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Bambis Tod / Moartea căprioarei // Nicolae Labiş
Bambis Tod / Moartea căprioarei // Nicolae Labiş
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 22.10.2016 17:57von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
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Bambis Tod / Moartea căprioarei // Nicolae Labiş
Die Dürre ermordete jedwelchen Wind.
Die Sonne schmolz und zerrann auf die Welt.
Der Himmel verblieb heißer und nackt,
Brunneneimer, schlammverschlackt.
Über den Wäldern häufiger Brände, Brände
geben wilde satanische Tanzverbände.
Ich folge dem Vater den Hang hoch die Pfade
und Tannen zerkratzen mich böse verdorrt,
wir brechen zur Jagd auf, Jagd auf das Schmalwild,
zur Bejagung des Hungers - Karpatenhatz.
Durst macht mich fertig. Es kocht mir am Felsen beim Wandern
das Rinnsal der Flasche von meinem Revers.
Die Schläfe drückt an die Schulter. Ich schreite wie auf’nem andern
Planeten, der fremd ist, immens ist und schwer.
Wir belauern die Stelle wo jetzt noch erklingen
die Quellengemurmel, die friedlichen.
Wenn die Dämmerung anbricht, wenn Mondlichter wandern
dann werden sie aufziehn zur Tränke
eins nach dem andern, die Rehe, die lieblichen.
Ich sage Vater, dass ich Durst hab und er heißt mir: schweig.
Ohnmächtiges Wasser, wie glasklar dein Bauch!
Durch den Durst fühle ich mich verbunden mit dem todgeweihten Wesen
zur festgelegten Stunde, nach Gesetz und Brauch.
Ein welkes Rascheln atmet aus dem Tale.
Welch grauenhafter Abend wird aufgetischt!
Am Horizont fließt Blut und rot ist meine Brust, als habe
ich meine blutigen Hände am Hemd abgewischt.
Wie auf einem Altar, brennen Fackeln mit lila Licht
und Sterne blinzeln dazwischen Kaltes.
Weh mir, wie wünschte ich, du kämest nicht, kämst nicht,
du, wunderschönes Opfer meines Waldes.
Sie zeigt sich starr nach einem Sprung,
umherblickend wie mit einem Bangen
und feine Nüstern kräuselten die Wasser
in Kreisen die kupfern zersprangen.
In ihren feuchten Augen glänzte etwas unbestimmtes,
ich wusste sie würde sterben und es würde sie schmerzen.
Mir war als würde ich den Mythos wiedererleben
von dem in ein Reh verwandelten Mädchen.
Von oben aus der fahlen Mondesschale
siebten gelöschte Blüten ihr warmes Fell.
Oh weh, wie wünscht ich mir zum ersten Male,
die Kugel meines Vaters schlüge fehl!
Doch widerhallten Täler. Gefallen auf die Knie,
erhob sie den Kopf noch schwankend zu den Sternen
und wälzte ihn schließlich, säend übers Wasser
zerstiebende Schwärme schwarzer, rollender Perlen.
Ein blauer Vogel schnellte aus den Zweigen
und ihr Leben flog zur späten Stunde hin
mit Schreien wie im Herbste Vögel
fort von wüsten grauen Nestern ziehn.
Stolpernd ging ich hin und schloss die faden
schattigen Augen, stumm vom Gehörn umheischt
und bleich erschauerte ich als Vater
mir freudig zuzischte: - Wir haben Fleisch!
Ich sage Vater dass ich Durst hab und er heißt mir: trink.
Ohnmächtiges Wasser, wie dunkel dein Bauch!
Durch den Durst fühle ich mich verbunden mit dem gestorbenen Wesen
zur festgelegten Stunde, nach Gesetz und Brauch…
Doch fremd sind uns Gesetze und vergeblich
wenns Leben in uns schwer ist zu verbergen
und Bräuche wie auch Mitleid sind vergeblich
da meine Schwester hungert, krank ist und am Sterben.
Aus einer Mündung raucht noch Vaters Flinte.
Weh mir, wie weht das Blattwerk ohne Wind!
Vater errichtet schreckhaftes Feuer.
Wehe, der Wald, wie hat er sich verwandelt!
Aus Gräsern greife ich mir ohne zu wissen
ein Glöckchen mit klingelnden Silbernissen…
Mit den Nägeln zieht Vater vom Stock mit einem Dreh
Herz und Nieren von dem jungen Reh.
Was denn Herz? Mich hungerts! Leben will ich und ich wollt…
Verzeih mir Jungfrau - du mein Reh, mein lindes Hold!
Bin schläfrig. Wie hoch das Feuer! Und wie tief der Wald!
Weine. Was Vater denkt? Ich esse und weine. Esse ohne Halt!
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RE: Bambis Tod / Moartea căprioarei // Nicolae Labiş
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 30.07.2018 10:59von Niemod
ich glaube, das kann wirklich nur ein Dichter, der mindestens so genial ist wie Labis und dazu beide Sprachen gut kennt. Mit der Veröffentlichung einer durchschnittlichen Übersetzung erweist man der rumänischen Kultur keinen Dienst, im Gegenteil ...
RE: Bambis Tod / Moartea căprioarei // Nicolae Labiş
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 02.08.2018 12:13von Prolet (gelöscht)
Brände, Brände
Wilde satanische Tanzverbände (oho und Hihi)
zur Bejagung des Hungers
Durst macht mich fertig. (Ausdrucksweise des Jhdts. darf angezweifelt werden)
umherblickend wie mit einem Bangen (wie plump)
Weitere kritikwürdige Stellen beschreibe ich nicht.
dann die Orthographie mit Wankelmütigkeit,
ob Groß- oder Kleinschreibung, ob Interpunktion oder lieber nicht.
Aber das sollte alles kein Problem sein und nicht zu ernst genommen werden,
denn es zählt die Freude an der kreativen Tätigkeit.
Unverständlich für mich bleibt die Auswahl des doch von recht weit hergeholten Textes
und dann noch der waghalsige Versuch der Nachdichtung.
Jeder Interessierte an der Deutschen Sprache, dem diese Tugend hoch anzurechnen ist,
beginnt gelegentlich mit Misserfolgen.
Vielleicht lesen wir einander noch irgenwann, Stellen dann fest,
es hat ein Lernprozess eingesetzt, so dass wir Werke des anderen gerne,
eventuell auch mit Entzücken, lesen.
Prolet
RE: Bambis Tod / Moartea căprioarei // Nicolae Labiş
in Übersetzungen/Übertragungen/Lyrics 15.08.2018 10:39von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hi, Niemod
mulţumesc pentru răspuns şi pt. push. cunoşti traducerile mele după Blaga şi Eminescu? m-ar bucura aprecieri serioase.
salutări
Alcedo
Ich zerdrücke nicht die Licht-Korolla dieser Welt / Eu nu strivesc corola de lumini a lumii // Lucian Blaga
Schläfrig kleine Distelfinken / Somnoroase păsărele // Eminescu
Herta Müller zugeeignet
hallo Prolet
Danke fürs Feedback.
Labiş verwendet in der Zeile das Verb „năruie“ im Präsens. „a năruí“ (Indikativ) bedeutet einstürzen, abstürzen, zusammenfallen, einfallen, abreissen, einbrechen, Erdsturz (Lawinenabgang), aber auch hinfallen, siechen, sich ruinieren.
aus dem Landstrich, aus dem Labiş stammt (der Moldau), gibt es aber auch eine Redensart die das Verb auf den Himmel bezieht: „mi se pare, că se năruie cerul“, im Sinne von Unwetter, Unheil zieht auf.
all das schaffte ich nicht einzubauen. und zog deshalb für diese Zeile die Jugendsprache vor, als Reverenz vor Labiş, der nach Aussagen seines Vaters damals 10 Jahre alt war, als der junge Rehbock geschossen wurde.
aber ich frage mich auch immer wieder, ob er wirklich seinen Tod vorausahnte mit diesem Poem. er hatte sich mit den Kommunisten angelegt und wurde später permanent von der Securitate verfolgt, und einer seiner Beschatter hatte ihn wohl auch angerempelt und unter die Strassenbahn gestossen, Unfall an dem er in jungen Jahren verstarb (seine Todesumstände sind bis heute nicht geklärt). "Labiş" wird französisch wie "das Reh" ausgesprochen.
Interlinear würde der Satz so lauten:
Setea mă năruie.
Der Durst mich einstürzen/einfallen/einbrechen (lässt).
hm, vielleicht wäre es besser wenn ich den Satz so übertragen würde:
Der Durst lässt mich einbrechen.
(darauf war ich bisher noch nicht gekommen, sondern jetzt erst als ich die Antwort auf dein Feedback schrieb, Prolet. Dankeschön.)
und klingt es wirklich besser verknappt, also ohne Artikel?:
Durst lässt mich einbrechen.
da schlaf ich noch drüber.
hatte aber auch schon überlegt es so zu bringen:
Durst macht mich hinfällig.
oder germanischer:
Durst berserkert mich.
die Strophe mit dem „Bangen“ werde ich noch überarbeiten, auch wegen der dort „wankelmütigen“ Zeichensetzung.
Gruß
Alcedo
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