hallo munkel,
ein außergewöhnlicher, ein sehr berührender text. diese art "nachhaltgkeit" hatten wir uns nicht gewünscht, nicht wahr?
toll, wie das schon im titel zum ausdruck kommt - ein zuviel auf dem teller derer, die nicht genung kriegen können, ein schlag, der so nachhaltig wirkt, dass es unabsehbar ist...
mich begeistern hier die sprachlichen feinheiten, mit denen du nüchterne beobachtungen anreicherst, so klingt in mir schon in "radioaktiv" eine bedrohliche aktivität an. die weißen brücken, weiß nicht konkret festzumachen, ein hinweis auf die vielen brücken japans, hoffnungsvolle (weiße) brücken in die zukunft?
die hypnotischen augen, die wiederspiegeln, wirken über diesen umweg noch eindringlicher als ein direkte beschreibung des verzweifelten kampfes gegen das feuer.
in der zweiten strophe folgt eine umschreibung der folgen, all dessen, was nun anders geworden ist: andersbunt wird von andersblütig aufgegriffen (im zusammenhang mit frühling verschmelzen hier blüten mit blut, gefällt mir sehr), dazwischen das feuer, das seinen segen im fluch erstickt und die nicht namenlosen gräber, heldengräber(?) oder hinweis auf die noch folgenden opfer, nicht die vielen unmittelbaren katastrophenopfer - dernen gräber ja oft namenlos blieben(?).
ein ganz behutsames streifen von persönlichem in S3, das bild des großvaters, das gerade als der sein leben verliert, zum halt und zur kraftquelle für die enkelin wird.
die letzte strophe wirkt sehr lyrisch auf mich, beschwörend und zusammenfassend, so als ob man sich immer wieder vor augen führt, was ist, und es dennoch nicht begreifen kann. ich weiß nicht recht, ob ich den kalten atem und das kalte grab hier wirklich brauche, obs nicht doch zu . . . ist?
du hast hier gezoomt - vom einzelschicksal wieder zum ganzen, nicht nur in japan, in der welt stellt sich der schwarze märzwind den weißen brücken aus der ersten strophe entgegen, wir dem radioaktiven meer plutonischer regen verabreicht... wunderbar wie du die erste strophe wieder aufgreifst.
der kreis schließt sich hier auch für mich in dem berührtsein, von dem ich dir am anfang schrieb. ich habe mich bisher nicht an dieses thema gewagt, habe auch vieles dazu gelesen, das mir "verunglückt" schien, worte ver- und gefühle missbrauchend. du hast dem nun etwas beeindruckendes gegenübergestellt.
liebe grüße, salome