#1

Freilichtmuseum

in Gesellschaft 28.09.2012 23:09
von munk (gelöscht)
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Freilichtmuseum

Da recken sich Pferde; Haut merklich
reißt ein Bagger aus den Sänden unser Dorf
unterm Grundwasser bleibt’s

Ein Kohlenmeiler raucht darüber

Dieser Inspizient war früher aus Holz
wie ein hiesiger Bergmann hingesetzt
überlässt er uns Rauchfarben.

Hier steigen sie aus Aufschriften auf
gegen die Tagebaue
Die Ortschilder liegen auf dem Leiterwagen
Dort stapeln sich Hüte, Stöcke, Messinghörner

Da sind heute die Verrückten immer
mit Monogrammen in den Mündern
pfeifen sie Kohlen durch die Luft

Ein Einwanderer feuert damit

Ganz in der Nähe klopft Köhler Hans
aus einem heilgebliebenen Stück Wand
die Zeichen der Zeit

a.s./28.9.12

zuletzt bearbeitet 21.01.2022 06:33 | nach oben

#2

RE: Freilichtmuseum

in Gesellschaft 30.09.2012 21:16
von Kokoschanell (gelöscht)
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lieber michael,

haut wird herausgerissen- ein schmerzhafter prozess.
ein freilichtmuseum zeigt, wie es früher war, als die haut noch ein ganzes umspannte.
klasse metaphorik!
ein gedicht gegen die zeit, die alles vernichtet. was heute ist, ist morgen freilichtmuseum.

man spürt den schmerz dessen, der es schrieb, über dieses faktum.
die ortsschilder liegen auf den leiterwagen...
der einwanderer spürt nichts, es bedeutet ihm nichts.

köhler hans kämpft einen persönlichen kampf, den er nicht gewinnen kann.
traurige, mahnende zeilen über die vergänglichkeit und die werte, die keine bleiben.
sie nehmen mich mit.
lg von koko

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#3

RE: Freilichtmuseum

in Gesellschaft 01.10.2012 22:23
von munk (gelöscht)
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hallo liebe koko,
danke, dass du so kontinuierlich und treu vieler meiner texte kommentierst. dieser text war die aufarbeitung nach dem besuch eines tatsächlichen freilichtmuseums meiner jetzigen heimstätte. sie hieß zeitsprung und daraufhin kamen die erinnerungen, denn einer meiner lieblingsorte meiner kindheit und jugend, habe ich unmittelbar, stück für stück, verloren gehen sehen. dabei kam dies zustande. die schwesterliche familie meiner mutter, die richtige tagebaubergmänner und -frauen in ihren reihen hatte, wurde zwangsumgesiedelt. die ältesten unter ihnen, die ein dorf mit aufgebaut hatten, waren noch richtige köhler ....

liebe grüße
der munkel

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#4

RE: Freilichtmuseum

in Gesellschaft 01.10.2012 23:12
von Kokoschanell (gelöscht)
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ja, das dachte ich mir schon , lieber michael. aber das ist ja spannend mit dem köhler.. ich habe als kind immer gerne rübezahl gelesen, ein alter schinken meines vaters. da kamen auch köhler vor.
mein treues lesen deiner werke enstpringt der tatsache, dass sie immer was für mich zu sagen haben.
danke dafür.
lg von koko

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