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Hallo Antigone,
eine Huldigung an die Vogelbeere, deren möglicherweise giftige aber sicher süße Früchte den Herbst
ankündigen. Das Motiv der schillernden Zweideutigkeit zieht sich durch und hält Spannung aufrecht.
Das Licht des Spiegels fällt nicht nur auf die ebenso verlockende wie zweifelhafte Gabe sondern auch
auf den Leser. Dazu kein Wort vom LD ... man fühlt sich fast wie im richtigen Leben. Grüße von Yaya
#4
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
RE: Ebereschen
in Liebe und Leidenschaft 29.08.2016 20:45von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von Antigone im Beitrag #1
Du kamst mit der Handvoll
roter Ebereschen und legtest sie
auf den Tisch, ohne ein Wort.
Kühle des späten Oktober
im Zimmer, Duft wilder Beeren,
Tau der vergangenen Nacht.
Hingeworfen vom Spiegel
Licht in deinen Augen, Ebereschen,
reif wie der Herbstmorgen.
hallo Antigone
das gefällt mir. schön wie du die roten Beeren hier Ebereschen nennst und nicht Vogelbeeren. der Text gewinnt dadurch an maskuliner Herbe und Klangfarbe. das „er“ der Eberesche kommt in diesem kurzen, filigranen, 3 Strophen à 3 Zeilen-Text (wie ein Büschel Beeren), Überschrift nicht mitgezählt, zwölf mal vor. etymologisch hat die Bezeichnung des Baumes als „andere Esche“ mit der optischen Verwandtschaft der Blätter zur eigentlichen Esche zu tun und mit der Fruchtfarbe der Eiben. damit fliesst Anderssein in den Text ein und untermalt die wortlose, aber optisch sich eindeutig spiegelnde Antagonie zwischen lyrischem Ich und Du. das romantische Draussen-Motiv dringt dominant ins Zimmer, ins geschlossene Interieur mit einem Geschenk von Draussen, welches sich da zu widerspiegeln beginnt und gleichzeitig bricht sich dabei aber ein anderes Klischee mit dem Kontrast: der Jäger legt der Sammlerin eigenhändig die Beeren auf den
(Schmink-)Tisch (wegen dem Spiegel).
rhythmisch fällt die melodisch fallende reine Daktylusfolge der zweiten Strophe (bis einschliesslich "im Zimmer") angenehm mit herbstlichen Attributen ins Leseempfinden, aufs gelungenste wieder aufgenommen im Ausklang von der letzten Zeile des Gedichtes. das empfand ich als handwerklich stark.
zweitstärkste Stelle ist mir die Zäsur, der Hebungsprall zwischen Tisch & ohne, mit welchem der (für mich) maskuline Part, tonlos aber effektvoll auf den Tisch „haut“.
am schwächsten empfand ich das „rote“ bei den Früchten in Z2. das kommt mir beim lesen so pleonastisch vor wie kaltes Eis, oder heisses Feuer. weglassen des Adjektivs käme einer um ein „ER“ gekappten Männlichkeit gleich. dann fragte ich mich ob „reifer“ an der Stelle nicht passender wäre. aber das Reife ist ja der letzten Zeile vorbehalten, wie ich gleich feststellen muss. ok. dann vielleicht so, ohne die expliziten Ebereschen:
Vorschlag für Z2:
roter Beeren-Büscheln und legtest sie
#nein, klingt wirklich nicht besser.
nun, letztlich denke ich, so liest es sich für mich doch noch am besten:
Du kamst mit der Handvoll
Ebereschen und legtest sie
auf den Tisch, ohne ein Wort.
dann zähle ich die Überschrift halt mit und komme doch noch auf das volle Dutzend ERs.
Gruß
Alcedo
#6
von ugressmann • | 942 Beiträge | 929 Punkte
RE: Ebereschen
in Liebe und Leidenschaft 01.09.2016 00:14von ugressmann • | 942 Beiträge | 929 Punkte
#10
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
RE: Ebereschen
in Liebe und Leidenschaft 06.09.2016 19:52von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
das war rücksichtsvoll, Antigone, merci.
freut mich dass jetzt die beste Version da oben steht und so bei der Abstimmung teilnehmen wird. "Ebereschen" ist hier nominiert worden: Nominierungen Sommergedichte 2016
Gruß
Alcedo
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