#1

lichtlinien

in Düsteres und Trübsinniges 12.08.2011 18:21
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

nur noch verhallendes
vorüber die feier abschied
von dem wie es sein könnte
wenn es nicht wäre wie es ist

die reste auf den tellern
gehören den tieren der nacht
die surrend geistern
durchs gleißende gestern

du löst dich vom fenster
kein stern im blendlicht
der laternen zu sehen nur
schneefall des kommenden

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#2

RE: lichtlinien

in Düsteres und Trübsinniges 19.08.2011 18:02
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Perry,

die Lichtlinien ziehen mich immer wieder an und gefallen insgesamt gesehen gut. Stolperstellen:

S1Z1 das "verhallende", bewußt unscharf gehalten, löst ein suchendes Moment aus. Guter Auftakt.

Dann aber bricht S1Z3/3 mit dem Rückblick durch bedauerndes Verharren in einer unbefriedigenden
Gegenwart, ohne auf die unverwirklichten Chancen, eben diese zu gestalten, näher einzugehen.
Der angebotene Konjunktiv eines: "wenn es nicht wäre, wie es ist" holt den Leser nicht ab.

S2Z3/4: surrende Geister, praktisch genug auf Speisereste aus zu sein, sollen dem Gestern angehören.
Wer fressen will, dessen Intention zielt in die nahe Gegenwart. Wie wäre: aus dem Gestern kommende...

S3Z4 der "schneefall des kommenden" ist vage bezogen. Lösen kommende Sterne Schneefall aus?
Schon klar, war so nicht gemeint, dürfte aber so aufgefaßt werden und wäre auf Asteroiden bezogen
noch nicht einmal falsch.
Liegt die Zukunft als Lichtlinie im Schneefall?
Das hat etwas, schließt zum Abschied aus der Feier aber nicht auf.

Bestimmt ist genaue Betrachtung der einzelnen Bilder mal wieder nicht so erwünscht.

Innere Stimmigkeit der Metaphorik wäre aber kein Fehler, um das Thema des kurzen Verweilens in einer
von allgegenwärtiger Vergänglichkeit geprägten Gegenwart künstlerisch zu überhöhen. HG - mcberry.

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#3

RE: lichtlinien

in Düsteres und Trübsinniges 20.08.2011 14:33
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo mcberry,
danke für dein hinterfragendes Lesen.
Lichtlinien, stehen für Lebenslinien, die hier durch den Schneefall im Laternenlicht real sichtbar werden.
Der Tenor des Textes ist Vergänglichkeit (Die Reste gehören ... hat auch was damit zu tun, dass nichts übrigbleibt) und die "kälter" werdende Zukunft.
Die rethorische Feststellung

"von dem wie es sein könnte
wenn es nicht wäre wie es ist"

ist natürlich Geschmackssache (auch alliterationsgeprägt) und hier einem "ohnmächtigen" Gegenüberstehen des Schicksals geschuldet.

Im Moment sehe ich keinen konkreten Änderungsansatz, aber noch ist nicht Redaktionsschluss.

LG
Perry

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