#1

Kommt immer zurück

in Düsteres und Trübsinniges 25.08.2011 17:27
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Fliegen die netze
handkreuze ringfingernder
das sieht diese
schreikäuze kotzen

die müssen und lassen
nicht das dazwischen
rotdrängelndem
kein ablass
lasst nach

lang die reihe
der nach dem nächsten
keucht nächster

kokardenschiffchen
ach schwester
ach mutterbarke
sie bleiben wielange
brechen den belutsch
aus den mustern

liegt keine gazelle
nicht gajal derweilen
friedliche äser

nicht jetzt
tanzen sibirischen
malambo mit
tundrapfeffer die

erst kamen ihre
töchter und mütter
erst die

seid ihr myopen
erst kamen die

flutschwemme eisvögel
ostzugentgleisten
überzogen leibbreie
winternder weite

zerbrachen juniperus
im keinland
niewuchs
niederholz dort
kranichland

schau den schlaf
kind bist
braver fäustling aschblond gemachter
an zielnarben

jetzt kommen wir
es ist so oder
es ist so

hungriger angstwelpe
wir degagieren

dringen den stolz
streng der reihe
nach und nach
aus solange

solange quäker
morgen bis weiter
dir kleiner hand ein.

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#2

RE: Kommt immer zurück

in Düsteres und Trübsinniges 25.08.2011 18:40
von pistacia vera (gelöscht)
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Keine leichte Kost, Otto.
Ich lese den Text als Verzweifeln am eigenen Wollen, dem Auswerfen der Netze, dem Einbringen der Beute, einem Tun, das sich ständig wiederholt und Bedauern bis Selbstekel beim Fischer hervorruft.
Was drängt ihn, die Mutter, die Schwester, das Kind zu schänden (im übertragenen Sinne natürlich), was treibt ihn zum Immer-Selben? ---

Und noch was: Ich finde das Gedicht großArtig.
pista

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#3

RE: Kommt immer zurück

in Düsteres und Trübsinniges 25.08.2011 19:19
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Danke

........................................................................................................................................................

45. Trauma
einem 8 jährigen
ein ungezählter
sah festgehalten
hand in hand
dazu

ebbenflut
zurückkam nach berlin
schande
schande gebar
fruchtbar noch
hassgebärende mume

die schwester sprang
vom Balkon
kamen und kamen
treu wieder
rote kriegersöhne
selbst verlorene

nicht jeder
kein achtjähriger
wußte warum.

säure gräbt
schneidende flüsse
sind fischtöter
lassen hochtreiben
meerweit vertrieben
die weinten.

zuletzt bearbeitet 25.08.2011 19:26 | nach oben

#4

RE: Kommt immer zurück

in Düsteres und Trübsinniges 25.08.2011 21:39
von MarleneM (gelöscht)
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es gibt Fragen, aud die niemand Anrwort geben kann. Ein achtjähriger mit seinem Trauma, as ihm lebenslang bleibt , ihn prägt . Wie Säre, die sich durchs ganze leben frißt.
Erschütterndes Schicksal, ein kriegsschicksal.
LG von Marlene

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#5

RE: Kommt immer zurück

in Düsteres und Trübsinniges 25.08.2011 22:02
von Ein Gassenbaum (gelöscht)
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wunderbar in seinem espressonismus. es gibt segmente, die so faszinieren, dass man nicht davonkrabblen kann, wie:

handkreuze ringfingernder

das kirchengesindel der vaterkan-mafia hier so fein degustiert.

sie bleiben wielange brechen den belutsch aus den mustern


kinderverwüstendes priestertum...usw.

geniale zeilen wie diese findet man nur in gesicherten anstalten, denn auch in der gängigen freiheit droht dem edlen dichter verbrennung ohne wasserbettchen.

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