#1

Juvenil

in Natur 18.06.2009 05:25
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Juvenil


Sylvia borin, Sylvia stirbt
vom tiefsten Zweig der Rosen,
sie fällt nicht tief, sie liegt vor mir
wie vier der fünf Geschwister.

Die letzte Sylvia schaut mich an
und öffnet ihren Schnabel:
- ernähre mich, ich bin allein,
die Eltern sind verschollen.



e-Gut
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#2

RE: Juvenil

in Natur 12.08.2009 16:23
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Gartengrasmücke (Sylvia borin)
Familie: Fliegenschnäpperartiger regelmäßiger Zugvogel

Die Gartengrasmücke wiegt um die zwanzig Gramm.
Sie ist braun-grau, die Unterseite heller, weißbeige gefärbt.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich nicht.
Sie können ein Alter von zehn Jahren erreichen.
Lebensraum: sie bevorzugen Unterholz und Feldgehölz, Friedhöfe und Parkanlagen,
sind ausgesprochen scheu, schwer aufzuspüren. Den Winter verbringen sie in Zentralafrika.
Der Ruf der Gartengrasmücke: „tschäck-tschäck-tschäck“
Fortpflanzung:
Das Nest wird aus Halmen und Wurzeln in etwa 30 cm Höhe gebaut.
Das Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern. Die Jungen bleiben ungefähr 10 bis 12 Tage im Nest.



Sorry, zuerst habe ich den Text nicht begriffen. Sylvia ist ein Frauenname, und bor(i)n hätte ein
denglischer Tippfehler sein können. Das Ergebnis der Recherchen sei gepostet, um im Bedarfsfalle
hilfreich zu sein. Seit ich es verstehe, gefällt mir auch die lyrische Form.
Die "juvenile" Haltung derJungvögel parodiert ein wenig, was uns oft begegnet. Deswegen bin ich
unsicher, ob tatsächlich Gefahr besteht, weil es die Altvögel erwischt hat, oder ob die Jungvögel
flügge sind und aus Gewohnheit betteln.
Die Brut von Hand aufzuziehen scheint möglich: Beeren sammeln, Fliegen fangen.
Viele Grüße mcberry



zuletzt bearbeitet 12.08.2009 21:52 | nach oben

#3

RE: Juvenil

in Natur 12.08.2009 21:50
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

hallo mcberry

ja, es sind die Grasmücken. kleine unscheinbare Zugvögel, die kaum jemand zu Gesicht bekommt, weil sie meist im Dickicht herumschlüpfen. übrigens rührt daher auch der Name. "Gra" bedeutete im Mittelhochdeutschen Grau und "smücke" bedeutete Schlüpfer oder Ducker. wirklich trefflich für diesen Vogeltypus. kein Wunder dass der Name die Jahrhunderte überdauerte.

parodistisch war es nicht intendiert. eher wollte ich die Hilflosigkeit der Jugend veranschaulichen. vielleicht ist der Text zu sehr verdichtet, oder die Tragik zu wenig ausgebreitet. der Anblick bot sich mir vor vielen Jahren und ich habe es nicht vergessen. im dichten Gebüsch hatte ich die Jungen gefunden, zwei, drei Handbreit über dem Boden; drei sehr geschwächte Jungen aneinandergeschmiegt auf einem Zweig sitzend und darunter - bereits tot - drei oder vier Geschwister am Boden liegend. ich hatte versucht sie aufzuziehen. noch im Wald begann ich mit der Fütterung (mit von Hand gefangenen Insekten). zwei Junge starben noch am selben Tag. das stärkste wurde aber recht erfolgreich von mir aufgepäppelt. ich müsste in meinen Aufzeichnungen nachschauen, wie lange genau, aber ich glaube es überlebte mehr als eine Woche und war schon flügge. ich hatte bereits mit der "Auswilderung" begonnen und liess es im Garten durch die Reben schlüpfen (es kehrte immer zur fütternden Pinzetten-Hand zurück) aber nachts war es stets im Käfig und meine Fütterungen waren ausgiebig aber allein schon wegen der Schule nicht so regelmässig wie von den Adulten praktiziert. vielleicht hatte ich auch zu viele Beeren gefüttert, oder der Insektenmix war auf die Dauer nicht passend. es starb plötzlich nach einer Fütterung ohne erkennbare Ursache. die Aufzucht dieser Arten gilt nicht umsonst als schwierig. Sperlingsvögel oder Meisen zum Beispiel, sind im Vergleich dazu viel leichter aufzuziehn. trotzdem ist es sehr viel schwieriger und zeitaufwendiger als man anfangs meistens annimmt. ich drifte ab, sorry.

mhm, das englische "born" oder die deutsche (ge)-born-Silbe liegen natürlich da, in den Buchstaben. das wurde bewusst von mir eingesetzt durch die lateinische Bezeichnung. ich fand es sehr reizvoll, solcherart Geburt und Tod in eine kurze Zeile zu implementieren.

eventuell lässt sich die Begebenheit in anderer Form besser lyrisch umsetzen. vielleicht werde ich es auch episch in eine Kurzgeschichte einweben.
danke für das Feedback.

Gruß
Alcedo


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