#1

21.12.2012; vor dem weltuntergang

in Gesellschaft 22.12.2012 18:33
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Am gestrigen nachmittag
In diesem dorfsammelsorium,
Das später einmal hauptstadt wurde-
Hier ist die rede von der kulturmetropole-
Wurde eine filiale
Einer bedeutenden bank überfallen.

Ein mann nimmt sich eine geißel,

Eine geißel,
Eine geißel wird genommen:
Die unrechtmäßige wegnahme
Einer fremden beweglichen sache,
Aus fremden gewahrsam,
In der absicht der
Rechtswidrigen zueignung
Ist ein diebstahl,
Steht im stafrecht geschrieben.
Oho!

Jedoch: eine geißel ist keine sache,
Aber solange beweglich,
Solange sie lebt.
Doch tot längst keine sache.
Die geißel wurde also nicht gestohlen.

Ein verbrechen am kapital aber
Ist ein gewaltverbrechen,
Was ist eine bank,

Die einlagen ihrer sparer
In hedge - fonds verheizt?
Da haben die Untermindestlöhner
Rein garnichts zu befürchten.

Doch seien wir nicht kleinlich:
Mögliche gründe für dererlei verbrechen
Sind nur:
Persönliche bereicherung,
Armut,
Machtvermehrung,
Kolonialisierung einer objektgesellschaft.
Aha!
Was denn aha?
Es gab doch eine aufklärung!
Richtig, bis hin in die krematorien.

Die engel über dem multikultihimmel
Von Wim Wenders,
Sie sind doch ihren
Schutzbefohlenen längst verloren.

Immerhin, in einem diesen kiezbezirke
An der panke,
Dürfen ab sofort keine
Fußbodenheizungen mehr
Eingebaut werden:
Hört hört!
Da weiß jemand
Gentrifizierung zu buchstabieren.

Rührend auch:
Ein sänger spendiert
An diesem weihnachtsfest
Wie immer, ein gänseessen
Für die hartz 4 empfänger.
Das wahrlich ist
Maria empfängnis.
Hm, ein hoch den konventionen!

Gestern nacht hörte einer schüsse,
14 zählte er, und
Am nächsten morgen war ihm bewußt,
Wegen der an der spree
Gefundenen flaschenpost,
Daß der bankräuber und
Die geißel, überlebt hatten.
Keine bewegliche sache also,
Denn die schüsse,
Die er gehört hatte,
Galten ja den wildschweinen im
Bürgerpark hinter den vorgärten.
Es gibt eben inzwischen
Zuviele schweine.

Und dies auch: was er geträumt habe?
Nein, er habe schließlich traumlos
Glücklich geschlafen.
Das habe er schon immer geschätzt.

Jemand meinte,
Der banküberfall sei zwar nichts
Leichtes gewesen, aber
Möglicherweise nur eine übung gewesen.
Keine gewalt also,
Die wer gegen die
Sozialen verwerfungen eingesetzt habe.
Eine vergeudung also?
Wie bitte?
Wem hätte sie denn gedient?

Neulich habe einer öffentlich geäußert,
Daß nach seiner meinung
Europa vor einer revolution stehe.
Das aber wäre nun wirklich übertriebene Meinungsmache.
Denn, die zukunft ist doch keine meinungssache,
Die man stehlen kann.

Vielleicht fehlt hier die gelassene betrachtung
Von Franz Kafka:
Jemand wird am morgen verhaftet.
Diesen bankräuber traf es
Erst am nächsten tag.
Das war ein zeitgewinn,
Rein sachlich betrachtet.

zuletzt bearbeitet 22.12.2012 18:47 | nach oben

#2

RE: 21.12.2012; vor dem weltuntergang

in Gesellschaft 23.12.2012 09:04
von alba | 645 Beiträge | 720 Punkte

mit rechtschreibung habe ichs auch nich so deswegen lasse ich meine texte oft durchkucken
im duden steht auch geißel neben der geisel und du meinst die letzte schreibform.
die geisel also ein mensch nämlich wurde gefangengenommen um forderungen zu erpressen.

du schreibst aber von dem ding soner art mehrschwänziger peitsche womit sich frömmler bußfertig den rücken schlagen bis blut spritzt. duden wäre relativ aber das wort gibt es nun mal was sinn ändert. denn die gestohlene geißel wäre doch eine sache. hätten sie ein tier abgegriffen wäre übrigens auch eine sache gewesen. miau alba

zuletzt bearbeitet 23.12.2012 09:05 | nach oben

#3

RE: 21.12.2012; vor dem weltuntergang

in Gesellschaft 23.12.2012 18:37
von wüstenvogel (gelöscht)
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Hallo otto,

mir gefällt dein Gedicht ganz gut,
außer dass ich es viel zu lang finde.

Brecht hat es einmal kurz, knapp und deutlich gesagt (sinngemäß): Was ist schon ein Banküberfall gegenüber der Gründung einer Bank?

Da hat sich bis heute nichts geändert.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel

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#4

RE: 21.12.2012; vor dem weltuntergang

in Gesellschaft 23.12.2012 18:56
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Ja Freunde, wenn es denn nur um einen Banküberfall ginge. Mit dem Weltuntergang geht ein Prozeß einher. Doch ich habe den Eindruck, dass viele Menschen sich zu einseitig beschäftigen. Z.B. war B. Brecht beim Theatermachen, als es den Arbeiteraufstand in Berlin gab. Davon wollte er nichts wissen. Oder das, wovon er wußte, reichte ihm. B. Brecht hatte auch Selbstbeschränkungen, die er sich genüßlich auferlegte. Und in seinen Lehrstücken wurde er sehr ausführlich. Aber, lieber wüstenvogel, niemand sollte Dich hier zum Alleslesenmüssen animieren.

Danke für den Kommentar,

otto, grußverpackt.

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