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Lechts und Rinks
in Humor und Fröhliches 14.04.2009 19:28von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Am Horizont ging blutigrot
die Abendsonne unter,
und welch ein edles Bild sich bot,
als gut gelaunt und munter
die edlen Ritter durch das Tor
der starken Feste kamen.
Beim König traten sie dann vor,
beäugt von Edeldamen.
"Seid stolz auf uns, mein edler Herr,
der Westen ist jetzt euer!
Das Land verbrannt, tot das Gescherr:
entzündet Freudenfeuer!"
Der König war jedoch verwirrt:
"Das kann nicht sein, ich meine,
ihr habt Euch sicherlich geirrt,
denn Feinde sind dort keine!"
Dem Rittersmann entfuhr ein Schrei:
"Mich dünkt, wir waren Elche!
Denn war der Westen feindesfrei,
dann sind dort fortan welche!"
Don Carvalho
- Januar 2007
Hi Don,
ich freue mich, mal wieder ein Gedicht von dir zu lesen. Formal habe ich nichts zu bemängeln, wie schon fast von dir gewohnt, liest sich der Text flüssig, metrisch gibt es (von mir) nichts zu beanstanden. Der konsequent durchgehaltene Wechsel zwischen 4- und 3-hebigen Jamben sowie männlichen und weiblichen Kadenzen bewirkt einen lockeren, fröhlich-naiven (Unter-)Ton und passt auf diese Weise wunderbar zum Inhalt des Gedichts. Also diesen Text würde ich zu gerne als mp3 hören. Ich glaube, mit der richtigen Betonung, käme der richtig gut zur Geltung und würde den humoristischen Aspekt noch unterstreichen.
Die Kreuzreime sind sauber gereimt und recht einfach gehalten, was aber auch sehr gut zur Thematik passt. Hochgestochene und komplizierte Endreime würden in diesem Gedicht völlig fehl am Platze sein.
Dein Erzählgedicht gefällt mir vor allem aus dem Grunde, weil es sich auf viele gesellschaftliche Bereiche übertragen lässt, also niemals dort an Aktualität einbüßt, wo Menschen mit Menschen zu tun haben. Daher hätte ich es lieber unter Gesellschaft vorgefunden, denn für mich weist dieser Text eindeutig parabelhafte Züge auf. Und insgesamt gesehen ist es ja auch nicht wirklich lustig, sich aus Versehen Feinde zu machen.
Und die Moral von der Geschicht: verwechsle Freund mit Feinde nicht, oder: Schieße erst, wenn du sicher bist, einen wirklichen Feind vor dir zu haben – auch wenn sich der Schusswechsel nur auf Worte bezieht, könnte man – auf alle Gesellschaften bezogen – herauslesen. Ach, irgendwie mag ich das Gedicht, ich weiß auch nicht, warum.^^
PS: „Gutgelaunt“ schreibt man seit der Reform auseinander, wenn ich mich nicht irre.
Grüßle, Maya
RE: Lechts und Rinks
in Humor und Fröhliches 22.04.2009 10:12von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Maya,
Du hast tatsächlich mehr Inhalt herausgeholt, als von mir beabsichtigt war. Aber Du weißt ja: der Leser hat immer Recht !
Das Gedicht ist vor längerer Zeit entstanden, als ein User (ich weiß leider nicht mehr, wer) damals noch im Tümpel einen Witz verdichtet hat... und da dachte ich mir, das mache ich auch einfach mal.
Grundlage des Textes war folgendes:
Ein Ritter kommt mit seinen Soldaten am Abend zurück an den Hof.
Meint sein König: "Nun, wie habt Ihr den Tag verbracht, mein edler Recke?"
"Nun, Sire, Ihr könnt stolz auf mich sein. Den ganzen Tag plünderten und brandschatzten wir und brannten alle Doerfer eurer Feinde im Westen nieder!"
K: "Aber - wir haben keine Feinde im Westen!"
R: "Jetzt schon, mein König..."
Mehr war es eigentlich nicht. Ab jetzt werde ich natürlich behaupten, dass dem Text als zweite Sinnebene eine harsche Gesellschaftskritik innewohnt !
Danke für Deinen Kommentar.
Grüße,
Don
P.S.: Mit dem "gut gelaunt" hast Du vermutlich recht. Ich ändere es einfach mal.
RE: Lechts und Rinks
in Humor und Fröhliches 26.04.2009 10:51von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
RE: Lechts und Rinks
in Humor und Fröhliches 26.04.2009 15:18von LottaViktualia • | 31 Beiträge | 31 Punkte
RE: Lechts und Rinks
in Humor und Fröhliches 05.05.2009 12:47von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Meinst? Hm, da kann man natürlich auch einen Punkt setzen, die Zeichensetzung ist mir in diesem Punkt weniger wichtig -allenfalls, dass ich einen neuen Satz nicht so gerne mit einem "Und" beginnen lassen wollte.
Ansonsten freut mich, dass Dir die Zeilen zusagen und hab Dank für Deinen Kommentar.
Grüße,
Don
RE: Lechts und Rinks
in Humor und Fröhliches 05.05.2009 14:02von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte
Hallo Don,
ich hatte auch meinen Spaß daran, obwohl ich durch Jandl auf etwas ganz anderes gefasst war. Insofern finde ich den Titel nicht so gelungen. Das Gedicht aber ist gut gearbeitet, schwungvoll gedichtet und bringt den Gag locker-flockig heran und über die Bühne. Sogar die Elche gehen dann durch, vor allem weil sie an Bernstein erinnern und aus dessen Zitat heraus dann folglich unkritisierbar werden. Das hat doppelten Witz!
Beste Grüße
Oliver
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
RE: Lechts und Rinks
in Humor und Fröhliches 08.05.2009 09:25von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hallo Oliver,
jaja, die schärfsten Kritiker der Elche ....
Das hat zu gut gepasst, das musste rein - abgesehen hats sich halt gereimt
Dass der Titel nicht unbedingt jedermann seiner ist, kann ich verstehen, da es bei dem Gedicht aber letztlich schlicht um eine Verwechslung geht (wenn auch himmelsrichtungenbezogen), bin ich da hängen geblieben. Und irgendwie sagte mir ein Titel, der anderes erwarten ließ, dann doch mehr als einer ala "die Ritter und ihr König" .
Schön jedenfalls, dass Du beim Lesen Vergnügen hattest, mehr war nicht beabsichtigt, auch wenn mich die Tiefe, die Maya hineininterpretiert hat, natürlich auch gefreut hat.
Grüße und besten Dank,
Don
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