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RE: schrecken
in Minimallyrik 09.05.2016 08:59von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hi Chip,
ja, sie pennen noch. Und sie werden nicht lange auf sich warten lassen. Zwar fallen mir Mückenplagen ein,
aber was immer so kreucht und fleucht, es bereitet sich vor.
Viel Lautmalerei. Zuerst dachte ich: Schlummern hätte auch gepasst. Aber so öffnen sich die vielfältigen
Wörter mit alf erst in z2 dem m und schieben ein sch erst in z3 an. Sonnenwarme Frühlingsgrüße - mcberry
RE: schrecken
in Minimallyrik 09.05.2016 22:42von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Zitat von chip im Beitrag #1
larven schlafen lang
samtweich gefalteter wahn
schwärmt schon vorm sommer
ha, endlich traut sich mal jemand was: eine gestrichene Letter im verdichteten Bereich des Minimalen zu bringen! und das auch noch mit Gewinn. ich hatte tatsächlich erst „vorm Sommer“ gelesen und dann versucht das Mückenbein vom Bildschirm zu wischen und erst beim Vergrössern erkannt dass er ja verpixelte Absicht ist, dieser kurze Strich über dem kleinen r.
es soll also „vom“ heißen, „vom Sommer“, aber man spielt automatisch beide Varianten durch, bravo chip! was so ein kleiner Strich über einer kleiner Letter doch inhaltlich überraschend Volumen erzeugt. ich empfand es als gelungen. so wie man aus nem kleinen Zylinder zwei dicke Karnickel rauszaubert, in etwa.
assoziiert habe ich zuerst Heuschrecken. aber deren Larven verpuppen sich doch gleich nach der Eiablage, und es schlüpfen winzige Schrecken die sich danach mehrmals häuten, aber schon so aussehen wie die Erwachsenen. also sind wohl doch Mückenlarven gemeint, Stechmücken, Eintagsfliegen und dergleichen nehme ich an. gefaltet könnten die Flügel der Insekten sein, vor dem Schlupf, ja. das Ausschwärmen kommt dann noch. und da beim Schwärmen muss ich natürlich auch an Immen denken, und an andere Hautflügler. Wespen und Hornissen. ja, da passt es mit den Larven: die werden jetzt schön gemästet von Königinnen, Arbeiterinnen und Sklaven. und kommen dann früh ins Schwärmen. gut, passt. kurz hab ich auch an Maikäfer denken müssen und an deren Engerlinge.
einzig „wahn“ kann ich nicht einordnen im Text. es ist doch ihre Natur und kein Wahnsinn, kein Wahndenken, kein Wahn an sich.
das sechsmalige betonte A in den ersten beiden Zeilen fällt auf, aber nicht unangenehm.
XxXxX
XxxXxxX
jeweils drei Hebungen. erst drei Faller, dann drei Daktylen, beidesmal katalektisch. die Katalexe bewirkt die Kappung der Senkungen der letzten Versfüsse, so dass die betonten As hart ausklingen dürfen. das wird auch männliche Kadenz genannt. es bewirkt hier eine Betonung des Schreckens.
der Wahn hat also was mit der Überschrift zu tun, nehme ich deshalb an. es ist wohl intendiert, einen Schreckenswahn zu beschwören. von der Angst vor Stechmückenschwärmen bis zu einer der biblischen Plagen ist alles drin.
nun, Mücken fürchte ich nicht. Maikäfer nur beim Radfahren ohne Brille, und eine Heuschreckenplage wäre hier wirklich mal was Neues. ich sähe ihr jedenfalls mit Freuden entgegen. meist kommen die Schwärme aus dem Südosten und Rosenstare begleiten sie. die hatte ich noch nie. vielleicht darf ich das noch mal erleben.
Gruß
Alcedo
Hi Chip,
der Minimal ist echt lustig. Selbst mit eingeschränkten Botanikkenntnissen sind Schrecken wie auch
Wahnbildungen fast immer eine Frage des Blickwinkels. Mehr Atommeiler erfüllen beide Definitionen,
und werden von den kleinen Krabblern, die hier noch schlafen, viel besser überlebt als unsereins.
Ob die EU schon Heuschrecken beheimatet, halte ich für müßig zu überlegen. Diese Texte sind nicht
notwendigerweise kontinental aufzufassen. Dürfen Wörter erst schräg geknautscht werden, sind die
Summen aller möglichen Deutungen vielschichtig. Und ungefähr so soll es doch sein. Grüße von Yaya
RE: schrecken
in Minimallyrik 13.06.2016 08:40von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
ja, darf er, chip!
Gruß
Alcedo
hab mal bei Aristoteles nachgeschlagen:
https://books.google.de/books?id=isUNAAA...rschkuh&f=false
aus Aristoteles’ Poetik:
wenn es möglich ist, so soll durchaus nirgends gefehlt sein. Ferner fragt sich, wo der Fehler liegt, in der Kunst, oder in einem anderen zufälligen Umstand. Denn es ist geringer, wenn er nicht wußte, daß die Hirschkuh kein Geweih hat, als wenn er sie schlecht darstellte.
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