Ich stellte mir vor, daß der Maler eine Quitte bemalte, die dann als Grabschmuck von der Frau abgelegt wurde. Etwas verrückt, nicht wahr? Aber das passt zu meiner gegenwärtigen Stimmung.
Vor meinem Fenster nadelt eine Lärche, Das Hörnchen hangelt sich vom Ast zum Aste, Die unbekannte blaue, kleine Meise Sitzt vor dem Fenster, Schmuck für müde Augen.
Jetzt, wo ich diese Zeilen langsam schreibe, Ist alles leise, dort lebt der Rest der Zeit, Als würden keine Lieder wieder kommen, Spannt Wehmut seine grauen Winterlaken.
Ich sah die Frau ein frisches Grab besorgen, Sie legte an den Grabstein eine Quitte, Die Hundertwasser mit dem Pinsel zierte, So schenkte sie dem Toten Angebinde.
Ich klage jetzt und hier, Euch, denen vor der Tür In euren Gärten und Häusern: Ich hatte Freunde in Aleppo.
Abends saßen wir vor der Tür. Opa spielte Schach, Und er lehrte mich Schachmatt zu sein. Denn immer setzte ich die Steine falsch.
Dann kam die Zeit, die uns verbrannte.
Hört mich an, ihr vor der Tür: Wir bleiben hier in eurem Land. Bis ich gelernt habe die Steine Richtig zu setzen So wie mein Opa, Der wußte was wohin gehört.
Bei euch singt keiner.
Ich sah der Heba Kind, Das als Fackel nachts die Straße erleuchtete. Hell war es, ein Komet der strahlte und erlosch. Ich sah Abertausend meiner Schwestern und Brüder Mit aufgesperrten Mündern sah ich sie glühende Aschen trinken.
Und schön war unser Feigenbaum im Garten, Dort garrten seine Früchte versaftet. Auch sah ich eine Frau, Sah ihr Gesicht unter der Burka lächeln, Als sie ihrem schwangeren Leib die Kugel gab.
Hört mich, ihr draußen vor der Tür In eurem Garten: Ich will mich verschleiern in eurer Haut. Denn über Nacht kommt der Surm, Der Wüstensturm.
Und dies sagt eurem Goethe: Besuche meine Stadt, Bevor ich deine Verse lese.
Gott ist groß. Austreiben soll er dem Geheimrat seine Verse.
Ich habe meinen zweiten Deutschkurs abgeschlossen.
Gestatte einer Bestie dich zu reißen Das sie bekommt, um gründlich zu verkosten, Am besten vom Poetenfleisch, dem weißen, Das Wilde schmeckt sich selber durch vermosten.
Poeten grillen gibt 'nen guten scharfen Braten, Geschmacklich allerfeinste Soßegüte, Wenn sie al dente, durchgeschmort geraten Kommen die schlechten Verse in die Tüte.
Und so vielleicht lernt jede Bestie reimen, Erzählt sie später, deine, die Geschichte, " Ich riß den Dichter, Orpheus ließ ich weinen Mit seinen Liedern, liebte ich Gedichte."
Wir leben weiter, lehrt uns die Verjahrung Mit einer Bestie, folgt sie der Erfahrung.
Hallo, weißer kluger Mann, bin jetzt ganz dabei, höre was ich alles kann, nicht das Lesen, spreche frei.
Hab'mich hier versteckt, Seht ich bin ein Huhn, bin noch nicht verreckt, ist noch viel zu tun.
Rund mein Haus aus Kalk, brüte mich im Garten, und mein Ei heißt Schalk, will als Frühstück warten.
Schneide manche Rose, blicke in den Himmel, leg'sie in die Dose, bald gilbt sie im Schimmel.
Meine Kinder tot, ach, man will mich strecken, macht mir Augen rot, will noch nicht verrecken.
Nachbarn sind gemein, stricken ein zwei Strumpf, will alleine sein, fall sonst in den Sumpf.
Immer bin ich leise, höre euren Rat, man sucht meine Meise, hier im Kittelstaat.
Glocken läuten immer für die bösen Frommen, dunkles Gummizimmer, wenn die Hellen kommen.
Katze spielt mit Spritze, jetzt wird angeschnallt, die Kanülenwitze sind mir durchgeknallt.
Laut spielt die Musike, Jürgen mit dabei, Schwester Frederike. Mag nicht, wenn ich schrei.
Mein guter Mann kann nicht euch nichts sagen, Getückelt liegt er in der Erde, Damit für Ella endlich Frieden werde, Lob seinem Tod,nie mehr für Ella Klagen.
Ja eines Tages wetzte ich das Messer, Und schnitt ihm durch die weiße fette Kehle Mit einem Schnitt, damit mich nichts mehr quäle, War ich so ein Menschenfresser?
Am Anfang gab es jeden Tag Avancen, Die Rose, Kuß, ein Kind ward mir geboren, 'ne Weile lebte ich in Liebestrancen, doch bald flog mir der Alltag um die Ohren.
" Wo bleibt mein Frühstück? Halt jetzt Deine Gusche! Wer hat Dir in dein leeres Hirn geschissen? Wie kann die Frau so dumm sein, garnichts wissen? Die Frau dem Mann sei untertan, sie Kusche !"
Dann ging er aus, und nachts kam er nicht wieder, am Morgen legte er besoffen sich ins Bett, doch wenn er aufstand schien er wieder nett, am Abend grölte er er erneut besoffen Lieder.
" Du bleibst im Haus, sonst lernst mich noch kennen! Wie siehst Du aus, Du stinkst und bist verdreckt! Ging es nach mir, dann wärst Du längst verreckt, Beweg den Arsch, hör'endlich auf zu flennen!"
Dann...durfte ich mich nicht einmal mehr schminken, er schrie, ich säh'wie eine Nutte aus, und eines Tages ging ich nicht mehr aus dem Haus, er schlug mich oft, jetzt kann ich nur noch hinken.
Man nahm mir meine Kinder, alle sieben, sie kamen in ein Heim,'rum hohe Mauern, ich glaub 'das dort die Kinderschänder lauern, jetzt schaut mich an, von mir ist nichts geblieben.
Ich kam hierher, um wieder anzufangen, und wollte möglichst schnell nachhause gehen, jetzt zittre ich, und kann nicht aufrecht stehen, ich habe überhaupt mehr kein Verlangen.
Nur schlafen wil ich mit den bunten Pillen, und träume träumen, hell im Sonnenlicht, das Leben schneidet mich, und ja, es sticht mir in mein Herz, es raubt mir jeden Willen.
Macht was ihr wollt, lasst mich in Frieden sterben, und dann seziert den letzten toten Rest, gebt ihn den Ratten frei, zum Irrentest, mein Nachlass, nichts, besitz ich zu vererben. ............................................................................................ "Gut soweit, liebe Ella. Doch Sie haben sicherlich übertrieben, nicht wahr. So böse kann doch kein Mensch sein. Ihre Schuld, Ella was ist mit ihrer Schuld? Und was würde ihr Mann zu allem jetzt sagen? Gehen Sie wieder in ihr Zimmer, die Kollegen werden Sie begleiten. Und noch einmal danke für ihre Lesung.
Mein Text entstand in der Folge eines Besuches ( Pratikum) in der Psychiatrie. Hier fand ich die Gelegenheit mit einer Patientin zu sprechen. Aber es ist nicht der von Dir bemängelte Text, den ich danach schrieb, denn der folgt noch. Bei einer Lesung, zu der eine Patientin ( ich nenne sie hierin Ella), die sich noch spontan in Reimen zu ihren Erfahrungen den Therapeutin mitteilte, habe ich nur aufgezeichnet, was ich von ihr verstand. Was Du daraus ableitest wird sich zeigen. Ich stelle das in meinem nächsten Beitrag ein. Herzlich otto
Der nachfolgende Text wurde in einer Anstalt der forensischen Psychiatrie 1917 in einer Patientenakte gefunden:
Vergeige den Schwanz und zähle die Bügel, entsteige dem Herz mit flattern am Grab, den Säbel geb`frei für den Kaiser am Hügel, Soldaten verlocke, ihr Vogel sei Rab`.
Ach sperre den Eingang der Otter, den Sumpf, befrage die Zeichen, die Farben, den Klang, im Feld graue Lager, dort säge zum Stumpf, erlasse die Sünden dem Krieger, sei Dank.
Verpuppe die Rechten, und schächte das Schwein, so trage die Güte zur Not sei ihr Gang, zur Hilfe ihr Roten, ihr Lied macht nicht bang!
Und nestle die Schwachen, als kehrten sie heim, Der Stern heiß dir Rußland, es dröhnt ein Gesang, beeilt euch Chirurgen- watt mutt dat mutt sein.
Schon wenn einmal etwas gefällt... Danke. Ich habe diesen Kreis in 10 Minuten im Zustand völliger Geistesabwesenheit der Verliebtheit ...herunter gerattert. Da setzt schon einmal der Verstand aus-
Als schwebte sie herab auf ihrem Licht, Die Mondin, schenkt sich mir, wo ich halb blind, Ein alter Mensch, und doch der Götter Kind, Die Silberlicht in schwarzen Flüssen bricht.
2
Gleich einem indischen Opal In blau, mit Silberlicht vermählt, Hat uns das stumme Mondoval Die Nacht am Meer ganz neu erzählt.
3
Mondwein, er silbert liederhell Aus Wolkenbechern, frisch genossen, reift noch beim Schenken eingegossen Dem Bacchuskreis, aus Licht und Quell.
4
Sie ritt auf flinker Mondinwelle, Delphinenschwärme umspielten sie Bis hin zu Aphrodites Quelle, Oh Muse! Diesen Ritt vergißt du nie!
Ich darf dich doch mit " Lieber gugul" begrüßen? Ich danke dafür, dass Du Dich mit meinem Text befasst, " Dämmerung" bedeutet für mich Übergang: Leben/ Tod, Tag/ Nacht, Nacht/ Tag. Der Titel will mir bleiben. Ja richtig, einer Gans gebe ich gerne ein Füllsel zu, eine Brücke wo ich hinüber will, Ich will darüber nachdenken. " Verglaste" Mumien sind mir einbalsamierte, Gestriges. Das Komma kommt weg, es ist mir entkommen. " war" " früh", kann doch gewesen sein?
Üblicherweise gebe ich keine Kommentare zu meinem Gedicht. Es ist ja der Arbeit des Lesenden vorbehalten. Liebe Grüße an Dich, otto
Jetzt bist du alt, die Wangen eigefallen, Die Augen müde, tattrig deine Hände, Die Stimme greisig, überwiegend Lallen, Dazu das Schweigen deine Zimmerwände.
Schon bald erwartet dich finale Wende, Du hörst Signale fremder, ferner Lieder, Dir ist als käme einer bald und sende Dir Abschiedszeichen leise, immer wieder.
Und meistens schläfst du nachts, auch am Tage Die gleichen Träume: schwankende Gestalten, Sie grüßen dich respektvoll, ihne Frage Allles zerbröselt, du bist am erkalten.
Eintlaßt mich denn mit Gnade in die Mitte, Tod fordert Lassen, das ist Hades Sitte.
kam aus der stille von gestern der sturm schwang sich ins heute dem adler so gleich fiel aus den wolken lebendig bewegt kratzte die erde die wüste und schwieg uraltes wissen der mumien verglast war früh vergessen wer weiß wo es war sangen die kinder es war schon einmal mythos legende der wandel der zeit manchmal da wispert ein träumender gast alte geschichten die bilder vom traum schwarz und erloschen er ging wie er kam hör auf die zeichen sie schreiben dich fort
gewandet meinem traum, fluss blauer stunde dein lied, so sang mir die gequälte seele lag ich bei dir anima, deinem munde so langsam, gleich dem zögern im vermähle
so zart, und ließ mir zeit zum teilen die ganze welt, das mit dem denkenwolkenwandern, da war ihr garten, wunder zum verweilen, ich sah die sterne, monde, alle nahen, andern,
die mich begrüßten ließen zeit zu lernen, und wob es langsam über meinen rücken, da wurde augenblick der blicke fernen unendliches gefühle für entzücken.
Die anima, wer ist sie, die blaue stunde? mit ihr - vielleicht- weilt sie an deinem munde.
Ich habe mich gefragt, was die Botschaft in Deinem Text ist. Es kann ja sein, dass Du eine hattest . Ich interpretiere, daß wir beide eine unterschiedliche Persönlichkeit haben. Die Wirkung, die Dein Text bei mir hinterließ, sie ist mir befremdlich, weil sie gewaltätig ist. Wolltest Du das vermitteln? Das Du Ratschläge für das Schreiben erteilt ist mir auch befremdlich. Beim Lesen jeder Zeil hatte ich das Gefühl, dass Du Dich selbst in den Mittelpunkt Deines Textes setztest. War das, wenn es so war, wie es mir vorkam, beabsichtigt?
Ein Mensch geht in eine Gallerie und bleibt vor einem Bild stehen. Auf einen Notizblock schreibt er das auf, was er sieht. Was er nicht sehen kann, das kann er nicht aufschreiben. Was also sieht er auf dem Bild?
Durch ein geschlossenes Fenster fällt der Blick des Malers und der des Besuchers der Gallerie in eine kleine Wohnstube.
In der Mitte des Wohnraumes steht ein runder Tisch, auf dem ein kleines Zierdeckchen gelegt ist. Ein Mann sitzt nahe dem Tisch in einem Sessel und liest eine Zeitung. Die Zeitung ist in die Senkrechte gestellt, sodass der Mann die Frau nicht sehen kann, die auf der anderen Seite des Tisches an einem Klavier sitzt, weil er liest. Die Frau kann den Mann nicht sehen, weil der Mann liest. Die Frau scheint auf nur einer Taste des Klavieres zu spielen . Ihr Gesicht ist in Richtung des zeitungsverdeckten Mannes gerichtet.
Der Mann und die Frau haben also keinen Blickkontakt.
Der Mann trägt eine Weste und eine Kravatte, die Frau ein langes rotes Kleid.
Zwischen dem Mann am Tisch und der Frau am Klavier scheint es eine Art Türfüllung ohne Klinke zu geben. Oder ist es ein Schrank mit Schubladen?