#1

Lyrik-Wettbewerb vom 10. bis 24. Januar 2010

in Wettbewerbe 06.01.2010 12:38
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Hallo liebe E-LITEraten,

das lange Warten hat nun bald ein Ende. Am 10. Januar 2010 starten wir den ersten großen Lyrik-Wettbewerb des E-LITEratums. Der Ablauf wird ähnlich wie bei dem Prosa-Wettbewerb vom letzten Oktober sein und es gibt auch wieder einen Buchpreis zu gewinnen.

Das Thema wird am Sonntag den 10.01. gegen Abend in diesem Faden bekannt gegeben.

Gruß
Simone

zuletzt bearbeitet 08.01.2010 10:54 | nach oben

#2

RE: Lyrik-Wettbewerb vom 10. bis 24. Januar 2010

in Wettbewerbe 08.01.2010 10:01
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

E-LITEratum Lyrik-Wettbewerb Januar 2010


Jury:

Das Lyrische Dreigestirn setzt sich zusammen aus Brotnic2um, Sankt Marot und Simone .


Teilnahmebedingungen:

Jeder Autor darf nur einen Text einreichen.

Die Texte sendet ihr bitte im Rich Text Format in einem E-Mail-Anhang an Maya: knochenhitz@web.de

In der Betreffzeile der E-Mail bitte Lyrik-Wettbewerb und euren Nicknamen angeben.
Den Autorennamen bzw. Nick aber nicht in den Textdokumenten vermerken.

Einsendeschluss ist der 24. Januar 2010 um 20.00 Uhr.

Die Rechte an den eingesandten Texten verbleiben bei den jeweiligen Autoren.


Bewertungskriterien:

1. Inhalt (Umsetzung und Bearbeitung des Themas)
2. Form (Umsetzung formaler Kriterien: Reimschema/freie Form, passt die Form zum Inhalt usw.)
3. Sprache
4. Metaphorik
5. Kreativität/Originalität

Jeweils 0 – 10 Punkte

Neu:
Alle eingesandten Texte werden bereits vor der Ermittlung des Endergebnisses anonym für Kommentare freigegeben. Am 31. Januar wird eine Abstimmung gestartet, die für eine Woche offen bleibt. So habt ihr die Möglichkeit für euren Favoriten zu voten. Der Gewinnertext bekommt 20, der zweite 15 und der drittplazierte 10 Punkte.
Diese Punkte werden dann zu den Punkten der Juroren addiert und das alles durch 3 geteilt; das ergibt die Endpunktzahl des jeweiligen Textes.


Preis:

Zu gewinnen gibt es diesmal: „Alles ist Gleichnis“ - Eine Anthologie älterer und neuerer Lyrik.

zuletzt bearbeitet 08.01.2010 10:51 | nach oben

#3

RE: Lyrik-Wettbewerb vom 10. bis 24. Januar 2010

in Wettbewerbe 10.01.2010 16:23
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Das Thema des ersten Lyrik-Wettbewerbs des E-LITEratums lautet:


Starke Schwächen


Wir haben hier einige Inspirationsquellen angefügt, an die ihr euren Text anlehnen könnt, aber nicht müsst. Das Thema ist frei interpretierbar.


Zitat: „Meine Schwäche ist mir teuer. Ich hänge an meiner Unvollkommenheit wie an meinem Recht, zu sein.“ - Anatole France


Film: Sin City
Die Charaktere des Sin City Universums sind alle geprägt durch ihre Schwächen, dadurch werden sie verwundbar, verletzlich und fehlerhaft. Diese Schwächen sind aber gleichzeitig ihre große Stärke und machen sie zu dem Menschen, der Kreatur, die sie sind.


Bild: "Die brennende Giraffe" - Salvador Dali

zuletzt bearbeitet 10.01.2010 16:42 | nach oben

#4

Zusatz

in Wettbewerbe 15.01.2010 15:20
von Maya (gelöscht)
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Aus gegebenem Anlass: Wir hielten es nicht für notwendig, noch einmal zu erwähnen, dass wir keine uralten Gedichte von Euch eingesendet haben wollen, die Ihr aus Foren, aus den Schubladen oder bereits veröffentlichten Büchern kramt. Das ist nun wirklich nicht der Sinn der Sache und sollte spätestens nach diesem Zusatz jedem klar sein. Ich möchte diese Gedichte nicht in anderen Foren vorfinden - zumindest nicht bis zum 24.1.2010. Da bis dato nur das eine Uraltgedicht eingesandt wurde, dürfte es kein Problem sein, diesen neuen Punkt zu berücksichtigen.

Gruß
Maya

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#5

RE: Zusatz

in Wettbewerbe 24.01.2010 21:22
von Maya (gelöscht)
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Hallo,

die Frist ist vor gut einer Stunde abgelaufen. Wir bedanken uns bei den 5 Autoren, die sich am Wettbewerbsgeschehen beteiligt haben. Die 5 Gedichte werden gleich anonym veröffentlicht und können auch schon kommentiert werden.

Allerdings dürfen die Autoren noch nicht auf die Kommentare reagieren, weil sie sich ja sonst enttarnen.

Also, liebe Autoren, auch wenn Euch Kritiken unangemessen erscheinen und Ihr Euren Text verteidigen wollt, übt Euch bitte noch etwas in Geduld.

Wir rechnen damit, dass die Jury in ca. 2 Wochen mit der Bewertung fertig sein wird. Also haut rein, liebe Juroren!

Grüße
Maya

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#6

RE: Zusatz

in Wettbewerbe 08.02.2010 17:16
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

Hallo liebe E-LITEraten,

leider ist uns ein Juror abhanden gekommen, das Brot scheint irgendwo im Bermudadreieck verschollen, sein Funkgerät im Magen des Weißen Hai verdaut zu sein, und wir konnten auch kein SOS empfangen. Deshalb hat es sich etwas verzögert, aber die verbliebenen beiden Jurymitglieder haben die Texte bewertet und die Abstimmung ist beendet! Der Tag der Urteilsverkündung ist also gekommen und ich werde das Ergebnis heute Abend bekannt geben.

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an die fünf Schreiber, für eure Teilnahme und die vielfältigen Texte!

Beste Grüße
Simone

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#7

RE: Zusatz

in Wettbewerbe 08.02.2010 19:14
von Maya (gelöscht)
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Tja, da scheint das SPON-Forum etwas reizvoller gewesen zu sein. ;) Aber wie dem auch sei, wenn man keinen Bock mehr hat, Juror zu spielen - das wäre ja an sich okay - dann sollte man aber wenigstens so viel Courage besitzen und Bescheid geben, damit man noch die Möglichkeit hat, auf einen anderen Juror auszuweichen. Aber die Leute einfach hängen zu lassen und auf keine Mail zu reagieren, ist einfach ekelhaft und feige. Aber aus Fehlern und Fehlbesetzungen lernt man. Meine Meinung.

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#8

RE: Zusatz

in Wettbewerbe 08.02.2010 19:18
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte

… and the winner is:



Aquatinta
von Maya


Herzlichen Glückwunsch!



Die Kritiken der Jury:

1.Platz Aquatinta von Maya


Marot zu Aquatinta

Inhalt: 10
Form: 7
Sprache: 9
Metaphorik: 8
Originalität: 2
Gesamt: 36

Ein Bild spricht zu seinem Maler und fordert ihn auf das Kunstwerk zu zerstören.Alleine in dieser Aussage aus S3 z3 liegt schon die schöne Vieldeutigkeit des Textes verborgen.Das Kunstwerk soll er zerstören, nicht das ganze Bild, wie ich als Leser erst glaubte sondern das was daran Kunstfertig ist. Man muss über den Begriff Kunst nachdenken, wenn man das liest. Heißt er doch etwas zu erschaffen etwas zu modellieren mit dem eigenen Schaffenskraft der Hände und des Geistes. Das aber heißt auch, dass Kunst eben künstlich ist, nicht natürlich sondern konstruiert und genau an dieser Tatsache stört sich das Bild welches sich beschwert. Es will seine Natürlichkeit zurück, es will aus der falschen Schönheit , und genau da sind wir am Knackpunkt angekommen, zurück in eine Natürlichkeit die wenn es eben sein muss auch hässlich sein kann. Vielleicht sogar soll. Blutige Lippen, Risse, die schönen Farben sollen aus dem bauch verschwinden.
Das tolle ist, dass dieses Bild in sich zum einen stimmig ist. Alter, Fehlerhaftigkeit oder manchmal das Hässliche selbst können einem Bild tatsächlich reize geben die hübsch gemalte Exemplare nie haben werden. Das ganze ist zusammengenommen aber auch eine Metapher für die altbekannte Aussage das wahre Schönheit, wahres Können, wahre Autenztiität niemals in der Pefektion sondern immer in der Fehlerhaftigkeit zu suchen ist. Ganz nach dem guten alten „200-Jahre-Mann“ der so Hollywoodreif feststellt: Die kleinen Falten und Unebenheiten machen einen Menschen erst einzigartig. Genau!!!
Ich scherze, aber natürlich ist diese Aussage hier wenn auch ungleich feiner und weniger kitschig enthalten. Und was hat das nun mit starken Schwächen zu tun? Naja alles. Wo in der Fehlerhaftigkeit die wahre Schönheit zu finden ist und diese Fehlerhaftigkeit zur Größte stärke wird, ist in der Perfektion keinelei Höhepunkt keinerlei Steigerung zu sehen. So wird die Perfektion automatisch ihre eigene größte schwäche.
Punkte: gut erzählt 10 punkte

Form: Sauberer fünfhebiger Jambus mit Kreuzreim alles da passt zur klassichen Sprachlichkeit und zu den Metapher und unterstützt sonst auch den ganzen Klang des Werkes. Einziges Manko: Es ist so unglaublich langweilige Form. Der Schwierigkeitsgrad ist äußerst gering und es erfordert keinerlei Mut oder Anstrengung diese formalen Kriterien zu erfüllen.
Punkte Ich mache es also wie beim Eiskunstlauf wo leichte Sprünge auch wenn perfekt ausgeführt niemals die höchste Punktzahl bekommen können. 7 Punkte , weil zwar sauber aber nicht anspruchsvoll, vor allem das Reimschema ist einfach nur langweilig.

Sprache:
Tragende, feierliche Sprache,die stark über Bilder arbeitet aber wenig mit eindeutigen Tropen. Wir haben Alliterationen und ein sehr hübsches Enjembment und eine naturgemäße Häufung von Farbassoziationen. Personifizierung des Bildes natürlich auch. Alles in allem sprachlich fein, aber nicht wirklich aufwändig. Wie bei der Form bleibt alles in bekannten risikofreien Mustern und ist selbst da sehr vorsichtig. Dennoch anders als bei der Form ist es hier die richtige Entscheidung gewesen nicht zu viel zu riskieren. Der ganze Aufbau über die Bildhaftigkeit und die Personifizierung ist an sich schon so intensiv, dass eine Übertriebene Experementierfreudigkeit viel zerstört hätte. Außerdem bewerte ich Orginalität ja später noch.
Punkte: Ich gebe 9, weil hier sehr viel stimmt und alles stimmig ist, aber ein bisschen merg Biss hätte man noch gewollt. De rbiss ist aber eigentlich teil der originalität deshalb lass ich es nicht einfließen.

Metapher: Naja also da haben wir erstmal die Personifizierung, die wunderbar funktioniert und sehr plastisch ist und dann gibt es kleinere Bilder im Text die spannend sind. „ haben kein gewicht“ das ist letztlich eine Metapher weil es hier ja nicht um Gewichtsangaben sondern das geistige Gewicht geht. Diese subtile Bildhaftigkeit gefällt.Auch die Erweiterung der Personifizierung durch den Bauch aus dem das Blau geschabt werden soll ist sehr hübsch.Ebenso der „Grund“, der ja nicht das Bild selbst sondern wieder eine geistige Tiefe meint. Das selbe gilt für das „Schwarz“.Die Metaphorik rankt sich also um eine Personifizierung, die dann kleinere sehr subtile Metaphern zulässt und kreiert.
Das ist sehr gelungen
Punkte. 8 weil ich es sehr gelungen finde aber noch ein klein wenig mehr gewollt hätte. Die Konkurenz zeigt das man durch aus Metaphorisch noch um einiges feinmaschiger Arbeiten kann.

Originalität: Die Ironie des Textes ist, dass er letztlich selbst erfüllt was er anklagt. Er ist technisch nahezu perfekt, wirkliche Fehler findet man nicht finden und eine echte Schwäche kann man auch nicht ausmachen. Bis auf eine: die Perfektion. Der Text bleibt vollkommen in den sprachlichen, metaphorischen, formalen und inhaltlichen Vorgaben früherer Genrationen und lässt jeglichen Mut und jegliche Eigeniniziative vermissen. Ich finde es hier sogar noch fataler als beim Emigranten, weil der Autor sich des Problems der Kunstfertigkeit ohne echtes Gefühl ja ganz offensichtlich bewusst ist und es dennoch nicht schafft in seinem Text dagegen vorzugehen. Ich meine, vielleicht ist das sogar Absicht, dann wäre es ein netter Gäg, aber auf meine Bewertung hat das keinen Einfluss.
Punkte: Man mag mir vorwerfen hier ein Exempel zu statuieren, aber ich habe die Originalität dafür aus den anderen Bereichen größtenteils rausgelassen. 2 Punkte

Gesamt 36


Simone zu Aquatinta

Hier bin ich hingerissen! Ersteinmal Maler und Kunstwerk und dann auch übertragbar auf Liebende. So wie der Maler auf der Suche ist, nach dem, was in seinem Werk verborgen ist und versucht es herauszuholen, ist der Mensch auf der Suche, nach dem wahren Ich seines Gegenübers, nach dessen Innerstem - und dabei das Wissen, dass Perfektion nicht das Wichtigste ist, sondern das zu finden, was den Charakter des Bildes/Menschen hervorbringt.

Sprachlich wunderschön, es klingt und klongt, ohne vom Inhalt abzulenken oder ihn gar zu überdecken. Hat es auch gar nicht nötig, denn auch inhaltlich ist es stimmig umgesetzt. Die Metaphorik wird stringent durchgezogen.

Für mich ist der Text am nächsten am Thema dran von allen und dabei ein tolles Beispiel dafür, dass man in Sprachen schwelgen und dabei dem Leser noch ein Thema nahebringen und eine Botschaft vermitteln kann. Klasse!

9+9+9+9+8=44




2.Platz Emigrant von Margot


Marot zu Emigrant

Inhalt: 8
Form: 6
Sprache: 6
Metaphorik: 7
Originalität: 3
Gesamt: 30

Inhalt: Der Autor erzählt die Geschichte eins afrikanischen Tieres, für mich eines Löwen, der im Zirkus durch Feuerreifen zu springen hat. Durch ein Kind abgelenkt geschieht ein Unglück dessen Verlauf nicht weiter beschrieben wird. Jedoch in der subjektiven Wahrnehmung ist das Unglück der Auslöser eines Gefühls der Freiheit. Ob danach eine endgültige Freiheit durch den Tod folgt ist unklar. Der Schmerz aber wird hier zum Bild der Befreiung aus der Enge. Das ist Bemerkenswert, ist der Schmerz durch das Feuer oder auch durch eine Peitsche, gerade das, was den Löwen im Zirkus gefangen hält. Das er hier die Flamme als Befreiung empfindet verdeutlicht seine Befreiung aus der geistigen Gefangenschaft. Angst vs Freiheit, Schmerz als Mittel der Selbstüberwindung. Das sind für mich hier die Hauptthemen des Textes. Starke Schwächen mögen daher nicht das Hauptmotiv sein, klingen aber in verschiedenster Form an. Zuerst ist das gefangene Tier, der Löwe natürlich schon einmal überhaupt das Symbol für geschwächter Stärke, da reiht sich der Text in die Tradition des Panters ein. Dann steht das Kind, für Unschuld und Wehrlosigkeit und Ausgerechnet es ist der Auslöser für den inneren Ausbruch des Tiere. Im Schwachen steckt also auch hier die Stärke. Das Kind ist das Gegenbild zum Löwen. Sehr gelungen. Und dann steckt hier natürlich noch das Bild der brennenden Giraffe drin, wenn auch sehr direkt und wenig symbolisch durch eben den brennenden Rücken.
Punkte. Ich vergebe 8 für den Inhalt.

Form: Vierhebiger Jambus mit wechselnder Kadenz. Flüssig lesbar und sauber, allerdings eine menge unreine Reime. Die sind nicht wirklich schlimm, aber bei einer so schlichten Form ist es doch ein wenig schlampig. Hätte man vermeiden können, vor allem die Siena wo die ganze Strophe reimlich herumstolpert.
Auch mit dem Metrum hat es sich der Autor sehr leicht gemacht. Das ist ein Gedicht über den Zirkus, da hätte man mehr Spektakel in das Metrum bringen können. Etwas Abwechselung, Spannungserzeugung durch Metrums- oder wenigsten Hebungswechsel. Da wäre deutlich mehr gegangen, aber handwerklich sauber, ist es einigermaßen.
Punkte. 6
weil die Erwartungen deutlich unterboten sind und der Autor es sich zu leicht machte, aber wenigstens sein Handwerk versteht.

Sprache: Flüssig, sauber, ordentlich aber für mich ein wenig zu tragend zu pathetisch. Interessante Stilmittel sucht man recht vergebens und hier und da klingt es doch dem Metrum geschuldet ein wenig zu gewollt. Gut, gefällig, nicht brilliant.
Punkte 6 Pflichtkür erfüllt.

Methaphorik: Die Symboliken sind wie ich schon ausführte sehr schön und regen zum nachdenken an. Das Grundbild mit Aussage und Bildhaftigkeit lässt sich auf vieles übertragen und erinnert demgemäß wieder an den Panter. Einzelne Metaphern wie die Personifizierung der bellenden Trommel sind ein wenig schief und sehr gewollt. Die will einfach nicht in die Bildhaftigkeit des Textes passen. Andere Bilder wie der Styroporball, der zwar real ist, aber als Bild für eine Künstliche Welt stehen kann sind super in ihrer Klarheit ohne kitschig zu sein.
Punkte: 7 weil die Bilder funzen , aber nicht immer im Einklang zu einander stehen.

Kreativität/ Originalität: Wie schon angedeutet ist der Panter hier klares Vorbild, die Bilder sind alle nicht neu die Aussage ein alter Hut. Es ist ein schöner Text aber er ist ein Zitat. Der Autor lässt jeglichen Mut und zwar auf allen Bewertungsebenen vermissen. Ich habe mich entschieden das nicht in die Bewertung der anderen Kategorien einfließen zu lassen, sondern es einzig hier zur vollen Geltung zu bringen. Daher muss das Urteil über die Originalität verheerend ausfallen.
Es reicht in der modernen Dichtung meiner Ansicht nach nicht, sich auf handwerkliches Geschick und gut gearbeitete Motive zu verlassen, man muss auch etwas eigenes, etwas Neues mit einbringen. Das kann ein eigener Ton, ein eigener Rhythmus, eine eigene Meinung sein, aber irgend etwas muss im Text zu finden sein, dass einzigartig ist. Das ist hier nicht der Fall, einzig das Thema der Befreiung durch Schmerz ist in diesem Kontext ein wenig Originell, sonst findet man das Thema eher bei SSV Gedichten. Das ist der einzige Rettungsanker hier.
Punkte 3, mehr ist hier einfach nicht drin.

Gesamtpunktzahl 30


Simone zu Emigrant

In erster Ebene ein Zirkustier, ein Löwe, was man aber gut auf Menschen übertragen kann. Inhaltlich stimmig, auch wenn mich der Ball aus Styropor etwas raus gehauen hat. Sind diese Bälle aus Styropor? Andererseits finde ich Styropor eine gute Metapher für unsere Konsumgesellschaft. Statt Liebe und Wärme, die der Fremde gebraucht hätte, bekommt er Künstliches. Gut auch, das verblassende Fell, das sieht man ja oft, bei vernachlässigten Tieren.

Formal und sprachlich sehr rund. Über die unreinen Reime kann man streiten, mich stören sie nicht. Die Metaphern sind eng an das Zirkusambiente gebunden und man klebt beim Lesen sehr an Äußerlichkeiten, bis dann in S3V4 Steppenwind gelächelt wird. Diese Zeile bricht die reine Betrachtung der vorangegangenen Zeilen auf und haut mir die Gefühlskeule über den Kopf und plötzlich ist es da, all das Gefühl, das jahrelang unter der fremden Kälte verborgen lag, sowohl beim LI, als auch beim Leser. Das gefällt!

8+9+9+7+7=40




3.Platz Abends am Berg von Alcedo


Marot zu Abends am Berg

Inhalt: 7
Form: 9
Sprache: 7
metaphorik: 10
Orgiginalität: 8
Gesamt: 41

Inhalt: Wir haben ihr einen sehr symbolischen Text, der sich zwar durchaus als Geschichte lesen lässt, seine wirklichen Reize aber in der Übertragen hat.
Was das lyrische Ich ist, ist letztlich der Schlüssel für eine Interpretation. Ist es ein sterbender Mensch, ist eine Blume oder das Kar selbst? Alles möglich. Letztlich haben wir es aus meiner Sicht mit einer sehr dichten Todessymbolik zu tun und die ist wirklich schön gelungen.
Da haben wir den Abend, der an sich schon das Sterben symbolisiert und wir haben die Transformation des Schönen zum Tödlichen, wie die tanzenden Flocken, die zu peitschendem Eis werden oder der zusprechende Neuschnee, der auf den ersten Blick sehr positiv sehr fröhlich wirkt, in sich aber eine todbringende Bedrohung ist. Dieser schmale Grad zwischen lebensbejahender Schönheit und dem nahenden Bedrohlichen Tod ist für mich hier das Leitmotiv und es funktioniert gut.
Ob das nun starke Schwächen sind sei mal dahingestellt aber die Idee ist in jedem Fall vorhanden. Auch der kalbende Gletscher ist in sich etwas starkes das an etwas scheinbar Schwachem und leichtem kaputt geht, dem Licht nämlich. Das ist ein sehr schönes Bild.
Das Liebesmotiv, welches in Einsamkeit und Tod endet ist schwer zu deuten, da wir das lyrische Ich nicht kennen. Tatsächlich hätte ich mir hier etwas mehr Klarheit gewünscht. Wenn man schon ein solches Thema öffnet muss man es auch erzählen, ansonsten wirkt es nur dramatikheischend. Der Sterbende im Schnee hätte völlig gereicht, die halbgaren Liebesanklängen öffnen eine Geschichte, zwar erzählen aber zu wenig. Am Ende verbringt man das mehrmalige Lesen damit über die Liebe zu rätseln und wird vom Hauptthema abgelenkt.
Punkte: Ich gebe 7 weil ich es sehr Interessant und vielsagend finde, mehr nicht weil mir am Ende zu viel offen bleibt und zu wenig erzählt wurde.

Form: XxxX\XxxXxxXx Ein wirklich originelles Metrum, welches man zuerst gar nicht erkennt. Man denkt es sei ein freier sehr melodischer Rhythmus, aber es ist in Wahrheit ein Daktylus mit einer Zäsur nach der zweiten Hebung und einem Trochäus als Ausklang.
Hübsch originell und mehr als passend für dieses Gedicht. Es hat etwas rollendes, wie eine Lawine und zugleich etwas mystisch Schönes. Mehr kann man von moderne Metrik wirklich nicht verlangen.
Leider leidet an einigen stelle die Sprachlichkeit unter diesem Rhythmus hier und da wirkt es etwas gebogen, die Zäsur zu gewollt, wie etwa bei der Elipse „ Ruhe vor peitschenden Schweifen“.
Dennoch das ist minnimal
Punkte: 9 scheinen mir angemessen. Eine Steigerung ist möglich aber die eigentlichen Schwächen in der Form sind eher sprachliche.

Sprache: Es ist eine seltsame Mischung, die der Autor uns hier bietet. Zum einen zeigt er uns in farbigen Bildern mit einer sehr tragenden Sprache eine der Naturromantik nahe Schauermärchenlandschaft, die von schön zu tödlich mutiert. Zum anderen flechtet er sehr nüchterne Fachbegriffe wie Kar, Gletscher, Lichtniederschlägen und Felsstein hinein. Man gewinnt den Eindruck eines zwiespaltes zwischen romantischer Naturmalerei und nüchterner Naturbeschreibung und das hat etwas. Dennoch er Anteil der Nüchternheit ist vergleichsweise gering, es dominieren blumige Wortschöpfungen wie Sturmzungen und Personifizierungen wie „tanzende Flocken“ und Metaphern wie „ Drachen im Flug“ ( dazu komme ich gleich noch)
Die Technick das Paralelismus und der Elipsen finde ich nicht gelungen, es wirkt sehr gekünztelt wenn „bliebe ich nicht“ als Wiederholung angesetzt wird, vor allem wenn damit eine Halbform des Enjenments erzeugt werden soll. Das ist doch stark dem Rhythmus geschuldet und meiner Ansicht nach zu viel gewollt.
Das gilt genau so für „ Ruhe vor peitschenden Schweifen“ Dies Elipse ist einfach zu unklar und zu künstlich man fällt vollkommen aus dem Bild.
Punkte: Ein schöner zwiespalt einige nette Energie und einige schöne sprachliche Eigenheiten. Was mir besonders gefällt ist, das man hier wirklich einen eigenständigen autor herauslesen kann, der eigene wege geht. Dennoch diese Wege sind hier und da etwas unrund und die Sprache will mir hin und wieder zu viel. Es wirkt teilweise künstlich. Da ich die Originalität einzeln bewerte gebe ich 7 Punkte.

Metaphern: Hier ist der Fall klar. Es sind einige wunderbare Bilder vorhanden. Die Drachen gefallen mir sehr, sie öffnen einen ganzen Kosmos an Vorstellungen. Die Tanzenden Flocken als Personifizierung sind zwar nicht orginell, passen aber wunderbar. Mein Favorit sind die Lichtniederschäge, die man als Fachwort verwenden kann aber auch als Metapher und das finde ich wirklich gelungen. Ansonsten strotzt der Text vor Bildhaftigkeit. Einiges ist etwas Ausgeluscht wie die peischenden Schweife, anderes ist einfach aber in der Einfachheit treffend wie das Lichtmeer. Das wichtigste aber ist, das sich die Metaphorik auf einer geraden Ebene bewegt, es fällt nichts aus dem , selbst die Fachworte mischen sich gekonnt in das metaphorische Ereignis, das letztlich den Text so symbolisch und dehnbar macht.
Punkte. Ja so macht man das. 10 punkte

Originalität: Was ist mir am wichtigsten wenn es um Originalität geht? Es braucht keinen genialen neues Geistesblitz, es braucht keine Erfindung des Rades. Was es braucht ist das Gefühl das hier etwas entsteht, das so nur der Autor hätte schreiben können. Wir haben in diesem Text einige rechte alte Motive, und eine Sprache die an sich nicht wirklich originell ist. Das Thema sowieso nicht das ist alt wie die Welt, aber die Art und weise wie ein interessantes Metrum, zusammen mit einer sich beißenden und doch ergänzenden Sprachlichkeit, und wenn auch alten aber einfach sehr stimmigen Bildern einen ganz eigenen Ton erschafft ist genau dass, was sich mir von Originalität wünsche. Dieser Text hebt sich ab weil er etwas ganz eigenes erschafft, selbst unter Verwendung bekannte Mittel. Diesen Text kann man nicht so leicht nachmachen ohne ihn gänzlich zu kopieren. Die Stimme des Autors ist mächtig und hörbar und das ist für mich Originalität.
Punkte: gelungen wenn auch sicher kein hort der Kreativität. 8 Punkte

gesamt: 41


Simone zu Abends am Berg

In erster Ebene steht der Naturaspekt. Das LyrI erlebt ein Gewitter. In zweiter Ebene stehen die Gefühle zum LD. Die Gewittermetaphern als Ausdruck der Empfindungen des LI, das lieber in seinem kalten Gewittersturm verharrt, als weiterzuziehen. Das empfinde ich als gelungen.

Formal ist es eine runde Sache, nur S2V3 will sich dem Schema nicht so ganz unterordnen. Mir hat der Binnenreim in S1 gut gefallen und ich war etwas enttäuscht, dass in den anderen beiden Strophen darauf verzichtet wurde.

Der Text kommt sprachlich sehr gewaltig daher. Sturmzungen und Lichtniederschläge prasseln auf einen nieder, was inhaltlich passend, mir allerdings zu viel ist. Es überroll mich und ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich vor lauter dröhnender Gewaltigkeit, das Eigentliche nicht finden kann. Dass in diesem Text viel mehr steckt, das aber leider irgendwo im Lichtermeer untergegangen ist.

7+7+7+6+6=33




4.Platz optischer anklang von Kjub


Marot zu optischer anklang

Inhalt: 3
Form: 2
Sprache: 7
Metaphorik: 4
Originalität: 6
Gesamt: 22

Inhalt: Gas ist eines dieser Gedichte, das sein heil in der Assoziationsanregung sucht und sich aber für mich völlig in in diesem Bestreben verliert. Klar man kann hier hunderttausend Deutungsebenen aufmachen und es gibt sicherlich auch eine klar lesbare vom Autor, die er stolz präsentieren kann, aber bei diesem unaufhörlichen herum reden um den heißen Brei verliert man beim lesen völlig die Lust sich drauf einzulassen. Eine Geschichte gibt es schon, ich Lese eine Modelleben heraus, oder um der Musik Geltung zu verschaffen das einer Musikerin. Es geht um Oberflächlichkeit und dunkle Schatten die sich verbergen . Es geht um die Angst ein sinnloses Leben zu führen und düstere Selbsreflektion. Aber das ist wie gesagt einer der hundertausend Deutungen und letztlich verliert sich selbst diese im Wortsumpf. Es hätte dem Gedicht gut getan wenn der Autor seinen Lesern zugetraut hätte, dass sie ihm auch dann zuhören, wenn er ein wenig klarer und direkter schreibt.
Punkte: Ich kann starke schwäche darin sehen aber genau so gut „ das leben einer Wanderhure“ und deshalb gibts auch nur 3 Punkte für ein paar nette Assoziationen

Form: Nee so leicht darf man es sich nicht machen. Da mag ein tiefer verborgener Sinn hinter diesem Chaos stecken, er kommt aber in keiner Weise zur Geltung. Mehr noch die chaotische Form, der verzicht auf logische Zeichensetzung und groß und Kleinschreibung machen den verworrenen Inhalt nur noch undurchsichtiger und das ist hier echt nicht dienlich. Wenn es Fehler wären so wie ich sie mache, hätte ich mein verbliebenes Auge zugedrückt aber so nicht.
Ich gebe 2 Punkte weil ich einsehe, das da wohl irgend eine Sinn dahinter steckt, aber mher ist nicht drinn.

Sprache: Ein paar nette Sprachspiele sind wirklich noch das erquicklichste hier und die Furchtlosigkeit auch mal die Grammatik zu verbiegen ist lobenswert. Die Sprache rettet den Text vor dem totalen Absturz, treibt ihn voran und bring den Leser dazu überhaupt zu ende zu lesen.
Punkte: Ich gebe 7 weil da einiges drin ist, aber für mehr reicht es nicht weil bei dieser Formlosigkeit. Bei diesem Chaos ist es wirklich nicht schwer eine spannende Sprachlichkeit zu kreieren.

Metaphorik: Musik als Bildnis für ein Weltgefühl, ist das Hauptbild welches ich hier lese und das ist letztlich reichlich unoriginell. Starke Bilder suche ich vergebens, alles wirkt reichlich oberflächlich und was an Aussage zu finden ist ist entweder wirr oder bildlos dahergesagt. Mir fehlt eine bildliche Verdichtung die eine Klare Kontur erschafft. Diese Wage herumgemale ist für mich keine gelungene Metaphorik. Einzel Bilder sind richtig rar: „präsentiert das Gewehr den sexuellen Klangkörper“
hier klingt was an, aber das ist so plakativ und einfach das es nicht wirklich zum nachdenken anregt.
Punkte: 4 für die Musikverwebung aber mehr auch nicht.

Originalität: Ist ein solcher Text nun originell oder nicht? Schwer zu sagen. Kann man Interpretationsweite durch Wahllosigkeit als originell werten? Sicher kann man hier viel reinlesen und einiges davon wäre originell, auch die Form ist ungewöhnlich und die Sprachlichkeit erzeugt ein ganz eigenes Feeling. Zumindest kann man dem Autor nicht vorwerfen sich zu stark an anderen zu orientieren, ein eigener Flair ist hier durchaus zu erkennen. Die Mittel mit welchen dies zustande gebracht wird, sind allerdings nicht originell. Der Verzicht auf klare Konturen auf Eindeutigkeit und Stringenz ist wirklich nichts neues.
Ein schwieriger Fall.
Punkte. Ich gebe 6 Punkte, weil hier durchaus etwas eigenes entstanden ist aber nicht mehr weil die Originalität nicht durch den Autor sondern durch den Leser entsteht und das ist mir zu einfach.

Gesamt: 22


Simone zu optischer anklang


Also mit dem Text hab ich mich echt schwer getan. Erstmal haben mich die fehlenden Satzzeichen sehr gestört, da ich es kaum verständlich lesen konnte. Dann hab ich mein Hirn entleert und es nicht als einen Text gelesen, der sich aus mehreren Sätzen zusammen setzt, sondern als eine Einheit, ein Ganzes und dann hab ich gefallen daran gefunden. Es wirkt wie ein Musikstück. Und wenn man mal den Zwang abgelegt hat, es in gängige Formen zu pressen, dann kann man es genießen, dann kann man auch erkennen, dass es wohldurchdacht komponiert wurde und dass hier Form, Inhalt und Sprache miteinander harmonieren.

Was mir auch gut gefallen hat ist, dass es eine Stimmung transportiert, die gar nicht so aus den Worten herrührt, sondern aus der Art, wie es geschrieben ist. Dieses Verharren im Alltäglichen, immer begleitet von einem tiefsitzenden, elementaren Wollen, Leidenschaft und Sehnsucht. Gefällt!

Das einzige was ich nicht unter kriege ist das: vielleicht gab es einen geliebter der ihre makel vergessen ließ, damals … müsste korrekt heißen: einen geliebten

8+8+8+7+8=39




5.Platz S A B R A G E von phil


Marot zu S A B R A G E

Inhalt: 5
Form: 5
Sprache: 4
Metaphorik: 8
Originalität: 8
Gesamt: 30

Inhalt:
Zitat Wikipedia:
Eine Sollbruchstelle ist ein durch konstruktive oder mechanische bzw. physikalische Maßnahmen oder Auslegungen vorgesehenes Sicherungselement. Im Schadens- oder Überlastfall wird dieses Element gezielt und vorhersagbar versagen, um hierdurch den möglichen Schaden in einem Gesamtsystem klein zu halten oder eine besondere Funktion zu erreichen. Diese Methode ist vergleichbar mit einer elektrischen Sicherung, die bei Überlast zerstört wird

Spannend. Ich hatte bis jetzt eher einen Wage Vorstellung von dem Begriff. Was mir nicht klar war, ist, das eine Sollbruchstelle eine bewusste Einrichtung ist und keine von der Naturvorgegebene Eigenschaft aller Objekte. Ich hielt es steht für den schlicht schwächsten teil einer Sache, dass ist aber nichtd er Fall. Diese Überlegung ist für mich wesentlich bei der Betrachtung des Textes:
Kommen wir davon erst einmal weg und denken über die Inhaltliche Erzählstrucktur nach. Erzählt wird erstmal nicht viel. Es gibt den Überbegriff Sollbruchstelle um den der Autor Objekte arrangiert mit der Implizierung, dass diese alle Sollbruchstellen haben. Der erste inhaltliche Effekt ist ein kreuzworträtselartiges Suchen nach der Bedeutung der Worte, gefolgt von einem Rätselspiel, was das nun eigentlich zu bedeuten hat. Man kann feinsinnig darüber phiosophieren, was bei jedem einzelnen Objekt die Sollbruchstelle ist und was dies denn jetzt bitte bedeutet. Da kann man dann in metaphysische einsteigen oder einfach schlichte Beobachtungen machen wie, dass Schmerztabletten einen Strich in der Mitte haben, um sie zu halbieren. Genau so kann die Sollbruchstelle am Beispiel der Schmerztablette aber auch bedeuten, dass es einen gewissen Punkt gibt, gemessen an der Menge der Schmerztabletten die man zu sich nimmt, an dem man zerbricht.
Dieses Beispiel verdeutlicht das Wesen der inhaltlichen Erzählstruktur des Textes sehr gut. Es gibt eine einfache physikalische Überlegung, die zumindest im Fall der Tablette die Definition der Sollbruchstelle erfüllt und eine übertragene Leseart der Bruchstelle die metaphorisch funktioniert.
Der Leser kann nun herangehen und zu jedem einzelnen Teil diese Überlegungen anstellen. Er kommt dann zu dem Schluss, das man, wenn man einen Phänomen und eine Sache miteinander kombiniert je nach eigener Fantasie weiß Gott was hinein philosophieren kann.
Der Text ist ein Spiel mit der Phantasie des Lesern und mit dessen Geduld. Das ist teilweise gut aber auch ein wenig unsinnig, denn ganz ehrlich, zwei Begriffe mit einander kollidieren lassen kann ich auch alleine und ohne aufwendiges Formgedicht.
Ich bin sehr zwiegespalten, was den Text angeht. Für sich alleine bietet er dem Leser praktisch nichts, aber je nach Fähigkeit des Lesers kann er sehr viel hineindenken.
Dennoch, Rätselraten ist etwas für Zeitschriften und ich erwarte von einem Dichter, das er sich positioniert. Ich will das sich der Dichter hinstellt und eine Meinung vertritt. Dies geschieht hier nicht. Man bekommt eine Leinwand mit hübschem Rahmen und eine Palette mit Farben vorgesetzt und soll dann ganz nach Gusteo drauf los pinseln. Dafür brauche ich wirklich niemanden der hinten hinter mir steht und zufrieden grinst. Das kann ich auch ganz gut alleine
Punkte: schwierig. Da hat sich jemand mühe gegeben, das ist klar und die Anordnung ist Teilweis echt spannend, aber wie gesagt mir ist das zu verspielt und ein wenig zu feige. 5 Punkte

Form: Determinativkomposita, Derivationen und fremdstämmige Worte werden untereinander aufgelistet wobei jedes Wort an einer bestimmten Stelle abgeschnitten ist und die Schnittbuchstaben ein Akrotischon bilden. Bei der Frage ob es gelungen ist abgesehen von der interessanten Idee müssen wir schauen ob es innerhalb des Vorgangs ein raffiniertes System gibt oder ob die Schnittstellen und Wortarten willkürlich gewählt sind.
Erster block, schwarz geschrieben: drei Kompositionen eine Derivation mit ausländischem Stamm.
Schnittstellen: je im zweiten paar aber nicht einheitlich Konsonanten und Vokale und auch unterschiedlich Stellung im Morphem.
Folgerichtig keine klare Ordnung, die Sollbruchstelle ist nicht grammatikalisch gewählt sondern ergibt sich aus der Notwendigkeit das Akrotischon zu bilden.
Das ist sehr Schade. Genial wäre es gewesen hätte sich rein grammatikalisch eine Sollbruchstellenordnung finden lassen. Die läge logischerweise in einem Fügeteilchen oder eben zwischen Detminatinat und Detaminatum, so wie bei der Derivationen zwischen Stammmorphem und Affix.
Im roten Bereich wird dies auch nicht erfüllt und eine Klare Liene bei der Bruchstelle gibt es als Kompensation auch nicht. Wenigstens beim zweiten schwarzen Bereich, bei dem die Präfixe Abgeschnitten werden, wurde dies erfüllt, aber das ist wohl eher deshalb, weil es deutlich einfacher ist ein Präfix abzuscheiden und dennoch zu zeigen das da noch etwas hingehört, als wenn man ein Suffix oder einen Determinatum vollständig trennen wollte. Ich gebe punkte dafür aber es zeigt die Unausgegorenheit der Form eher als das es sie stützen würde.
Der Fakt das die Bruchstelle künstlich und unlogisch gewählt werden muss, um dem Gedichts eine Form zu geben schwächt die Form etwas. Es ist ungefähr wie ein Gedicht, dass unbeabsichtigt nur aus unreinen Reimen besteht und Holperer im Metrum hat. Die eigentliche Kür ist hier nicht erfüllt, auch wenn die Aufwendige Formidee sehr spannend ist. Der Schwierigkeitsgrad der Form ist ebenso recht gering.
Punkte: Ich gebe 5 Punkte, die Orginalität der Form wird anderen Orts berücksichtigt.

Sprache: Ich bin etwas ratlos wie ich diese Kategorie bewerten soll, denn wir haben es nur mit Begriffen zu tun. Ich kann die Stellen bewerten wo es geschnitten wird, aber das habe ich in der Form Berücksichtigt.
Letztlich bleibt es die Wahl der Worte und ihre Wirkung aufeinander zu bedenken:
Wir haben Komposita, Derivationen und Fremdworte. Das an sich ist schon eine Interessante Beobachtung aber wir können sie auch semantisch durchleuchten. Begriffe der Technick der Zoologie , Gebrauchgegenstände und einen abstrakten Begriff. Das wirkt recht wahllos gewürfelt und erfüllt zusammen wenig semantischen Sinn, aber rein klanglich funktionieren einige davon recht nett zusammen
Die Kaisers - tüten zum Beispiel, oder die Schmerztab in Verbindung mit den folgenden Eiern, da ist klanglich und assoziativ recht interessant. Die Brüche der einzelnen Worte finde ich wie gesagt recht Willkürlich, da hätte ich mir mehr gewünscht. Auch hätte es deutlich mehr Interaktion zwischen den Begriffen geben können, sie hätten scheinbar unabsichtlich neue bilden können und so weiter.
Die Idee ist gut aber wie gesagt da hat man es sich auch sprachlich zu leicht gemacht.
Punkte. Ich gebe 4

Metaphorik:
Das ist eines der Steckenpferde des Textes. Wie im Inhalt erläutert, schafft es der Text über die metaphorische Deutung ganz neue Assoziationen zu erschaffen und den Leser seine eigenen Bilder kreieren zu lassen. Im Inhalt muss ich das als negativ bewerten, hier dafür kann ich mich begeistern. Die Tabletten habe ich erwähnt, das Abschleppseil hat ähnliche Qualität. Kürzt man da Präfix geht es plötzlich nur noch ums Schleppen und man, zumindest ich, fragt nach dem m
metaphorischen Begriff des Abschleppens und seiner negativen Konotation, wenn das ganze nur zur Schlepperei wird ;). Dies sind metaphorische Anregungen die ein eindeutiger Text nicht kreieren kann und ich möchte das zumindest in dieser Sparte honorieren.
Punkte: 8

Orginalität: der Autor beweist mit seinem ungewöhnlichen Gedicht durchaus Originalität und Kreativität und zu spannenden Assoziationen an.
Das dies technisch nicht so gut gelungen ist, habe ich bewertet und so kann ich nun die Originalität würdigen
Punkte: 8

Gesamt: 30


Simone zu S A B R A G E

Hier wurden Worte aneinandergereiht, nein, es wurden Wortfetzen aneinandergereiht, das ist richtiger. Das geht los mit Kaiserschmarren, Tütenrosenkohl usw. was auch immer… also wenn ich ein Kreuzworträtsel lösen will, dann kauf ich mir so ein Heftchen. Um inhaltlich etwas heraus zu lesen, muss der Schreiber etwas anbieten, mit dem man als Leser auch arbeiten kann. Hier werden nur Worte aneinander gereiht. Sicher die Dinge weisen alle Bruchstellen auf, worauf mich dieses Akrolestichon ja hinweist. Diese Bruchstellen sind natürlich die Schwachstellen der Dinge, die ihre Besonderheit ausmachen. Gut. Und? Ich sehe da überhaupt keine eigenständige Auseinandersetzung mit dem Thema. Das könnte man mit beliebigen Worten zu jedem beliebigen Thema machen, aber das hat für mich nichts mit Lyrik zu tun, einfach thematisch passende Hauptwörter zusammen zu tragen.

Ich hätte gerne noch einen Pluspunkt gegeben, wenn das Bildchen irgendwie hübsch gewesen wäre, aber das sieht ja nicht mal aus wie eine Champagnerflasche und auch sonst kann ich da leider nichts erkennen.

3+2+0+0+3=8

zuletzt bearbeitet 08.02.2010 19:35 | nach oben

#9

RE: Lyrik-Wettbewerb vom 10. bis 24. Januar 2010

in Wettbewerbe 09.02.2010 11:10
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Gratulation, Maya!

Und der Jury für die ausführliche (@ Marot, wow!) Bewertung und Stellungsnahme.

Schade, hat sich das Brot verdrückt. Hätte mich interessiert, was er zu den Texten gemeint hätte. Aber vllt. ist das ja gerade der Grund für sein Fernbleiben.


Die Frau in Rot

zuletzt bearbeitet 09.02.2010 11:11 | nach oben

#10

RE: Lyrik-Wettbewerb vom 10. bis 24. Januar 2010

in Wettbewerbe 09.02.2010 19:35
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Maya, ich gratuliere zum verdienten 1. Platz!

ein doppeltes Dankeschön an Simone und Marot für die Arbeit!
Brots Senf hab ich auch vermisst.

schön wie das Abstimmungsergebnis in die Bewertung einfloss. das fand ich sehr gut gemacht.
und die Tabelle ist auch wieder ein Blickfang. schön.

Grüße
Alcedo


e-Gut
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#11

RE: Lyrik-Wettbewerb vom 10. bis 24. Januar 2010

in Wettbewerbe 09.02.2010 20:00
von phil | 200 Beiträge | 200 Punkte

hallo maya,
herzlichen glückwunsch!

und... herzlichen dank an die jury!

und... brotdingsbums, verdammt, deine punkte fehlten mir!

phil

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#12

RE: Lyrik-Wettbewerb vom 10. bis 24. Januar 2010

in Wettbewerbe 09.02.2010 23:44
von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte

Maya, auch meine glückwünsche. Aquatinta war ja eh mein favorit.
und einen dank an die jury, eure gut durchdachten kritiken würdigen die werke verdientermaßen.
Kjub

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