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RE: baselitzken
in Diverse 25.03.2016 16:24von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hi Hannes,
unter dem Eindruck des vorösterlichen Feiertages sehe ich LI in einem Gitterkreuz aufgehängt,
verkehrt herum wie Petrus, und die (noch) ungekreuzigte Anhängerschar guckt verlegen zu LI
auf und das guckt runter und es ist mal wieder alles gerade so pervers wie im richtigen Leben.
Ist schon seltsam, wie sich selbst die stumpfsinnigsten Querinterpretationen irgendwann doch einmal
genau so ergeben und historisch abgespielt haben könnten. Wenig tiefsinnige Karfreitagsgrüße - mcberry
28.03.2016 Nachgeliefert:
Zum Ruhme bildenden Kunstschaffens der unvermeidliche Wikilink: baselitz
Zitat von der.hannes im Beitrag #1hallo hannes
baselitzken
hier hänge ich
im rahmen gitter bild
gebildeten ein bild
tausch blicke erst
mit ihren knien wie sie
mit meinen aus
dann wandern ihre runter meine rauf
zu bäuchlein & zu köpfen
ja bis zum haar in jedem nasenloch
und wundre mich wie sie
dass wir einander stets
verkehrt gehängt begegnen
die sich kreuzenden Blicke von gemalten- und Betrachteraugen fand ich schön.
bei den Nasenlochhaaren musste ich schmunzeln. angeblich malt Baselitz ja gleich so auf dem Kopf und dreht nicht erst nach getaner Arbeit einfach alles um. ich glaube ja, er legt sie auf den Boden und läuft drumherum, so hat er dann alle Perspektiven.
leider weiß ich nicht wie groß sein „Wald auf dem Kopf“ im Originalformat war, es waren ja meist sehr große Formate bei ihm, aber es war damals (1969) die erste seiner „Neusehland“-Arbeiten. ich weiß noch dass ich zuerst das Gesicht gesehen habe: zentral ist ein Gesicht zu erkennen. so glaube ich, hat er zuerst das Gesicht in Öl gemalt und dann erst den auf dem Kopf stehenden Wald dazu. als ich das zuerst sah, weiß ich noch, dachte ich mir, obwohl es offensichtlich ein Winterwald war: da müssen aber jetzt die Vogeleier aus den Nestern fallen und musste schmunzeln, so wie bei deinen Nasenhaaren, Hannes.
zwei Sachen zu deinem Text die mich störten:
- das Diminutiv beim Bauch müsste nicht sein. „bäuchen“ fände ich schöner als „bäuchlein“. es sind ja auch Köpfe und keine Köpfchen, denen die Bäuche entsprechen und es sind ja keine Putten mit Nasenhaaren, nicht wahr?
- der Betrachter hängt ja nicht, sondern steht vor dem aufgehängten Gemälde. deshalb empfand ich das Verb in der letzten Zeile als falsch. mein Vorschlag:
verkehrt herum begegnen
Gruß
Alcedo
Hallo Alcedo,
hm, das bäuchlein soll aufs Haar im Nasenloch vorbereiten, also den Ernst aus den Zeilen nehmen.
"verkehrt gehängt" hat zweierlei Hintergrund: Die Assonanz an gehenkt sowie die Interpretationsmöglichkeit, dass sich zwei Bildfiguren gegenseitig betrachten. Diesen doppelt surrealen Effekt hätte ich gerne dringelassen, obwohl er eher verkopft ist :)
Grüße
der.Hannes
hallo Hannes
achso, das lyrische Ich ist tatsächlich ein Porträt, ein Gemälde, verstehe. das hatte ich nicht in Erwägung gezogen, sorry, da hab ich wohl nicht genau genug gelesen und die Nasenhaare haben mich wohl abgelenkt. ja, so muss es gewesen sein. die hängen sich also gegenüber, Wand an Wand. ja, dann ist auch die erste Strophe bereits stimmiger. eigentlich hätte diese Vorgabe ja gelangt um die Zuordnung des Ichs zu klären: „hier hänge ich“.
hat mich dann die dritte Zeile auf die falsche Fährte geführt? das „gebildeten“? Gebildete können nur Menschen in Fleisch und Blut sein (jetzt versuche ich meine erste Lesart nachzukonstruieren). ich denke da müsste dann noch die Vorsilbe „ab“ hin wenn sie nicht dazugedacht werden soll. vielleicht so:
hier hänge ich
im rahmen gitter bild
abgebildeten ein bild
tausch blicke erst
mit ihren knien wie sie
mit meinen aus
ja, dann wäre es für mich durchweg klarer (gewesen). die letzte Zeile wäre schlüssig und mir verbleibt nur noch die reizvolle Aufgabe, mir vorzustellen wer das Gegenüber des Baselitz(ken) sein mag. wer hängt an der anderen Wand? eines seiner Vorbilder gewiss: ein Munch oder ein Dix. ja, vielleicht die Tänzerin in herablassender Pose: Anita Berber. wie hieß das Bild nochmal?
so: „Bildnis der Tänzerin Anita Berber“ von 1925. ja, und ich wusste da war noch was. ich habe mir das jetzt nochmal angeschaut (hatte es mal im Museum gesehen - Otto Dix’ Neue Sachlichkeit ist wirklich auch sehr eindrucksvoll im Original). und da haben wir jetzt auch im Dixschen Rot den Bauch und den Nabel und das Bäuchlein, wenn du so willst, Hannes.
danke für deine Hintergrund-Erläuterungen. ich empfand es gar nicht als verkopft, sondern reizvoll.
Gruß
Alcedo
Purzelbaum bleibt Purzelbaum, Hannes. nicht klein, aber poetisch und so kraft- wie reizvoll.
jedenfalls haben mich die Nasenhaare, die ich dabei erblickte, dermaßen getriggert und liessen mir keine Ruhe, bis ich nicht selbst (m)einen Baselitz gemalt hatte: 180 Grad-Nasenlitze
Gruß
Alcedo
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