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wer will nicht gelegentlich ein baum sein
sich selbst schatten spenden
verzweigt und verästelt lebensstürmen trotzen
jahrhunderte bemoost überdauern und
efeu berankt nistplätze anbieten
am liebsten wär ich auf einem hügel solitär
an dem sich wildpferde scheuern
nur kein mischwaldbewohner
der schlank dem licht entgegenwächst
um als schrankwandmöbel zu enden
blätter will ich und keine nadeln
den frühling mit lichtem grün ankünden
meine rinde verliebten überlassen
für herzen namen und
den viel versprechenden tag
eine bank soll stehen an meinem stamm
für den blick ins tal
wenn sie im alter wieder kommen
und am liebsten neben mir
begraben sein wollen
RE: talblicke
in Natur 02.09.2012 14:41von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hallo Karl, eine eigenwillige Talsicht aus Baumperspektive.
Das Gedicht wäre ein Schulbuchbeispiel für eine konsequent durchgehaltene Metapher. Aus Pflanzensicht scheint
der Waldfrevel von wegen Abschälen der Rinde zwar allzu menschenfreundlich. Auch setzen einsame Hügellagen
die Bäume stark dem Wind aus; das gebe ich zu bedenken, denn dasselbe gilt für andere narzistische Positionen.
Gut gefällt mir der Schluß. Genau genommen liegen die Gräber dann zwischen den Wurzeln und ihre Feuchtigkeit
wird z. B. von Kastanien aufgesogen. Den Gedanken finde ich aber tröstlich: Zurückzukehren in den Kreislauf.
Wuchsen nach Germanischer Überlieferung nicht Kinder auf Bäumen? Dachtest du daran? Florale Grüße - mcberry

hi karl,
deines gefällt mir sehre! die talblicke, sehnwünsche, diese verlangen, dränge nach berührendem leben mit schattenspendern, die uns dauern, stärken, individualisieren, solitäres heraus aus dem gewimmel der andern; so können wir weiter teilhaben am ewigen kreislauf des werdens und vergehens, sind eins mit uns und einer baumwahrheit, die rings um uns bestehen und vergehen kann, als teil vieler kreisläufe, talblicke.
sehr gern gelesen
vg der munkel

Hallo Karl Feldkamp,
Daran ist die Baumfee schuld mit ihren Tricks, daß ich diese Zeilen nicht so ernsthaft interpretieren kann wie meine Vorschreiber. Diese Versprechen von Heilmittelchen.
Landete auf einer Seite, die sich nicht wieder verlassen ließ.
Das Kartoon schiebt eine Flirtstimmung an: Na komm schon, wenn ich dir doch so gefalle; nimm Platz und spiele mit mir. Selbst im Tode wollen sie doch noch bei mir liegen. Beim alten Zauberer. - Pass nur auf du Schlingel! Grüße von Yaya

hi karl,
die vergleiche, die der protagonist zu sich selbst zieht, lassen auf einen charakter schließen, der mir gefällt.
da kommt ein mensch aus sich raus, zieht resumee- einer, der nicht als banales, vergessenes enden möchte.
schweift aus und kommt zu sich zurück.einer, der gibt( rinde) und der doch seine distanz zu anderen wahren will (solitär),
viele kleine vergleiche runden das ganze ab.
der weg ist das ziel, lieber karl.
gut geschrieben und recht untypisch für einen karl feldkamp, den ich kenne...
lächelgrüße von koko
Hallo Karl,
vorab ein Baum möchte ich nicht sein, weil dieser für immer -mal abgesehen vom Samenflug- an einen Ort gebunden ist.
Konstruktiv würde ich in der zweiten Strophe den Baum wieder benennen, sonst könnte man den Hügel als Scheuerpunkt für die Wildpferde lesen.
Ach in der dritten Strophe sehe ich ein mögliches Bezugsproblem der Rinde, zum vielversprechenden Tag.
LG
Perry
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