Die Kerze
Ausgestorben liegt der Platz.
Fahl Reklamen leuchten,
glänzen auf dem feuchten,
schmutzigschmierigen Asfalt.
Ja, es glänzt der Rinnsteinmatsch.
Im Wolkenhinterhalt
droht erster Schneefall schwarz.
Nordwind schneidet scharf, eiskalt.
Friedensstille gerne täuscht.
Vom Denkmal her ein Klang,
erst keucht’s, dann Schrittgeräusch.
Grau, vor mit süßen Träumen
reich gefüllter, bunter Wand,
erscheint ein Schattenkind,
geneigt gegen den Wind,
als wollt es sich verbeugen.
Es nähert sich nicht flink, schleicht,
schwankt hervor, fast taumelt’s,
zuckt aus der Helligkeit,
kriecht in den Haustorschatten,
sucht Schutz, weil es jetzt graupelt
und ungemütlich schneit’s
ein weißes Tuch als Preis,
wie wir’s im Märchen hatten.
Wachs, zuvor vom Grab geklaut,
hat es dort gezündet,
um seine Händehaut
ein wenig zu erwärmen.
Der Bub starrt in das Licht
Er sieht, schön eingebildet,
die guten Engel schwärmen.
Sein Elend spürt er nicht.
Er fühlt sich leicht und froh.
weil ihn so gar nichts bindet.
Als die Kerze dann erlischt.
sprüht sie als Himmelstrost
viele tausend Sterne.
Der Romasohn ist tot.
Ihn hat es früh erwischt.
Sowas sieht niemand gerne.
Epilog
Ein Amt war nicht zuständig.
Das Kind war nicht inländisch.