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Glas mit Milchnern
in Minimallyrik 14.03.2017 22:43von Artbeck Feierabend • | 119 Beiträge | 72 Punkte
Glas mit Milchnern
Wir beide reisen durch den runden Raum
und durchstöbern Nahrungsregen
Hinter bunt gekrümmten Schatten müssten
sie leben: Nixen, Nymphen, rote Rogner
Siehe! Goldne Blitze, Reflexionen
fern am glatten Horizont: Göttinnen
die mit den Fluten
spielen!
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RE: Glas mit Milchnern
in Minimallyrik 02.06.2017 10:45von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hallo Artbeck,
ein Text wie eine Fantasy-Entdeckungsreise quer durch die Innenwelt zwischen Nahrung und Spiel.
Rundung und die Assoziation eines Milchglases vermitteln Ideen von Geborgenheit und Lebenslust.
Dann geben Schatten ihre Geheimnisse preis und gold`ne Blitze überhöhen schiere Daseinsfreude
bis sie mythisch abhebt. Es sind gut aufgebaute Zeilen. Wenn auch keine leichte Kost. HG - mcberry
P.S. der unvermeidliche Wikilink: Milchner
RE: Glas mit Milchnern
in Minimallyrik 06.06.2017 00:01von Artbeck Feierabend • | 119 Beiträge | 72 Punkte
RE: Glas mit Milchnern
in Minimallyrik 16.06.2017 07:56von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von Artbeck Feierabend im Beitrag #1
Glas mit Milchnern
Wir beide reisen durch den runden Raum
und durchstöbern Nahrungsregen
Hinter bunt gekrümmten Schatten müssten
sie leben: Nixen, Nymphen, rote Rogner
Siehe! Gold‘ne Blitze, Reflexionen
fern am glatten Horizont: Göttinnen
die mit den Fluten
spielen!
hallo Art
hier fand ich lange keinen Zugang. ein Glas Milch oder Milchglas kanns wohl nicht sein, dachte ich mir und flog jedes Mal raus wegen der Unstimmigkeit der Bilder, die sich dadurch ergaben.
dank Mcs Hilfe weiß ich jetzt was Milchher sind: erwachsene männliche Fische, zum Beispiel Meerforellen. aber was ist das nun für ein Glas?
zuerst verwarf ich ein Fernglas oder ein Fernrohr. dann war die Taucherbrille dran, aber wie ich sie auch aufsetzte erschein sie mir unpassend: über und unter Wasser.
also bemühte ich auch die Suchmaschine, tippte „Glas“ und „Meerforelle“ in die Bildersuche und Tara! wo blieb mein Blick sogleich hängen? hier natürlich: http://www.leidenschaft-meerforelle.de/f...025bd3&start=15
erst jetzt ergaben sich mir stimmige Bilder. das lyrische Ich füllt sein Glas mit einer goldenen Flüssigkeit - ich tippe mal auf schottischen Single-Malt - und schwenkt den Inhalt auf Höhe Seehorizont nachdem es die Eingravierten selbst verinnerlicht hat - Mahlzeit! - und begibt sich auf der gleichen Ebene mit springenden Fischen auf eine gemeinsame emphatische Seelenwanderung Fischmensch, Menschfisch (klanglich heraufbeschworen durch die doppelten Gleichklänge Ni-Ny und ro-Ro), die sich dem geneigten Leser gleichsam einstellen und nicht nur „müssten“. dann das Anpeilen gelingt mir jetzt auch bei schlüssigem Blick durchs prismatische Glas.
ob da nun auch Pink Floyd mit reinspielt mit „The Wall“, oder Thin Lizzy und das biblische „Siehe!“ räsoniere ich nur am Rande. es gefällt mir der spielerischen Aufspaltung und den Brechungen des Lichtes zu folgen. dann registriere ich noch den etwas verkrampften Versuch, über die Elision bei Gold, metrisch bei sauberen Fallern bleiben zu wollen (bis zu den Göttinen):
Siehe! Gold‘ne Blitze, Reflexionen
fern am glatten Horizont: Göttinnen
die mit den Fluten
spielen!
XxXxXxXxXx
XxXxXxX Xxx
XxxXx
Xx
wolltest du da den Göttinnen bewusst oder unbewusst saubere Trochäen entgegenfallen lassen? es klingt tatsächlich wie Kniefall und Anbetung, Versfuß für Versfuß bis zur Zäsur beim Doppelpunkt.
die Ellision erschien mir zuerst nämlich als optischer Makel. womöglich ist sie aber klanglich notwendig. ja, vor allem wegen der finalen Assonanz die das akklamatorisch schwere Biblische, spielerisch leichtfüssig konterkariert: Siehe! versus spielen! ein sehr schönes Beispiel für mich, wie gekonnt Assonanzen auch in freien Versen Wirkung entfalten dürfen und können.
das hört sich dann schon nimmer so gut an:
Siehe! Goldene Blitze, Reflexionen
fern am glatten Horizont: Göttinnen
XxXxxXxXxXx
vielleicht so:
Siehe! Goldne Blitze, Reflexionen
fern am glatten Horizont: Göttinnen
Rechtschreibprogramme würden es ja schon mal absegnen. mich würde hier dann auch optisch nix mehr stören.
letztlich ein starker Text, der mit gut gefällt auch wenn ich lange Schwierigkeiten hatte reinzufinden.
Gruß
Alcedo
RE: Glas mit Milchnern
in Minimallyrik 18.06.2017 13:39von Artbeck Feierabend • | 119 Beiträge | 72 Punkte
Hallo, Alcedo!
Vielen Dank für deine humorvolle Auslegung und das ausgiebige Hineinlesen – hat mich sehr gefreut!
Beim Schreiben dachte ich damals an ein einfaches, kugeliges Goldfischglas mit zwei männlichen Goldfischen, die auf der Suche nach Nahrung rastlos an der runden Glaswand entlanggleiten und ihre eigenen Spiegelbilder für potentielle Partnerinnen halten...
Dieses Bild der Beschränktheit ließ mich an unsere menschliche Wahrnehmung der „Wirklichkeit“ denken, das Glas wird zur platonischen Höhle, in der wir hocken und die Schatten an der Wand im funzeligen Fackelschein für die Wirklichkeit halten – Dinge, die wir uns nicht erklären können und sie deshalb in irgendeiner Form (religiös, mythologisch, wissenschaftlich) verklären, überhöhen, mit Sehnsüchten füllen und uns in unserer Fantasie ausmalen.
Hierzu passen deine folgenden Überlegungen sehr gut, wie ich finde:
Zitat
wolltest du da den Göttinnen bewusst oder unbewusst saubere Trochäen entgegenfallen lassen? es klingt tatsächlich wie Kniefall und Anbetung, Versfuß für Versfuß bis zur Zäsur beim Doppelpunkt.
Deinen Vorschlag bezüglich der Elision
Zitat
vielleicht so:
Siehe! Goldne Blitze, Reflexionen
fern am glatten Horizont: Göttinnen
Rechtschreibprogramme würden es ja schon mal absegnen. mich würde hier dann auch optisch nix mehr stören.
möchte ich gerne so umsetzen. Vielen Dank dafür!
Gruß,
Artbeck
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