindringlicher als ein direkte beschreibung des verzweifelten kampfes gegen das feuer.
in der zweiten strophe folgt eine umschreibung der folgen, all dessen, was nun anders geworden ist: andersbunt wird von andersblütig aufgegriffen (im zusammenhang mit frühling verschmelzen hier blüten mit blut, gefällt mir sehr), dazwischen das feuer, das seinen segen im fluch erstickt und die nicht namenlosen gräber, heldengräber(?) oder hinweis auf die noch folgenden opfer, nicht die vielen unmittelbaren katastrophenopfer - dernen gräber ja oft namenlos blieben(?).
ein ganz behutsames streifen von persönlichem in S3, das bild des großvaters, das gerade als der sein leben verliert, zum halt und zur kraftquelle für die enkelin wird.
die letzte strophe wirkt sehr lyrisch auf mich, beschwörend und zusammenfassend, so als ob man sich immer wieder vor augen führt, was ist, und es dennoch nicht begreifen kann. ich weiß nicht recht, ob ich den kalten atem und das kalte grab hier wirklich brauche, obs nicht doch zu . . . ist? du hast hier gezoomt - vom einzelschicksal wieder zum ganzen, nicht nur in japan, in der welt stellt sich der schwarze märzwind den weißen brücken aus der ersten strophe entgegen, wir dem radioaktiven meer plutonischer regen verabreicht... wunderbar wie du die erste strophe wieder aufgreifst.
der kreis schließt sich hier auch für mich in dem berührtsein, von dem ich dir am anfang schrieb. ich habe mich bisher nicht an dieses thema gewagt, habe auch vieles dazu gelesen, das mir "verunglückt" schien, worte ver- und gefühle missbrauchend. du hast dem nun etwas beeindruckendes gegenübergestellt.
hi gemini, ein starker text, der mich von der ersten bis zur letzten zeile hineingezogen hat, ein leidenschaftliches und kraftvolles plädoyer dafür, auch knieend, gerade knieend, seinen mann zu stehen, gerade zu stehen für alles, was diesen mann (sind hier wieder die frauen mitgemeint oder macht es einen unterschied, frage ich mich erst mal und geb mir noch ein wenig zeit...) ausmacht, seine lebendigkeit, sein temperament, seine kraft ... (blut), die trauer, niederlagen, schmerz, rührung (tränen). eine aufforderung, gefühle zuzulassen, hinzufühlen, sich seiner liebesfähigkeit bewusst sein, genau wie seiner wut, sich seiner selbst bewusst zu sein und sich als teil des ganzen zu fühlen. doch halt: "dann bist du die Erde" ist keine aufforderung, sondern eine feststellung, unverrückbarer fixpunkt in diesem wenn-dann-gefüge.
ich finde es besonders gelungen, dass du keine vorgeschichte erzählst, kein wie es dazu kommt, dass da einer kniet. hat er sich aus freien stücken zum gebet niedergekniet? wurde er gezwungen, niedergedrückt von der schwere irgendeines schicksals? steckt demut oder demütigung dahinter? ich mag diese offenheit hier sehr, obwohl natürlich schon starke "belastungen" mitschwingen und ich diese knieende haltung schon als folge eines "scheiterns" sehe, wie immer man sich das vorstellen möchte und als eine art "gebet" einem selbstbe- und einer selbserkenntnis, ein sich begreifen und sich treu bleiben. all das drückt sich hier für mich in vergleichsweise wenigen worten aus, mit gerade soviel anhaltspunkten, um für mich was raus lesen zu können, aber nicht starr festgelegt zu sein.
sehr gut gestaltet finde ich auch diese "hineinrasslen" in die wut durch den verkürzten vers.
ZitatDann bist du die Erde
hier würde ich eventuell auf das "die" vor erde verzichten (zum einen, weil dann LD metrisch glatt mit der erde verschmilzt, zum anderen weil ich bei "die erde" in erster linie an den planeten denke, ergibt ja auch sinn, doch gefällt mir auch, wenn da was von "erde zu erde und staub zu staub" mitschwingt und der gedanke, dass man im knien dem boden näher ist.
für mich ein überaus lesenswertes gedicht! liebe grüße, salome
p.s.: ich glaub eigentlich dass es für uns frauen genauso stimmt, vielleicht fällt es uns sogar ein bisschen leichter, vielleicht...?
hallo und guten morgen ihr lieben, habt vielen dank für die feinen lobesworte. sowas freut das poetinnenherz!
@rubberduck, für michr steht hier das säumen im sinn von trödeln im vordergrund, durch die früh einsetzende dämmerung empfinde ich die abende länger.... ein bisschen gewöhnungsbedürftig ists schon, geb ich ja zu!
@der.hannes, wso ist denn hier schamrote smiley? nicht gefunden" dafür das hier: danke für die!
@munkel, die "zeitwarten" finde ich ein sehr schönes wort, da könnte glatt ein gedicht draus werden. danke!
auch ich mag deinen text, der sich zwischen prosa und lyrik dahinschlängelt und im wesentlichen durch punkte gegliedert ist, zwei gedankenstriche, zwei fragezeichen... raffiniert, dass du die direkte rede eben nicht durch anführungszeichen hervorhebst, sodass gedachtes und gesprochenes, die eingeflochtene (selbst-)beobachtung und reflexion verschwimmen. und doch abgegrenzt - eben durch die punkte. irgendwie haben deine zeilen was sehr autentisches, ungekünsteltes, gleichzeitig klingen sie auch sehr poetisch, ohne pathetisch zu sein. eine mischung, die mir irgendwie unter die haut geht. die zeilenumbrüche haben mich zum teil verwundert, etwa hier
ZitatBist du da? Am Display leuchtet zwar ein Name. Nach wie vor. Doch höre ich kein Lebenszeichen mehr.
meine persönliche lieblingsstelle ist:
ZitatDann kehrt der Atem wieder. Bittend.
gelungen finde ich auch, dass du den atem, das handy/telefon die rolle des LD übernehmen lässt.
am ende, denke ich, könntest du dir einen gefallen tun, wenn du "keiner kann etwas dafür" samt punkten weglassen würdest, diese nachgeschobene erklärung brauchts doch gar nicht, oder? das "ehrlich könnte bei mir dann viel länger nachklingen...
hallo ihr lieben, schon so viele klicks und rückmeldungen, das spricht doch eigentlich für den herbst im titel, oder?
@rainek,, mein erl hüpft, du ahnst gar nicht, welche freude du mir mit deinen komms machst. danke schön!
Zitatund säumt am fuß der schattenmauer, wird nie mit einem was aufgelöst, wenn ich das richtig sehe; das könnte man leicht mit einem: und säumt DEN fuß der schattenmauer, auflösen;
ja, ich gebs zu, das "säumt" ist ein stolpersteinchen, das ich da absichtlich am saum der schattenmauer plaziert habe. wie gut sich das trifft, dass säumen einerseits einfassen, aber andererseits auch offen lassen, zögern, sich zeitlassen bis hin zum versäumen heißen kann. also eigentlich trödelt der abend noch ein bisschen, drückt sich an der schattenmauer herum. natürlich denkt die leserin erst, er würde die schattenmauer einsäumen. aber ists nicht eher andersrum, dass die schattenmauer den saum zwischen abend und nacht bildet? man muss es wahrscheinlich öfter lesen, um dahinter zu kommen, und genau das ist absicht. hier säumt also der leser ebenfalls. und sollte man auf diesen hintergedanken nicht kommen, dann gönne ich jedem das gefühl, es besser zu wissen. ist doch auch schön. ein problem, für das man eine lösung hat.
zu deinem ersten punkt, dem titel: warum meinst du, wirkt er wie ein arbeitstitel auf dich, worauf führst du das zurück. ich weiß, solche begründungen fallen meist sehr schwer, aber vielleicht hättest du einen anhaltspunkt für mich, was damit nicht stimmt. oder eine alternative?
@mcberry, du hängst dich auch beim titel dran, findest ihn
Zitatzu vordergründig flach für psychedelische Unermeßlichkeiten
naja, ich dachte ein spätherbstbild gemalt zu haben, in den tiegründigen farben des abends... auch an dich die frage, in welche richtung gehend du dir eine alternative vorstellen könntest. hast du eine idee?
@gassenbaum, ich hab dich nicht vergessen, ich wollte nur die beiden titelmäkeler verbünden. gassenbaum ist ein unheimlich schönes, ein anheimelnd österreichisches wort mit atmosphäre, traulich-beschaulich bis miefig-eng die gasse, in der besagte bäume stehen. und natürlich wars als hommage an dich gedacht, wünscht man sich doch mehr von der sorte für ein grüneres ... es werden ja schon da und dort junge bäumchen nachgepflanzt oder wachsen zunächst wild und unbeachtet vor sich hin, doch mit der seele der alterskargen können sies halt erst aufnehmen, wenn sie dann selbst in die jahre kommen.
@pista,
Zitatund säumt am Fuß die Schattenmauer
halte ich für eine sehr gelungene variaton des themas, mein inhaltlicher schwerpunkt ist etwas mehr auf zögern und verzetteln ausgerichtet - im mehr hintergründigen sinn.
euch allen ein herzliches danke für eure beschäftigung mit dem text, die anregungen und vorschläge ganz besonders zur säumen-stelle, ich freu mich über eure aktivität
im lichtgeriesel träger schauer an alterskargen gassenbäumen wölbt sich der abend weiter vor und säumt am fuß der schattenmauer, verzettelt sich am eingangstor zur nacht, in ihren zirkelräumen bleibt unermessliches von dauer.
guten morgen, ihr lieben, vielen dank für eure rückmeldungen.
@mcberry
ZitatJonglierend mit einem seh(n)endem hinüber gezogen werden in eine die sinnliche Zuneigung übersteigende jenseitige Unfaßbarkeit.
ja, das ist eine sehr schöne interpretation und zusammmenfassung. mir gings hier schon um eine sinnliche erfahrung, die aber weit über das physische, über eine ich-du-beziehung hinaus geht, auch an einen moment der "selbserkenntnis" habe ich dabei gedacht, wenn man sich neu begegnet und staunt: "Auch das steckt in mir drin, auch das bin ich!" und das annehmen kann ...
@pista,
ZitatAuf mich wirkt das Gedicht ungemein erotisch:
das freut mich, wie es mich auch ein wenig wundert. natürlich bewegt sich die stimmung zwischen dem warmen rötlichen licht des sonnenuntergangs bis hin zu mystischem lila und "mondnachtblau" und wahrscheinlich ist diese erste ebene die einer liebesnacht und so dominant, dass die zweite philosophisch-psychologische ganz in den hintergrund tritt. macht ja nix, im gegenteil!
zu dem betonungsproblem bei "...mit der bereitschaft, die im schatten liegt..." denke ich, dass es mit dem enjambement zusammenhängt, da möchte man gern zeilenübegreifend alternierend lesen "...paaren mit der..." - spätestens bei bereitschaft schleuderts dann. versuch mal die bereitschaft als eine ganz besondere, eben die, die (noch) im schatten liegt, zu lesen.
@rubber, du hast noch eine zweite metrische unsicherheit angesprochen bei "unfassbar" - das ist ein ziemlich seltsames wort, "un" erscheint in der form, wie ich es lese nicht übemäßig betont, ich habe eher das problem, die betonung fast gleich auf die beiden ersten silben, also auf "un" und "fass" zu legen, so dass die weibliche reimendung "baren" ein wenig zu kurz kommt. ich denke, du hast da mit deinem gefühl: "da stimmt was nicht" ganz recht. unfassbar also auch metrisch nicht leicht zu fassen.
euch allen noch ein herzliches danke für eure einlassungen zum text und liebe grüße, salome
ich will mich auch deines werkes annehmen, nicht weil ich nett sein will, sondern weil ichs in vielerlei hinsicht als sehr interessant finde. vor allem gefällt mir, wie du "alltagszwänge" in einer festen form , die sich eng am sonett orientiert, aber doch eigenwillig, nicht so ganz den üblichen "wegen" folgt, abbildest.
da gilt es zunächst zugeständnisse zu machen, kompromisse, die davon abhalten der eigentlichen "berufung" zu folgen. gewohnheit, alltagstrott, müssen und sollen... lassen kaum luft und raum zur entfaltung. zusätzlich werden einem noch allerlei lasten auferlegt, druckstellen, schmerz, tränen - die haut schält sich, wird dünner und empfindlicher... an so vieles muss man sich anpassen, so vieles wird einem (mittels daumenschrauben) abgepresst, da kann die selbstachtung, der glaube an was auch immer leicht auf der strecke bleiben...
ich las gerade in deiner antwort an rainek radar , dass du dir bewegung der bauchmuskulatur bei deinen leser_innen wünscht. ehrlich, auf die idee, wäre ich nie gekommen. auf mich machen deine verse einen ernüchterten, resignierten eindruck. wenn ichs mir jetzt ein bisserl länger anschau, kann ich in dem "angeschmiert" vielleicht doch einen anflug von galgenhumor erkennen.
zur umsetzung im detail ist mir ganz vieles aufgefallen, das ich dir hier auch gern wiedergeben möchte. du hasts in 4-hebigen jamben abgefasst (zu ein paar metrischen abweichungen komme ich gleich), strophenaufteilung und reimschema entsprechen dem sonett, ein bisschen besonders sind die reime in den terzetten, die mit wechselnden kadenzen in "au" (-aut und -auben) das zudrehen der daumenschrauben auch "lautlich" sehr gelungen wiedergeben. auch im zweiten quartett laufen die verse schon nur noch in "a" (-aten und -ast) aus, während im ersten noch ein bisschen weichere töne durch "-eichen" zum "-art" für "stimmung" sorgen.
In "notwendig", "unmerklich" und "selbstachtung" brichst du mit der jambischen struktur, und da dein sonett so "durchgestylt" erscheint, kann ich nicht glauben, dass das zufällig geschah oder dir unabsichtlich "passierte". ich finde es in "notwendig" und "selbstachtung" auch stilistisch hervorragend gesetzt, um jeweils auch inhaltlich die brüche zu verdeutlichen, bei unmerklich bin ich nicht sicher, sollte das nicht tatsächlich unmerklich, unauffällig bleiben. könntest du dir vorstellen, statt dem Xxx betonten unmerklich auf ein "kaum merklich" zu schwenken? Wär das in deinem sinne sinnvoll, oder hab ich da was nicht ganz verstanden?
Zitatdurch seichten untergrund zu waten
hier kommt mir das "seicht" zum "waten" wiedersprüchlich vor. ich könnte mir da z.b. ein "durch den verschlammten Grund zu waten" sehr gut vorstellen. was meinst du?
ein bisschen gehen mir in dieser kurzen, knappen ausdrucksweise die satzzeichen ab (kommata, doppelpunkte, .., die strukturieren helfen) und ich bin neugierig, warum du dich dazu, sie wegzulassen, und zur konsequenten kleinschreibung entschieden hast. hat das besondere vorteile, die ich übersehen habe? willst du dadurch ein höhepunktsloses einerlei, alltagstrott ohne unterbrechung darstellen?
ich hoffe sehr, du empfindest meinen kommi jetzt nicht als gefühlloses zerpflücken, das dem genie des dichters nicht gerecht wird. ich lese halt gedichte immer mit dem herzen und dem hirn gleichzeitig und versuche die zusammenhänge von form und inhalt zu erfassen und freue mich daran, wenn sie, wie in diesem falls so schön hand in hand gehen und einander zuarbeiten.
wo pfauenaugen schläfrig ruhe wahren und fadenlicht sich an die netzhaut schmiegt, als wolle es sich nachtentkleidet paaren mit der bereitschaft, die im schatten liegt, dem kaum geahnten, all dem unfassbaren, das meistens nichts und dennoch alles wiegt,
durchsiebt ein blick das dünne seidenhemd, und haut an haut ist fremdes nicht mehr fremd.
Ein Beispiel für die im Theoriefaden beschriebene Stanze
hey gassenbaum, ich danke dir für das brilliant in der antwort zur antwort. winkegrüße von den butterzwergen!
liebe marlene, vielen herzlichen dank für dein lob*freu*. jaahaa .., es handelt sich um einen baum von einem mann oder doch um einen "vermännlichten" baum *kopfkratz*??? die antwort bleibt den leser_innen überlassen!