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Abends am Berg
Abends am Berg bilden die tanzenden Flocken
Wirbel aus Eis. Sturmzungen fachen, befeuern
Drachen im Flug. Einzelne werden zu Felsstein.
Nadeln aus Frost dringen mir bis in die Lungen.
Bleichender Tag findet in Lichtniederschlägen
Erde genug, Ruhe vor peitschenden Schweifen,
aber auch viel Zuspruch vom kommenden Neuschnee.
Wärst du doch hier - bliebe ich nicht mehr alleine,
bliebe ich nicht. Jetzt aber muss ich mich betten
unter Kristall, unter das Licht um zu schlafen.
Bald ist es Nacht, bald folgt dem Lichtmeer ein Gletscher
kalbend ins Kar. Zerrendes Bruchstück, gib Frieden!
RE: Abends am Berg
in Wettbewerbe 26.01.2010 13:48von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte
Das Gedicht finde ich größtenteils gut und einigermaßen gelungen. Vermutlich ist es das beste, was man aus diesem Thema machen kann, jedenfalls ist es wenigstens am Thema und daher per se der Wettbewerbsgewinner. Verdient durch die eigenwilligen Bilder und Neologismen, wenn Sturmzungen fachen, bleichende Tage in Lichtniederschlägen ausreichend Erde finden, Ruhe vor peitschenden Schweifen, wenn Gletscher ins Kar kalben. Beinahe verkackt durch Nadeln aus Frost oder die furchtbar blassen Verse 3 und 4 der zweiten Strophe und das dämliche Kristall zu Beginn der dritten Strophe. Auch hätte ich bei aller Begeisterung für den Vers libre angenehmer empfunden, wenn die in den satten Metaphern und der auch sonst vorherrschenden Melodik wummernden Rhythmen durchgehalten worden wären. Wenn man so will, ist das aber auch eine starke Schwäche oder schwache Stärke. Dann aber könnte auch die volatierende Sprachmacht gewoillt sein und das wäre dann sogar witzig. Es bleibt durchwachsen und die finale Aufforderung klingt wie die Aufgabe des Autors vor dem Sujet (oder dem Thema) an sein Werk: Zerrendes Bruchstück, gib Frieden!
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
Hallo,
auch wenn man merkt, dass der Autor geübt ist, gibt mir das Gedicht nicht viel. Wenn ich ehrlich bin, finde ich es schlicht und ergreifend etwas zu langweilig. Es ist mit Naturbegriffen geradezu überfrachtet und wirkt überhaupt sehr bemüht, zu fett und gewollt und teils auch etwas komisch auf mich; zum Beispiel an folgenden Stellen: tanzende Flocken, peitschenden Schweife, gib Frieden.
Ich unterstelle mal, dass eine melancholische Grundstimmung erzeugt werden sollte, die sich - zumindest bei mir - nicht einstellt. Ich habe auch zu ergründen versucht, woran das liegen könnte und nehme an, dass das nicht nur mit dem zuvor Genannten, sondern zudem mit der Häufung der Nomen zu tun hat, die dann auch noch oft als Komposita daherkommen und das Gedicht bzw. die Stimmung, die entstehen könnte, geradezu konterkarieren. Will heißen: Du arbeitest mit einer Vielzahl von Begriffen (Nomen), die jeweils für sich betrachtet schon einen ganzen Schwanz von Assoziationen wecken, so dass sie im eigentlichen Kontext des Gedichts nicht mehr wirken können, weil sie von den darauffolgenden Begriffen gleich wieder ausgebremst werden. Durch die Fülle behindern sie sich gegenseitig, können sich nicht entfalten und daher nicht ihre volle Stärke ausspielen. Lasse ich mich auf die Drachen im Flug ein, die von Sturmzungen befeuert werden (diese Infos muss man gedanklich erst einmal in Bilder umsetzen), dann folgen kurz darauf Felsstein und Frostnadeln, wo gerade noch befeuert wurde. Ich renne der Bilderflut des Gedichts quasi hinterher und werde damit nicht wirklich warm. Hm, das klingt vermutlich ziemlich abgefahren, aber besser kann ich nicht vermitteln, wie es mir beim Lesen des Gedichts ergangen ist.
Aber ich möchte auch nicht verschweigen, dass mir sowohl die Sturmzungen als auch der ins Tal kalbende Gletscher gefallen haben, da schließe ich mich dem Vorredner an. Und auch an den Nadeln aus Frost habe ich nichts auszusetzen, finde das sogar äußerst gelungen, weil eingeatmete eisige Luft schon mal diese Art von Schmerzen erzeugen kann.
Was mir etwas widersprüchlich erscheint, ist das ganze Licht ("Lichtniederschläge", "Licht" und "Lichtmeer"), wo es doch eingangs heißt: Abends am Berg. Im Winter ist es abends am Berg doch schon dunkel. Woher stammt also das ganze Licht, von Berghütten?
Ja, wie gesagt, ich finde das Gedicht - auch wenn ich jetzt viel gemäkelt habe - nicht wirklich schlecht, ich kann nur mit dem Text insgesamt nicht viel anfangen, weil er mich nicht berührt und nichts nachklingt. Aber vielleicht hat das auch eher mit meinem Geschmack als mit wirklichen Schwächen des Textes zu tun und vielleicht vermag ein anderer diese Bilderflut einfach besser umzusetzen als es mir gelingt.
Grüße Maya
PS: Dass dieses Gedicht nun näher als die anderen am Thema dran sein soll, kann ich nicht erkennen; vielleicht sollte man mal über den eigenen kleinen Horizont hinausblicken. Eben gerade weil das Thema Spielraum auf jede erdenkliche Art lässt und dehnbar wie Gummi ist, müsste man fast unterstellen, dass jedes Gedicht in diesem Forum geeignet wäre, es unter dieser Thematik einzusenden. Die Begriffe stark und schwach müssen da nicht noch plump vermantscht werden. Aber das nur nebenbei. ;)
RE: Abends am Berg
in Wettbewerbe 26.01.2010 15:46von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte
Hallo Maya,
man sollte nicht "nebenbei" jemandem auf die Fresse hauen, sondern wenigstens die Höflichkeit besitzen, dieses mit einem gewissen Maß an Konzentration und Freude zu. Vielen Dank für den kleinen Horizont. Ausnahmslos jede/r hat einen begrenzten Horizont. Und wohin man auch geht, man nimmt ihn mit. Was das plumpe Mantschen angeht, stellt sich die Frage, wer das empfahl? Nur wenn ein Thema gar kein Thema ist, dann ist halt schwer, dabei zu bleiben.
Aber auch das nur nebenbei.
Gruß
Mattes
Gedichte und Kommentare in allerbester Absicht
RE: Abends am Berg
in Wettbewerbe 26.01.2010 19:51von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Wettbewerbsteilnehmer
bei den Drachen musste ich lachen, obwohl der Text ja wohl nicht in der Rubrik Humor landen wird.
ist mit dem Kristall ein Lüster gemeint? das spielt gar nicht am Berg, sondern in einem Zimmer? mensch, mach halt das Fenster zu und dreh doch die Heizung an beim Schlafen!
Gruß
Alcedo
hm, dazu fällt mir kaum was ein. am ehesten noch, dass naturgedichte biester sind, wie ich mal irgendwo las - und ich mich nicht mehr an ihnen versuche, weil mich
enttäuscht und leer zurückließ, was ich in der richtung produzierte. tja, und dass mir das grad bei deinem gedicht wieder einfällt, ist wohl kein zufall. das problem
sind zum beispiel tanzende flocken die wirbel aus eis bilden, in der gleichen strophe ein offensichtlich eiskalter wind, der befeuern soll. meine lyrik wird gern mal als fragmentarisch bezeichnet und ich plädiere nicht für absolute nachvollziehbarkeit - behüte! -, aber ich würd schon gern wissen, warum hier widersprüchlichkeiten
bemüht werden. irgendwie passts für mich hier nicht, das wirkt willkürlich. der allerletzte vers ist allerdings grandios in seiner gänze, grad auch wegen gib Frieden, das hier eine bekannte größe auf dem schartigen grat des rauen textfelsens ist.
RE: Abends am Berg
in Wettbewerbe 18.02.2010 10:51von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
seit ich als Neuling in diesem Forum, vor etwa vier Jahren mitbekommen habe, welch ausführliche Kritiken und Bewertungen jeder Wettbewerbsbeitrag hier erhält (nicht nur von den Juroren), habe ich stets versucht mitzuwirken. es lohnte sich definitiv. auch jetzt wieder.
@oliver64:
es freute mich Lob dafür zu erhalten. Dankeschön.
ich fürchte das volatierende ist weniger gewollt, als eben schlicht geschehen. manche Bilder versuchte ich aber tatsächlich bewusst zu übersteigern. so sind zum Beispiel aus ursprünglichen Raben, Drachen geworden. das Thema fand ich sehr schwierig und ich musste mich über viele Varianten abmühen bis zu diesem Ergebnis. insofern hast du mit deinem letzten Satz natürlich recht.
@Maya:
Vielen Dank für die Ausführlichkeit.
Zitat von Maya
Ich renne der Bilderflut des Gedichts quasi hinterher und werde damit nicht wirklich warm.
nein, keine Angst, das empfand ich nicht als abgefahren, sondern als äußerst treffliche Veranschaulichung deines Leseerlebnisses. deshalb sind mir deine Rückmeldungen immer so wertvoll, Maya: ich verstehe sofort wie meine Schreibe gewirkt hat.
schön, dass du mir bestätigst, dass die Nadeln aus Frost funktionieren. das hat mich gefreut.
@Alcedo:
ach, halt einfach die Klappe.
@Kjub:
ich weiß auch nicht: die Widersprüchlichkeiten sollen wahrscheinlich die Phantasie des Lesers befeuern, ihn aber trotzdem unbeschadet durch die schartigen Grate scheuchen. jetzt grinse ich natürlich wie so ein gelbes smiley - allein wegen deinem rauen Textfelsen. merci.
und es freut mich, dass zumindest der letzte Vers bei dir funktionierte.
@Marot:
Zitat
Juror Marot zu Abends am Berg
Inhalt: 7
Form: 9
Sprache: 7
metaphorik: 10
Orgiginalität: 8
Gesamt: 41
Inhalt: Wir haben ihr einen sehr symbolischen Text, der sich zwar durchaus als Geschichte lesen lässt, seine wirklichen Reize aber in der Übertragen hat.
Was das lyrische Ich ist, ist letztlich der Schlüssel für eine Interpretation. Ist es ein sterbender Mensch, ist eine Blume oder das Kar selbst? Alles möglich. Letztlich haben wir es aus meiner Sicht mit einer sehr dichten Todessymbolik zu tun und die ist wirklich schön gelungen.
Da haben wir den Abend, der an sich schon das Sterben symbolisiert und wir haben die Transformation des Schönen zum Tödlichen, wie die tanzenden Flocken, die zu peitschendem Eis werden oder der zusprechende Neuschnee, der auf den ersten Blick sehr positiv sehr fröhlich wirkt, in sich aber eine todbringende Bedrohung ist. Dieser schmale Grad zwischen lebensbejahender Schönheit und dem nahenden Bedrohlichen Tod ist für mich hier das Leitmotiv und es funktioniert gut.
Ob das nun starke Schwächen sind sei mal dahingestellt aber die Idee ist in jedem Fall vorhanden. Auch der kalbende Gletscher ist in sich etwas starkes das an etwas scheinbar Schwachem und leichtem kaputt geht, dem Licht nämlich. Das ist ein sehr schönes Bild.
Das Liebesmotiv, welches in Einsamkeit und Tod endet ist schwer zu deuten, da wir das lyrische Ich nicht kennen. Tatsächlich hätte ich mir hier etwas mehr Klarheit gewünscht. Wenn man schon ein solches Thema öffnet muss man es auch erzählen, ansonsten wirkt es nur dramatikheischend. Der Sterbende im Schnee hätte völlig gereicht, die halbgaren Liebesanklängen öffnen eine Geschichte, zwar erzählen aber zu wenig. Am Ende verbringt man das mehrmalige Lesen damit über die Liebe zu rätseln und wird vom Hauptthema abgelenkt.
Punkte: Ich gebe 7 weil ich es sehr Interessant und vielsagend finde, mehr nicht weil mir am Ende zu viel offen bleibt und zu wenig erzählt wurde.
Form: XxxX\XxxXxxXx Ein wirklich originelles Metrum, welches man zuerst gar nicht erkennt. Man denkt es sei ein freier sehr melodischer Rhythmus, aber es ist in Wahrheit ein Daktylus mit einer Zäsur nach der zweiten Hebung und einem Trochäus als Ausklang.
Hübsch originell und mehr als passend für dieses Gedicht. Es hat etwas rollendes, wie eine Lawine und zugleich etwas mystisch Schönes. Mehr kann man von moderne Metrik wirklich nicht verlangen.
Leider leidet an einigen stelle die Sprachlichkeit unter diesem Rhythmus hier und da wirkt es etwas gebogen, die Zäsur zu gewollt, wie etwa bei der Elipse „ Ruhe vor peitschenden Schweifen“.
Dennoch das ist minnimal
Punkte: 9 scheinen mir angemessen. Eine Steigerung ist möglich aber die eigentlichen Schwächen in der Form sind eher sprachliche.
Sprache: Es ist eine seltsame Mischung, die der Autor uns hier bietet. Zum einen zeigt er uns in farbigen Bildern mit einer sehr tragenden Sprache eine der Naturromantik nahe Schauermärchenlandschaft, die von schön zu tödlich mutiert. Zum anderen flechtet er sehr nüchterne Fachbegriffe wie Kar, Gletscher, Lichtniederschlägen und Felsstein hinein. Man gewinnt den Eindruck eines zwiespaltes zwischen romantischer Naturmalerei und nüchterner Naturbeschreibung und das hat etwas. Dennoch er Anteil der Nüchternheit ist vergleichsweise gering, es dominieren blumige Wortschöpfungen wie Sturmzungen und Personifizierungen wie „tanzende Flocken“ und Metaphern wie „ Drachen im Flug“ ( dazu komme ich gleich noch)
Die Technick das Paralelismus und der Elipsen finde ich nicht gelungen, es wirkt sehr gekünztelt wenn „bliebe ich nicht“ als Wiederholung angesetzt wird, vor allem wenn damit eine Halbform des Enjenments erzeugt werden soll. Das ist doch stark dem Rhythmus geschuldet und meiner Ansicht nach zu viel gewollt.
Das gilt genau so für „ Ruhe vor peitschenden Schweifen“ Dies Elipse ist einfach zu unklar und zu künstlich man fällt vollkommen aus dem Bild.
Punkte: Ein schöner zwiespalt einige nette Energie und einige schöne sprachliche Eigenheiten. Was mir besonders gefällt ist, das man hier wirklich einen eigenständigen autor herauslesen kann, der eigene wege geht. Dennoch diese Wege sind hier und da etwas unrund und die Sprache will mir hin und wieder zu viel. Es wirkt teilweise künstlich. Da ich die Originalität einzeln bewerte gebe ich 7 Punkte.
Metaphern: Hier ist der Fall klar. Es sind einige wunderbare Bilder vorhanden. Die Drachen gefallen mir sehr, sie öffnen einen ganzen Kosmos an Vorstellungen. Die Tanzenden Flocken als Personifizierung sind zwar nicht orginell, passen aber wunderbar. Mein Favorit sind die Lichtniederschäge, die man als Fachwort verwenden kann aber auch als Metapher und das finde ich wirklich gelungen. Ansonsten strotzt der Text vor Bildhaftigkeit. Einiges ist etwas Ausgeluscht wie die peischenden Schweife, anderes ist einfach aber in der Einfachheit treffend wie das Lichtmeer. Das wichtigste aber ist, das sich die Metaphorik auf einer geraden Ebene bewegt, es fällt nichts aus dem , selbst die Fachworte mischen sich gekonnt in das metaphorische Ereignis, das letztlich den Text so symbolisch und dehnbar macht.
Punkte. Ja so macht man das. 10 punkte
Originalität: Was ist mir am wichtigsten wenn es um Originalität geht? Es braucht keinen genialen neues Geistesblitz, es braucht keine Erfindung des Rades. Was es braucht ist das Gefühl das hier etwas entsteht, das so nur der Autor hätte schreiben können. Wir haben in diesem Text einige rechte alte Motive, und eine Sprache die an sich nicht wirklich originell ist. Das Thema sowieso nicht das ist alt wie die Welt, aber die Art und weise wie ein interessantes Metrum, zusammen mit einer sich beißenden und doch ergänzenden Sprachlichkeit, und wenn auch alten aber einfach sehr stimmigen Bildern einen ganz eigenen Ton erschafft ist genau dass, was sich mir von Originalität wünsche. Dieser Text hebt sich ab weil er etwas ganz eigenes erschafft, selbst unter Verwendung bekannte Mittel. Diesen Text kann man nicht so leicht nachmachen ohne ihn gänzlich zu kopieren. Die Stimme des Autors ist mächtig und hörbar und das ist für mich Originalität.
Punkte: gelungen wenn auch sicher kein hort der Kreativität. 8 Punkte
gesamt: 41
treffliche Textarbeit, Jens! ich habe mich sehr gefreut, Vielen Dank!
sehr schön wie du das intendierte Metrum erkannt hast. hier muss ich aber das Lob für den rollenden Daktylus an Eminescu abgeben.
ich habe es aus einem seiner Gedichte (Sara pe deal) entlehnt. ich weiß leider nicht ob es seine Schöpfung war, oder ob es nicht schon was viel älteres ist. jedenfalls hat er es nur bei diesem einen Gedicht verwendet. ansonsten habe ich es auch nirgendwo gelesen.
ich hatte mit der Thematik dieses Wettbewerbs nichts anfangen können. also suchte ich mir eine eigene Vorgabe: mir fiel dieses Gedicht von Eminescu ein, dessen ersten beiden Zeilen mir schon in meiner Schulzeit für immer in die Augen gestürzt waren, eine lyrische Pastorale:
Sara pe deal buciumul suna cu jale,
Turmele-l urc, stele le scapara-n cale,
es geht um Schafherden die unter den Abendsternen einen Hügel hochsteigen zum lyrischen Ich.
die ersten drei Worte bedeuten: "Abends auf dem Berg"
daraus wurde, zusammen mit Form und Metrum meine persönliche Vorgabe: Abends am Berg.
erst jetzt vermochte ich loszulegen. ich versuchte mich mit Eminescu zu messen. er hatte seinen Text in sechs vierzeiligen Strophen im Paarreim ausgebreitet. es war ihm nicht gelungen den starken Beginn durchzuhalten. es ist denn auch in Gänze keines seiner besten Gedichte. deshalb wagte ich es überhaupt.
ich begriff nicht gleich, dass ich die Endreime aufgeben musste. ich versuchte lange verbissen formal identisch zu kopieren. es gelang mir nicht. ich mischte das Reimschema auf, es wurde nicht besser. die klangliche Perfektion dieses Dichters blieb unerreichbar. wie sagst du so schön: "die Sprachlichkeit leidet unter diesem Rhythmus".
erst als ich begriff, dass ich wieder diesen meinen Fehler beging, zwanghaft zu versuchen, zu viel in möglichst wenig hineinzupacken, ließ ich die klingenden Klänge an den Versschweifen sausen und ging eigene Wege. aber die peitschenden Schweife musste ich einbauen, als Hommage an ihn, an Eminescu. dass Du genau dieses ein bisschen bemängelt hast und trotzdem die volle Punktzahl für die Metaphorik gabst, freute mich am meisten.
@Simone:
Zitat
Jurorin Simone zu Abends am Berg
In erster Ebene steht der Naturaspekt. Das LyrI erlebt ein Gewitter. In zweiter Ebene stehen die Gefühle zum LD. Die Gewittermetaphern als Ausdruck der Empfindungen des LI, das lieber in seinem kalten Gewittersturm verharrt, als weiterzuziehen. Das empfinde ich als gelungen.
Formal ist es eine runde Sache, nur S2V3 will sich dem Schema nicht so ganz unterordnen. Mir hat der Binnenreim in S1 gut gefallen und ich war etwas enttäuscht, dass in den anderen beiden Strophen darauf verzichtet wurde.
Der Text kommt sprachlich sehr gewaltig daher. Sturmzungen und Lichtniederschläge prasseln auf einen nieder, was inhaltlich passend, mir allerdings zu viel ist. Es überroll mich und ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich vor lauter dröhnender Gewaltigkeit, das Eigentliche nicht finden kann. Dass in diesem Text viel mehr steckt, das aber leider irgendwo im Lichtermeer untergegangen ist.
7+7+7+6+6=33
den Binnenreim vermochte ich leider auch nicht zu halten. nun, du bestätigst mir wieder schön, dass es eine Kunst ist sich zurückzuhalten. man versucht es und kann es letztlich doch nicht lassen. aber ich setze dabei auf den Lerneffekt.
danke, Simone.
Grüße
Alcedo
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