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Gib acht auf die kelche,
die wattigen wolken,
an - sammelnde vasen.
Gleich zittert das auge,
sucht witternd das nassgras,
zu weiden, ein wenig.
Sind fremde gefallen,
die spielen verlieren,
sie rascheln in - wändig.
Sie tanzen das flüstern,
das sind keine heimchen,
es züngelt aus schlangen.
Verschlage beim flügeln,
in lüften lass beben,
sonst zehrt es im grunde.
RE: Scheue
in Philosophisches und Grübeleien 19.06.2011 14:24von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Zitat
Gib acht auf die kelche,
die wattigen wolken,
ansammelnde vasen.
Gleich zittert das auge,
sucht witternd das nassgras,
zu weiden, ein wenig.
Sind fremde gefallen,
die spielen verlieren,
sie rascheln inwändig.
Sie tanzen das flüstern,
das sind keine heimchen,
es züngelt aus schlangen.
Verschlage beim flügeln,
in lüften lass beben,
sonst zehrt es im grunde.
Hallo Otto,
die Idee hat was. In der Umsetzung fehlt mir an manchen Stellen noch etwas Feinschliff.
Erlaubte die Grammatik nur den inhaltlichen Bezug, wäre der Text weit weniger apokryph.
Beispiel S1: Gib acht auf die Kelche, /die wattige(n) Wolken /ansammelnde(n) Vasen.
S2: Augen weiden gern, aber wittern?
Ein zitterndes Auge /der Witterung folgend /im Nassgras zu weiden.
Ich will mir nicht mit weiteren unqualifizierten Empfehlungen dein Wohlwollen verscherzen.
Grundsätzlich gefällt mir die Geschichte gerade wegen eines zunehmend sich verwischenden
Textverständnisses - der Leser meint zu begreifen, schon rutscht die bekannte Welt scheu
unter das Sofa - nämlich ausnehmend gut. - HG - mcberry
RE: Scheue
in Philosophisches und Grübeleien 19.06.2011 15:52von otto • | 637 Beiträge | 645 Punkte
Lieber mc!
Natürlich versage ich mir meinen Text inhaltlich zu interpretieren.
Zu der Dich aufhaltenden Zeile " witternde Augen": es wäre uns natürlich die N a s e, die wittert. Doch habe ich dem suchenden Augen diese Eigenschaft der Nase zugeordnet, weil ich mir das Auge als ein lösgelöstes, selbständiges Medium, mit allen Eigenschaften unserer Sinne ausgestattetes Wesen vorgestellt habe, das meinethalben auch fühlen, schmecken, hören, also auch gleich als wäre es ein
Superorgan, riechen kann. Und in der Tat, transponiert das Auge nicht seine Schnappschüsse in das Gehirn und aktiviert unsere gemachten Erfahrungen ? ( hier also der Geruch des nassen Grases, das wiederum eine Metapher ist für Feuchtes, Umwachsenes, wozu ich - bitte- nicht mehr ausführen möchte, außer Du gehst seinem Geruch nach und ... weidest im Nassgras.) Dies ein Schlüssel zum Aufschließen der inahltlichen Ebene.
Lieber Mc, Du verscherzt Dir garnichts. Ich danke Dir für Dein Lesen.
Liebe Grüße,
otto.
RE: Scheue
in Philosophisches und Grübeleien 19.06.2011 16:37von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hi Otto,
wegen mangelnder synästhetischer Aufgeschlossenheit bin ich schon mal mit Aichi aneinandergeraten.
Leider schreibt sie nicht mehr hier. Vllt hätte ich netter sein sollen. Zurück zum Thema:
Synästhetische Kombinationen liegen im Sprachgebrauch, wie bei "schrillen Farbtönen" ganz augenfällig.
Nasen als Stammhirnbegleiterscheinung sind entwicklungsgeschichtlich älter, begleiten Schnuten, fressen
klappt blind, motivieren Kameraaugen, Anhangsgebilde des Neocortex, mal hinzugucken, was gut riecht.
Dichterische Freiheit schließt wohl die Aktivierung von Engrammen - Komplexe sinnlicher Eindrücke aller
Organe im Synapsendschungel unserer zeitgeistgestörten Gedächtnisspeicher - durch optische Reize ein.
O.K. du gewinnst - HG mcberry
ein Werk voller Metaphern, die nicht zusammen zu passen scheinen. Mir schieint es so, als wolle der Dichter sich selbst und den Leser mahnen, das Scheue, Flüchtige, Oberflächliche zu meiden.
Es verführt den, der ernster fühlt, der begehrt ( witternde Augen) und tut ihm doch in der Ablehnung weh. Es könnte sich um eine Frau handeln, die einen Mann ablehnt, Kelche,wattig ( unverbindlich), die züngelnde Schlange, die ihn zunächst aufreizt und ihn dann nicht zum Zuge kommen lässt.
Oder einfach alles, was wir Menschen begehren und nicht bekommen können und was auf der Oberflächlichkeit der Welt beruht.
Tipps:
an manchen Stellen hüpfst du aus der Metrik:
ansammelnde Vasen wird auf an betont
inwändig wird auf in betont
bei "die spielen verlieren" fiel mir das spielen auf
die spiele verlieren oder die spielend verlieren?
Tippfehler?
Wieder eines deiner Werke, die man ein paar Mal lesen muss, um sich in die Bilderwelt einzufühlen. Mir gefällt's.
LG von Marlene
RE: Scheue
in Philosophisches und Grübeleien 20.06.2011 07:00von otto • | 637 Beiträge | 645 Punkte
Liebe Monika!
Ich meinte: Die, die (das Spielen) verlieren, sie verlieren die Lust am Spielen, und das ist mir gleich einem Verlust zu setzen ( im Sinne von verlernen). Spielen ist mir etwas dem Kind Einwohnendes,
das es zur Erkundung der ihm noch fremden Welt braucht. Natürlich spielen auch viele Erwachsene. Doch vielen gelingt es nicht mehr zu spielen ( sind starr ohne Fragen und Wunder im Machen und werden auf 1 zurückgesetzt und setzen neu. Rauswurf und rausgeworfen werden macht bitter und trennt. Natürlich fehlt der Artikel, das "das": das ist der Würfel:
Der Würfel eckt und zeigt am Ende eine Zahl,
die Dir bestimmt am falschen Platz zu wohnen,
und würfelst weiter, soll es sich doch lohnen,
die Ungewißheit eckt, verrät Dir Deine Qual.
Ja das " an" und das "in", inwändig sammeln sich die schlechten Würfe. Du hüpfst aus der Metrik, mit selbst zum
Würfel gewandelt; ich habe die Silben "an" und "in" substantiviert. Damit magst Du nicht einverstanden sein,
aber mir gefällt diese Idee, die Du in meinem Kopf kultiviert hast.
Serge schrieb mir neulich, dass er zuweilen selbst nicht weiß, was er mit Regieanweisungen bezweckt.Doch diese Ungewißheit scheint ihm ein kreatives Potenzial zu haben. Manches gebirt sich von selbst, wo wir noch kurz davor nichts von einem Keim wußten.
Danke für "das" Lesen.
Gruß
otto
die Auusage, die du treffen wolltest, lieber otto, war mir schon bewusst. Grammatikalisch ist die Formulierung jedoch schlecht zu versehen. Ich würde dann vielleicht spiele schreiben.
In Kritik liegt natürlich immer auch Inspiration. Wenn es so ist, war sie sinnvoll.
Ein Schmunzlen von Monika
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