#1

gekentert

in Diverse 17.09.2012 18:20
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

der kahn trieb an klippen vorbei,
im strudel begann er zu schweben.
so mancher, entrückt und im ohr lorelei,
verlor in den fluten sein leben.

erheben sich sehnsüchte schrankenlos frei,
trübt nichts ihren blick in die fernen
verhangenen himmel der phantasterei;
auf kurs zwischen blinkenden sternen.

zuletzt bearbeitet 18.09.2012 00:10 | nach oben

#2

RE: gekentert

in Diverse 18.09.2012 00:38
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Schönen Abend, Mcberry, Du Glücklicher schreibst wenigstens etwas. Du bist brav!

Gruß
Joame

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#3

RE: gekentert

in Diverse 19.09.2012 05:03
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Joame,

dann schreibe ich schnell mal noch etwas, das wird aber nicht brav. Vergnügte Schurkengrüße- mcberry

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#4

RE: gekentert

in Diverse 03.11.2012 22:24
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo mcberry,
ich will gern etwas tiefer auf den Text eingehen, der ja das klassische Thema der (tödlichen) Verführung durch die Lorelei aufgreift.
Gut gefällt mir, dass Du das bekannte Bild um das Schweben zu den Sternen erweitert hast.
Dass Du formal nur zwei Reimenden verwendest hast ist sicher eine handwerkliche Herausforderung, klanglich aber doch etwas monoton.
LG
Perry

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#5

RE: gekentert

in Diverse 03.11.2012 23:46
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Hallo mcberry,

spontan fiel mir dazu ein:

oh welch ein armer kahn
der fürchterlich ertrank
gekentert wie ein schiff
in liebe zu dem weib

es grüßt
der.hannes

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#6

RE: gekentert

in Diverse 04.11.2012 16:07
von Kokoschanell (gelöscht)
avatar

hi mc,

ich finde das werk ausgesprochen gelungen. im wechsel der dreitakter-anapäst vierhebig und dreihebig.
mit einem augenzwinkern im ohr loreley.
ich würde es nicht mal auf eine weibergeschichte reduzieren.

loreley hier als illusion persönlicher lebensziele, als phantasterei, denen wir oft im leben nachlaufen, um dann kentern zu müssen.
und die sterne korrespondieren ebenso augenzwinkernd mit der loreley, indem sie ( höhnisch) blinken. fast wie eine warnlichtlampe...
die man aber eben nicht geeshen hat als solche.
also, ich find's toll.
grüße von koko

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#7

RE: gekentert

in Diverse 05.11.2012 07:12
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Guten Wochenanfang Mc!

Der Berichterstatter hat es ja - anders als der, von dem er im Gedicht berichtet- geschafft. Er ist auf Kurs, greift nicht nach den verführerischen Sternen ( den blinkenden, verlockenden), vermag seine Möglichkeiten wirklichkeitsnah einzuschätzen.

Und so handelt er als Erfahrener, als sein eigener Fahrensmann. Zugleich ist er ein Warner. Den Kleinen wie den Großen, im Kleinen wie im Großen, geht es auch um das Überleben, um das Davonkommen. Der Weg, der dabei zu begehen ist, beginnt mit den Träumen.

Ehe Odysseue seine Penelopeia wieder wieder fand, widerstand er trickreich den Sirenen. Das Leben als Rückkehr in das Heimatliche, das bedroht ist. Das kostet Zeit, Mut, vergeudet Kraft. Es kann aber zu einem erfüllten, möglichen Leben beitragen. Nicht immer gewinnt, der wagt. Da ist das Wägen vor. Alles in eine Schaale geben, kann das Gewichtige in der anderen Schaale unterschätzen.

Balance also im Möglichen, die Mitte im Fluß behaupten. So umfährt der Lotse die Untiefen. Dennoch: Beginnt nicht alles mit der Lorelei? Sie kann als erkannte Mahnerin zur Lehrerin werden. An ihr müssen alle vorbei, den Träumen... Da gilt es wach zu werden in der Gefährdung. Irgendwann werden die Träume
Zeugnis davon sein, was nur der Erinnerung vorbehalten zu sein scheint. Baudelaire schrieb aus seinen stürmischen Erinnerungen. Das wurde ihm übel vermerkt. So schön die Blumen des Bösen scheinen, so sind sie nicht nur böse und schön. Sie sind auch ungeeignet von uns geschnitten zu werden, schneiden sie doch als die Ersten.


Ein wunderbares Gedicht, lieber Mc. Heine wußte.

otto.

zuletzt bearbeitet 05.11.2012 10:45 | nach oben

#8

RE: gekentert

in Diverse 05.11.2012 12:39
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Daß dieser Text noch mal ausgegraben wurde, also vielen Dank dafür.

Interessant finde ich den Hinweis, daß Haufenreime Monotonie erzeugen. Darüber denke ich noch mal nach.

Von der Diskordanz zwischen traurigen äußeren Umständen und himmelstürmenden geistigen Anbindungen
leben kunstschaffende Prozesse, warum also nicht auch geringer ambitionierte Zeilen. So doll isser nich ....

An der Lorelei, diesem düsteren Felsen, läuft immer noch mal wieder ein Frachter auf Grund. Den Anstoß gab
eine Doku über die Titanic: Das Orchester spielte bekanntlich "näher mein Gott zu dir" während sie sanken.
Ob ich das makaber oder stilvollendet finden soll, muß ich mich nicht entscheiden: Eben beides. HG - mcberry

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