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Mobbing und andere Nettigkeiten - Teil 2 Leiharbeiters Abenteuer
Mobbing und andere Nettigkeiten - Teil 2 Leiharbeiters Abenteuer
in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 21.01.2015 14:50von Ringelroth • | 213 Beiträge | 213 Punkte
Mobbing und andere Nettigkeiten
Mit dem Thema Mobbing am Arbeitsplatz wird zuweilen auch der Leiharbeiter konfrontiert.
Das betrifft das Mobbing innerhalb einer Gruppe von Leiharbeitern, als auch Mobbing von Festangestellten gegenüber ihren Leiharbeitskollegen.
Kurze Zeit nach der Episode in der Kunststoffverarbeitung, wurde ich in einem Lager einer namhaften Porzellanmanufaktur eingesetzt. Dort mussten die täglich eintreffenden Container entladen werden, die von einer Spedition vom Hamburger, oder Rotterdamer Hafen kommend, per LKW angeliefert wurden. Sie enthielten in Kartons verpacktes Geschirr, oder Dekoartikel. Als Arbeitskräfte waren in diesem Lager ein festangestellter Lagerverwalter und drei Leiharbeiter. Ich kam als vierter dazu.
Gleich am ersten Tag wurde ich von den beiden älteren meiner Zeitarbeitskollegen darüber informiert, dass es besser wäre, wenn ich in dem engen Container Abstand zu unserem jüngeren Kollegen halten sollte. "Der stinkt", behaupteten sie.
Wer jemals einen solchen 40-Fuß-Container (ca. 12 Meter lang/2,40 Meter breit/2,60 Meter hoch) entladen hat, weiß, dass man, zumal in der warmen Jahreszeit, ziemlich ins Schwitzen gerät. Dazu kommt, dass man höchstens drei Stunden Zeit hat, um die Ware zu entnehmen.
Ich fand nicht, dass der junge Mann schlecht gerochen hätte. Aber es stellte sich später heraus, dass die beiden Mobber und auch der Lagerverwalter, einen Grund für ihr Tun hatten. Der gemobbte Kollege hatte wohl etwas beobachtet, was nicht für seine Augen bestimmt war.
Zwei Tage nach meinem Arbeitsantritt wurde er von unserer Zeitarbeitsfirma abgezogen und woanders eingesetzt.
Kurz bevor auch ich ins Visier dieser Herrschaften geriet, hatte ich eine ähnliche Beobachtung gemacht.
Da ich in jenen Tagen kein Auto zur Verfügung hatte, wurde ich ein paar Tage lang von einem befreundeten Nachbarn zur Arbeit gebracht und wieder abgeholt. Nun geschah es an einem Freitag, dass mein "Chauffeur" mich zwar bringen, aber nicht abholen konnte. Einer der beiden Mobber hatte mir aber zugesagt, mich in seinem Wagen mitzunehmen. Zum Feierabend bemerkte ich, dass der andere Mobber zwar bereits eine Weile in seinem Auto saß, aber erst losfuhr, als mein Kollege und ich das Lagertor passierten. Bevor wir zum Autobahnzubringer kamen, mussten wir einige Kilometer Landstraße hinter uns bringen. Obwohl er für seinen Heimweg eigentlich eine andere Route nehmen musste als wir, hing uns der Kollege, der mit dem Wegfahren gewartet hatte,
an der Stoßstange. Plötzlich lenkte der Mobber, in dessen Auto ich saß, auf den leeren Parkplatz eines Landgasthofes. Der uns folgende Kollege tat das gleiche und parkte neben uns. Er stieg aus und ging zu seinem Kofferraum. Das tat auch mein Fahrer.
Ich blieb, die Szene staunend beobachtend, auf meinem Platz.
Beide öffneten ihren Kofferraum und mein Fahrer entnahm seinem Wagen einen offensichtlich schweren Karton und stellte ihn in den Kofferraum des Anderen. Beide setzten sich wieder in ihr Auto und fuhren los. Die ganze Aktion dauerte keine Minute. Da mein Kollege es vorzog mich nicht darüber aufzuklären, was das Ganze zu bedeuten hatte, schwieg auch ich. Mein Verhältnis zu diesem Menschen war eh nicht das Beste. Ständig beschwerte er sich über mich, nichts konnte ich ihm recht machen. Es hatte mich zwar gewundert, dass er meiner Bitte, mich mitzunehmen, zugestimmt hatte. Aber was ging es mich an, was er in seinem Kofferaum durch die Gegend fuhr?
Der folgende Montag, sollte mein letzter Arbeitstag für sehr lange Zeit in diesem Lager sein. Das Mobbing begann. Es dauerte keine zwei Stunden, dann zog ich die Konsequenzen.
Als ich kurz vor 7 Uhr meinem Vorgesetzten auf dem Weg zum Umkleideraum einen Guten Morgen wünschte, würdigte er mich grußlos keines Blickes. Minuten später betrat ich die Lagerhalle, in der bereits meine beiden Kollegen anwesend waren. Auch hier das gleiche Spiel. Kein Gruß, kein Wort. Sie standen beieinander und unterhielten sich im Flüsterton. Als ich mich ihnen näherte, verließen sie ihren Standort.
Da ich in meinem langen Arbeitsleben noch nie in einer solchen Situation war, hielt ich es für angebracht, ebenfalls zu schweigen und abzuwarten. Es lag was in der Luft, das war klar - aber was?
Bevor der Container, der gegen 7Uhr30 erwartet wurde eintraf, war es üblich den freien Lagerraum mittels Besen zu säubern, was ich dann auch tat. Als kurz darauf der Container an die Entladerampe gefahren wurde, spielte zu meiner Überraschung der Lagerchef den dritten Mann beim Entladen. Bisher half er nie bei diesem Job.
Die Kartons wurden auf Paletten gestapelt und er fuhr diese mit dem Gabelstapler zur Seite. Normalerweise wurden die Paletten an ihrem Bestimmungsort ordentlich in einer Reihe abgestellt. Doch dieses Mal hatte er es eilig. Er fuhr die Paletten einfach auf den nächsten freien Platz,stieg aus dem Stapler und half den anderen beiden wieder beim Entladen
Niemand hatte bisher auch nur ein Wort mit mir geredet, aber auch dem Dümmsten müsste nun klar gewesen sein, dass man mir zeigen wollte, dass ich unerwünscht war und nicht benötigt wurde. Ich schaute mir das Spiel ein paar Minuten lang an und überlegte, wie ich diese Posse beenden könnte.
Zu meinem Glück hatte ich an diesem Tag wieder ein eigenes Auto zur Verfügung. Ich ging zum Lagerverwalter und sagte: "So wie es aussieht, werde ich hier nicht mehr gebraucht. Ich verschwinde."
Seine Antwort: "Ist gut. Geh."
Etwa zwei Jahre später, als ich erneut in diesem Lager antreten sollte, erfuhr ich, dass sowohl der Lagerchef, als auch meine beiden Kollegen entlassen worden waren, weil herausgekommen war, dass sie Ware gestohlen hatten. Im Werte von mehreren zehntausend Euro.
Mein neues ebook: "Himmelthor und Hondo" - ISBN 978-3-7368-5196-2
bei vielen ebook-Händlern erhältlich
RE: Mobbing und andere Nettigkeiten - Teil 2 Leiharbeiters Abenteuer
in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 22.01.2015 10:28von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hi Ringelroth,
echt gute Story mit Schnitzern in der Form. Also bereit zum Feinschliff:
In der Orthographie fast perfekt: In Z5 fehlt dem Kunststoff ein T.
Ein Komma zuviel in: gewundert, dass er meiner Bitte, mich mitzunehmen,? zugestimmt hatte, ...
Weniger holprig wäre: ... Mitfahrbegehren zugestimmt hatte. Passender: ... jemanden mitzunehmen bereit war.
Imperative: "Ist gut. Geh!." bedienen sich eines Ausrufezeichens.
Wir dürfen uns über Grammatik hinwegsetzen, denke ich, wenn es Sinn macht und dem Stil geschuldet ist.
Der Anfang verschenkt möglicherweise Potential, könnte den Leser stärker einbinden:
Mobbing tritt überall auf. Meistens wird ein Schwächerer zum Opfer, z. B. Festangestellte gegen einen Leiharbeiter.
Aber auch innerhalb von Gruppen geht es zur Sache. Jeder kann betroffen sein.
Manchmal wirkt ein Satz noch holprig: "Ich blieb, die Szene staunend beobachtend, auf meinem Platz." Womit eher
das doppelte Gerundiv gemeint ist, nicht die Länge. Leser möchten sich identifizieren können.
Von meinem Platz aus konnte ich alles genau beobachten und staunte nicht schlecht.
Damit höre ich auf, Talente bevormunden zu wollen. Über den Artikel habe ich mich sehr gefreut. HG - mcberry
RE: Mobbing und andere Nettigkeiten - Teil 2 Leiharbeiters Abenteuer
in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 22.01.2015 11:55von Ringelroth • | 213 Beiträge | 213 Punkte
Hallo mcberry,
ich mag ja ein Sturkopf sein, aber nicht unbelehrbar, deshalb Dank für deinen "Feinschliff".
Ich bring jetzt mal lauter faule Ausreden:
...Ich habe den Text mit dem Editor geschrieben, leider verfügt der nicht über eine Rechtschreibprüfung.
...Niemanden ärgert es mehr als mich, wenn ich solch dumme Fehle produziere.
...Was noch?
...Ah... ich habe nicht gewissenhaft nachgelesen, weil ich den Text schnell hinterher schieben wollte.
...Und: ich gelobe Besserung!
So, und weiter?
Zu deinen grünen Vorschlägen: ich hatte vor, die Geschichten als "einfache" Berichte zu verfassen, ohne
jeglichen literarischen Anspruch.
Aber du hast Recht: der Leser sollte Qualität erwarten können. Also werde ich die künftigen Texte nicht
mehr "raushauen", sondern versuchen, nach meinen Möglichkeiten die zu Recht erwartet Qualität zu liefern.
Deshalb werde ich die bereits geschriebene 3. Fortsetzung überarbeiten. Versprochen.
Trotzdem freut es mich, dass du dich über den Artikel "sehr gefreut" hast.
Bis bald
Ringelroth
Mein neues ebook: "Himmelthor und Hondo" - ISBN 978-3-7368-5196-2
bei vielen ebook-Händlern erhältlich
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