Lieber Atti,
so ganz überzeugt mich dein Sonett nicht. Du nennst es "Weltaneignung", schreibst aber von einem wahrscheinlich nicht sehr großen Raum. Der allerdings für eine Ameise durchaus eine Welt sein kann. Zumindest scheint mir der Titel etwas überhöht.
Im ersten Terzett kommst du zu der Einsicht, dass, wenn einer den Raum betritt, da immer dasselbe Mobiliar vorhanden sein und die Familie beisammensitzen muss - jedenfalls so absolut muss ich den Vers "So geht es, wenn du einen Traum betrittst" interpretieren.
Im zweiten Terzett schreibst du: "sogleich von deinem Meinen einen Sinn" - was meint denn der Dichter, außer dass er da einen Raum betritt mit Tisch, Sesseln, Sofa und grünem Teppich sowie einem Schrank aus Eiche "auf den Birkendielen", inmitten eine Familie aus Vater, Mutter, Kind platziert? Wo ist die Meinung?
Was du machen wolltest, leuchtet mir ja ein. Gelungen allerdings scheint mir der Text eher nicht. Da hast du dich, wie ich annehme, mehr auf die Form als auf den Inhalt konzentriert - der alte Fehler der Sonettschreiber. Ein wirklich gekonntes Sonettt zu schreiben, dazu braucht man schon einige Übung, es reicht nicht, einen Reim zu finden. Eine Erkenntnis, die schon Goethe nervte.
Liebe Grüße, Elektra