Diese beiden, meine Augen, gleichen denen, die die andern Säuger tragen, um die Welt mit ihnen zu befragen. Auch dem Vogel könnten sie wohl reichen.
Ähnlich halten dieses meine Ohren, die den Klang der Welt tief in mich tragen. Doch will ich die Welt einmal befragen, bin ich ohne Denkkraftakt verloren.
Gut und Böse aus der Welt der Tiere in der Brust, den Geist als Spuk im Haupte: Kopflos bin ich, fass ich mir ein Herz.
Ist gestattet, dass ich inquiriere, wüsst ich gern, weshalb Zeus-Zausel glaubte, uns hier fehle noch sein Büchsenscherz.
ich danke euch für eure Reaktionen auf mein Gedicht. Zuerst wollte ich ausführlich auf Elektra antworten, fand dann jedoch, dass mcberry eigentlich schon eine Antwort auf viele der Punkte liefert, die Elektra kritisiert. Mir bleibt dahingehend nur zu ergänzen, dass ja auch der Blick in einen Raum eine Form von Weltaneignung bedeutet und dass die Idee durchaus (im Hinblick auf aktuelle Diskurse hinsichtlich eines "Neuen Realismus") war, in den mehr oder minder sachlichen Quartetten vorzuführen, dass selbst dies ein Meinen bedeutet, dass du, Elektra, ja sogar um die Interpretation Vater-Mutter-Kind ergänzt. Ob mir mein Vorhaben gelungen ist, kann ich selbst nicht abschließend bejahen. Dass mir die Form über den Inhalt gegangen sei, könnte ich - wäre ich weniger distanziert - aber schon fast als Beleidigung auffassen. Dass es "[nicht] reicht [...], einen Reim zu finden", ist mir nämlich durchaus klar und ich hoffe, darüber auch hinaus zu sein ...
Ein flacher Tisch, umringt von schwarzen Sesseln und dem roten Sofa, dessen Fesseln vorne auf den grünen Teppich zielen. Ein Schrank aus Eiche auf den Birkendielen.
Ein Mann mit weißen Haaren sitzt versunken vor dem Glas, aus dem er just getrunken, eine Frau verharrt in ihrer Geste und ein Mädchen liest, ist mir die Nächste.
So geht es, wenn du einen Raum betrittst. Mit der Sekunde wird ein jedes Ding sogleich zum Deinen, erhält ein jedes Ding
sogleich von deinem Meinen seinen Sinn und jeder Mensch genauso seinen Sinn, in den du ihn mit deinem Denken drückst.
Hallo ihr beiden und vielen Dank für eure Antworten.
Eine Bewusstwerdung ... Das gefällt mir. Dass hier Kreativität geboren wird, erscheint mir als ein interessanter Gedanke: Die Abwendung von aufgeklärter Rationalität, aber auch von romantischer Magie würde dann ja in eine inspirierte/inspirierende Form des Sprechens münden können und nicht bloß in die Ernüchterung dessen, der in der Gegend herumsteht und feststellt.
Falls der Text ansonsten mehr Geheimnisse freigeben soll, könnte man einen Blick in Novalis' "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren ..." werfen. Unter anderem da wollte ich nämlich Holz fällen ...
das Fenster als Weg, wenn die Mündigkeit sich müde gesiegt hat - die Dunkelheit gibt die Illusion frei, dass dort wilde Natürlichkeit liegt und die Kreatürlichkeit schiebt sich magiegläubig vor.
wie war noch gleich dieses eine Wort aus dem romantischen Hort- fund im Regal, das wieder alles vereint und mich dann vermeintlich befreit?
wo Licht und Schatten sich gatten, steht ein Mensch und spricht.
Meine Güte, so viele Reaktionen. Hallo zusammen. Und vielen Dank! Da überfordert mich das Antworten ja fast. Ich versuche es mal mehr oder minder gesammelt und hoffe, dass mir niemand böse ist...
Das "i" scheint ja ohnehin fast jeden zu betreffen - warum also nicht dort starten? Ein Vertipper war es nicht. Also bitte. ;) Das mit der Olympiade bei Kjub gefällt mir. Der Anklang war auch in meinem Ohr. Tatsächlich bin ich aber auch nicht mehr so glücklich mit dem Titel. Das Wortspiel mit Olympiade drückt zwar aus, was ich wollte, ist aber wenig auffällig und irgendwie wäre es mir anders auch lieber. Vielleicht kommt mir ja noch eine Erleuchtung.
Einfach "Schreibblockade" ginge - euren Lesarten entsprechend - ja auch nicht. Denn niemand hat das Gedicht als Darstellung einer solchen gelesen, sondern wenn dann als ihre Überwindung. Dem schließe ich mich auch an. Daher ja auch die Idee mit dem spielerischen Umgang mit der Blockade als Blockiade - was das auch sei. Erstaunt hat mich die vielgestaltige Interpretation der "Dichtung". Dieses Bild hatte ich neben der Doppeldeutigkeit (Dichter/Klempner) durchaus regider gedacht: Die Dichtung als Formebene des Gedichts, deren Halt im Laufe der Geschichte (egal ob jetzt Literaturepochen oder der eigene Lebenslauf) irgendwann durchbrochen wurde (Riss), woraufhin eine unglaubliche Schaffensphase entstehen konnte, die jedoch nur Ernüchterung hervorruft. Das ist für mich die erste Strophe. Die zweite ist für mich auch nicht so positiv belegt, wie sie hier insgesamt rezipiert wurde. Zwar ist sie auch als Überwindung der durch den aufgehobenen Formzwang entstandenen Leere der Fülle durch Selbstzensur und damit in einem verqueren Sinne positiv zu verstehen. "und gehe/jede Wette/ein" ist aber - oder so hoffte ich vielleicht auch nur - mehrdeutig: Geht das Ich jede Wette ein, sein Ziel zu erreichen, oder geht es nur - jede Wette - ein, verkümmert in der Selbstbeschneidung?
Interessant im Übrigen - das sei eingeschoben - deine Bezüge zur Dichter-Foren-Welt, Gedichtbandage.
Zu Kjub im einzelnen: Was für eine ausführliche und für mich erweiternde/erheiternde Auseinandersetzung :) Und ja, ein Diss in eine gewisse Richtung ist da drin. Schön gespielt.
Zu Kjub als Vertreter der Fraktion "gegen 'schön, ne?'": Ja, haben wir drüber gesprochen. Wahrscheinlich hab ich es jetzt genau deshalb drin. War aber in dem Sinne nicht bewusst. Um mich selbst und meine Aussagen weniger zu konterkarieren, wäre auch "schön? ne." denkbar. Vielleicht ist das sogar vorzuziehen. Erschwert die - sowieso anscheindend schon schwierige - Assoziation von "das Gute, Wahre, Schöne" aber noch mehr. Und an der liegt mir viel... Hach, hach. Dilemma.
Zu Wiederholungen könnte ich mir auch nochmal einen Kopf machen, aber jetzt habe ich erst mal Hunger.
Tüdelü, vielen Dank ihr alle, bis bald, ich hoffe es atti
ein Riss in der Dichtung und es sprudelte nur so. nur so war bald auch das Maß voll. egal wie maßvoll da noch abgeschöpft wurde. wahllos ging da die Wahl los und ganz kurz war das kurz ganz und aus jeder Ente konnte Kunst werden und gute Ware. schön, ne?
vorbei. ich wähle den Stöpsel! das ist meine Freiheit. ich wähle den Stöpsel und lege mich aufs Trockendock und gehe jede Wette ein.
...ach, tausch doch lieber Prosa gegen Lyrik. Dann muss ich nicht so viel am Stück lesen. Du weißt, das kann ich nicht... ;)
Was ich eigentlich sagen will: Gefällt mir gut dieser stromernde Gedankenstrom, der so unter... äh... Strom steht. Vielleicht ist das alles aber auch nur eine "kurz(schluss)entfaltung einer selbstanleitung" - darin aber nicht minder freudig zu lesen.
Voller Freude habe ich eure Kommentare entdeckt - vielen Dank!
Dass die Verse an- und abschwellen, stimmt ja tatsächlich, ohne dass ich darüber nachgedacht habe. Schön. Hat das Unterbewusstsein wohl funktioniert.
Was "thrhema" angeht, ist es in meinen Augen eigentlich nur ein kleiner Blick oder Hieb in Richtung Linguistik (für von mir nicht auf Richtigkeit überprüfte Ausführungen siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Thema-Rhema-Gliederung) und gleichzeitig ein Kommentar des Gedichts, das in seinem Aufbau ja gewissermaßen mit Benns "Satzbau" etwas schon Bekanntes (Thema) aufgreift und etwas inhaltlich Neues (Rhema) hinzufügt bzw. dieses versucht.
Ne, ne, das ist schon besser, wenn es so weit dudenkonform ist, wie es das jetzt ist. Denn die klangliche "meta"-"meht er"-Parallele bleibt ja gewahrt. Und nur auf die kommt es doch an. Da kann es orthographisch ruhig korrekt sein.
Dir, neuer Marlene, im Übrigen vielen Dank für deinen Kommentar - er hat mich erfreut. :)
Beste Grüße, atti
ps: Liegt es an meinem Schlafdefizit oder ist ein anderer Kommentar plötzlich verschwunden?!
Hallo ihr beiden und vielen Dank für eure Reaktionen!
pistacia vera, ziehst du die Weltuntergangsinterpretation noch aus etwas anderem als dem postulierten Ende? Das interessiert mich.
Herr von und zu Kjub: Vielleicht gefällt dir Vers 4 ja mehr, wenn du es so verstehst, dass es dem Dichter nicht gelingt, etwas Eigenes, was seiner Ehre zukäme, zu schaffen. Schließlich mäht er mal hier und mal da nur fremde Ähren ab...
Was mich bei "Extasen" und "mehen" geritten hat, weiß ich gerade im Übrigen auch nicht mehr. Irgendwas falsch verbunden in meinem Kopf mir will scheinen.
viel interessanter als mögliche Beziehungsfragen erschien mir eine Interpretation, die das Gedicht als poetologische Lyrik versteht. Ich denke, das Gedicht hat eine ausgeprägte poetologische Qualität: Schließlich wird hier auf einem "Blatt" geradelt, es geht um "notierte Gedanken", die Erkenntnis das ein Fuß in der Speiche (aua!) einen Ausschlag auf dem Blatt gibt und letztlich darum, dass alles - auch das Notierte - am Ende verschwindet.
Die großen Themen sind damit für mich: Was schreibt man eigentlich? (In diesem Fall über eine Beziehung.) Wozu schreibt man es? (Hier wohl um etwas festzuhalten, was am Ende jedoch trotzdem verschwindet.) Und dergleichen mehr...