Blickwinkel ( Haibun)
Der Mann und seine Frau standen an Gleis acht. Hektik klirrte um sie wie ein verirrtes Glockenspiel. Menschen wimmelten, Koffer rollten, schrille Pfiffe gellten, Gesprächsfetzen hallten.
Bleiern hing die Luft von über dreißig Grad unter den schweren Eisenträgern, die das schmutzige Glasdach hielten.
Bei dem Quietschen eines einfahrenden Zuges begann der große, schwere Mann plötzlich zu zucken. Die kleine Frau griff ihm beherzt unter die Armbeuge, und hielt ihn, als er fiel. So landete er nicht ganz so hart auf dem Pflaster auf seinen Knien.
Blicke gleiten,
sehen nichts und fliehen doch
vor Unbekanntem
Ein Schild schrie: „ Nichtraucherbahnhof“ – es muss alles seine Ordnung haben. Die Glieder des Mannes verkrampften sich. Reisende liefen vorbei, starrten auf den am Boden Liegenden. Stimmen flüsterten:
„Ob er besoffen ist? Oder geisteskrank!“.
Füße laufen
schneller dort,
wo man nicht gerne ist.
Irgendjemand holte die Sanitäter. Sie brachten ihn fort, die kleine Frau zog die Koffer und trabte hinter der Bahre her. Sie wusste, es war nicht lebensgefährlich- ein epileptischer Anfall geht vorüber. In ein paar Stunden sah man ihrem Mann nichts mehr an. Er konnte sich an nichts erinnern.
Nur die Blicke schwebten noch in der schwülen Luft, hatten sich auf die Eisenträger gesetzt und grinsten ihr zu.
Blicke stechen
dem wie Nadeln,
der allen fremd geblieben ist.