ein thema stellt sich selbst voran und führt
die erste stimme hell zu höchsten tönen
bis arabesken sanft das ohr verwöhnen -
das thema gellt sehr grell und ungerührt

zum zweiten mal als gegentakt gespürt
bis zum fortissimo die ohren dröhnen
und hörer nach pianotrillern stöhnen
weil intermezzi ruhe wohl gebührt -

zum dritten mal marschiert beherzt das thema
nur leicht gewandelt durch die andern klänge
fugiert es mit sich selbst und schäumt wie crema

erstrahlt im melodiösen tongepränge
kaumt ahnt man hinter der musik das schema
des kontrapunkts als bauplan der gesänge

das mag ich wohl leiden, hannes,

obwohl perfekt ist nix und erst recht nicht diese musik, von der ich nicht herausfinden kann/soll ob sie
schön war und nur zu laut oder streckenweise überhaupt gehörig entgleiste. s1 führt vom verwöhnen
sofort zum grellen gellen. s2 stimmt vollends ratlos: von spüren zum dröhnen scheint der weg gar kurz.
also wenn das thema des gedichts etwas klarer herausgearbeitet wäre, parallel zum kontrapunkt der musik,
dann wäre m. e. auch die lyrik besser. da kannste sagen, es verdeutlicht den objektbezug des lI. tschüs chip

Guten Tag, der.hannes!

Willkommen, Musiker, das hat etwas für sich. Es ist nicht leicht, die Instrumente feinstens zu stimmen.
Besonders vor einem Wort wie 'melodiösen' habe ich Respekt; es ist teuflisch widerspenstig.

Freundlichen Gruß
Joame

händel, bach? egal.

bauplan der polyphonie, sozusagen der turmbau zu rock, die wiederholung der intention.

aber:
hannes, du, der, das ist eine beschreibung, keine geschichte, da fehlt was, mir, denn eine momentaufnahme, selbst in gesteigerter wiederholung, reicht mir nicht.
der ausklang fehlt, der ausgang, ein ganzes - später dann eine oper vielleicht?

was bleibt ist die unerträglichkeit der künstlichkeit -des sich doch dem so hoch aufschwingen sollenden werkes, dieser eigentlich "höchsten und vollklommensten kontrapunktischen kunstform"- verschriebenem.

der rezipient verbleibt ratlos, etwas aus den fugen geraten, doch nichts hilft, denn das thema irrt ohne ein solches…

gruß
und irgendwas is imma
gb


nachtrag:
http://www.youtube.com/watch?v=VnT7pT6zCcA

Hallo chip, joame und gb,

erstmal freundlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren :)

Mir ist schon klar, dass hier keine Geschichte erzählt wird. Das Gedicht spiegelt die musikalische Form, nicht eine konkrete Fuge, die es dann inhaltlich nachvollzieht. Es geht also um die "Klasse" Fuge, nicht um ein "Objekt" der Klasse. Von dieser Klasse abgeleitet ist das Gedicht, eine Art Vererbung, zu einer Klasse "lyrische Fuge". Da ich hier keine Programmierschnittstelle schreiben wollte, habe ich statt eines konkreten Themas ein formales gewählt, das Thema ist also abstrakt. Dieses habe ich dann nach den Gesetzen der Fuge versucht, lyrisch umzusetzen.

Ein Hinweis auf diese Vorgehensweise ist der Wortspiel-Titel "aus den Fugen".

Dies ist so ungewöhnlich nicht für die Lyrik. Denn oft spielt die Lyrik mit der Vieldeutigkeit, ein konkretes Bild entsteht erst beim Lesen. Im vorliegenden Fall kann man sich vielleicht an eine Fuge von Bach erinnern, die man so "lyrisch nachhört". So ging es übrigens einer Reihe von Lesern in anderen Foren.

Es grüßt
der.hannes