Wolpertingerjagd
Der Regen klopft auf seinen breitkrempigen, grünen Hut.
„Ist das ein Sauwetter“, schimpft er in sich hinein und
zieht den Kragen seiner schweren Wachstuchjacke höher.
Auf seiner Brust baumelt das schwere Fernglas, im Takt.
„Ausgerechnet bei diesem Wetter will ich den Bock schiessen“,
murmelt er vor sich hin.
Tiefe schwere Regenwolken, streifen durch die hohen
Tannen und lassen alles im Nebelkleid versinken. Trotzig
streift er das klobige Gewehr von der Schulter und klettert
auf den Hochsitz.
„Zuerst mal was Warmes“, mit diesen Worten schraubt er
den Verschluss vom , lederbezogenen, Flachmann und
lässt einen warmen Strom, des guten Weinbrands ,die
Kehle hinunterlaufen. „Gut, so nun zu dir du Wunderbock“
Dem mächtigen Hirsch ist er schon lange auf der Fährte,
ohne ihn zu stellen. Ein Prachtexemplar, Zwölfender mit
einer Geweihanomalie. Er hat im unteren Bereich einen
Spiess ausgebildet. Während der Brunft bildet er für die
anderen Böcke, im Zweikampf, eine tödliche Gefahr.
„Er muss weg“, hatte er damals beschlossen. Nur das war
leichter gesagt als getan. Der alte Bock war erfahren und
schlau, eine echte Herausforderung!
Langsam setzt die Dämmerung ein. Das Nachtglas,
aufgestützt, in Händen sucht der Waidmann routiniert
das Gelände ab. “Du verfluchter Hundesohn“ grummelt er.
Die kleine Lichtung, umgeben von Tannenschonungen,
ist der Hauptfutterplatz im Revier. „Wenn er da ist,
kommt er hierher“, hat er sich gesagt.
Der Regen hat aufgehört. Wolkenlücken geben den fahlen
Strahlen des Vollmonds, hier und da, Gelegenheit die Szenerie
zu beleuchten, um danach alles genauso plötzlich wieder abzudunkeln.
Ihm brennen die Augen, er setzt das Fernglas ab.
Wieder ein Mondscheinwerfer und da, auf der Lichtung
steht er.
Ein Prachtkerl, gewaltig, stolz und stark. Fast furchtlos
sieht er sich um und beginnt kurz zu äsen, um sofort zu sichern.
Das Herz des Jägers schlägt schneller. Er nimmt die Büchse,
visiert durch das starke Zielobjektiv und....
Der Mond ist weg, auch der Bock.
Nach weiteren Stunden, erfolglosen Wartens, nichts!
Missgelaunt steigt der erfolglose Schütze vom Hochsitz
und stapft durch das Unterholz seinem Jeep entgegen.
Plötzlich, wie ein Naturereignis, bricht etwas vor ihm
aus der Schonung, gross, massig. Es rammt ihn, es löst sich ein
Schuss aus der Büchse. Schmerz durchzuckt den Waidmann.
Sein linker Arm brennt höllisch. Auf dem Wachstuch bildet
sich ein, schnell grösser werdender ,Fleck.