#1

stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 27.05.2011 10:24
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

in dir: undefinierbares, nicht greifbar
die probleme, sodass verdacht keimt,
zuversicht an abgründen wandelt.

pünktlich steht männergesang bereit
lobeshymnen an maria auszubringen,
deren liebe schweres leichter macht.

die nacht ist eine dunkle öffnung.
du wehrst dich einzutreten,
bis das hypnotikum schläfrig winkt.

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#2

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 27.05.2011 13:11
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo Perry,

Die Zeilen verweisen auf die ungreifbare Fremde in uns selbst: Unausweichbares Problem, dem Kitsch und Kunst nicht beizukommen imstande sind. Die an Abgründen wandelnde Zuversicht gefällt mir gut als Bild. Verehrung eines Idols, Suche nach der Mutter, stets auf der Suche nach Halt und Sinn, werden in verdichteter Form als psychologische Folge einer existentiellen Unwägbarkeit in Worte gefaßt.

Dieses undefinierte, unbekannte Tor in die Nacht ist nicht notwendigerweise negativ, aber der Schritt ins Dunkel bleibt angstbesetzt.
Mit Hypnotika gibt es differente Erfahrungen: ziehen oft sehr schwere Decken über unruhige Köpfe.
Mir gefällt der Text, scheint mir mehr Tiefe zu haben als Bedeutungsschwere. Gerne gelesen HG - mcberry

zuletzt bearbeitet 27.05.2011 16:56 | nach oben

#3

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 28.05.2011 11:45
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo mcberry,
danke für dein einfühlsames Reflektieren. Sobald das Selbstverständnis des Lebens hinterfragt wird, rufen wir gerne nach einer "höheren" Instanz, damit sie uns hilft das Unerklärbare zu akzeptieren.
LG
Perry
PS: Mit Hypnotika ist hier ein "normales" Schlafmittel gemeint.

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#4

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 28.05.2011 18:00
von Rubberduck | 558 Beiträge | 558 Punkte

Beklemmendes aus dem Krankenhaus,
da wünscht man "Gute Besserung".

Zum Schlafmittel greifen nicht nur Kranke.

LG,
Rubber

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#5

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 28.05.2011 22:06
von phlox | 172 Beiträge | 172 Punkte

Schon im Titel der unbegreifliche Widerspruch, das Schwanken im Ungewissen, das es plötzlich so schwer macht, sich auf die Nacht einzulassen, denn sie ist nicht mehr die vertraute, gewohnte Nacht der Ruhe und Erholung mit ihrem kalkulierbaren Ende, sondern vielleicht schon ein Vorbote des ganz Anderen, von dem wir "normalerweise" absehen können.
Da werden dann auch andere, religiöse Gewißheiten zur bloßen Behauptung, die "pünktlich" verabreicht wird wie ein Medikament.
So teilt sich mir die Athmosphäre dieses Gedichts mit.

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#6

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 29.05.2011 20:16
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Rubber,
zum Glück ist der Text nicht direkt autobiografisch. Was Schlafmittel anbelangt kann man sich im "nichtstationären" Leben auch mit anderen Hilfsmittel in den Schlaf wiegen (lächel).
Danke fürs Reinschauen und LG
Perry

Hallo phlox,
im Titel sehe ich keinen Widerspruch, er dient nur dazu Ort (Krankenhaus) und Zeit (Mai als Monat der Marienverehrung) anzudeuten.
Ansonsten hast du "das Schwanken im Ungewissen" und das katholisch geprägte (pünktliche) Medikament gut herausgespürt.
Danke für dein Hineinspüren und LG
Perry

zuletzt bearbeitet 29.05.2011 20:17 | nach oben

#7

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 17.06.2011 00:06
von MarleneM (gelöscht)
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stationär- wenn nicht Krankenhaus, dann punktuell, eine Staion, die man im Leben erlebt von den vielen Stationen im Leben.
Mariaanbetung sagt mir nichts, ich habe es als Wonnemonat Mai als Antithese verstanden.
Männer, die Maria anbeten, machen mir irgendwie Bauchschemerzen-GGG
Ein Mensch in einer Ausnahmesituation, in der er unsicher ist, nicht klar kommt. Ein starker Mensch sonst, der sich nur dieses eine mal mit Narkotika hilft.
Hier stört mich das schläfrig winkende Medikament. es macht schläfrig, ist aber nicht selber schläfrig.
Wie immer ein antitheisches, beeidruckendes Werk, lieber Perry.
LG von Marlene

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#8

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 17.06.2011 19:09
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Marlene,
ja Männergesänge sind schon etwas besonderes, vorallem wenn sie sich auf so empfindsamen Pfaden bewegen.
Natürlich muss man den Text nicht in der angedeuteten realen Bildebene eines stationären Krankenhausaufhaltes mit rk Hintergrund lesen.
Stationen im Leben gibt es auch so genug, in denen wir mit Problemen konfrontiert werden, die unsere Selbstsicherheit ins Wanken bringen. Die Hilfsmittel diese durchzustehen können individuell unterschiedlich sein, letztlich ist einfach wichtig nicht zu schnell aufzugeben.
Danke für deine Sichtweise und LG
Perry

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#9

RE: stationär im mai

in Düsteres und Trübsinniges 17.06.2011 22:47
von MarleneM (gelöscht)
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so ist es, lieber perry. Ich kenne deine werke ja als solche mit zweiter Ebene.
LG von marlene

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