#1

Oscar Wilde (1854-1900)

in Rumpelkammer 06.09.2005 21:30
von Richard III | 868 Beiträge | 871 Punkte
aus: Das Bildnis des Dorian Gray

„Gute Künstler leben nur in ihren Schöpfungen und sind daher im Leben vollständig uninteressant. Ein großer Dichter, ein wirklich großer Dichter ist das unpoetischste Geschöpf von der Welt. Aber untergeordnete Dichter bezaubern immer. Je schlechter ihre Reime sind, desto malerischer ist ihr Aussehen. Die bloße Tatsache, eine Sammlung mittelmäßiger Sonette veröffentlicht zu haben, macht solchen Menschen einfach unwiderstehlich. Er lebt die Poesie, die er nicht schreiben kann. Die anderen schreiben die Poesie, die sie nicht zu leben wagen.“

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#2

Oscar Wilde (1854-1900)

in Rumpelkammer 22.02.2006 08:57
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Taedium Vitae
Weariness of Life

To stab my youth with desperate knife, to wear
This paltry age’s gaudy livery,
To let each base hand filch my treasury,
To mesh my soul within a woman’s hair,

And be mere Fortune’s lackeyed groom,- I swear,
I love it not! these things are less to me
Than the thin foam that frets upon the sea,
Less than the thistle-down of summer air

Which hath no seed: better to stand aloof
Far from these slanderous fools who mock my life
Knowing me not, better the lowliest roof

Fit for the meanest hind to sojourn in,
Than to go back to that hoarse cave of strife
Where my white soul first kissed the mouth of sin!



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Taedium Vitae


Mir meiner Jugend eigner Mörder sein
In dieses leeren Daseins närrischer Tracht,
Zu fühlen, wie Gemeinheit ärmer macht,
Und wie die Seele krankt in Liebespein,

Und blindem Zufall mich zum Sklaven weihn -
Ich schwör's: ich lieb es nicht! Geringer acht
Ich dies als Schaum, der auf den Wassern lacht,
Als samenlose Distelflocken. Nein,

Viel besser fern von diesen Narren stehn,
Fern ihrem Unverstand und rohen Spotte,
Und sich verkriechen in der tiefsten Grotte,
Als in den heisern Streit zurückzugehn,

Wo mir zum erstenmal der sündigen Lüste
Gemeiner Mund die weiße Seele küsste!


Oscar Wilde

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#3

Oscar Wilde (1854-1900)

in Rumpelkammer 29.04.2006 10:52
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
To My Wife

I can write no stately proem
As a prelude to my lay
From a poet to a poern I would dare to say.

For if of these fallen petals
One to you seem fair,
Love will waft it till it settles
On your hair.

And when wind and winter harden
All the loveless land,
It will whisper of the garden,
You will unterstand

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



An meine Frau


Ich kann keine große Einleitung schreiben
Als Vorspiel zu meinem Lied;
Von einem Dichter an ein Gedicht
Würde ich's zu sagen wagen.

Wenn von diesen gefallenen Blütenblättern
Eines dir gefällt,
Weht Liebe es empor, bis es
Auf dein Haar sich niedersenkt.

Und wenn Wind und Wetter hart machen
All das lieblose Land,
Wird es vom Garten raunen,
Und du wirst verstehen.


Oscar Wilde

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#4

Oscar Wilde (1854-1900)

in Rumpelkammer 30.11.2007 10:44
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
My Voice

Within this restless, hurried, modern world
We took our heart’s full pleasure- You and I,
And now the white sails of our ship are furled,
And spent the lading of our argosy.

Wherefore my cheeks before their time are wan,
For very weeping is my gladness fled
Sorrow hath paled my lip’s vermilion,
And Ruin draws the curtains of my bed.

But all this crowded life has been to thee
No more than lyre, or lute, or subtle spell
Of viols, or the music of the sea
That sleeps, a mimic echo, in the shell.



† 30.11.1900

Die Frau in Rot

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