#1

Erschossene Träume

in Gesellschaft 10.07.2012 20:30
von ilmenau (gelöscht)
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Wolkenfische ziehen aufgereiht
an unsichtbaren Schnüren
treiben Traumtiere
vor Feuerbüschen
über Tangsavannen
sonnenluftgetragen
schweben Dampfbaumkronen
leicht vor lichtem Blau
als sanfte Alpgestalten
im Spiegel dieses Ozeans
aus meinen Träumen
kreuz und quer
durchbohrt
von Schusskanälen:
nachhallende Schatten
von Flügeln und Turbinen
allzu oft und
allzu laut
durch meine Sommer-Himmel-Schwimmbad-Fantasie.

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#2

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 11.07.2012 08:58
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Ilmenau,

sehr schön aufgereihte Wolkenfische. Unsichtbaren Schnüre, an denen der Text zieht, tragen den Leser in eine
Traumlandschaft. Z10/11 könnte verkürzt werden: im Spiegel des Ozeans /meiner Träume /kreuz und quer...

Der Schluss nimmt Ernsthaftigkeit zurück. Z17 und Z19 scheinen mir verzichtbar. Der Text franst aus zuletzt, als
wolle der Autor nicht dazu stehen, daß Träume erschossen werden. Ist Ansichtssache. Abgeknallte Grüße - mcberry

zuletzt bearbeitet 11.07.2012 09:12 | nach oben

#3

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 11.07.2012 21:45
von yaya (gelöscht)
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Hallo Ilmenau,

die nachhallenden allzu - allzu und die unsägliche Schlußzeile knallen den Text tatsächlich ab. Lektüre
zur Entspannungsübung in der Einflugschneise eines Flughafens. Macht trotzdem Spaß. Grüße von Yaya

zuletzt bearbeitet 11.07.2012 21:46 | nach oben

#4

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 12.07.2012 19:29
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Hallo Ilmenau,

das Gedicht erinnert mich an einen See bei München, bei dem man rückenschwimmend die riesigen Boeings als grauglänzende Vögel über sich im Tiefflug beobachten kann und - hören muss ;)

es grüßt
der.hannes

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#5

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 17.07.2012 01:16
von ilmenau (gelöscht)
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Hey, Danke. Ich merke immer wieder, wie ich Texte loslassen muss, um sie wirklich mit Distanz betrachten zu können. Aber das reine Wegnehmen scheint mir noch nicht zu reichen. Ich lasse es noch ein bisschen gären.

gruß, ilmenau.

zuletzt bearbeitet 17.07.2012 01:26 | nach oben

#6

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 17.07.2012 21:16
von Kokoschanell (gelöscht)
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hi illmenau,
die idee finde ich gut, der titel ist viel versprechend. als metapher für unsere tagträume, hoffnungen, die dann von der realität eingeholt werden.
an der umsetzung könnte man noch ein wenig feilen.
traumtiere sagen schon, dass es ein traum ist. weiter unten aus meinem traum wird dadurch überflüssig.
ein wenig zu viele lyrische wörter für meinen geschmack. andererseits macht das auch den reiz der zeilen aus.

die fische mit der savanne zu verbinden finde ich ein bild zuviel. ich würde dann schon beim meer bleiben.
letztlich aber vermutlich alles geschmacksache.
auf jeden bin ich deinen traumtieren gerne gefolgt.
grüße von koko

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#7

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 17.07.2012 22:21
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Lieber Ilmenau

Findest du diese Zeilen nicht etwas zu, na sagen wir mal, blumig? Am meisten begeistern mich die Dampfbaumkronen.
Nein sorry, damit kann ich echt nichts anfangen.

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#8

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 18.07.2012 23:56
von ilmenau (gelöscht)
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Danke für die Einwendungen. Was die Savannen angeht: es gibt im Meer treibende Tanglandschaften (portugiesisch: "sargazo", dt. "Sargassomeere" = treibende Tangfelder, in denen ganze Schiffe stecken bleiben). I'm sorry, aber meine Träume scheren sich selten um Logik, sogar wenn ich sie wach im Himmel vor mir sehe. Da treiben dann auch Fische bunt und munter neben dunstigen Elefanten durch feuerbuschige Savannen - will heißen, dazu stehe ich. Ich habe jetzt mal gestrichen. Und Blumig. Hm. Ja, ich weiß. Aber mir gings auch um den Bruch, den Gegensatz. Zweiter Versuch, mit weniger Erklärungen:


Wolkenfische ziehen aufgereiht
an unsichtbaren Schnüren
treiben Traumtiere
vor Feuerbüschen
über Tangsavannen
sonnenluftgetragen
schweben Dampfbaumkronen
leicht vor lichtem Blau
als sanfte Alpgestalten
kreuz und quer
durchbohrt von Schusskanälen
globalverkehrslaut
kondensiert.

zuletzt bearbeitet 19.07.2012 00:01 | nach oben

#9

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 19.07.2012 10:28
von Kokoschanell (gelöscht)
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gefälllt mir so besser.
koko

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#10

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 19.07.2012 14:32
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

mir auch...................................................................

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#11

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 19.07.2012 15:28
von ilmenau (gelöscht)
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Danke für die Unterstützung;)

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#12

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 19.07.2012 22:20
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Lieber Ilmenau

Ich bin vielleicht nicht der beste Kritiker und diejenigen die mich kennen, wissen, dass ich mich beim Dichten kaum auskenne, aber was bitte sind "Dampfstromkraunen".
Sieh mich jetzt einfach als hundsgemeiner Leser. Ich habe beim ersten Gedicht wirklich lachen müssen, was an sich nicht schlecht ist.
Überlade die Sache nicht so. Wenn du wirklich immer solche Träume hast, dann stimmt etwas nicht mit dir. Wenn du ein Gedicht schreiben willst, dann denke auch an den Leser. Mit dieser Kaugummiblase kannst du bei mir nicht punkten. Wirf das weg und schreibe es neu. Da kannst du nichts mehr retten. Das ist .com Nivea.
Nimm eine Metapher heraus, welche dich wirklich berührt hat. Di Dampfkrauskronen zum Beispiel, und arbeite damit. schreib daraus ein Gedicht. Die meißten die neu anfangen zu dichten denken, dass alles schwülstig sein muss und alle Dichter schwul sind.
Mein Vorschlag, schreib ein neues Gedicht basierend auf dem Grundgedanken deiner "erschossenen Träume?", wobei ich nicht einmal den Bezug vom Titel zu irgendwas erkenne.

Ist das ein Deal?

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#13

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 19.07.2012 23:12
von Kokoschanell (gelöscht)
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der sprachliche zusammenhang zwischen schwülstig und schwul ist mir noch nie aufgefallen. interessante reflexion. würde sich glatt mal lohnen, bei google zu schauen, ob da eine gemeinsame Wurzel ist.

jeder hat seinen eigenen schreibstil. ilmenau hat schon abgespeckt. lass ihr doch die dampfbaumkronen
man kann sich ja dabei auch bilder denken - wolken, die sich zu bäumen türmen. das ist doch kein grund, das gedicht neu zu schreiben. in sich ist es doch schlüssig und rund.
gemini, das in deinen gedichten keine dampfbaumkronen vorkommen, ist wohl nachvollziehbar.
koko

zuletzt bearbeitet 19.07.2012 23:15 | nach oben

#14

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 23.07.2012 22:02
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Ilmenau, die Kritik muss dir nicht schmecken und vielleicht war sie hart, aber du hast dich getraut das Gedicht zu veröffentlichen. Das ist mutiger als so manche Menschen sind.

LG

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#15

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 04.08.2012 07:08
von Knochenkarl (gelöscht)
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Lieber Ilmenau,

in Träumen geht vieles durcheinander. Ich stell mir vor, du lagst am Strand, sahst in den Himmel und hast dir überlegt, dass man über diese Situation ein Gedicht schreiben könnte. Dann hast du dich in dein Unterbewusstsein fallengelassen und hast aufgeschrieben, was da so alles zum Vorschein kam. Ich weiß nicht, ob es so war, aber mir kam der Gedanke beim Lesen des Gedichts. Ja, es ist überladen, ja, es ist vieles nicht poetisch ausgearbeitet - aber das tut dem Gedichtchen, das ich als Rohfassung bezeichen würde, keinen Abbruch. Später mal wirst du es vielleicht überarbeiten, und alles wird staunen, was man aus solch "Durcheinander" alles so machen kann. Ich habe es gern gelesen.

Mit liebem Gruß
Knochenkarl

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#16

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 04.08.2012 12:22
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Naja, das Problem beim Dichten sind immer die Kritiken. Ich bin schon lange dabei und habe immer noch riesen Angst vor schlechten Kritiken. Auf der anderen Seite bin ich durch die schlechten Kritiken auch irgendwie besser geworden. Oder zumindest zu dem was ich jetzt darstelle. Huch?

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#17

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 03.09.2012 14:13
von ilmenau (gelöscht)
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Na, das war doch mal ein inspirierender Buchtipp. Danke, lieber Knochenkarl. Er führte mich zu insgesamt 3 Werken, die ich gerade durchackere.
Von Wegschmeißen und neu machen halte ich nix, nicht nur weil's aus herz und bauch kommt. Feedback einkassieren, liegenlassen und Überarbeiten, immer wieder, bis es 'klick' macht. Und was die Bauchtritte angeht, werde ich halt ein bisschen Abwehr-Karaté üben.

In diesem Sinne einreduziert, gefühlsgeklärt und wieder aufs Podium: bin gespannt was Ihr sagt:

wolkenfische ziehen aufgereiht
an unsichtbaren schnüren
treiben sanfte alpgestalten
still durchs lichte blau
kreuz und quer
durchbohrt
von kondensierten
schusskanälen
dunstig weiß
zerrissen fantasie
nach explosivgeschossen
roter staub
ins blau

zuletzt bearbeitet 03.09.2012 19:58 | nach oben

#18

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 03.09.2012 14:30
von ilmenau (gelöscht)
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frage an admin:
gerade habe ich mal wieder verschiedene Kategorien quergelesen und meine, nach klärung meiner motivation für dieses gedicht, dass es doch eher in die Kategorie "Gesellschaft" passt. Wie geht das, dieses Thema zu verschieben?
danke&gruß, ilmenau

zuletzt bearbeitet 03.09.2012 14:33 | nach oben

#19

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 04.09.2012 23:26
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte

das ist prosa.
adjektivgeladen.
beschreibung des himmels, plakativ, bar des spiels der gleichnisskrämerei...


_________________________________________________________
>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
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#20

RE: Erschossene Träume

in Gesellschaft 07.09.2012 13:55
von ilmenau (gelöscht)
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Liebe gedichtbandage.

Das waren doch mal 3 wirklich konstruktive Hinweise. Danke. Was gefällt Dir besser:

als Klartext ins heimatlyrisch Gereimte transliteriert?:

Träumerei auf Schwimmbadwiesen
kann ich, ach, nicht mehr genießen
Luftfahrlobbyhohlgeschosse
röhren sinnlos um die Welt
geht die Umwelt auch zum Teufel
Hauptsache wir scheffeln Geld?

Münch'ner Weißwurst auf die Inseln
Rosen frisch aus Naivasha
billich Langeweil' bepinseln
das is' Fortschritt, kumbayah ...

Lass' die Flugzeuge mal steh'n
sei mal still, im Wolkenspiel
zeigt die Fantasie dir viel
was sich wirklich lohnt zu seh'n.

Doch es wird voller, immer toller
tanzt der Mob am Himmelsbogen
für unten bleibt der Fluglärmkoller
so wird bilanziell betrogen.

Ach, in allem Unverstand
brennt aus mir heraus die Wut
Ohnmacht fühlt die Feuersglut
betet Rache über's Land ...


oder doch lieber als Prosa? (adjektivisch teilentladen und gleichnisgepeppt, natürlich):

Wolkenfische ziehen
an Schnüren
treiben Alpgestalten
im Blau
kreuz und quer
Schusskanäle
dunstig weiß
und fantasiezerrissen
roter Staub
ins Blau?

zuletzt bearbeitet 08.09.2012 10:11 | nach oben


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