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Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 21.01.2013 00:19von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
strandlieder
I
gesang vom mondsüchtigen ara
an stränden unterm halbmond
schalige sicheln nach oben gereckt
hörst du des aras schrei schillernd
grün im grün der mangroven
gesänge krächzend nacht
strophen erhört von niemand worte
erlauscht in der einsamkeit
nicht einmal von ihrem schöpfer
dem ara verraten im schweiss
seines denkens laut
vor sich hinlallend
II
deep sea blues
und ich finde die gräßlichen
häßlichen wieder und wieder
selbst am reinsten sandstrand
die buntesten polydingsda unter
bergen von schaum gebadeten
fischen und andern verendeten
die sich die unverrottbaren
statt krill einverleibten
auf dass der nahrungskette
das glied im bauch schwillt
und es sich bald lohnen wird
fabrikschiffe zum plaste ernten
zuzulassen auszusenden denn noch
schwimmen sie über der tiefsee
badengehen?
III
erinnert
der pferde kopf neben gras
soden angespült voller
leben geschlängel hungriger
haff entronnen nehrungsnahrung
trommeln lautloser
schreie im möven himmel
leises wiegen des schädels
in wind getürmter weiß
bekrönter
schwarz grüner flor
mond straßen geteilt
in der ferne
weit draußen erkennt schärferer
blick zwischen wolken seewärts
riesen windfänger im griff von
stahl spezial unter wasser gerammt
durch tonnen in zig meter im
grund der see nach schweinswal -
vergraulen weit genug vom salz -
genuss der strandkorbianer tief
im grün gründelnden armdicke leiter
leitstand bewacht von untergangs -
trainierten - rettungsinseln fürchtend
reissen anker -
kabel ent -
kommt kapital
dieser kopf
dieser kopf dieses
bild dieser aale
grassiert immer noch
in meinem hirn und
trommelt den marsch
IV
elektron wider hall
sehe ich polarlichter leuchten
spiralen bahnen geladener
arktis brems strahlen
im zombie grün reling
anlehnend himmelwärts energie
schleudern jenseits von van
allen eden
lorenz kraft amtet und
drei finger zum zenith
gereckt um taue geschlagen
ins leinwand weiß gefärbt
kreischt zur vierten
potenz
nach oben kopf
im nacken
V
zehweh
sein zeh verbrennt sich an dem heißen
sand gekupfert grell von sonne all
und röstfrisch schmurgelt des piraten
beute in der grube die er selber
grub auf dass betitelt er mit gold
durch kugeln jener gier'gen räuber
hineingestürzt entbunden wird
und nie mehr aufgefunden da enttitelt
nur noch der zeh ragt aus dem sand
VI
weit hinaus
zieht die strömung den träumer
auf der lufti in immer kälteres
wasser trotz beinschlag zum strand
und der wind hilft der strömung
allein schwamm er raus so allein
wie in zimmer hotel und daheim
wartet niemand hört im fernen boot
die rufe die schreie sieht niemand
das winken der kaltblauen arme
strömung und wind drehen nicht
zu kalt ist die hand lässt den griff
fahren unter sternen hinter dem dunst
VII
landwind
und über das meer drückt
der wind weit der wüste sand
hinaus zum schelf wo unter
toten korallen jung frauen
gebeine der liebe abhanden
kamen und solche see rosen
noch nicht wieder von wellen
zum sand strand gespült sind
VIII
kindeskinder
es streiten sich brecher mit klippen
schaumgeborene mit steinkindern
die draussen wellenbergen entlaufenen
mit vormals durch plattengeschiebe getürmten
getrieben von winden gezeiten und strömen
gehalten von schichten kräften und drücken
tanzen sie ewig von neuem den gleichen kampf
in dem schon urahnen sich um- und ansprangen
erbost von der plötzlichen hemmung des laufs die einen
vergrämt durch nässende ätzung die andern
und doch werden sie sich vereinen
in löslichen salzen
in weichgeschliffenen sänden
bis zur subduktion oder
bis zum erneuten anprall der platten
IX
tsunami
in den hafen aus eis
dünt erst langsam
hinein deine kleinste
welle und klatscht
filigran an den gletscher
hinaus zieht der sog sie
bis kaum noch wasser
über dem grund steht
wie bei gesprungener
ebbe talt es bis zum
horizont aus grüne
die dem suchenden
auge zu türmen sich
scheint in der ferne
dicht bei der linie
wo fahl der himmel
sich aufreckt
und dann schießt
die schwarz-graue wand
heran und türmt sich
noch über die spitze
des eisbergs
zerdonnert die klüfte
und spalten im kristallenen
weiß und bricht entzwei
die ehemals harten flächen
zu kalbenden keilen
die stürzen entgegen
der stürmenden flut
zerreißen mit tollem getöse
die wand voller packeis
so riesig gewälzt wie
zellophan auf die wasser
vom drucke am fuße
entlastet zerbersten ränder der weiße
der bucht vor dem gletscher
die eisige decke und
grünliches wasser befreit
die verklingende riesenwelle
X
vertraut
beim weg am ufer spritzen gischtfontänen
vom wind getrieben bis zu kiefernwipfeln
und grad noch hilft ostfriesennerz
vor nässe in pullovern nicht vor nassen füßen
denn gummistiefel hat nicht jeder
und auch die gelben oder blauen dichten hosen - fehlen meist
und vorne bei den buhnen waschen wellen
die brecher gerne sich und mächtig nennen lassen ließen
den feinen sand wie schlamm bis zu den wanderbänken
XI
luftraum
in wolken toben schlachtenrösser
mit wandelnden formen und farben im fell
ihr wiehern stiebt der wind in weiten
des himmels zu schaurigen klängen und schrei'n
sie rennen gegen wolkenmauern
die hagel beschießen den himmlischen ritt
welch barde wird das bild beschreiben
das kurz und verwaschen am himmel erscheint
wird frühling dies mit sonne fluten
wird bläue den gräulichen zeltern zum grab
noch stürmt auch frühling an den küsten
die mutigen setzen die segel schon jetzt
XII
alleen
zwischen knicks und rainen
auf beiden seiten umrahmt
ziehen stracks alleen
von tausend ästen bedacht
tunnel zwischen winden
die wandrer kämpfen lassen
ölung lockt am hafen
in katen dampft die suppe
reet deckt warm die dächer
in kalten winterstürmen
lachen tönt in stuben
die frechen augen blitzen
niemand ging verloren
trotz schnee in hoher wehe
stets erhoben stämme
sich stolz den weg zu zeigen
XIII
klippen
du stehst am rand und schaust
hinab auf den schmalen streifen
sand zwischen brandung und wand
im fall kaum zu verfehlen
zerschlagen die rippen und spanten
zerbrochen die ruder der kiel
verschwunden jegliches zeichen
lebendiges sucht man vergeblich
schmal sind die klüfte und klein
höhlen und basis für seemövenbrut
ihr kreischen begleitet die flüge
über der see doch zu deinen füßen
von unten schiesst der wind
herauf zaust kalt deine brauen
zusammengekniffen die augen
leer bleibt glaslos das meer
XIV
meerjungfrau
im wasser treibt die flaschenpost
wird watend mit der hand gegriffen
was wird sie bringen ist die frage
und schon zerschellt am stein das glas
mit feuchten fingern aus den scherben
ein tasten nach der weissen rolle
sie breiten zitternd auf dem stein
die botschaft blass und kaum zu lesen
die sprache ist so furchtbar fremd
die zeichen unbekannte schemen
ist es ein fisch mit seinem schwanz
fraß er zur hälfte schon die frau
die stirn gefurcht im tiefen sinnen
durchzuckt der blitzschlag der erkenntnis
erinnerung springt auf geschwind
an alte träume voller tiefe
der blick aufs meer sucht schon nach ihr
wo kann er sie denn endlich finden
die er so lange schon gesucht
er wankt ins wasser - ist verflucht
XV
südsee
tropenstürme spülen
planken plaste und gewürme
über kais und morsche stege
in verfaulte hafentürme
längst verloschen sind die feuer
die mit lichterlanzen
gaukelspiele in die nebel warfen
und die steuerleute lockten
unter land zu segeln
bis die brecher bockten und bedrückten
und sie statt der durchfahrt zu dem hafen
auf die scharfen klippen trafen
noch belebte sie die hoffnung
auf das ende ihrer nöte
sahen sie doch zwischen felsen
lampen blakend schwingen und auch seile
in den groben händen
fest die brigg zu binden
dass sie nicht im meer versinke
riefen hilf mir ich ertrinke
sahen nicht die messerklingen
und die schlanken enterhaken
wie sie durch das dunkel
blitzend schwangen
und sie unter wasser zwangen
oder ihnen brust und hals zerschlitzend
in den bauch eindrangen
längst flanieren auf den klippenpfaden
touris sieht man die trotz haien baden
und am abend fallen alle
in das netz der hafenkraken
die sie statt um golddublonen
um euronen
und dann um die ecke bringen
oder auf den lagern zwingen
ihnen lüstern beizuwohnen
während jene lauthals singen
gut gegelt sieht man sie morgens
schwarz bebrillt und schlaff
an den pools mit fetten ringen
warten auf den nächsten taffen kick
oder einen heißen blick
oder ruhen in der gartengrube
völlig hirnlos leichenstarr
oder treiben in den meeresweiten
nur als spielball der gezeiten
so wies hier schon immer war
XVI
meerwege
leuchttürme kurz vor abrissen
letzte lichtrotoren bis 30 sm
sichtbar die blink und farbmuster
wo fahren schiffe wenn nicht dran
vorbei im strahl der satellitensignale
und im echo von radar und tiefenlot
androide wegsuche ersetzt wärter
leuchtfeuer des geistes verblassen
im glanz vernetzter adressen
kannst du noch koppeln kapitän
kreuzpeilen in sturm und dunkelheit
kurse auf karten zeichnen
oder nur noch den geräten trauen?
XVII
nach langen nächten voller wachen
und in den himmel starren
mit immer neuen sternen
tief im süden
und in die nebel lauschen
wo große pötte dunkel tuten
wo gaukelbilder lichter
im hirn erzeugen
und man die kurse prüft
die feuer leuchten &
satelliten orte senden
nur dank der ART
erfrischt den blick das land
im ersten sonnenlicht
jetzt endlich taucht man ein
in das türkis der papageienbucht
so etwa hier
28°51′50″N 13°49′43″W
XVIII
maddalenen archipel
im tosendkalten wasser gefangen
stirbst du in zwei minuten schon
bevor dich die kurzen meterhohen
wellen gegen die vom götterkind
beim umstürzen des spielzeugturms
verstreuten steinklötze klatschen
bis deine eisigen arme brechen und
die spitzharten nussknackerzähne
deine schädelschalen aufmeisseln
der türkisklare wasserspiegel
am morgen danach täuscht alle
welche die gedenktafel bald über all
die schon früher hier tödlich
gescheiterten für wahr nehmen
werden über die macht dieses ortes
bei sturm aus der straße von bonifacio
in die bucht von lavezzi
XIX
nicht mehr
liegt das wrack
vor giglio
an der costa concordia
verdienen
heisst sie ausschlachten
capitano rovinato
imprigionato en futuro
inzwischen ziehen sie
die armen seelen
von den schlauchbooten
in meterhohem seegang
an land
gibt es hilfe
nicht
überall
mehr
XX
von mu und mo
du liegst auf ausläufern
der moränen gletschergewellt
feingemahlen vom wind
auf deine hände gehäufelt
und träumst tief
in spalten lauern muränen auf
korallenbewohner leuchten
in sols restlicht schillernd
XXI
wo riffe
delfinenrücken gleich in weißer gischt zu gleiten scheinen
und brandungsrauschen unablässig ohren füllt
von manchen vogelschreien schrill durchgellt
dort lässt ein sinnen gern sich nieder
und fühlt sich nah
der einstmals heilen welt
XXII
verloren
am ufer des sees
bis zu den waden
im wasser vermisst
brandung und blick
frei bis zum horizont
steife brisen
tangduft in der nase
XXIII
im nebel tuten große pötte
in der düse von gibraltar lastet
die nacht ringsum
nur an der küste ankern
hilft - doch wie weit ist es
die topplampe strahlt
nur wenige meter
hellt die schwaden
alle starren hinaus
in die schemen
und hinter dem licht
schlagen wellen
an rümpfe oder felsen
nachtgeister erscheinen
und kurz brechen sterne auf
motorengeräusche
ein fischer? eine fähre?
ein kurzer blick auf lichterketten
und aus dem nebel taucht
ein motorrad auf der küstenstraße
wir werfen anker und warten
bis tatsächlich ein fischerboot
in die wolkenfetzen sticht
XXIV
sturm wirf stilette
durch die wolkenhaufen
schlitz auf die tumben flanken
und heul dich aus
und brüll und schrei
uns um die wir uns ducken
du quetschst die wellen
berge fest in unsichtbaren pranken
und presst sie aus wie grünliche limonen
sie würgen gischt und brechen
in die täler sieh wie sie jetzt zucken
wie sie auf deine böen höhnend blasen spucken
und lachend deiner kraft entlaufen
magst du auch noch so schnaufen
XXV
Tiden im Lenz
er geht wie die uhr befiehlt
die er nicht gestellt hat
sondern sie und der andere
haben es geplant
im mantel immer weiter
geradeaus hinein
in die auflaufende flut
und schwimmt sogar
bis nässe in die nase beißt
und salz die augen rötet
langsam gewinnt erschöpfung
kopfunter ins graugrün
er hat sie noch zurückgestellt
denn er wollte sie schützen
warum nur? bleiben wir
fern dem watt ist sicherer
XXVI
Gesang am Eismeer
Brüder im Meere
ich schlage die Trommel für Euch
Ich hänge Eure Silberschwestern
in den Rauch meines Feuers
Mein Gesang hallt von den Eiswänden um die Bucht
Geschwister im Meere
ich danke Euch dass ihr
Euch meinem Speer zeigtet
Euch unsren Netzen schenktet
Mein Gesang hallt von den Eiswänden um die Bucht
Schwestern im Meere
seht mich mit Euren Brüdern im Bauch tanzen
wie ich Eure Schatten
unten schwärmen sehe
Mein Gesang hallt von den Eiswänden um die Bucht
Ahnen des Meeres
nehmt an unsere toten Leiber
verzeiht die Schmach der Schleppnetze
unseren gierigen Verwandten
Mein Gesang hallt von den Eiswänden um die Bucht
Vettern im Meere
bleibt reich um unsretwillen
und tanzt und singt mit mir
im Takt meiner Trommel
Mein Gesang hallt von den Eiswänden um die Bucht
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 21.01.2013 10:14von ugressmann • | 942 Beiträge | 929 Punkte
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 21.01.2013 23:04von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Hallo Uschi, freut mich, dass Du Dich faszinieren liessest!
Hallo mcberry, es fing erst mit einem strandlied an, dann ein nächstes, und so weiter. Einiges hast Du bestimmt wiedererkannt, aus "im Stile von". Vielleicht war es ganz gut, dass dort eigentlich ein Stil und nicht wechselnde geschrieben wurden. Denn so kamen eine Reihe von Gedichten in einem Stil heraus, der Grundstock sozusagen. Als ich die Gedichte zusammenstellte, schien es allerdings so, dass die Gedichte sich deutlich unterscheiden. Daher ist es ja auch ein Zyklus, nicht ein sehr langes Gedicht... Es kann durchaus noch das eine oder andere strandlied dazukommen, wer weiss, ob man daraus noch mehr machen kann.
Ein wenig scheint sich zu bewahrheiten "wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen"
Danke nochmal für die aufmunternden Kommentare.
es grüßt
der.hannes
24.01.2015 Eine Rezitation findet ihr unter strandlieder
Viel Spass beim Reinhören
es grüßt
der.hannes
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 25.01.2013 23:31von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Lieber Joame,
in gewisser Weise ist das Lesen bei einem so langen Zyklus wie ein Vortrag, da mir die technischen Möglichkeiten zum Schneiden fehlen. Der "ungleiche Kampf" gelesen ist vielleicht besser als der "gleiche Kampf" in der geschriebenen Version. Gleiches gilt für das gelesene "im Zimmer".
Danke für die Hinweise
Es grüßt
der.hannes
Die Lieder X und XI sind nicht in der Rezitation dabei, bisher.
XI habe ich verbessert, XII neu hinzugefügt.
Hallo Hannes,
Deine „Strandlieder“ haben mich beeindruckt, obwohl ich kein Küstenbewohner bin. Wie wohltuend doch, dass man in Foren hin und wieder Leute trifft, die nicht nur eigene Ideen haben, sondern sie auch so hübsch und gekonnt umsetzen können: die Tiefsee beginnt bei Dir schon direkt am Strand. Recht so!
Wenn es am Text überhaupt etwas zu kritisieren geben könnte, dann wäre es die aufs Blech getrommelte Nummer, wo die Aale vorgeblich so grasslich aus dem Rosshaupt quellen: Ein ärgerlich falsches Bild, das der Dichter uns damals leichthin entwickelte und das begeistert immer wieder neu übernommen wird. Dabei tun Europäische Flussaale das nie. Sie fressen kein Aas, sondern sind Ästheten, die sich fast ausschließlich mit Lebendnahrung durchbringen (Würmer, Käfer, Schnecken, Larven, Kleinfische). Merke: Mit einem ollen Pferdeschädel kommt man keinem Aal bei.
Vielleicht noch etwas zu Deiner Art des Vortrages. Die meisten Deiner „Lieder“ sind so dramatisch, dass sie kein zusätzliches, stimmliches Pathos brauchen. Ich würde sie wesentlich leichter singen, dann ginge auch das Spürchen Humor nicht verloren, das den meisten doch innewohnt.
Lg z
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 04.03.2013 19:31von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Hallo zonkeye,
Bilder, die im Kopf entstanden sind, wie z.B. bei dem Blechtrommel-Film, gehen nicht so leicht wieder raus. Selbst wenn "echte" Aale gar keinen Pferdekopf benagen würden, ist es für den Lied-Sänger ein lebendiges Bild, das besungen sein will. Grass ist hier natürlich kaum zu umgehen.
Mit dem stimmlichen Pathos meinst Du das aus der Rezitation? Da kannst Du durchaus recht haben. Dass diese klangliche Umsetzung schon optimal ist, will ich gar nicht behaupten. Ich habe dabei festgestellt, dass es gar nicht so leicht ist, eine so lange Strophenfolge "in einem Rutsch" (wegen mangelnder Schnitttechnik) gut rüberzubringen.
Danke für den Kommentar, der mich durchaus weiterbringt.
es grüßt
der.hannes
Hallo Hannes,
ich bremse auch für kleine Tiere wie Aale. Sie sollen zu ihrem Recht kommen!
So, wie du Deine Lieder notiert hast, können sie kaum vom Blatt gesungen werden. Warum schreibst du nicht einfach:
Zitat
dieser kopf
dieses bild dieser aale
grassiert immer noch in meinem hirn und
trommelt den marsch
und schon könnten auch minder begabte Sänger wie zum Beispiel ich den hübschen Text auf Anhieb richtig betonen.
lg
z
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 05.03.2013 20:12von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
hallo zonkeye,
könnte man. Aber: man kann sie nach einmal vorher lesen sowieso flüssig singen. Dieses 1x vorher lesen ist aber nötig, da sich hinter meinen eigenwilligen Zeilenumbrüchen :) oft eine Anspielung auf mögliche andere Deutungen verbirgt, die ich nicht missen möchte, da Mehrdeutigkeit für mich das Salz in der lyrischen Suppe ist.
es grüßt
der.hannes
Sorry, wenn ich Dir da widerspreche. Die Form
Zitat
dieser kopf dieses
bild dieser aale
grassiert immer noch
in meinem hirn und
trommelt den marsch
lässt keine "erweiterte" Deutung der sattsam bekannten Blechtrommeley zu, sondern wirkt auf den, der mit Grass etwas anzufangen weiß, eher albern. Du solltest uns Deine Mitteilung nicht ebenso simpel wie unnötig verknoten. Sie gewinnt dadurch nicht.
lg z
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 15.12.2014 12:07von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 18.02.2015 15:44von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
die schönheit liegt im auge des betrachters.
es grüßt
der.hannes
XIII ist neu dazugekommen
XIV ist hinzugekommen
Ich habe es gewagt: Inzwischen sind XV, XVI und XVII dazugekommen.
Kurze Bemerkung noch zu Dieser Kopf: Dies ist eines von drei Teilliedern von Strandlied III.
Und gerade ist Strandlied XVIII dazugekommen....
XIX
ist dazu gekommen
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 17.04.2015 12:24von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Dieser Kopf
ist nicht mehr unter uns ... das Bild bleibt zumindest in meinem Kopf.
XX
ist dazu gekommen.
Irgendwann kommt vielleicht eine rezitation von X-XX :)
Ich bin mir noch nicht im klaren, ob ich eine Veröffentlichung draus machen sollte ... Was meint Ihr: Eignet sich das als eigenständiger Gedichtband?
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 17.04.2015 17:28von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 09.08.2016 19:15von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 10.08.2016 06:15von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von der.hannes im Beitrag #1zwar keine Ostsee, die letzten zwei, aber ich lese hier sehr gerne, Hannes.
strandlieder
XXIII
im nebel tuten große pötte
in der düse von gibraltar lastet
die nacht ringsum
nur an der küste ankern
hilft - doch wie weit ist es
die topplampe strahlt
nur wenige meter
hellt die schwaden
alle starren hinaus
in die schemen
und hinter dem licht
schlagen wellen
an rümpfe oder felsen
nachtgeister erscheinen
und kurz brechen sterne auf
motorengeräusche
ein fischer? eine fähre?
ein kurzer blick auf lichterketten
und aus dem nebel taucht
ein motorrad auf der küstenstraße
wir werfen anker und warten
bis tatsächlich ein fischerboot
in die wolkenfetzen sticht
XXIV
sturm wirf stilette
durch die wolkenhaufen
schlitz auf die tumben flanken
und heul dich aus
und brüll und schrei
uns um die wir uns ducken
du quetschst die wellen
berge fest in unsichtbaren pranken
und presst sie aus wie grünliche limonen
sie würgen gischt und brechen
in die täler sieh wie sie jetzt zucken
wie sie auf deine böen höhnend blasen spucken
und lachend deiner kraft entlaufen
magst du auch noch so schnaufen
bei XXIII (im nebel) wirft mich gleich der Beginn mit „gibraltar“ ins Mittelmeer oder wahlweise in den Atlantik, aber die Motorradpassage und die implizierte Verbindung zum Festland, also von „motorengeräusche“ bis „küstenstrasse“ war hier eindeutig mein Favorit.
bei XXIV sind es dann nur noch die grünlichen Limonen, die nicht zum Brackwassermeer passen. der Rest würde prima hinhauen. bei der Aufforderung an den Sturm „Sturm, wirf Stilette …“ fehlt mir ein Komma, oder irgendeine Zäsur in der orthographischen Letternfolge.
Vorschlag:
sturm / wirf stilette
durch die wolkenhaufen /
schlitz auf die tumben flanken
auch würd ich dir Vorschlagen deine Zyklusteile einzeln einzustellen (oder zumindest die Neu dazugekommenen). wir haben doch auch eine Rubrik Zyklen. dann wären sie verlinkbar, nominierbar und einzeln kommentierbar (eventuell mit einem gesonderten Kommentarfaden um die Präsentation nicht zu stören). weil ich es da oben las, dass du es womöglich planst: auch für eine Abstimmung wäre das notwendig.
Zitat von der.hannes im Beitrag #1aber von mir aus kannst du das an die Aale vom Grass-Pferdekopp erinnernde auch gleich wieder rausnehmen. das ist mir zu trivial und abgekupfert (also nur „erinnert“ von III.) „in der ferne“ und „dieser kopf“ würde ich extra einstellen. sie gehören für mich nicht zusammen.
strandlieder
III
erinnert
der pferde kopf neben gras
soden angespült voller
leben geschlängel hungriger
haff entronnen nehrungsnahrung
trommeln lautloser
schreie im möven himmel
leises wiegen des schädels
in wind getürmter weiß
bekrönter
schwarz grüner flor
mond straßen geteilt
in der ferne
weit draußen erkennt schärferer
blick zwischen wolken seewärts
riesen windfänger im griff von
stahl spezial unter wasser gerammt
durch tonnen in zig meter im
grund der see nach schweinswal -
vergraulen weit genug vom salz -
genuss der strandkorbianer tief
im grün gründelnden armdicke leiter
leitstand bewacht von untergangs -
trainierten - rettungsinseln fürchtend
reissen anker -
kabel ent -
kommt kapital
dieser kopf
dieser kopf dieses
bild dieser aale
grassiert immer noch
in meinem hirn und
trommelt den marsch
„dieser kopf“ hast du schon von zonkeye lektoriert bekommen. ich halte dessen Version gleichfalls für besser. nur die eine Langzeile würde ich nochmals runterbrechen. also so:
dieser kopf
dieses bild dieser aale
grassiert immer noch in meinem
hirn und
trommelt den marsch
meinen Favoriten kennst du: tsunami.
Platz zwei wäre I mit dem Gesang des mondsüchtigen Aras
und auf Platz drei landet bei mir bisher: XVIII, das maddalenen archipel
Gruß
Alcedo
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 10.08.2016 15:33von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Hallo Alcedo, III fällt etwas aus dem Rahmen, weil es drei Teile in ein Strandlied vereint. Ich habe auch über Zonkeyes Kommentar dazu nachgedacht. Ob es Aale wirklich so mit Pferdeköpfen halten oder nicht: Hier ging es mir um das Bild aus dem Film, das mir nicht aus dem Kopf will, und das ich hier in den beiden äußeren Teilliedern echoartig anklingen ließ. Der mittlere Teil ist ein Kontrast dazu, inhaltlich. Bei IiI stelle ich mir einen Strandspaziergänger vor, der ein Detail sieht, dass ihm halbbewusst die Szene aus dem Film assoziiert, er schaut aber noch herum in die Ferne, bis jenes Bild sich letztlich doch so stark bemerkbar macht, dass es die Bilder aus der Umgebung dominiert.
Für mich gehören die drei Teile also zusammen in ein Strandlied,
Bei XXIV wie auch sonst durchgängig habe ich auf Satzzeichen verzichtet. Die erste Zeile führt zu einem kleinen Stutzen beim Lesen. Das ist beabsichtigt, und die von Dir, Alcedo, favorisierte Verdeutlichung mit "/" halte ich für unnötig, weil es sowieso nur diese eine sinnvolle Lesart gibt.
Die Rubrik Zyklen: Was meinst Du da genau? Das würde ich mir gern mal anschauen. Die Problematik, dass man "nicht alles auf einmal" kommentieren kann (und dann vielleicht gar nicht kommentiert), ist durchaus real. Aber schließlich sind die einzeknen Strandlieder ja auch nicht "alle auf einmal" entstanden, sondern im Laufe der Zeit, als eine Art Fortsetzung eines Grundthemas. Das Auseinander reißen zu vermeiden und trotzdem Einstiegspunkte für Kommentare der einzelnen Strandlieder zu bieten, wäre ein lohnendes Ziel.
RE: Zyklus strandlieder (zusammenstellung)
in Diverse 11.08.2016 06:20von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
das erste Teilstück von III ist für mich eindeutig von Grass abgekupfert und hat deswegen für mich ein Gschmäckle. das letzte Teilstück ist Hannes pur: dicht, kompakt, stimmig.
ich würde die anderen zwei aufteilen. alle drei bekommst du eh nicht auf eine Buchseite.
Zitat von der.hannes im Beitrag #19nun, ich las anders:
Bei XXIV wie auch sonst durchgängig habe ich auf Satzzeichen verzichtet. Die erste Zeile führt zu einem kleinen Stutzen beim Lesen. Das ist beabsichtigt, und die von Dir, Alcedo, favorisierte Verdeutlichung mit "/" halte ich für unnötig, weil es sowieso nur diese eine sinnvolle Lesart gibt.
Sturm wirft Stilette durch die Wolkenhaufen
und musste bei der dritten Zeile mit den Augen wieder zurück auf Anfang um festzustellen dass „wirf“ kein Rechtschreibfehler war mit vergessenem t.
bei sowas kann man schon mal den einen oder anderen Leser verlieren, der da aussteigt. ich las weiter, weil ich Hannes kenne.
Zitat von der.hannes im Beitrag #19das da: Folgegedichte
Die Rubrik Zyklen: Was meinst Du da genau?
Gruß
Alcedo
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