#1

neues vom ara

in Philosophisches und Grübeleien 24.08.2015 13:30
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

der ara schweigt

mangroven lauschen
schillernde schuppen am ufer
kleine vom messer geschuppte
grosse im neon in stimmen gewirrt

das kreuz des südens badet
in salz und milch
hofft auf den neumond
will heller strahlen

verglimmen noch immer die feuer
versanden lautlos säfte
verduftet ein hauch von rosmarin

krallen schließen sich fest
aus angst zu ertrinken
seepferdchen müsste man sein

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#2

RE: neues vom ara

in Philosophisches und Grübeleien 25.08.2015 10:17
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hi Hannes,

ein super Stimmungsbild. Der Ara weiß die Schönheit seiner Heimat hoffentlich zu schätzen.
Ist er nach wie vor mondsüchtig, fragen sich geneigte Leser, wie er den Neumond übersteht?

Formal:
Eindrücke stehen oft unvermittelt nebeneinander. S1 verstehe ich auch inhaltlich nicht. Wer lauscht wem?
S2 ist schön, lädt zum Weiterlesen ein ...
S3 welche Feuer noch immer? Glut verglimmt. Feuer erlischt eher.
Sprachlich ist auch der versandete (versickerte?) Saft seltsam. Küstenstriche und ganze Häfen versanden.
S4 Diese krallige Gegenstandslosigkeit legt eine innere Beklemmung nahe: Seepferdchen sind die Lösung!

Natürlich spielen wir jenseits sprachlicher Gewohnheiten mit Vokabeln. Die lyrische Sprachebene profitiert
vom sinngetragenen Höhenflug ihrer Wortspiele und metaphorischen Assoziationen, wie in S4. HG - mcberry

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#3

RE: neues vom ara

in Philosophisches und Grübeleien 25.08.2015 23:12
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Zitat von mcberry im Beitrag #2
Hi Hannes,

ein super Stimmungsbild. Der Ara weiß die Schönheit seiner Heimat hoffentlich zu schätzen.
Ist er nach wie vor mondsüchtig, fragen sich geneigte Leser, wie er den Neumond übersteht?



Hi mcberry,

es scheint, Du erinnerst Dich an den Ara. Er ist schweigsam, aber aufmerksam :)

Zitat


Formal:
Eindrücke stehen oft unvermittelt nebeneinander.


Das ist gewollt, es springt der Blick im Halbdunkel hin und her.

Zitat

S1 verstehe ich auch inhaltlich nicht. Wer lauscht wem?


Da gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Die Mangroven, ob der Ara doch noch Laut gibt. Ob aus den Schuppenresten durch ein wenig Wind vielleicht ein Rascheln entsteht. Ob sich aus den in Stimmen gewirrten Schuppen etwas Verständliches aus dem Neonlicht in die abseitige Stille verirrt...

Zitat

S2 ist schön, lädt zum Weiterlesen ein ...


Am Himmel sind die Bilder oft ganz klar :)

Zitat

S3 welche Feuer noch immer? Glut verglimmt. Feuer erlischt eher.
Sprachlich ist auch der versandete (versickerte?) Saft seltsam. Küstenstriche und ganze Häfen versanden.


Die Feuer sind auf die geschuppten Schuppen aus S1 bezogen. Vielleicht sind Schupper nach dem Brutzeln von Fisch in den Schuppen gen Neon und Stimmen gegangen, liessen die Reste des Feuers glimmen.

Versandet ist wichtig, weil damit eindeutig ein Sandstrand als Ort des Schweigens und Lauschens vor dem Auge des Lesers auftauchen sollte. Die Säfte sind bewusst doppeldeutig. Reste der Fischmahlzeit mit Sauce sind _eine_ Möglichkeit ;)

Zitat

S4 Diese krallige Gegenstandslosigkeit legt eine innere Beklemmung nahe: Seepferdchen sind die Lösung!


Das ist natürlich eine Anspielung auf den zwar schweigenden, aber denkenden Ara. Vermutlich kann er gar nicht schwimmen, hat aber Seepferdchen schon einmal gesehen :)

Zitat

Natürlich spielen wir jenseits sprachlicher Gewohnheiten mit Vokabeln. Die lyrische Sprachebene profitiert
vom sinngetragenen Höhenflug ihrer Wortspiele und metaphorischen Assoziationen, wie in S4. HG - mcberry



Da kann ich Dir nur zustimmen.

Danke für den ausführlichen Kommentar und herzliche Grüße

Hannes

zuletzt bearbeitet 25.08.2015 23:13 | nach oben


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