#1

Auf dem Blatt

in Zwischenwelten 26.10.2011 18:40
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Der Kreis erweitert sich um Ellipsen,
gestrichelt,
passend zu ihrer Bezeichnung die Federführung auf dem ehemals weißen Papier,
dem Karos aufgeprägt wurden,
bevor das Stricheln neues Grau auftrug,
und danach um Hyperbeln,
mit dickem Buntstift prall eingedrückt in das gar nicht so weiche Papier,
ebenfalls gemäß ihrem Namen,
übertrieben wie immer,
mit dem asymptotischen Zug in die fernste Ferne,
als könne man die erreichen,
in der Endlichkeit des Zeichenblattes,
mit der sich der Kreis und die genügsamen Ellipsen bescheiden,
weil sie kompakt sind,
beschränkt und abgeschlossen,
ohne Ende endlich,
astlos und der Ebene verhaftet,
torsionslos gekurvt,
wie alles auf dem Blatt.

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#2

RE: Auf dem Blatt

in Zwischenwelten 01.11.2011 17:48
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

hallo hannes,

das habe ich ein paar mal gelesen und nach einem link in die tiefe gesucht. die zeilen bleiben wohl bewußt in der fläche als berechnung um ihrer selbst willen. ist das die eigentliche aussage?

mir gefallen solche torsionslos gekurvten beobachtungen, weil sie unvoreingenommen wirken. aber sie fordern den widerstand geradezu heraus.

das menschliche verständnis sucht nach anhaltspunkten zur interpretation. nach einem bezug, der jeder angestellten bewegung eine bedeutung verleiht. weil unsere erfahrung mit dem universum lehrt, daß dinge oft genug nicht zufällig geschehen, sondern einer causalen verkettung von umständen folgen. und wir möchten verstehen....

vllt kannst du etwas darüber mitteilen, was dich bewogen hat, diese bemalung des blattes, die einem flächigen universum en miniature zuzustreben vorgibt, so eingehend zu beschreiben. tschüs chip

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#3

RE: Auf dem Blatt

in Zwischenwelten 01.11.2011 23:38
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

hallo chip,

es geht um die Beziehung zwischen Unendlichkeit und Endlichkeit, der Frage, wie das zusammen hängt. Die Kurven auf dem Blatt sind nur Mittel zu diesem Zwecke. Die Mathematik in ihnen wird ergänzt um Interpretationen ihres Charakters. Hier ist eine Anbindung an den menschlichen Kontext zu sehen, der nicht in der absoluten Abstraktheit der Mathematik zu einem menschlichen Bezug finden kann - von Ausnahmen abgesehen. Der Link in die Tiefe ist also in der oben angeführten grundlegenden Frage zu sehen. Die Beschränkung auf ein Blatt ist also eher symbolisch gesehen. Allerdings gibt es hier auch einen mathematischen Hintergrund: Bestimmte Funktionen 'leben' auf mehreren Blättern, wodurch sie vieldeutig werden. Eindeutig sind sie eingeschränkt auf ein Blatt.

Wie in anderen Gedichten von mir sind also auch hier in der scheinbaren Oberflächlichkeit weitere Schichten verborgen.

Es grüßt
der.hannes

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