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#221
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Buch und Film-Kritiken
in Literatur 02.09.2007 13:18von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat: |
Margot schrieb am 29.05.2007 13:13 Uhr: Inhalt: Schauplatz ist Macomb County in Alabama während der wirtschaftlichen Flaute in den frühen 1930er Jahren. Wohl behütet wächst Jean Louise "Scout" Finch mit ihrem Bruder Jem bei Rechtsanwalt Atticus Finch auf, der nach dem frühen Tod seiner Frau ganz für seine Kinder da ist. Trotzdem spüren alle drei den Rassenhass im tiefen Süden der USA, besonders als Atticus die Verteidigung des Farbigen Tom Robinson übernimmt. Tom soll die Tochter eines weissen Bauern vergewaltigt haben, beteuert jedoch seine Unschuld. Bereits im Vorfeld des Prozesses sehen sich Atticus und seine Kinder zahlreichen Anfeindungen der "ehrwürdigen" Bürger ausgesetzt, die nicht verstehen können, dass man einen Schwarzen überhaupt verteidigt. Atticus hingegen ist von dessen Unschuld überzeugt. Das Buch erhielt 1961 den Pulitzerpreis, die höchste literarische Auszeichnung der USA, und wurde in rund 25 Sprachen übersetzt. Bereits 1962, zwei Jahre nach dem Erscheinen, drehte Robert Mulligan die Verfilmung, die drei Oscars erhielt, darunter einen für Hauptdarsteller Gregory Peck als Rechtsanwalt Finch. ‚Wer die Nachtigall stört’ (Originaltitel: To Kill a Mockingbird) ist das einzige Buch, das Harper Lee je geschrieben hat. Nachdem ich den Film über das Leben von Truman Capote gesehen habe, in dem auch Harper Lee eine Rolle spielt, erinnerte ich mich an ihr Buch ‚Wer die Nachtigall stört’, das ich irgendwann mal mit 15 gelesen habe und ich lange Zeit für das bewegenste Buch hielt, das je geschrieben worden ist. Ich wusste, dass ich es irgendwo noch hatte und tatsächlich fand ich es in meinem Bücherregal und las es noch einmal. Mit Büchern, die man wieder liest – vor allem nach so langer Zeit – ist es oft wie mit Filmen, die man früher wahnsinnig toll fand. Sie wirken plötzlich etwas naiv und lächerlich und man weiss am Ende gar nicht mehr so richtig, was einem denn dazumal daran so beeindruckt hat. Mit diesem Buch ist es aber anders. Ich finde die einfache Sprache – es wird aus der Sicht des kleinen Mädchens erzählt - immer noch sehr gut und passend. Vor allem weiss ich jetzt – da ich selber schreibe -, wie schwer es ist, aus einer solchen Perspektive an eine Geschichte heranzugehen und dann keine Erwachsenenwertung einfliessen zu lassen. Des Weiteren ist es recht spannend und humorvoll verfasst. Die verschiedenen kauzigen Nachbarn kamen mir – die selber in einem kleinen Kaff gross geworden ist – seltsam vertraut vor. Natürlich ist das Buch in die Klassiker der Südstaaten-Jugendliteratur ‚Onkel Toms Hütte’ und/oder ‚Tom Sawyer’ einzuordnen und es gibt einiges darin, das etwas verstaubt ist, trotzdem kann ich das Buch nur empfehlen. Die Botschaft ist auch heute noch gültig und daher zeitlos. Womit ich Mühe hatte – und da bin ich wohl einfach geprägt und ein Kind der heutigen Zeit – ist, dass ich das Wort ‚Nigger’ (das zwar in Anführungszeichen gesetzt wurde und die Kinder im Buch wurden ermahnt: Sagt nicht dieses Wort, es heisst Neger! ) kaum lesen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Verrückt, aber es ist so! Auch wenn ich heute nicht mehr gar so enthusiastisch bin, ist dieses Buch immer noch eines, das sich unbedingt zu lesen lohnt. Nicht umsonst wird es in vielen Hitlisten der besten Bücher des 20. Jahrhunderts geführt. |
ich hatte es mit Trakl und anderem bei meiner Urlaubslektüre. und ich muss sagen es war ein Highlight gewesen. natürlich hatte ich den Text beim lesen auf verfängliche Stellen durchforstet. insbesondere fuchste es mich, dass die Autorin doch damit rechnen musste übersetzt zu werden. warum wählte sie diesen speziellen Titel? tat sie etwas um Missverständnisse vorzubeugen? und tatsächlich: auf Seite 369, zu Anfang des Kapitels 28 fällt der Satz: "Hörst du die Spottdrossel?" aber damit nicht genug. als ich umblätterte folgte sogar die Beschreibung des Gesangs: " Von dem schrillen Kii-Kii des Sonnenblumenvogels sprang es über zm jähzornigen Qua-ack des Blauhähers und zu dem klagenden Ruf des Poor Will."
spätestens nun war ich vollends eingenommen, wenn nicht zu sagen begeistert.
schon vorher hatte mich ein Protagonist fasziniert, als er Atticus einen Gentleman nannte. die Passage hat großes Potential bei meinen Lieblingshöhepunkten zu bleiben. und das, obwohl ich mich, dort, auf Seite 148, noch sträubte dies zu akzeptieren.
es gab Sachen, wie die übersteigerte Furcht vor dem Nachbarhaus, oder ein Gespräch mit einem Nurzumanscheinalkoholiker, der die moralische Wertigkeit eines Lügenbolds preist, die mir unrealistisch bis abgehoben erschienen. wie auch die Rosskur einer Lady mit Haaren auf den Zähnen, gegen Morphiumsucht. der erste Satz war ja auch eine Enttäuschung gewesen.
aber trotz dieser unwesentlichen Abstriche kann ich die Lektüre als durchaus kurzweilig bezeichnen und kann sie getrost weiterempfehlen.
übrigens meiner 13-jährigen Tochter hats genausogut gefallen. dann fragte sie mich sogar, ob die Autorin dies wohl alles so erlebt hätte. denn solches könne man doch schwerlich erfinden.
ich glaube ein größeres Lob kann von einem Leser kaum gebracht werden.
#223
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Buch und Film-Kritiken
in Literatur 26.10.2007 17:08von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Dan Brown/Diabolus
Ein ganz schreckliches, langweiliges Buch. Örks! Ich hab's nicht mal zu Ende gelesen. Die Protagonistin ist so flach wie Holland, der auf Geheimagent getrimmte Lehrer bringt einem zum Gähnen und die Handlung ist so vorhersehbar, wie das gestrige Wetter. Ein gutes Beispiel, wie man nicht schreiben sollte.
Ein ganz schreckliches, langweiliges Buch. Örks! Ich hab's nicht mal zu Ende gelesen. Die Protagonistin ist so flach wie Holland, der auf Geheimagent getrimmte Lehrer bringt einem zum Gähnen und die Handlung ist so vorhersehbar, wie das gestrige Wetter. Ein gutes Beispiel, wie man nicht schreiben sollte.
„Shaun Of The Dead“
von dem, hierzulande vollkommen unbekannten Comedy-Duo Simon Pegg und Edgar Wright, das in britischer Manier eine romantische Komödie gedreht hat – mit Zombies! Und wenn sogar Altmeister George A. Romero die Worte „sensationell“ dafür in den Mund nimmt, dann will das was heißen. Dieser Film macht einfach Spaß und ist allem Anschein zum Trotz nicht nur eine Persiflage, sondern in erster Linie eine clevere und erstaunlich innovative Hommage an das Genre.
Shaun (Simon Pegg) ist Mitte Dreißig, arbeitet in einem TV-Laden als Verkäufer und scheint kein richtiges Ziel im Leben zu haben. Doch obwohl er gerne in Pubs geht und Computer spielt, ist er der Durchschnittstyp von nebenan, den man sofort gerne hat. Liz (Kate Ashfield) ist allerdings tierisch genervt von ihrem Verliererfreund, denn Shaun verbringt die meiste Zeit mit seinen ebenfalls relativ uncoolen Mitbewohnern, anstatt mit ihr. Schon bald bemerkt Shaun, dass irgendetwas nicht stimmt, als nämlich ganz ohne Vorwarnung die Untoten beginnen, in Nord-London herum zu wandeln und Shaun feststellt, dass Liz ihm doch mehr bedeutet, als er zunächst dachte. Nun muss er einen Plan entwerfen, um mit seinem Freund Ed (Nick Frost), sowohl seine Mutter Barbara (Penelope Wilton) und seinen Stiefvater Philip (Bill Nighy) zu retten, als auch natürlich die Frau seines Herzens. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...
Absolut witzig, inteligent, blutig und sehenswert!
Gruß, Fabian
von dem, hierzulande vollkommen unbekannten Comedy-Duo Simon Pegg und Edgar Wright, das in britischer Manier eine romantische Komödie gedreht hat – mit Zombies! Und wenn sogar Altmeister George A. Romero die Worte „sensationell“ dafür in den Mund nimmt, dann will das was heißen. Dieser Film macht einfach Spaß und ist allem Anschein zum Trotz nicht nur eine Persiflage, sondern in erster Linie eine clevere und erstaunlich innovative Hommage an das Genre.
Shaun (Simon Pegg) ist Mitte Dreißig, arbeitet in einem TV-Laden als Verkäufer und scheint kein richtiges Ziel im Leben zu haben. Doch obwohl er gerne in Pubs geht und Computer spielt, ist er der Durchschnittstyp von nebenan, den man sofort gerne hat. Liz (Kate Ashfield) ist allerdings tierisch genervt von ihrem Verliererfreund, denn Shaun verbringt die meiste Zeit mit seinen ebenfalls relativ uncoolen Mitbewohnern, anstatt mit ihr. Schon bald bemerkt Shaun, dass irgendetwas nicht stimmt, als nämlich ganz ohne Vorwarnung die Untoten beginnen, in Nord-London herum zu wandeln und Shaun feststellt, dass Liz ihm doch mehr bedeutet, als er zunächst dachte. Nun muss er einen Plan entwerfen, um mit seinem Freund Ed (Nick Frost), sowohl seine Mutter Barbara (Penelope Wilton) und seinen Stiefvater Philip (Bill Nighy) zu retten, als auch natürlich die Frau seines Herzens. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...
Absolut witzig, inteligent, blutig und sehenswert!
Gruß, Fabian
Hot Fuzz
Nicholas Angel (Simon Pegg) ist mit Abstand der beste Bulle in ganz London – seine Verhaftungsrate liegt stolze 400 Prozent über der jedes anderen Polizisten. Irgendwann wird Angels unkontrollierbarer Idealismus für seine Vorgesetzten jedoch zum Problem, immerhin heimst er alle Lorbeeren für sich ein und lässt die Kollegen in einem schlechten Licht erscheinen. Deshalb wird er kurzerhand befördert und in das beschauliche Sandford versetzt. Hier muss er sich statt mit organisierter Kriminalität plötzlich mit Bürgerwehrtreffen und der Bewachung von Kirchenfesten auseinandersetzen. Doch Angel wäre nicht Angel, wenn er nicht auch in Sandford den einen oder anderen Spitzbuben in die Finger kriegen würde. Und so wird den minderjährigen Kneipenbesuchern, den Mauerpissern und den Ladendieben der ultimative Krieg erklärt. Angels Säuberungsaktionen stoßen jedoch auch hier nicht überall auf Gegenliebe, gefährdet doch die aufgrund der Verhaftungen rapide steigende Kriminalitätsrate Sandfords heiß geliebten Titel als „Dorf des Jahres“. Selbst als ein wahnsinniger Axtmörder das Dorf unsicher macht und eine blutige Spur des Verwüstung hinter sich herzieht, versuchen die Verantwortlichen noch, die grausamen Taten als Unfälle abzutun. Nur Angel stellt gemeinsam mit seinem neuen Partner Danny Butterman (Nick Frost) noch weitere Ermittlungen an und kommt dabei einem schrecklichen Komplott auf die Spur…
Im Vergleich zu Shaun Of The Deads Goreschlachten muss man Sergeant Angels Aufrühren der ländlichen Idylle in „Hot Fuzz“ nun zumindest in der ersten Stunde als beinahe subtil bezeichnen. Auf Splattereinlagen wird weitestgehend verzichtet, vielmehr brilliert Wright mit perfekt getimten, pechschwarzem britischen Humor (wobei der Wortwitz ausnahmsweise auch in der deutschen Synchro sehr gut erhalten ist). Doch dann setzt irgendwann der in jeder – positiven! – Hinsicht ausufernde Showdown ein. Was die Actionvorbilder angeht, sind Katherine Bigelows Gefährliche Brandung und Michael Bays Bad Boys II die in „Hot Fuzz“ deutlich am häufigsten zitierten Streifen. Und das merkt man dem abschließenden Shoot Out auch in jeder Sekunde an, was hier an Waffenarsenalen aufgefahren wird, stellt selbst die Kubainvasion am Ende von Bad Boys II noch in den Schatten. Der Unterschied ist nur, dass Angel hier nicht auf Castros Insel, sondern in einem kleinen britischen Dörfchen wie ein Berserker um sich ballert, dass Angel nicht nur gegnerische Söldner, sondern betagte Omas mit perfekt sitzender Dauerwelle und den Dorfpfarrer umnietet. Durch diesen geschickten Stilbruch braucht man gar keine zusätzlichen Gags mehr zu inszenieren, die Situation ist schon an sich so unglaublich absurd, dass eine herkömmliche Actiondramaturgie vollkommen ausreicht, um „Hot Fuzz“ so eine der abgedrehtesten und urkomischsten halben Stunden der jüngeren Kinogeschichte zu bescheren.
Inteligent, witzig und rasant!
Gruß, Fabian
Nicholas Angel (Simon Pegg) ist mit Abstand der beste Bulle in ganz London – seine Verhaftungsrate liegt stolze 400 Prozent über der jedes anderen Polizisten. Irgendwann wird Angels unkontrollierbarer Idealismus für seine Vorgesetzten jedoch zum Problem, immerhin heimst er alle Lorbeeren für sich ein und lässt die Kollegen in einem schlechten Licht erscheinen. Deshalb wird er kurzerhand befördert und in das beschauliche Sandford versetzt. Hier muss er sich statt mit organisierter Kriminalität plötzlich mit Bürgerwehrtreffen und der Bewachung von Kirchenfesten auseinandersetzen. Doch Angel wäre nicht Angel, wenn er nicht auch in Sandford den einen oder anderen Spitzbuben in die Finger kriegen würde. Und so wird den minderjährigen Kneipenbesuchern, den Mauerpissern und den Ladendieben der ultimative Krieg erklärt. Angels Säuberungsaktionen stoßen jedoch auch hier nicht überall auf Gegenliebe, gefährdet doch die aufgrund der Verhaftungen rapide steigende Kriminalitätsrate Sandfords heiß geliebten Titel als „Dorf des Jahres“. Selbst als ein wahnsinniger Axtmörder das Dorf unsicher macht und eine blutige Spur des Verwüstung hinter sich herzieht, versuchen die Verantwortlichen noch, die grausamen Taten als Unfälle abzutun. Nur Angel stellt gemeinsam mit seinem neuen Partner Danny Butterman (Nick Frost) noch weitere Ermittlungen an und kommt dabei einem schrecklichen Komplott auf die Spur…
Im Vergleich zu Shaun Of The Deads Goreschlachten muss man Sergeant Angels Aufrühren der ländlichen Idylle in „Hot Fuzz“ nun zumindest in der ersten Stunde als beinahe subtil bezeichnen. Auf Splattereinlagen wird weitestgehend verzichtet, vielmehr brilliert Wright mit perfekt getimten, pechschwarzem britischen Humor (wobei der Wortwitz ausnahmsweise auch in der deutschen Synchro sehr gut erhalten ist). Doch dann setzt irgendwann der in jeder – positiven! – Hinsicht ausufernde Showdown ein. Was die Actionvorbilder angeht, sind Katherine Bigelows Gefährliche Brandung und Michael Bays Bad Boys II die in „Hot Fuzz“ deutlich am häufigsten zitierten Streifen. Und das merkt man dem abschließenden Shoot Out auch in jeder Sekunde an, was hier an Waffenarsenalen aufgefahren wird, stellt selbst die Kubainvasion am Ende von Bad Boys II noch in den Schatten. Der Unterschied ist nur, dass Angel hier nicht auf Castros Insel, sondern in einem kleinen britischen Dörfchen wie ein Berserker um sich ballert, dass Angel nicht nur gegnerische Söldner, sondern betagte Omas mit perfekt sitzender Dauerwelle und den Dorfpfarrer umnietet. Durch diesen geschickten Stilbruch braucht man gar keine zusätzlichen Gags mehr zu inszenieren, die Situation ist schon an sich so unglaublich absurd, dass eine herkömmliche Actiondramaturgie vollkommen ausreicht, um „Hot Fuzz“ so eine der abgedrehtesten und urkomischsten halben Stunden der jüngeren Kinogeschichte zu bescheren.
Inteligent, witzig und rasant!
Gruß, Fabian
#226
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Buch und Film-Kritiken
in Literatur 28.11.2007 12:12von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hot Fuzz habe ich vor einigen Wochen gesehen (auf DVD, da es ihn in den Kinos - wenn überhaupt - nur kurz gegeben zu haben scheint) und habe mich köstlich amüsiert.
Ziemlich abgedrehter Plot und ähnlich spaßig wie Shaun of the Dead, wenn auch etwas unblutiger. Wenn aber mal Splatterszenen vorkommen, sind sie umso deftiger (vermutlich weil überraschender)... ich denke da an den Journalisten vor der Kirche .
Grüße,
Don
Ziemlich abgedrehter Plot und ähnlich spaßig wie Shaun of the Dead, wenn auch etwas unblutiger. Wenn aber mal Splatterszenen vorkommen, sind sie umso deftiger (vermutlich weil überraschender)... ich denke da an den Journalisten vor der Kirche .
Grüße,
Don
#228
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Buch und Film-Kritiken
in Literatur 09.01.2008 23:40von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wir schreiben das Jahr 2005, als mich der Anruf einer Freundin erreicht, die mich mit schluchzender, tränenerstickter Stimme fragt: „Kennst du das Buch ‚P.S. Ich liebe Dich’?“ Auf mein irritiertes Nein hin, verfällt sie in Gestammel und bittet mich inständig, mir das Teil doch zu kaufen, beziehungsweise zu lesen, weil es sei so ... ach ... und weh ... und schneuz ... und ...
Gute Freundin, die ich bin, laufe ich natürlich schnurstracks in den nächsten Buchladen und erstehe besagtes Buch. Geschrieben von Cecilia Ahern, Tochter des irischen Ministerpräsidenten [ich frage mich seither immer, weshalb zum Kuckuck das erwähnenswert ist(?)] und fange an zu lesen.
Schreien vor Schmerz. Besoffen vor Glück. Steht auf dem Klappentext. Und schreien möchte ich auch! Denn ich schaffe gerade mal zwei – in Zahlen 2! – Kapitel, bevor ich es mit einem Ruf des Abscheus zur Seite lege. Es war zwar mehr ein Werfen, aber das ist nicht so wichtig.
Die Geschichte ist so schlecht, also wirklich schlecht, geschrieben, da rollt es mir doch glatt die Zehennägel auf. Seitenlange, geschwätzige Dialoge; Figuren, die so plakativ und klischeebeladen sind, das man sie locker beim Geissen an die Studiowand pinnen könnte und eine Geschichte, die ... Achtung, jetzt wieder ... ach ... huch ... und örks ist.
Ich stelle das Buch also, da ich Bücher einfach nicht wegwerfen kann, in das unterste Regal meines Büchergestells. Neben die Hera Linds und Emma Bombecks. Den drängenden Fragen meiner Freundin, wie ich es denn gefunden habe, weiche ich geschickt aus, in dem ich Stress und Sonstiges anführe und vergesse das Ding.
Und kürzlich ... wir sind jetzt wieder im Heute ... sehe ich im Kino die Ankündigung eines neuen Streifens mit Hillary Swank, die ich eigentlich ganz gut finde, und was lese ich? Titel: ‚P.S. I love you’
Ich dachte, mich trifft der Schlag, denn natürlich erinnere ich mich noch an den blauen Einband, und dass die Autorin Tochter sei.
Ich schleiche also zum Bücherregal, bücke mich, weil – wie gesagt – die Örks-Bücher ganz unten rechts sind, greife mir das leicht verstaubte Buch und denke mir: „Vielleicht war ich ja zu streng damit. Immerhin sind drei Jahre eine lange Zeit und vielleicht urteile ich heute ganz anders ... son büschchen Romantik kann ja nich schaden.“
Wieder sticht mir die rote Schrift -‚Schreien vor Schmerz. Besoffen vor Glück.’ - ins Auge, und ich spüre bereits ein leichtes Unwohlsein, beisse aber auf die Zähne und lege los.
Ich hab’s - dieses Mal – immerhin bis zum neunten Kapitel geschafft. Wenn also jemand weiss, wie’s ausgeht, dann behalte er es für sich. Und ich überlege mir ernsthaft, die Swank aus der Garde der Schauspielerinnen zu streichen, für die ich ins Kino gehe.
Übrigens, mein Vater war auch mal im Gemeinderat. Aber das nur nebenbei.
Gute Freundin, die ich bin, laufe ich natürlich schnurstracks in den nächsten Buchladen und erstehe besagtes Buch. Geschrieben von Cecilia Ahern, Tochter des irischen Ministerpräsidenten [ich frage mich seither immer, weshalb zum Kuckuck das erwähnenswert ist(?)] und fange an zu lesen.
Schreien vor Schmerz. Besoffen vor Glück. Steht auf dem Klappentext. Und schreien möchte ich auch! Denn ich schaffe gerade mal zwei – in Zahlen 2! – Kapitel, bevor ich es mit einem Ruf des Abscheus zur Seite lege. Es war zwar mehr ein Werfen, aber das ist nicht so wichtig.
Die Geschichte ist so schlecht, also wirklich schlecht, geschrieben, da rollt es mir doch glatt die Zehennägel auf. Seitenlange, geschwätzige Dialoge; Figuren, die so plakativ und klischeebeladen sind, das man sie locker beim Geissen an die Studiowand pinnen könnte und eine Geschichte, die ... Achtung, jetzt wieder ... ach ... huch ... und örks ist.
Ich stelle das Buch also, da ich Bücher einfach nicht wegwerfen kann, in das unterste Regal meines Büchergestells. Neben die Hera Linds und Emma Bombecks. Den drängenden Fragen meiner Freundin, wie ich es denn gefunden habe, weiche ich geschickt aus, in dem ich Stress und Sonstiges anführe und vergesse das Ding.
Und kürzlich ... wir sind jetzt wieder im Heute ... sehe ich im Kino die Ankündigung eines neuen Streifens mit Hillary Swank, die ich eigentlich ganz gut finde, und was lese ich? Titel: ‚P.S. I love you’
Ich dachte, mich trifft der Schlag, denn natürlich erinnere ich mich noch an den blauen Einband, und dass die Autorin Tochter sei.
Ich schleiche also zum Bücherregal, bücke mich, weil – wie gesagt – die Örks-Bücher ganz unten rechts sind, greife mir das leicht verstaubte Buch und denke mir: „Vielleicht war ich ja zu streng damit. Immerhin sind drei Jahre eine lange Zeit und vielleicht urteile ich heute ganz anders ... son büschchen Romantik kann ja nich schaden.“
Wieder sticht mir die rote Schrift -‚Schreien vor Schmerz. Besoffen vor Glück.’ - ins Auge, und ich spüre bereits ein leichtes Unwohlsein, beisse aber auf die Zähne und lege los.
Ich hab’s - dieses Mal – immerhin bis zum neunten Kapitel geschafft. Wenn also jemand weiss, wie’s ausgeht, dann behalte er es für sich. Und ich überlege mir ernsthaft, die Swank aus der Garde der Schauspielerinnen zu streichen, für die ich ins Kino gehe.
Übrigens, mein Vater war auch mal im Gemeinderat. Aber das nur nebenbei.
Zitat: |
Margot schrieb am 07.09.2007 23:06 Uhr: Ich finde den sackstark! Extrem schnell geschnitten... wie immer, etwas dürftige Story, aber die Stunts! Poaeh! Da kann der weichgespülte 007 aber einpacken ... *g |
wir wollten den spätabends sehen, als wir schon etwas getrunken hatten und mussten dann ausmachen, weil uns schwindelig wurde.
Da dauert ja keine einzige Einstellung länger als zwei Sekunden.
Ist aber wirklich kein schlechter Film.
Die Stunts sind gut, aber ich finde das immer so albern, wenn sich zwei Leute minutenlang total auf die Schnauze hauen und der Gewinner dann nur ein paar Kratzer hat. Bourne hätte sich mindestens drei, vier mal irgendwas brechen müssen. Nicht, dass ich da Realismus erwarte, die Verfolgung in den engen Gassen über Dächer und durch Häuser, wo man sich immer wieder aus den Augen verliert und dann am Ende doch alle drei zusammenfinden, lasse ich mir gerne gefallen, auch den Acht-Metersprung durch das geschlossene Fenster, direkt auf den Bösewicht, weil das Dinge sind, die, genau wie ein Sechser im Lotto und beim abgeben des Scheines vom Blitz getroffen zu werden, wenigstens theoretisch nicht ausgeschlossen sind, aber diese Megaschlägereien mit Knie in die Schnauze und Gesicht gegen Betonwand knallen, und hinterher nicht mal nen blauen Fleck haben, finde ich des Guten zuviel.
Da gefällt mir der weichgespülte Bond besser, der über das Baugerüst fliegt.
Gruß, Fabian
#231
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Buch und Film-Kritiken
in Literatur 15.03.2008 11:57von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Into the Wild ist für mich ein sehr verwirrender Film. Keine Ahnung, weshalb ich ihn nicht mehr aus dem Kopf kriege. Vor allem, weil ich den Typen auf eine Weise für total becheuert halte und ihn auf der anderen Seite mehr als verstehe.
Der Soundtrack und ein paar Dialoge, bzw. die daraus enstehenden Erkenntnisse und philosophischen Betrachtungen fand ich sackstark!
Der Soundtrack und ein paar Dialoge, bzw. die daraus enstehenden Erkenntnisse und philosophischen Betrachtungen fand ich sackstark!
#232
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Buch und Film-Kritiken
in Literatur 08.08.2008 13:06von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Um diesem Faden hier mal wieder den Nebel aus dem Gesicht zu föhnen, ich habe gerade fast durch "Erledigungen vor der Feier" von Tilman Rammstedt, kurze Ich-Erzählungen, die teilweise zusammenhängen, teilweise nicht, lakonisch, trocken, mal lustig, mal traurig, aber vor allem eines: auf eine intelligente Weise sehr abgeklärt. Macht mir viel Spaß zu lesen.
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Literaturflopp:
Silke Scheuermann "Die Stunde zwischen Hund und Wolf"
siehe erste Rezension, so zu unterschreiben
Filmtipp:
[nach "Oldboy", der ein herausstechend guter Streifen ist, stieß ich auf einen anderen Part aus Park Chan-wooks' Triologie:]
Sympathy for Mr. Vengeance
Das Leitthema aller Filme dieser Reihe ist die Rache. Dass "Sympathy for Mr. Vengeance" vor "Oldboy" gedreht wurde, merkt man sogleich: der Film wirkt weniger farbenverliebt, zeigt aber Ansätze in bezug auf Schnitte, Close-ups und Kulisse, die später in Oldboy perfektioniert werden. All das schwächt jedoch nicht die gute Story und die Fähigkeit des Regisseurs ab, schwarzen Humor unterschwellig leise einzusetzen und selbst Szenen, in denen ein Kopf zerschlagen wird, nicht nach Blutrausch, sondern fast nach melancholischer Ernüchterung aussehen zu lassen.
Was passiert? Der taubstumme Ryu braucht eine neue Niere für seine Schwester.
Er und seine linksextremistische Freundin Yeong-mi kommen für eine Transplantation aber wegen der falschen Blutgruppe nicht in Frage, Ryu versucht das Geld für die Operation zu erarbeiten, wird aber entlassen. Daraufhin gibt er seine Niere an illegale Organhändler hab, um den Spendeprozess zu beschleunigen und um auf diesem Wege eine Niere für seine Schwester zu finden. Die Händler sagen ihm für seine Niere eine große Summe Geld zu, halten ihr Versprechen aber nicht, lassen Ryu nach der OP ohne Niere und ohne Geld nackt auf einem Parkdeck zurück.
Ryu und seine Freundin beschließen, ein Kind eines reichen Geschäftsmannes zu entführen. Wie auch schon zuvor, läuft ab hier einiges schief und verquer. Mehr wird nicht verraten - Fazit: gucken.
Silke Scheuermann "Die Stunde zwischen Hund und Wolf"
siehe erste Rezension, so zu unterschreiben
Filmtipp:
[nach "Oldboy", der ein herausstechend guter Streifen ist, stieß ich auf einen anderen Part aus Park Chan-wooks' Triologie:]
Sympathy for Mr. Vengeance
Das Leitthema aller Filme dieser Reihe ist die Rache. Dass "Sympathy for Mr. Vengeance" vor "Oldboy" gedreht wurde, merkt man sogleich: der Film wirkt weniger farbenverliebt, zeigt aber Ansätze in bezug auf Schnitte, Close-ups und Kulisse, die später in Oldboy perfektioniert werden. All das schwächt jedoch nicht die gute Story und die Fähigkeit des Regisseurs ab, schwarzen Humor unterschwellig leise einzusetzen und selbst Szenen, in denen ein Kopf zerschlagen wird, nicht nach Blutrausch, sondern fast nach melancholischer Ernüchterung aussehen zu lassen.
Was passiert? Der taubstumme Ryu braucht eine neue Niere für seine Schwester.
Er und seine linksextremistische Freundin Yeong-mi kommen für eine Transplantation aber wegen der falschen Blutgruppe nicht in Frage, Ryu versucht das Geld für die Operation zu erarbeiten, wird aber entlassen. Daraufhin gibt er seine Niere an illegale Organhändler hab, um den Spendeprozess zu beschleunigen und um auf diesem Wege eine Niere für seine Schwester zu finden. Die Händler sagen ihm für seine Niere eine große Summe Geld zu, halten ihr Versprechen aber nicht, lassen Ryu nach der OP ohne Niere und ohne Geld nackt auf einem Parkdeck zurück.
Ryu und seine Freundin beschließen, ein Kind eines reichen Geschäftsmannes zu entführen. Wie auch schon zuvor, läuft ab hier einiges schief und verquer. Mehr wird nicht verraten - Fazit: gucken.
David Lerner: Die anmutige Kurve eines Marschflugkörpers
Zitat: |
„ich will nichts anderes tun als / der sonne mein monogramm einzubrennen.“ – Und dass Sprengköpfe dazu bestens geeignet sind, belegen die ausgewählten Gedichte von David Lerner in Die anmutige Kurve eines Marschflugkörpers, aus dem Amerikanischen übersetzt von Ron Winkler. Lerners Sprache tanzt einen „Wahnsinnstango“, voll assoziativer Ausfallschritte und fernab eines Mainstreams artifizieller Kaffeekränzchen: „poesie mag keinen latte macchiato“; sie mag eine glücklich sublimierte Wut, eine Begabung, die David Lerner sicherlich zuzuschreiben ist. Seine Gedichte sind stets auf eine Art ungezügelt, seien sie nun tragisch, lauthals fordernd oder bissig. Nichts plätschert, alles prescht, und zwar mitunter gnadenlos schroff, in bestechend guten Bildern gezeichnet, bis in die letzten Fugen trostloser Räume, als gelte es, den Leser zunächst einen tiefen Atemzug nehmen zu lassen, bevor man ihn untertaucht. So verwundert auch kaum, dass Bruce Iscaacson Lerner als eine Art Prophet skizziert, weniger noch, wenn sich die paternosterartigen Wiederholungselemente in den Gedichten letztlich einbläuen, mit denen David Lerner einem Leser mal Abscheu, mal Misere solange um die Ohren schlägt, bis man ihm glaubt, dass ihm nichts ernster hätte sein können, als zu schreiben, nichts wichtiger, als „gedichte zu lesen von der mitte eines brennenden / gebäudes aus“. Wenn Lerner anführt: „ich will, dass die leute meine gedichte hören und / kotzen müssen“, ist das schreiendes Einfordern von Emotionen und Reaktionen der Leser und nicht ein bloßer Wunsch nach ausgebrochenem Missfallen. Insbesondere die Texte „Wie man Diamanten macht“, „Die Schwerkraft begreifen“ und „Die Kaputten“ mag man herausstellen, da sie all das widerzuspiegeln scheinen, was aufgrund der gegebenen Konturen als Abbild Lerners vermutet werden kann: Denn wenn er Poesie „von einer klippe aus in die eiskalte / see werfen und / schauen“ will, „ob diese motherfuckerin um / ihr leben schwimmen kann“, so springt er hier mindestens „mit 1000 km/h aus dem fenster“ hinterher. Sehr erfreulich ist, dass der Band zweisprachig erschienen ist, um über die deutsche Übersetzung, teils Umsetzung, an David Lerner heranzuführen und ihm hierzulande einen Synchrontänzer zu geben. Dabei muss man Ron Winkler zugestehen, dass er die Tangoschrittfolge Lerners sehr gut zu erwidern weiß und die Gedichte in ihrer deutschsprachigen Variante nicht an Brennkraft verlieren, was gerade bei der rotzigen und kraftvollen Ausdrucksweise in Lerners Texten mehr als nur schwierig ist. Dennoch wird man an manchen Stellen des Bandes aber auch gewahr, dass der snap-shot-Duktus der englischen Sprache im Deutschen ab und an kein ebenso pointiertes Adäquat finden kann, woran jedoch Ron Winkler selbstredend nichts zu ändern vermag. Mitunter kritisch hingegen werden manche Leser allerdings Überträge zwischen der amerikanischen und deutschen Sprache aufnehmen, die Bezüge neu setzen und e.g. den Espresso neu aufmischen, indem der Cappuccino auf der gegenüberliegenden Seite des Buches zu einem Latte Macchiato aufschäumt. Aber solche Umsetzungen sind stetes Problem einer Übersetzung, da man zwischen erkennbarer Rückbindung und Gegebenheit einer Zielsprache in die Grätsche gehen muss: Ein Bein spreizt sich in Richtung der Charakteristika eines fremdsprachigen Textes und der eingewobenen kulturellen Hintergründe ab, das andere versucht, Zielkultur und Sprache mit den Zehen aufzugreifen. Dass man sich und den Text bei dieser Übung nicht entzweireißt, bedarf stellenweise einiger Dehnung, ist aber hier in keiner Weise überstrapaziert worden, sondern zeugt mehr davon, dass Winkler den Ernst, mit dem Lerner seine Gedichte verfasst hat, mit aufgegriffen und übertragen hat: „poesie will das auge / sein, durch das die welt sich selbst sehen kann [...]“ Dieser Band ist nichts, das man andächtig mit Milchschaumbart auf den Knien wiegt, er flicht einem keine Blumen ins Haar – er ist ungestüm und hitzig, gibt dem Leser zwei Drähte in die Hand, setzt ihn in ein Zimmer aus Steckdosen, macht das Licht hinter sich aus und knallt die Türen. Und wenn „die künftige aufgabe der sprache / ist / sich in einem gebet selbst zu verbrennen“, so ist Die anmutige Kurve eines Marschflugkörpers, erschienen im Verlag des poetenladens, im Gesamten nicht nur eine herausstechende Lyrikzusammenstellung, sondern im Sinne Lerners bester Brandsatz. |
#237
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Buch und Film-Kritiken
in Literatur 28.12.2008 21:57von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Marianne Enzweiler Hill
Blinde Zeit
Taschenbuch, 206 Seiten, erschienen im November 2008
es ist bereits der zweite Roman von Marianne Enzweiler Hill, erschienen beim Emons-Verlag. ich schreibe bewusst nicht Kriminalroman, da ich mich weigerte ihn als Krimi zu lesen und, zu meiner Freude, wurde ich nicht enttäuscht.
zwei mal hatte ich angesetzt beim lesen. das erste Viertel des Buches kann ich nicht durchweg als Lesegenuss bezeichnen. den ersten Satz mochte ich noch nicht. ich mag es auch nicht besonders Einleitungen und die Präsentation von Hauptdarstellern zu verfolgen. ich mag keine Rückblenden und ich mag keine Menschen, die Katzen fort geben. alles Gründe weshalb ich das Buch, nach etwa dem ersten Viertel, nicht widerwillig aus der Hand legte.
umsomehr überraschte mich die Sogwirkung die sich, Tage später, nach der Wiederaufnahme der Lektüre entwickelte. im nachhinein glaube ich, lag es weniger an der Hauptfigur (Kommissar Karter), deren walten ich zwar interessiert verfolgte, aber mit der ich mich als Leser nicht immer identifizieren konnte. es war vielleicht ein neuer Protagonist, der Junge (Christian), der im Verlauf eine immer größere Rolle spielte, und der mich sofort faszinierte und mein Lieblingsprotagonist wurde. sein Verhalten, durch feinziselierte Beschreibung der Autorin lebhaft dargestellt, zwar fast immer durch den mehr oder weniger professionellen Blick des Kommissars, und nur hin und wieder durch Bemerkungen und Andeutungen von Randfiguren, aber gerade dadurch, dass mit steigender Spannung, parallel eine Demontage des erfahrenen Profis erfolgt, bis hinab zu den seelischen Tiefen und Fundamenten seiner eigenen Kindheit, gerade daraus entspringt ein erzählerischer Reiz, dem ich mich nicht mehr entziehen mochte. da passte dann auch alles: schmalste Details bis zur breitesten Empathie - von sanft zerplatzenden Milchbläschen im Kaffee bis zum heftigen letzten Fick einer zerbrechlich gewordenen, krebskranken Frau. nichts störte mich mehr, nichts langweilte. die Buchstaben zogen mir flüssig vorüber und erzeugten authentisch wirkende Bildfolgen. zwei mal geschah es noch, dass ich das Buch kurz von den Augen nahm, aber nur um mit innerer Lesezunge vor Anerkennung zu schnalzen, und um mir hinten auf der letzten Seite was zu notieren, damit ich es hier bringen kann:
- Seite 179, als die Überschrift das erste Mal im Text erscheint, und zwar so passgenau und stringent, dass es eine Freude ist.
- und Seite 190, wo eine außerordentlich stimmige Passage, die ich hier unbedingt zitieren möchte, aufhorchen lässt, und gleichzeitig den weiter vorne eingebauten Bezug zu Wolfgang Borcherts bekannten Kurzgeschichte, "Nachts schlafen die Ratten doch", mehr als rechtfertigt. hier offenbarte sich mir die handwerkliche Geschicklichkeit der Autorin samt ihrer subtil eingewobenen lyrischen Begabung:
und das, was vor langer Zeit als Provokation begonnen hatte, darf in einem wortlosen, verständnisvollen Zugeständnis münden. für mich, zweifelsohne einer der gelungensten Höhepunkte der Handlung, von welchen ich noch weitere persönliche hatte, die ich hier aber nicht verraten möchte. das Buch kann ich somit nur empfehlen.
Blinde Zeit
Taschenbuch, 206 Seiten, erschienen im November 2008
es ist bereits der zweite Roman von Marianne Enzweiler Hill, erschienen beim Emons-Verlag. ich schreibe bewusst nicht Kriminalroman, da ich mich weigerte ihn als Krimi zu lesen und, zu meiner Freude, wurde ich nicht enttäuscht.
zwei mal hatte ich angesetzt beim lesen. das erste Viertel des Buches kann ich nicht durchweg als Lesegenuss bezeichnen. den ersten Satz mochte ich noch nicht. ich mag es auch nicht besonders Einleitungen und die Präsentation von Hauptdarstellern zu verfolgen. ich mag keine Rückblenden und ich mag keine Menschen, die Katzen fort geben. alles Gründe weshalb ich das Buch, nach etwa dem ersten Viertel, nicht widerwillig aus der Hand legte.
umsomehr überraschte mich die Sogwirkung die sich, Tage später, nach der Wiederaufnahme der Lektüre entwickelte. im nachhinein glaube ich, lag es weniger an der Hauptfigur (Kommissar Karter), deren walten ich zwar interessiert verfolgte, aber mit der ich mich als Leser nicht immer identifizieren konnte. es war vielleicht ein neuer Protagonist, der Junge (Christian), der im Verlauf eine immer größere Rolle spielte, und der mich sofort faszinierte und mein Lieblingsprotagonist wurde. sein Verhalten, durch feinziselierte Beschreibung der Autorin lebhaft dargestellt, zwar fast immer durch den mehr oder weniger professionellen Blick des Kommissars, und nur hin und wieder durch Bemerkungen und Andeutungen von Randfiguren, aber gerade dadurch, dass mit steigender Spannung, parallel eine Demontage des erfahrenen Profis erfolgt, bis hinab zu den seelischen Tiefen und Fundamenten seiner eigenen Kindheit, gerade daraus entspringt ein erzählerischer Reiz, dem ich mich nicht mehr entziehen mochte. da passte dann auch alles: schmalste Details bis zur breitesten Empathie - von sanft zerplatzenden Milchbläschen im Kaffee bis zum heftigen letzten Fick einer zerbrechlich gewordenen, krebskranken Frau. nichts störte mich mehr, nichts langweilte. die Buchstaben zogen mir flüssig vorüber und erzeugten authentisch wirkende Bildfolgen. zwei mal geschah es noch, dass ich das Buch kurz von den Augen nahm, aber nur um mit innerer Lesezunge vor Anerkennung zu schnalzen, und um mir hinten auf der letzten Seite was zu notieren, damit ich es hier bringen kann:
- Seite 179, als die Überschrift das erste Mal im Text erscheint, und zwar so passgenau und stringent, dass es eine Freude ist.
- und Seite 190, wo eine außerordentlich stimmige Passage, die ich hier unbedingt zitieren möchte, aufhorchen lässt, und gleichzeitig den weiter vorne eingebauten Bezug zu Wolfgang Borcherts bekannten Kurzgeschichte, "Nachts schlafen die Ratten doch", mehr als rechtfertigt. hier offenbarte sich mir die handwerkliche Geschicklichkeit der Autorin samt ihrer subtil eingewobenen lyrischen Begabung:
Zitat: |
Jede Lüge entmündigt mich. Macht mich zum Opfer. Macht es mir unmöglich zu trauern, zu hassen, oder zu verzeihen. Sie macht mich zum Spielball einer sentimentalen Anwandlung eines anderen. |
und das, was vor langer Zeit als Provokation begonnen hatte, darf in einem wortlosen, verständnisvollen Zugeständnis münden. für mich, zweifelsohne einer der gelungensten Höhepunkte der Handlung, von welchen ich noch weitere persönliche hatte, die ich hier aber nicht verraten möchte. das Buch kann ich somit nur empfehlen.
.
Francisco de Goya -Radierungen / Sigrun Paas-Zeidler
Inhalt: Goya in seiner Zeit, Die Launen, Die Schrecken des Krieges,
Die Kunst des Stierkampfes, Die Torheiten, Die Sprichwörter, Bibliographie,
Glossar, Verzeichnis der Abbildungen,
"Ich habe mir in den Kopf gesetzt, an einer bestimmten
Idee festzuhalten und eine gewisse Würde zu wahren,
die der Mensch besitzen muß, aber Du kannst mir glauben,
daß ich bei alledem nicht sehr glücklich bin."
(Goya 1790)
"Goya ist immer ein großer Künstler, oft erschreckend.
Er vereint mit der Fröhlichkeit, mit der Heiterkeit, mit
der spanischen Satire aus den guten Zeiten des Cervantes
einen viel moderneren Geist, oder wenigstens einen, der in
der modernen Zeit viel gesuchter ist, die Liebe zum Unfaßbaren,
das Gefühl für leidenschaftliche Gegensätze."
(Charles Baudelaire 1857)
In Goyas Darstellungsweise erfährt die normale
Gefühlswelt des achtzehnten Jahrhunderts eine
unübersehbare Wandlung in etwas Dunkleres
und Fragwürdigeres, etwas, das unter die anekdoten-
hafte Oberfläche des Lebens in das Darunterliegende
führt - in die unergründlichen Tiefen der Erbsünde und
der ursprünglichen Unwissenheit.
(Aldous Huxley 1943)
.
Francisco de Goya -Radierungen / Sigrun Paas-Zeidler
Inhalt: Goya in seiner Zeit, Die Launen, Die Schrecken des Krieges,
Die Kunst des Stierkampfes, Die Torheiten, Die Sprichwörter, Bibliographie,
Glossar, Verzeichnis der Abbildungen,
"Ich habe mir in den Kopf gesetzt, an einer bestimmten
Idee festzuhalten und eine gewisse Würde zu wahren,
die der Mensch besitzen muß, aber Du kannst mir glauben,
daß ich bei alledem nicht sehr glücklich bin."
(Goya 1790)
"Goya ist immer ein großer Künstler, oft erschreckend.
Er vereint mit der Fröhlichkeit, mit der Heiterkeit, mit
der spanischen Satire aus den guten Zeiten des Cervantes
einen viel moderneren Geist, oder wenigstens einen, der in
der modernen Zeit viel gesuchter ist, die Liebe zum Unfaßbaren,
das Gefühl für leidenschaftliche Gegensätze."
(Charles Baudelaire 1857)
In Goyas Darstellungsweise erfährt die normale
Gefühlswelt des achtzehnten Jahrhunderts eine
unübersehbare Wandlung in etwas Dunkleres
und Fragwürdigeres, etwas, das unter die anekdoten-
hafte Oberfläche des Lebens in das Darunterliegende
führt - in die unergründlichen Tiefen der Erbsünde und
der ursprünglichen Unwissenheit.
(Aldous Huxley 1943)
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