Geschoren und schlohweiß die Mähne
tritt aus der Zimmerflucht hervor
ein VIP und setzt sich cool in Szene
auf dem Balkon. Dort vor dem Tor

erhofft die Schar getreuer Diener
inständig einen guten Text.
Soweit vernehmlich, heißt es, schien er
bedeutungsvoll. Die Spannung wächst

als ausgestreckt die Hand zum Segen,
erhebt sich Trubel ringsumher.
Die Himmel senden Nieselregen.
Wo kriegt man noch ein Schlupfloch her?

ironisch, gut skizziert, mcberry.
erinnert mich an eine dichterlesung.
auf jeden fall produziert sich da einer, setzt sich in szene, ich denke, der beobachter schreibt das gedicht.
er möchte sich ein schlupfloch suchen ob so viel überheblicher dramaturgie.
wo finden wir sie, diese protagonisten ?
überall mit wehenden mähnen jedweder couleur und doch mit immer gleichen platitüden.
gut geschrieben, finde ich.
schmunzeln entlockte es mir und ein nicken.
lg von koko

Danke Koko,

wenn es sich verallgemeinern läßt, dann ist es unter Gesellschaft doch richtig. Alternativ hätte ich vllt unter
Satire posten sollen. Gedacht war an Julian Assanges berühmten Auftritt vorgestern (?) auf dem Balkon der
Botschaft Ecuadors in London. Den Namen Juli(e)an habe ich soeben korrigiert. Hg - mcberry

satire sucht sich ja immer einen, den sie dann "vorführt", stellvertretend für alle anderen.
zwinkern von koko

hallo mac,

auch mal eine idee, dem julian ein gedicht zu widmen. der persönlichen ausstrahlung verhaftet ohne politischen bezug ist auch der wegfall des nachnamens stimmig. möglicherweise geniesst der knabe, was er da treibt. vllt ist dieser fehlende bezug zum wirbel um die wikileaks genau deine aussage, denn über die risiken der betroffenen dachte er wohl nicht immer so nach. man liest sich stray

Danke euch für die Einlassung auf einen banalen Text, Koko und Stray

aber ja, der Knabe schien mir ein wenig selbstbezogen in seinen Aktionen. Medienwirksamer Rummel trägt selten zur Nachreifung bei. Enthüllungsjournalismus in Ehren, aber Deckungen auffliegen zu lassen ist keine Kleinigkeit. Avatargenerierte Grüße - mcberry

Hallo mcberry,
hier ein Urteil zu fällen ist schwer, weil vermutlich alle Betroffenen kein reines Gewissen haben.
Ich hebe deshalb das Bild auf eine höhere Ebene und sehe von der berühmten Balkonszene aus Romeo und Julia, bis zum segenspendenden Papst auf dem Petersplatz durchaus mehrere Facetten, lediglich das "Schlupfloch" will mir nicht so recht gefallen, da wäre mir ein Rettungsschirm näher.
LG
Perry

Schönen Tag, Mcberry!
Nachde der Papst keine Mähne hat, kann es nur Julian sein,
denn ich war nicht dort.
Für Dich ist alles banal. Was ist ein Gedicht, das nicht banal ist, für Dich?

Hallo Perry und Joame,

mir war nach ein paar satirischen Zeilen, die einem bestimmten Event gelten. Von allgemeiner Bedeutung wissen sie nicht viel. Weniger banal wären Verse, die einer allgemeingültigen Wahrheit gewidmet unsere Auffassung bereichern.
Dazu kann sich Satire nicht allzu oft erheben. Zum Fliegen fehlt ihr eben ein Schirm... Hg - mcberry