#1

Ferngespräch

in Zwischenwelten 28.09.2011 23:01
von Rainek Radar | 360 Beiträge | 360 Punkte

Wann, morgen?
Höre ich mich sagen.
Zu spät. Auf jeden Fall zu spät.
Das Handy flüstert elektronisch
Sei nicht traurig.
Heiser. Sage ich verwundert über so viel Mitgefühl.
Nur heiser. Aber alles andere ist klar.
Das Trottoir auf dem ich sitze – grau. Sonst nichts.
Bist du da? Am Display leuchtet zwar ein Name.
Nach wie vor. Doch höre ich kein Lebenszeichen mehr.
Am fernen Ende – alles stumm.
Dann kehrt der Atem wieder. Bittend.
Versteh doch. Haucht das Telefon.
Ich verstehe ja.
Ich lächle. Ehrlich.
Keiner kann etwas dafür...

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#2

RE: Ferngespräch

in Zwischenwelten 29.09.2011 18:55
von pistacia vera (gelöscht)
avatar

Hallo Rainek,
dein "Ferngespräch" handelt von einer gewünschten Begegnung, die nicht zustandekommt. Das Gedicht ist nicht gereimt, verfügt gleichwohl über einen schönen, "sauberen" Klang. - Du teilst nicht in Abschnitte auf, was ich angemessen finde, geht es doch nur um ein Telefonat.
Inhaltlich ist die mittig entstehende Leere während des Gesprächsverlaufs von zwei freudigen Momenten umschlungen: den hoffenden Eingangsfloskeln, gefolgt vom Schweigen, abgeschlossen von einem (sicherlich etwas gequälten) Lächeln.
Als Finesse weist du auf den Atem hin: Und tatsächlich, diesem Rhythmus (incl. Atempause) folgt der Text.
Jetzt erwartest du bestimmt ein paar kritische Anmerkungen. Aber ehrlich, mir fällt nichts ein ...
Ist das sehr schlimm?
Grüßle
pista

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#3

RE: Ferngespräch

in Zwischenwelten 29.09.2011 19:36
von Salome | 140 Beiträge | 140 Punkte



hallo rainek,

auch ich mag deinen text, der sich zwischen prosa und lyrik dahinschlängelt und im wesentlichen durch punkte gegliedert ist, zwei gedankenstriche, zwei fragezeichen...
raffiniert, dass du die direkte rede eben nicht durch anführungszeichen hervorhebst, sodass gedachtes und gesprochenes, die eingeflochtene (selbst-)beobachtung und reflexion verschwimmen. und doch abgegrenzt - eben durch die punkte.
irgendwie haben deine zeilen was sehr autentisches, ungekünsteltes, gleichzeitig klingen sie auch sehr poetisch, ohne pathetisch zu sein. eine mischung, die mir irgendwie unter die haut geht.
die zeilenumbrüche haben mich zum teil verwundert, etwa hier

Zitat
Bist du da? Am Display leuchtet zwar ein Name.
Nach wie vor. Doch höre ich kein Lebenszeichen mehr.


meine persönliche lieblingsstelle ist:

Zitat
Dann kehrt der Atem wieder. Bittend.


gelungen finde ich auch, dass du den atem, das handy/telefon die rolle des LD übernehmen lässt.

am ende, denke ich, könntest du dir einen gefallen tun, wenn du "keiner kann etwas dafür" samt punkten weglassen würdest, diese nachgeschobene erklärung brauchts doch gar nicht, oder? das "ehrlich könnte bei mir dann viel länger nachklingen...

sehr gern gelesen, liebe grüße, salome


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#4

RE: Ferngespräch

in Zwischenwelten 30.09.2011 20:02
von Rainek Radar | 360 Beiträge | 360 Punkte

hallo pistacia;
ganz ohne kritik? nicht schlecht; schön, dass es dir gefallen hat, dieser einmal ausatmen und wieder luftholen - text!

hallo salome;
ja, der angeführte zeilenumbruch ist wahrscheinlich nur der optischen form halber enstanden!
findest du nicht, dass es ohne die letzte zeile etwas zu schwungvoll enden würde und den ganzen lapidar- ist ja schon gut - teil irgendwie durch das ehrliche lächeln über den haufen gelaufen werden würde?
hm, ich denke auf jeden fall darüber nach und danke für deinen kommentar;
mfg
rainek

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