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  • AuswuchsDatum28.08.2014 19:29
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema Auswuchs

    Lieber Arno B.,

    der satirische Eindruck rührt wohl vom Reimschema her. Da ist etwas, was immer wieder kehrt (um es mal zu untertreiben). Es ist vorhersehbar, wie es weiter gehen könnte. Ein neuer Tag bricht an.

    (Aber: Wenn der Pfarrer wacht, wird es sich dann auch reimen?)

    Du steigst ein mit einer mächtigen, da Personifizierten Objektwelt in der das lyrI sich bewegt und treiben lässt. Diese vermeintlichen "Verlockungen" scheinen aber auf das lyrI keine besonders anziehende Wirkung zu haben. Was die "Manie" zunächst verhieß, bleibt aus. Stattdessen wendet sich das Blatt von den Erwartungen hin zur abstoßend dargestellten Bildern der vom lyrI wahrgenommenen Realität: Die Herren degradiert zum Vieh am Tresen. Die Damen wahllose Wolllüstige.
    Schön finde ich an dieser Stelle, das Aufgreifen der Kunst im Gedicht. Ein Kunstwerk thematisiert sich immer selbst, habe ich irgendwann einmal aufgeschnappt. ;) Ob es den Damen an Urteilskraft fehlt oder es Ihnen aus anderen Motiven heraus egal ist, wer Künstler, wer Banause ist, das lässt du offen.

    Zu den pausierenden Toten habe ich eine Idee, die sich aber in den Rest der "Story" nbicht ganz nahtlos einfügen mag. Zu abgedroschen. (Nur die Toten schwimmen mit dem Strom und wenn die Nachts Pause machen, dann Verlassen Sie das Terrain gesellschaftlich akzeptierter Verhaltensweisen.)

    Zu dem ersten Teil hatte ich eine Reihe Assoziationen, die mit den Todsünden und einem Gemälde dazu zu tun haben, das ich kürzlich sah. Kenne mich aber dann doch nicht gut genug aus, um in deinen Zeilen nach allen zu suchen. Würde ich sie alle finden?

    Jetzt kommt noch eine Wende: Der Pfarrer, als moralische Instanz und Vertreter der Kirche/ Religion, schläft in der Nacht. Die Glocke, natürlich auch Sinnbild für die Kirche, kann mit ihrem Wiegenlied lediglich auf den Pfarrer ihre Wirkung entfalten.

    Interessant wird nun am Ende der Personifizierte Morgen. Da fallen mir abertausend Gedanken zu ein:
    Hier machst du das lyrI zur moralischen Instanz, der dem Morgen eine Predigt hält (Amen), und den Morgen zu einer der Personen am Straßenrand, die den Wanst voll haben. Ja, ok, das ist übertrieben...

    Aber der Morgen streift den Atem, Innbegriff des Lebens, ab. Die Manie ist vorbei. Das lyrIch soll (wieder?) tot sein und seine Pause vom Totsein nun beenden. Das lyrI wird damit am Ende doch eine/r von "denen". Es gelingt nicht, sich abzugrenzen.
    ... ...

    Sprachlich finde ich es an manchen Stellen etwas merkwürdig, "sich schmiegend geben" ist dafür ein Beispiel. Es ist auch nicht leicht, so ein Schema x-fach durchzuhalten.

    Beste Grüße
    Lotte

    PS: Ich wollte einigermaßen unvoreingenommen sein und habe nicht alle Kommentare gelesen.

  • Gleise & SehnenDatum28.08.2014 18:50
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema Gleise & Sehnen

    Hallo der.hannes,

    da werden bei mir jede Menge Assoziationen wach. Jedoch empfinde ich deine Worte nicht ausreichend ausdrucksstark für diese Assoziationen.
    So kommt es, dass ich denke: Nein, da kann es nicht um Sexualtrieb und Todestrieb gehen. Da wird nicht diese Sehnsucht beschrieben auf das Gleis zu treten, das Verharren am Bahnsteig, die Konzentration auf jeden Schritt, den man mit größter Beherrschung ins Leben (am Gleis vorbei) setzt.
    Ich glaube, dass du das noch etwas ausbauen könntest und das Drängen und Ringen im lyrI etwas schärfer herausfeilen.

    Viele Grüße
    Lotte

  • ZurhastelDatum30.09.2011 19:46
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema Zurhastel

    Hallo Kjub.

    Der Anfang der Geschichte gefällt mir sehr gut. Unterhaltsam. Sie wirkt witzig. - Weil der Spaß dann bald in einer ziemlich professionellen Show aufgeht. - Ich würde zu gern wissen, ob Simon den Protagonisten richtig einordnen kann. Seinem Verhalten nach meine ich: Nein. Aber wenn ich über die Situation nachdenke glaube ich: Er müsste schon. Und die Worte beim Abschied. Es macht die Figur spannend; entweder ist sie nicht ausreichend durchdacht. Oder sie weist erhebliche Parallelen zum Protagonisten auf.

    Langatmigkeit:
    - Der Nutzen der detailliert aufgeführten Anekdoten für den Fortgang der Geschichte ist mir rätselhaft.
    - Einige Male ist die Nachzeichnung von Gedankengängen und Reflexionen des Protagonisten so umständlich, dass ich aussteige. Leider. (Analog zu Tess, die Mart nach und nach langweilt beginnt dadurch auch die Figur Mart mich zu langweilen). Und er weiß es ja, wie er uns augenzwinkernd wissen lässt:

    Zitat
    Dass sie später von Simons Ichbezogenheit sprechen sollte, war natürlich ein amüsantes Detail. Dass ich von ihrer Ichbezogenheit schreibe, ist möglicherweise auch eins.



    Mart - ist es sein freier Wille, der Mart zu sein, der keiner ist? Seine eigenen Refelktionen sind alle von Widersprüchlichkeit geprägt, die seinen Freund in der Aussage, er könne alles sein und nichts, bestätigen. Irgendwie eine tragische Figur, beängstigend überheblich und dabei von einer sympathischen Zerrissenheit. Und trotz allem fehlt mir an Stellen der Schliff, ein gewisses Etwas, das ich nicht bennenen kann. Vielleicht kannst du das und das Doppelleben noch etwas herausarbeiten. (Erinnerte mich übrigens an eine Figur aus Juli Zehs Spieltrieb. Dieser Dämonentyp. Schon 'ne Weile her.)

    Schön, wie er sich selbst als eine Figur begreift, das Leben und soziale Kontakte als Show auf einer Bühne. Schön, Mart als Geschichtenerzähler:

    Zitat
    Ich könnte stundenlang über solche Erlebnisse reden - manche haben tatsächlich stattgefunden.

    - Kann er gut, solche Inszenierungen. Wird er ja auch noch drin bestätigt. -- Dazu der Part mit der Überlegung sie am Gleis für immer abzuservieren. Gefällt mir auch sehr gut.

    Jaja. Der scheitert im hier zu lesenden Abschnitt der Geschichte offenbar nicht. Aber sicher bin ich mir da nicht.

    Hut:
    m.

  • E-LITEraten TreffenDatum28.09.2009 23:22
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema E-LITEraten Treffen

    Ich hoffe doch, das sind warme Gedanken, die du uns da schickst? Dann wird es eine Poetik der Fernwärme. Gefällt mir.

  • nachtigalleDatum06.08.2009 07:46
    Thema von LottaViktualia im Forum Düsteres und Trübsinniges

    nachtigalle
    06.08.2009

    ein rinnsal schlaf durchzieht die nacht
    wie eine schmale sehne
    mein bitterzartes fleisch

    sie erbricht mich in ein allzu warmes kissen

    auf der suche nach einer kühlen insel
    klammr'ich mich an den bereits verblassten traum
    – der entgleitet dem verkrampften griff

    hinter meiner stirn tobt schäumend die brandung
    das gepolter weißer reizstromschläge:
    Schlaf! Du musst schlafen!

    die augen spielen müde

    von nebenan kommt eine mutter
    mahnt besorgt (und flehend)
    "schlaf jetzt schätzchen!"

    legt mir zärtlich flüsternd
    ton um ton
    ein schlaflied
    auf die hungrige haut
    in meine wiege

    die augen sind müde

    aber mutter
    im bettchen liegt der böse wolf
    und frisst kreide

    „schlaf mein kind“

    ein tonband in der grube:
    armes Mädchen bist du krank,
    dass du nicht mehr schlafen kannst?


    so schlaf doch

    der vater poltert so laut
    Oh! Schwarzblaue Nacht!
    die vögel zwitschern so laut in dir

    auf meinen wimpern wiege ich einen teuren schatz
    doch kann ihn nicht halten:
    hinab
    stürzt
    ein letzter
    ungeträumter
    traum
    bevor ich ihn erkennen kann

    Diese Nacht erbricht mich müde
    in einen allzu großen Tag.

  • Hallo Kjub,

    ich freue mich ausgesprochen, dass dir der Text gefällt! Ich habe gleich nach dem Buch gesucht und es steht jetzt auf einem der oberen Ränge meiner Buch-Wunschliste. ... Wenn ich ja nur nich in der letzten Woche schon wieder so viele Bücher gekauft hätte ;) (und das auch noch für "Privat", das heißt die Lektüre scheibt sich immer weiter in die Nacht hinein).
    Beruhigend, dass du die Haus Claudia Passage ansprichst. Für einen kleinen, inoffiziellen "Slam" (im Rahmen eines Uni-Kurses) hatte ich die streichen müssen, weil cih den Text auf 4 min kürzen musste. Ich mag sie selbst, aber für den Text ist sie nicht essentiell.
    Es fällt mir ldier oft schwer abzuwiegen, was für einen Text wichtig ist. Natürlich will ich kein unnötiges Geschwofel. Über der Überlegung, welchen Stellenwert einzelne Passagen in einem Text einnehmen und ob das und die bloße Existenz der einzelnen Stellen gerechtfertigt sind, verliere ich oft den Mut zu einem Text.

    Danke für die Rückmeldung.
    Lotta.

  • NEUES FORUM // Bugs // VorschlägeDatum25.07.2009 19:24

    Hallo Simone,

    nein, ich meine das hier: http://www.e-literatum.de/f5-Feedback-Moderation.html
    Irgendwie gibt es eine Hand voll Fäden, die fast dasselbe sind -- und trotzdem hatte ich das Gefühl meine Frage (nr. 2) passt nirgendwo wirklich hin. ;)
    :)
    Viele Grüße,
    Lotta.

  • NEUES FORUM // Bugs // VorschlägeDatum25.07.2009 16:28

    Hallo, ich habe zwei Anmerkungen die nicht wirklich mit neu oder alt zu tun haben. Hoffe, dass ich hier trotzdem richtig bin:

    1. Die Rubrik Anmerkungen ... ist einfach nur komplett unübersichtlich. Sorry.
    2. Es wäre toll, wenn man in der Übersicht der neuesten Beiträge zusätzlich sehen könnte welcher User den letzten Beitrag verfasst hat. Bisher sieht man leider lediglich wer den Faden eröffnet hat und zu welchem Zeitpunkt der letzte Eintrag erfolgte.

    Es grüßt aus einer bewölkten Kleinstadt,
    Lotta V.

  • Traumfänger - KommentarfadenDatum25.07.2009 14:11

    Hallo Simone.

    Hier meine Gedanken zum Anfang deines Romans. Ich erwarte nicht, dass du das alles genauso siehst und halte mich im Gegenzug nicht zurück; sicherlich ist es ohnehin meistens eine Frage des persönlichen Geschmacks.

    In Antwort auf:
    Sie zieht die Wohnungstür hinter sich zu und bleibt noch zwei Atemzüge lang davor stehen, bis die Endgültigkeit, die das Klacken des rostigen Schlosses heraufbeschwört, verhallt ist.


    Wenn sie die Tür hinter sich zu zieht und dann davor stehen bleibt muss ich erst stutzen und dann denken, dass entweder ein Denkfehler vorliegt oder die Person sich nach dem zuziehen umgedreht hat. Und während ich auf die Idee komme, dass es eine Frage des Standpunktes: Protagonistin oder Tür, welche beide ein davor und dahinter haben, je nachdem von wo man es betrachtet, da vergeht mir schon die lust weiter zu lesen. Lösungsvorschlag: "davor" streichen und die Frau einfach stehen lassen. ;)

    In Antwort auf:
    Jessica wirft den Schlüssel in den Briefkasten und geht die ausgetretenen Stufen der Holztreppe hinunter.

    Die Information dass das Mädchen Jessica heißt scheint mir hier unwichtig. Natürlich soll der Leser ihren Namen erfahren, aber es wirkt in meinen Augen an dieser Stelle gezwungen. Wenn es im ersten Satz unwichtig war, wie "sie" heißt, dann hat sich das bis hierher nicht geändert. Ich weiß ja noch nicht viel über diese Jessica und wessen Wohnung sie dort für immer verlässt aber etwas davon könntest du (was etwa dem stehen bleiben vor der Tür entspräche) in das "werfen" geben indem du besser zeigst welches "verhältnis" sie zu dem Schlüssel hat. Werfen ist nicht das Wort das man verwendet wenn man etwas in einen Brifkasten tut, man kann es mindestens einwerfen. Wenn man aber über das Wort nachdenkt dann klingt es für mmich unpassend. Ich will mehr wissne an dieser Stelle, ist der Schlüssel in einem Briefumschlag? Macht sie das ganz schnell, damit sie sich nciht noch einmal umentscheiden kann? Vielleicht sind die Details ja auch nicht so wichtig, aber das kann nur die Autorin entscheiden. ;) "Werfen" ist meiner Meinung nach aber kein Glücksgriff.

    In Antwort auf:
    Das Klappern ihrer Absätze durchbricht die Stille des Treppenhauses. Rhythmische Zwischenschläge in konstantem Nichts. Ihre Handflächen gleiten leicht über das Geländer und nehmen jeden Kratzer, jede Unebenheit darauf wahr.

    Es scheint also als wäre dieser Weggang schon sehr emotional für J. Ein letztes Mal erspürt sie diese gewohnte Umgebung. Ich mag den fett gedruckten Satz nicht (geschmackssache, ja.) der ist mir zu schwer, zu bedeutsam, zu konstruiert. Ist es wirklich so rhytmisch, wenn sie mit ihren Sinnen am Geländer gefesselt ist, geht sie dann so gleichmäßig herunter? Oder fällt sie eher Stufe für Stufe. Das ist das Bild das ich hier eher sehe. Konstantes nichts... das verweist zwar vielleicht gleichzieitg auf J.s emotionalen Zustand aber es schreckt mich als Leser ab aus o.g. Gründen.


    In Antwort auf:
    Auf der Straße schlägt ihr schmutzweiße Kälte ins Gesicht und sie schließt die Augen.

    Lob für den ersten Satz. Gleichzeitig aber auch die Frage: Warum gibst du nicht beiden Hauptsätzen die Bedeutung die ihnen zusteht und lässt sie einen eigenen Punkt haben? ;) Ich stehe auf (sehr) kurze Sätze (persönlicher Geschmack ;)).

    In Antwort auf:
    Henry würde es nicht verstehen, das weiß sie, aber es ist der einzige Weg. Es ist ihr Weg und den muss sie allein gehen.

    warum "würde"? Henry würde nicht nach Hause kommen (ich nehme an, es ist seine Wohnung) sondern er wird nach Hause kommen und er wird dann sehen, dass J weg ist und den Schlüssel hinterlassen hat, und dann wird es das nicht verstehen. Kein Grund den Konjunktiv zu verwenden.
    "das weiß sie" warum schaltest du hier so brachail die Erzählinstanz ein? Ich denke nicht, dass du sie an dieser Stelle brauchst. Bleib doch näher an deiner Figur: "Henry wird es nicht verstehen, aber es ist der einzige Weg..." jedem Leser ist klar, dass es J.s Gedanken sind und dass sie ihre Gedanken kennt, ist logisch.

    In Antwort auf:
    Sie legt ihre Hände an die verschorfte Außenmauer des Mietshauses und lässt sie über den Putz wandern.

    Sorry, was meinst du mit verschorft? Ich denke an die struktur des Putzes aber den nennst du im nächsten Atemzug. Verschorft ist eine nette Assoziation, die zu dem Oberflächentasten passt. Leider ist sie dann aber, wie ich finde, mit einer ganz anderen Ebene verknüpft (Verletzung etc.) die hier nicht hin passt. Selbst wenn das eine Andeutung sein soll auf Dinge die in dem haus gschehen sind, dann müsstest du das weiter spinnen und kannst es so nicht stehen lassen. Wenn das so sein sollte, dann ist es auch nicht das Haus dem diese Eigenschaft des Verschorftseins, also nicht ganz abgeheilten gegeben werden müsste. Wenn es einfach ein bildlicher Impuls sein sollte und nicht mehr ist es eben auch ungeeignet. Ich beginne nachzudenken, was denn da an der Wand klebt, denn Schorf klebt gewöhnlich auf der Haut, wie ein Siegel.

    In Antwort auf:
    Ihre Fingerspitzen beginnen zu schmerzen, sie hat vergessen Handschuhe mitzunehmen. Ein Lachen macht sich in ihrem Hals breit und verdrängt für einen Augenblick den dicken Klos, der sie daran gehindert hat frei zu atmen.

    Was ist daran so witzig, hat sie die Handschuhe in seiner Wohnung vergessen? Die erklärung, dass sie vergessen hat die Dinger mitzunehmen, könnte man auch leicht zeigen. Ich finde sie hinderlich und assoziiere ein kleines Mädchen auf dem Schulweg, das seine Handschuhe vergessen hat. Lass sie doch z.B. an die Handschuhe denken und den Ort wo sie jetzt in dem MOment liegen an dem J. sie bräuchte.

    Ich finde dass dein Text stellenweise etwas stelzig daher kommt. Er gefällt mir ehrlich gesagt nicht wirklich.
    Meine Kommentare sind nicht böse gemeint; ich kann oft nur schwer artikulieren was mir an Texten missfällt und dann entsteht manchmal so ein Unterton.

    Es grüßt herzlich,
    Lotta.

  • In mir ist eine HöhleDatum24.07.2009 20:47
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema In mir ist eine Höhle

    Hallo ihr drei. Danke für Eure Reaktionen!
    Ich muss gestehen, dass ich mich in anbetracht der entstandenen Diskussion ein wenig hilflos gefühlt habe. Deshalb hat es lange gedauert. Nun aber...

    Guten Abend Kjub, ich kann nachvollziehen, wenn du die Gedankensprünge zu krass findest. Es freut mich umso mehr, dass du trotzdem zu einer positiven Beurteilung kommst.

    Hallo Perry, Die Frage nach dem "wer oder was" das dort kreist ist sehr wichtig. Allerdings obliegt die Antwort dem Leser. Ich selbst glaube, dass diese "Variable" wichtig ist, denn das lyr. Ich ist in seinem Erleben gefangen und scheitert bei dem Versuch das Erlebte zu artikulieren, weil es "keinen Namen hat". Deshalb kann auch nur das benannt werden, was bereits klar ersichtlich/ logisch ist. Die Eigenschaften der Höhle zum Beispiel. Aber das ist sicherlich nur ein Teil der Wahrheit, ;) nicht die einzige Art, diese Zeilen zu lesen und das ist gut so.

    Ahoi Gemini, herzlichen Dank für das Lob! Es freut mich sehr! Das ist zumindest das erste Werk nach einer Neugeburt, während der ich mich z.B. aus einem engen, unbequemen Korsett befreit habe und anschließend lange schlief um mich von den Strapazen zu erholen.

    In Antwort auf:
    Meine größte Angst besteht darin, dass der Autor irgendwann begreift, was er da schreibt.
    -- Meine größte Angst besteht darin eines Tages diesen Satz genau in der Weise zu verstehen, wie du ihn gedacht hast. ;) Leider fürchte ich, deinen Hoffnungen an mein Geschreibsel nur unzureichend entsprechen zu können. Das war nur ein Versehen und ich habe damit zufällig deinen Geschmack getroffen.
    Und warte auf meine fürchterlichen sprachlichen Entgleisungen! ;)
    Wenn du sagst, ich beherrschte die Sprache, dann ist das sehr nett. Mein eigenes Gefühl ist aber inmitten der Höhle zu stehen und da kreisen sie alle, die bösen Wörter. Ich werde immer kleiner in diesem Strudel. Und dann stürzen sie auf mich ein wie die bösen Hitchcock Vögel; es gibt da ein großes Puzzle in dem das letzte Stückchen fehlt, aber in Millionen von Teilen scheint es keins zu geben, das hinein passt... und dabei geht meine Frisur natürlich kaputt und ich stehe scheisse da. Das kennt man ja. Kein gutes Gefühl. -- So viel zu meinem persönlichen Verhältnis zu Sprache. ;)

    Es grüßt Euch herzlich,
    Lotta.

  • Thema von LottaViktualia im Forum Kurzgeschichten, Erzäh...

    Acht Minuten Kartoffelbrei und andere Kuriositäten

    In meinem Briefkasten ist ein hellblauer Umschlag. Darauf steht kein Absender und eine Briefmarke klebt auch nicht darauf. Nur mein Name steht da. Noch nicht einmal mein richtiger Name. Da steht „Crazy M.“.

    Das ist eine von denen.

    Es ist der Teil meiner Persönlichkeit, der sich erst ab zwei Promille Alkoholgehalt im Blut heraus traut. „Crazy M. ist verzogen“, denke ich, und werfe den Brief vorschriftsmäßig wieder in meinen eigenen Briefkasten ein.

    So mache ich das seit drei Wochen jeden Tag. Crazy M. leert ihren Briefkasten nicht; aber ich weiß, dass ich mir keine Sorgen um sie machen muss – eines Tages steht sie wieder vor der Tür und heult und sagt, sie würde sich auch benehmen, ich könne doch nicht so kalt sein und sie abweisen, schließlich sei sie doch auch ein Teil von mir und eine Party ohne Crazy M. wäre doch auch keine Party ... und, ob ich denn wirklich für immer in meiner Langeweile ersticken möchte. Sie könnte mir da helfen bla bla bla...
    Und dann lasse ich sie wieder rein, weil sie ja Recht hat.

    Sie zieht dann in das Zimmer neben FrauKrümel, der melancholischen Alten, die sich im Selbstmitleid ertränkt. Es kommt dann schnell zu den alten Streitigkeiten, Crazy M lacht Krümel aus und Krümel steigert sich in ihren empfundenen Minderwert hinein. Es steht alles schon fest, bevor es überhaupt passiert – weil es schon immer so ist. Jedenfalls seit diese Irre Crazy M. zum ersten Mal einen Fuß in mein Haus gesetzt hat.

    Eines Tages wird es wahrscheinlich einen Versuch geben, die Streithähne zu versöhnen. Dann zieht vielleicht eine Neue ein. Oder die die schon da sind ziehen alle um – oder eine verlässt fluchtartig das Haus. Das Haus Claudia. Das einzige Spannende daran ist also, wie es am Ende alles ausgeht. Nicht dass es zu viele Möglichkeiten gäbe, aber immerhin gibt es nicht nur eine.

    Haus Claudia. Das klingt wie Urlaub – vielleicht am Meer. Nach Möwengeschrei und Strandsand zwischen den Zehen. Das klingt nach Krabben puhlen und Pommes rot-weiß. Das klingt nach Leuchttürmen und Möwenlachen und kalten Füßen. Nach Tote Tante Getränken oder wie sie eben heißen und nach getrockneten Wal-Penissen in skurrilen Seebärenkneipen. Das klingt schön!

    Als ich am nächsten Morgen den Briefkasten öffne ist darin wie ich es bereits erwartet hatte ein hellblauer Briefumschlag ohne Briefmarke für Crazy M. Außerdem noch eine Postkarte aus Argentinien. Darauf steht:

    „Liebe Claudia. Grüße bitte alle Bewohner des Hauses herzlich, besonders FrauKrümel. Ich bin bald zurück. Ich weiß, dass es dir nicht recht war, es immer so zu übertreiben. Deshalb bin ich für eine Weile in die Antarktis gereist. Ich wohne hier auf einer kleinen Forschungsstation im ewigen Eis. Stell dir mal vor, hier wurden sogar schon Kinder geboren. Mehr dazu bei meiner Rückkehr. Bis dahin, Deine Crazy M. PS: Die Antarktis ist bitter kalt und trotzdem will sie jeder für sich.“

    Langsam kommt mir das alles sehr seltsam vor!

    Ich nehme die Postkarte aus dem Briefkasten und verfahre mit dem blauen Briefumschlag in der gewohnten Weise.

    In Gedanken versunken stampfe ich die Treppen wieder hinauf zu meiner Wohnung im dritten Stock. Heute ist Samstag. Ich habe Kopfschmerzen und bin schlecht gelaunt. Es ist ein scheiß Tag – obwohl ich bis Mittags geschlafen habe. Sonst nichts. Noch nichts gemacht meine ich.

    Mir gegenüber wohnt Frau Kartoffelbrei. Frau Kartoffelbrei heißt natürlich eigentlich gar nicht so, das sage ich nur immer, weil sie mir einmal erzählt hat, wie sie ihrem Mann nach dem Krieg immer so viel Kartoffelbrei gekocht hat, weil er das so gerne mochte. Am Ende hat er sie aber doch verlassen. Trotz des ganzen Kartoffelbreis.

    Und als sie dann allein war, hat sie weiterhin immer so viel Kartoffelbrei gekocht. Obwohl sie den gar nicht gerne aß. Aber den Heinrich, ihren Mann, den hatte sie geliebt.

    Die alte Frau murmelt eigentlich immer so etwas vor sich hin, das nach irgendeiner Art Beschwörungen klingt. Als ich gerade die letzte Stufe erreicht habe öffnet sie die Tür. Und dabei ist sie sehr aufgeregt.

    Sie fuchtelt mit den Händen und noch bevor ich „Guten Tag“ sagen kann jault sie laut auf: „Oh Frau Viktualia! Mein Waldi! Mein armer Waldi!“, wie eine Sirene. Jetzt sehe ich, dass sie ausnahmsweise mal nicht ihren dicken Dackel am Bein kauern hat.

    „Mein Waldi! Er ist mir davon gelaufen! Im Park. Er wollte doch nur mit den kleinen Entlein spielen und dann ist er davon gelaufen und ich bin doch auch nicht mehr die Jüngste.“

    Innerlich lache ich – ich hätte dem dummen Dackel gar nicht zugetraut, dass er die Enten jagt. Aber wahrscheinlich hatte er die ständige Kartoffelbrei-Fresserei satt und wollte auch mal ein richtiges, saftiges Stück Fleisch. Ich hoffe, dass das Kartoffelbrei-Geschoss nicht schnell genug war und die Enten ihm alle entwischen konnten.

    „Aber Frau Schultze“ sage ich, denn so heißt die Frau eigentlich. „Beruhigen Sie sich doch erst einmal.“ Und dann verspreche ich ihr, in den Park zu gehen, und nach Waldi zu suchen.

    Das werde ich dann unter meinen Random Acts of Kindness verbuchen. Die machen mich immer sehr glücklich. Vielleicht ist es doch gar nicht so ein Scheiß Tag.

    Und in diesem Moment beschließe ich auch, endlich den Brief an Crazy M. zu öffnen. Aber erst, wenn ich Waldi wieder eingelesen und bei meiner alten Nachbarin Frau Schultz-Kartoffelbrei abgeliefert habe.

    Das ist dann auch gar nicht so schwer. Waldi hatte offensichtlich die Nase voll davon hinter den Enten her zu laufen – die waren auch immer schnell wieder im Wasser und das mag Waldi gar nicht. Als ich zum Teich komme sitzt er hechelnd da und freut sich, dass ich ihn nun mitnehme.

    Ich kann also den Dackel bei Frau Kartoffelbrei abgeben und sie weint ein bisschen vor Freude und Erleichterung, dass ihr Waldi nun wieder da ist. Wenn es schon nicht der liebe Heinrich ist, dann doch wenigstens der Waldi. Dann will sie mir noch Geld andrehen und Kuchen aber ich schaffe es, das alles abzulehnen und verabschiede mich.

    Ich flitze die Mietshaus-Treppen hinunter zum Briefkasten. Plötzlich bekomme ich Angst, der blaue Umschlag sei nicht mehr da!

    Aber als ich die Klappe vorsichtig öffne, liegt er da wie immer. Wie ein Ei in seinem Nest. Ich nehme ihn vorsichtig heraus und irgendwie fühlt er sich dieses Mal ganz anders an als sonst. In meiner Nasenspitze kribbelt es.

    Aber so etwas Wichtiges kann man nicht einfach im Treppenhaus erledigen. Deswegen gehe mit dem Brief zurück in meine Wohnung. Dort koche ich mir eine große Tasse Kaffee und dann setze ich mich an den Tisch, atme tief ein und aus und öffne mit zittrigen Händen das Kuvert. Heraus kommt ein teures Briefpapier. Darauf steht in winzig kleinen Buchstaben am Rand: „Ein Farbklecks, Doppelpunkt, Sonnengelb“.
    Kein Absender.

    Ich wundere mich kurz, aber dann weine auch ich ein bisschen, vor Freude und Erleichterung. Denn eigentlich ist es doch egal, wer sonnengelbe Farbkleckse schickt, Hauptsache sie sind da.

    (Und Crazy M. braucht wenn sie zurück kommt auch nicht mehr zu betteln. Dieses mal lasse ich sie ganz bestimmt rein, zu ihrem schönen Farbklecks.)

  • Peter S. BeagleDatum01.07.2009 00:59
    Thema von LottaViktualia im Forum Literatur

    The Last Unicorn

    Die Meinungen über dieses Buch sind kontrovers. Man liebt es, oder man hasst es. Während die einen in ihren Kindheitserinnerungen schwelgen und manch einer erstaunt anmerkt: "Ach, zu dem Film gibt es auch ein Buch?" argumentieren andere, dass es sich um ein Buch (nein, keinen Roman, irgend etwas anderes... Märchen?) für kleine Mädchen ohne jeglichen literarschen Anspruch handelt.

    Ich teile diese Meinung nicht.
    Ich glaube, dass Peter S. Beagle seine Figuren sehr wohl bedacht hat und habe für die Uni eine These aufgestellt:

    Schmendrick, der arme zu Unsterblichkeit verdammte Kerl durchläuft in seiner Entwicklung zwei Phasen. Zuerst kann er nichts und alle seine tricks gehen schief. Am Ende ist er ein echter Zauberer. Da die Zielgruppe Kinder sind, gibt es natürlich Gute und Böse. Der sympathische Schmendrick scheint einer von den Guten zu sein. (Auch wenn er mitunter sehr menschliche, (und das heißt nicht "gutmenschlich"!) Züge zeigt, die ihn fraglich erscheinen lassen. Zum Beispiel handelt er egoistisch und leichtsinnig. Er trotzt auch wie ein eifersüchtiges Kind...)

    Neben Schmendrick gibt es weitere Zauberer(INNEN) ;)figuren: Mommy Fortuna, die Hexe im Midnight Carnival. Nikos, den früheren Lehrer Schmendricks, der ihn zur Unsterblichkeit verdammt hat um ihm ausreichend Zeit zu geben sein großes "Magisches Potential" fruchtbar zu nutzen. Und Mabruk, den Hofmagier des (scheinbar?) bösen King Haggard (zur Erinnerung: Das ist der Bursche der die Einhörner alle eingesammelt und ins Meer getrieben hat.)

    Meine These lautet nun: Alle zu Magie befähigten Personen stellen ein "negatives" Spiegelbild Schmendricks in seinen beiden Entwicklungsstufen dar. Negativ insofern, dass Schmendrick zu den "Guten" gehört.

    Anfangs kann er seine Magie nicht kontrollieren -- Ebenso scheint es Mommy Fortuna zu gehen, der bösen hexe, die das Einhorn fängt. An einer Stelle fragt sie Schmendrick, ob er tatsächlich glaube, dass das Leben das sie im Midnight Carnival führt das ist, wovon sie geträumt hat, als sie jung war. "I cannot touch the grass" sagt sie, und ich deute es so, dass sie es auch nicht schafft sich der Magie zu bemächtigen. Einziger Unterschied zwischen Schmendrick und MF ist also, dass sie zu den Bösen gehört, er zu den Guten. Beide schaffen es nicht ihre Kräfte zu kontrollieren und gezielt zu nutzen. Beide versuchen streckenweise es zu erzwingen: MF hält die Harpie und das Einhorn gefangen, Schmendrick bringt sich immer wieder in Gefahr und prekäre Situationen indem er seine Magie auf den Plan ruft und dann die Plagegeister die er rief nicht mehr los wird.

    Nikos dient als Zielvorgabe ;) über ihn wird nicht allzu viel gesagt. Aber er ist eindeutig das Vorbild Schmendricks und das Ideal nach dem er strebt. Man beachte auch die Parallelen zwischen den beiden: Nikos hatte einmal ein Einhorn in einen Mann verwandelt, aber nicht ausreichend Kraft gehabt um ihn zurück zu verwandeln.

    Zuletzt bleibt also noch Mabruk, ein echter Zauberer. Seinen Kräften wäre Schmendrick schon beim ersten Zusammentreffen unterlegen gewesen, wenn nicht Lady Amaltheas Kräfte (sie ist das Einhorn in Menschengestalt) seine Zornesattacke hätten abwehren können. Er ist aber ein echter Zauberer und er dient seinem Herren Haggard. Soweit finden sich auch hier Parallelen zu Schmendrick. Die Frage ist jedoch, ob einzig die Tatsache, dass er Haggard dient ihn zu einem "Bösen" macht. Schließlich "kündigt" er ja seine Dienste. hier wird meine Argumentation also brüchig.

    Fraglich ist auch, ob nicht die ganze meinen Überlegungen zugrunde liegende Annahme, dass es Gute und Böse gibt, brüchig ist. Denn auch Schmendrick handelt wie oben bereits erwähnt mitunter nicht ausschließlich gut. Er betrinkt sich z.B. und bringt das Einhorn in Gefahr, weil er (und das macht er immer wieder) sich profilieren will. Er versucht immer wieder andere zu beeindrucken. Auch er will das Einhorn für sich haben und reagiert trotzig, als Molly Grue, die tolle Räuberbraut, sich ihm und dem Einhorn anschließen will. Er will das Einhorn und dessen freundschaft und Anwesenheit nicht teilen.

    Ist Haggard Böse? Er handelt zwar rücksichtslos, indem er die Einhörner von seinem roten Bullen einsammeln lässt. Aber es wird auch deutlich, dass dies das einzige auf der Welt ist, das ihn kurzzeitig glücklich machen kann. Ist er nicht vielmehr ein alter verbitterter Mann, der sich nichts mehr wünscht, als glücklich zu sein? Ist das Streben nach Glück so verwerflich, dass man ihn als grundsätzlich "Böse" einstufen müsste? Schließlich handelt er aus der Verzwieflung.

    Und was Mabruk angeht, ist er auch sofort Böse, wenn er dem alten Mann dient und versucht ihn durch seine Zaubertricks glücklich zu machen? Immerhin fängt er nicht die Einhörner. Er agiert einfach ohne das Handeln von seinem Chef zu hinterfragen, zu bewerten oder verurteilen. Vielleicht ist das einfach der Job eines Magiers.

    Am Ende wird also irgendwie klar, dass man gar nicht so genau sagen kann, ob eine Figur Gut ist ober Böse. Gut und Böse werden nur durch das Einhorn und den Red Bull Personifiziert. Wenn man die beiden als konträre Pole betrachtet, kann man zwar sagen, welche Magierfigur näher an welchem Pol steht. Aber die Figuren sind nicht nur das eine oder nur das andere. Auch Schmendrick kann jeden Moment entscheiden ein böser Schurke zu werden. An einer Stelle erklärt er dem Einhorn, dass er sich für die gute Seite und die weiße Magie entschieden hat. Das heißt aber nicht, dass er nicht immer reflektieren muss, wie das Einhorn handeln oder entscheiden würde und der Weg hin zur anderen Seite ist immer nah.

    Ich habe also circa 6 Wochen über dieses Buch nachgedacht und das sind die Ergebnisse. Wenn jemand darüber diskutieren möchte, wäre ich hoch erfreut. ich arbeite so ungern für die Schubalde und ich habe auch viel zu wenig Austausch über spannende Sachen wie diese ;)
    Sollte ich in der falschen Rubrik gelandet sein, bitte verschiebt mich. Ich war nicht sicher. Aber ich suche eine Diskussion über Literatur. Deshalb habe ich diese Rubrik gewählt, auch wenn alle anderen Fäden Rezensionen sind.

    Hier ist Lotta.
    Lotta machts halt mal anders.
    LG

  • Thomas Kling - BärengesangDatum01.07.2009 00:11
    Thema von LottaViktualia im Forum Rumpelkammer

    Leider, leider kann ich sicherlich nicht den Text hier herein stellen. Das Urheberrecht... (sollte es doch irgendwie erlaubt sein, möge man mich informieren, dann tippse ich es gerne ab)

    Bedauerlicherweise ist Herr Kling in 2005 viel zu früh gestorben. Für die Uni habe ich vor kurzem ein Gedicht mit dem schönen Titel Bärengesang interpretiert und ich habe es mit jeder minute der Recherche mehr geliebt. Es gibt inzwischen einen Reclam-Band mit Gedichten von Kling. Darin findet sich auch "Bärengesang": Grandios! (Wenn jemand Interesse hat, ich habe eine ausführliche(!) Interpretation als Handout verschriftlicht.)

    Es winkt,
    Lotta.

  • VerspätungDatum30.06.2009 15:40
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema Verspätung

    Hi perry.

    Ich finde du hast die Stimmung an einem überfüllten Kopfbahnhof-Steig gut eingefangen.
    Es gefällt mir, dass du die Bahnhöfe personalisiert hast (geben sich ablehnend) und so, wie ich finde, ein schmackhaft ironischer Unterton entsteht.
    Personalisiert sind natürlich auch die verspäteten minuten in einer Weise. Sollte das etwa ein geheimer Hinweis darauf sein, dass man natürlich immer andere für Verspätungen verantwortlich macht?

    Schön witzig auch die Parallele: Züge-Bahnhof; Passagiere - Toiletten :D

    Herzliche Grüße von
    Lotta.

  • MedizinradDatum30.06.2009 14:39
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema Medizinrad

    Hallo riemsche.

    Ich schließe mich dem Lob gheggruns an.

    Ich schildere dir mal mein Leseerlebnis, denn das war es und nenne anschließend noch, an welchen Stellen es etwas fad war:

    Zunächst schrecken mich kleine Buchstaben am zeilenanfang in Kombination mit der eher kompakten Optik ab.
    Anfänglich hatte ich auch ob der minimalistischen Interpunktion meine Schwierigkeiten. So finde ich, dass am ende von Vers 1 irgendwie klar werden sollte, dass es sich hier nicht um einen Zeilensprung handelt -- wie es ja in der folgenden Zele der Fall ist. Ich lese also hier zunächst übera Zeilenende weg, weil kein Stoppschild o.ä. da ist. In der folgenden Zeile dann habe ich gelernt: Stoppschilder fehlen und stoppe, weil das Ende der Zeile da ist; dann hab ich es schon wieder falsch gemacht und bin frustriert.

    Nachdem also ein Neustart nötig war fällt mir auf: ah, das reimt sich ja. Macht es das schon die ganze Zeit oder erst hier? Nein... Blick zurück zeigt, dass schon in den Anfangsversen ein Reim intendiert war. Schade, war mir, wohl wegen der Leseschwierigkeiten?, entgangen.

    Gefallen hat das Spiel mit der leichten Schulter, und die "herbstmüde Stadt"; ganz beosnders die sich anschließende "Rutsche" am Anfang von Strophe 2. Rutsche deswegen, weil man hier kein Stoppschild will und es nur so von Wort zu Wort flutscht, wobei die Wörter sich im Vorbeifliegen auflösen und einfach schön klingen. Dort unterscheiden sich in der Tat Laut, Schrift, Klang und Wort kaum! Toll!

    Nach diesem Taumelstart in die zweite Strophe stoßen mir die "Sonnenkinder" leider besonders auf. Ich finde diesen Begriff viel zu gewöhnlich und verbraucht. Er passt nicht zum Rest, bsp.-weise der schönen, IMHO innovativen Verwendung von "leichte Schulter" in Str. 1.

    Nun frage ich mich, was ein Medizirad sein könnte und Google, mein Freund und Helfer, führt mich zu einer Lösung:

    In Antwort auf:

    Medizinräder sind Kreise aus Steinen - aber vor allem sind sie Orte der Kraft und der Magie. Wenn Menschen an ein Medizinrad treten, werden sie einfach still als ob sie mit einer besonderen Energie in Kontakt träten. Und genau das geschieht auch. Medizinräder sind Spiegel des Universums und Spiegel unserer Seele, und so begegnen wir uns darin selbst ohne die Illusion der Trennung vom Leben. Das Verstehen ist intuitiv und erlaubt uns, uns der ganzen Lebensenergie zu öffnen, sie durch uns fließen zu lassen und ihren Zauber zu entfalten. [...]
    Die Zahl 4 ist in der nordamerikanisch-indianischen Mythologie die Heilige Zahl und im Medizinrad symbolisiert:
    Die 4 Richtungen, 4 Elemente, 4 Jahreszeiten, 4 Menschenalter u.a. bilden den Rahmen des Lebens und der Welt.[...]
    Bei uns wurde das Medizinrad vor allem durch den Chippewa-Medizinmann Sun Bear bekannt, dessen spirituelle Entwicklungshilfe uns erlaubt, wieder zu unseren Wurzeln, zu unserem ureigensten Verständnis vom Leben als Kreis zu kommen. Im Medizinrad, dem Mandala des Lebens herrschen Gleichgewicht, Harmonie Verbundenheit und Vollkommenheit. Wenn wir uns mit diesen positiven Kräften des Lebens verbinden, heilen wir uns, heilen wir die Erde.[...]
    Ein Medizinrad ist ein Kreis aus Steinen, ein Kraftplatz, ein Spiegel des Universums und unserer Seele, eine Landkarte für unseren Lebensweg, ein Ort der Heilung. Mit dem Legen eines Medizinrades bringen wir im wahrsten Sinn ein Stück Himmel auf die Erde und begeben uns in eine höhere Energie, die auch Einfluß auf uns selbst hat. [...]
    Quelle: http://www.medizinradgeber.de/ (30.06.2009)


    zugegeben, die Quelle ist etwas bedenklich, aber die Informationen reichen mir fürs erste aus, um neue Fragen zu stellen.

    Klassisch natürlich: Wer ist "ich" und wer ist "du"? Könnte es in diesem Fall sein, dass das lyr. Ich in der letzten Zeile sich selbst im Imperativ anspricht?
    Dann ginge es hier um die (spirituelle) Annäherung an das eigene Ich und die Arbeit (Bewegung, durch "komm mir so näher" angedeutete Dauer etc.) im Medizinrad.
    Die spirituell-esotherische Komponente erklärt dann auch, warum ich zunächst an Drogen gedacht hatte.

    Ich finde, von Kleinigkeiten abgesehen, sind diese Zeilen sehr gelungen. Insbes. Beginn Str. 2.

    Danke und viele Grüße von Lotta.

  • In mir ist eine HöhleDatum07.06.2009 20:56
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema In mir ist eine Höhle

    Hallo gheggrun und oli,

    danke sehr für eure Beiträge -- wenn ich auch zugeben muss, dass ich mir insgeheim auch so was wie "zu viele Zeilensprünge" oder so was in der Art erhofft hatte.
    Aber man kann schließlich nicht alles haben. ;)

    Verspätete Grüße von Lotta,
    die läuft und lacht.

  • Lechts und RinksDatum26.04.2009 15:18
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema Lechts und Rinks

    Hallo Don Carvalho,

    ich bin in der ersten Strophe stecken geblieben. Ein "Punkt-Signal" hinter "unter" hätte mir geholfen.
    Ansonsten finde ich deine Zeilen sehr gelungen und witzig.

    Viele Grüße,
    Vicky.

  • liegewieseDatum23.04.2009 15:46
    Foren-Beitrag von LottaViktualia im Thema liegewiese

    Hallo Karl F.

    Ich finde Gefallen an deinen Worten -- ich sehe Berge und rieche stehende, glühende Sommerluft. Ich warte auf die ersten großen Tropfen des Regens und das Grollen des Donners, das sich schwer über das Motorradjaulen legt.

    Und doch:
    - den Titel finde ich unpassend. Liegewiese passt nicht zur Gebirgsstimmung die in mir durch "tal" entsteht. Da sehe ich Serpentinen etc.

    - Du schaffst mit den ersten beiden Versgruppen einen Kontrast: Natur in seiner "Urform" vs. die vom Menschen beeinflusste/ geprägte Natur. Die doppelte Nutzung von Pflanzen in nur vier Zeilen missfällt mir.

    Was passiert da eigentlich mit dem Ich? Zuerst liegt es im Wiesenschaum und dann plötzlich entsteht der Eindruck es säße selbst auf einem Motorrad ("bergauf suche ich") -- soll das ein Tagtraum sein? -- dazu passte auch der Schluss: auf der Wiese überholt das Ich niemand. Der Tagtraum vom Rausch auf zwei Rädern ist mir dann zu realistisch dargestellt. Ein In-der-Sonne-auf-der-Wiese-liegen assoziiere ich eher mit einer Gedankefreiheit als solch intensiven Vorstellungen. Üblicherweise hat die Sonne mein Gehirn dazu schon zu weich gekocht. ;)

    Ich finde der erste und der zweite/dritte Abschnitt passen nicht so gut zusammen. Einzeln gefallen sie mir gut.

    LG, Vicky.

  • NEUES FORUM // Bugs // VorschlägeDatum20.04.2009 10:03

    Ja, genau so habe ich das gemeint :) Na, wenn nicht ist es ja nicht ganz so tragisch, dann such ich eben weniger ;)
    Danke sehr,
    Vicky.

  • NEUES FORUM // Bugs // VorschlägeDatum19.04.2009 13:52

    Hallo Maya,

    danke sehr. Genauso sieht es bei mir aus -- aber wenn ich einen Faden in den Suchergebnissen anklicke, kommt er leider trotzdem als Baum.
    Sonst habe ich es überall flat, auch die Ergenisse werden "flat" angezeigt, aber wenn ich von dort auf den Faden klicke, dann erscheint
    nur dieser eine Beitrag aus dem Faden.

    LG, Vicky.

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