#1

rand der trauer

in Düsteres und Trübsinniges 12.05.2011 15:21
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

rand der trauer

jäh
bricht am
ende
der scheibe
der abgrund
die monotonie
der ebene
des daseins

steine
am hals
ziehen in
die länge
der tiefe
unter trauerrändern

über
staubige wangen
rinnen
durch oberflächen
verspannt
netzende halbmonde

spiegel
außen
der schwärze
des lochs
der pickel
voller erinnerungen
innen
spiegel

noch ist
der schwerpunkt
im lot

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#2

RE: rand der trauer

in Düsteres und Trübsinniges 15.05.2011 01:36
von munk (gelöscht)
avatar

hi der.hannes,
interessant dein minizeilenstil.

rand der trauer. ja, so mag er aussehen, ein zeilengrat. und urplötzlich kann es uns ganz u. gar rändern. sind wir am rand, am rand einer trauer, gibt es eine andre wertung von leben. und dann können uns all die philosophischen kategorien in einer existentiellen dimension begegnen. die gratvertikale reißt mich als leser aber ins monologische u. weiter, steinbeschwert, ins fast unerträgliche , ins wirklich substantielle von trauer. was vermögen wir entgegen zu setzen. im dritten vers gelingt uns die flucht ins metaphorische. doch die metaphysik zieht uns erbarmungslos durch alle register von innen- und außenwelten, verspiegelt die spiegelbilder, sodass kein wirkliches entrinnen stattfinden kann u. trotzdem halten die erinnerungen das lot. der rand der trauer gewinnt für mich dadurch an substanz, wird zum vertikalen lotsen, der noch nach andren welten lotsen könnte, solange noch zeit ist.

gern gelesen
lg, der.munkel

zuletzt bearbeitet 15.05.2011 01:42 | nach oben

#3

RE: rand der trauer

in Düsteres und Trübsinniges 15.05.2011 14:07
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Zitat
rand der trauer

jäh bricht
am ende der scheibe der abgrund
die monotonie der ebene des daseins

steine am hals ziehen in die länge
der tiefe unter trauerrändern

spiegel außen: der schwärze des lochs
der pickel voller erinnerungen: innen spiegel

über staubige wangen
rinnen durch oberflächen
verspannt netzende halbmonde

noch ist der schwerpunkt im lot



Hallo Hannes,
die Vertikale machte mir den Text mühsam zu lesen. Es sah für mich gewollt modern aus.

Schon klar, daß nicht jeder das so beurteilt. Umgestellt ziehen die Steine den Hals fast besser lang.
Zwischen Außen- und Innenspiegel verwischen die äußeren und inneren Welten. Eben darum im Lot?
Verspannung im Halbmondnetz als Träger des Gleichgewichts käme auch gut hin.
Darum mal eine Jazz Variation. Jedenfalls interessant zu lesen. HG - mcberry

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#4

RE: rand der trauer

in Düsteres und Trübsinniges 23.05.2011 10:21
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Zitat von Michael Munk
hi der.hannes,
interessant dein minizeilenstil.

rand der trauer. ja, so mag er aussehen, ein zeilengrat. und urplötzlich kann es uns ganz u. gar rändern. sind wir am rand, am rand einer trauer, gibt es eine andre wertung von leben. und dann können uns all die philosophischen kategorien in einer existentiellen dimension begegnen. die gratvertikale reißt mich als leser aber ins monologische u. weiter, steinbeschwert, ins fast unerträgliche , ins wirklich substantielle von trauer. was vermögen wir entgegen zu setzen. im dritten vers gelingt uns die flucht ins metaphorische. doch die metaphysik zieht uns erbarmungslos durch alle register von innen- und außenwelten, verspiegelt die spiegelbilder, sodass kein wirkliches entrinnen stattfinden kann u. trotzdem halten die erinnerungen das lot. der rand der trauer gewinnt für mich dadurch an substanz, wird zum vertikalen lotsen, der noch nach andren welten lotsen könnte, solange noch zeit ist.

gern gelesen
lg, der.munkel



Hallo Michael,

vielen Dank für diese sehr schöne Interpretation. Die Lotsen-Assoziation könnte ich mir gut als Thema eines weiteren Gedichtes vorstellen.

es grüßt
der.hannes

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#5

RE: rand der trauer

in Düsteres und Trübsinniges 23.05.2011 10:27
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Zitat von mcberry

Zitat
rand der trauer

jäh bricht
am ende der scheibe der abgrund
die monotonie der ebene des daseins

steine am hals ziehen in die länge
der tiefe unter trauerrändern

spiegel außen: der schwärze des lochs
der pickel voller erinnerungen: innen spiegel

über staubige wangen
rinnen durch oberflächen
verspannt netzende halbmonde

noch ist der schwerpunkt im lot



Hallo Hannes,
die Vertikale machte mir den Text mühsam zu lesen. Es sah für mich gewollt modern aus.

Schon klar, daß nicht jeder das so beurteilt. Umgestellt ziehen die Steine den Hals fast besser lang.
Zwischen Außen- und Innenspiegel verwischen die äußeren und inneren Welten. Eben darum im Lot?
Verspannung im Halbmondnetz als Träger des Gleichgewichts käme auch gut hin.
Darum mal eine Jazz Variation. Jedenfalls interessant zu lesen. HG - mcberry




Hallo mcberry,

mit den Kurzzeilen ist der Abgrund dargestellt. Ich gebe Dir recht, dass das etwas schwieriger zu lesen ist als Deine Version, die mir insbesondere in der Spiegelstrophe gut gefällt. Allerdings geht das von mir intendierte Bild "Wangen netzende Halbmonde als Spiegel von Innen und Aussen" in Deiner Version leider verloren.

es grüßt
der.hannes

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