#1

Überfluss

in Philosophisches und Grübeleien 08.05.2006 11:13
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Überfluss


Ihr sagt, ich solle halten, was ich hätte,
da, was ich hätte, wäre, was ich sei.
Dass dieses Sein auch mein Bewusstsein glätte,
denn glatt gelaufen, wäre nichts dabei.

Nichts, das man nicht noch besser machen könnte,
das Bessere sei Feind des Guten.
Und gut sei, was man sich ja sonst nicht gönnte.
Man gönne Hexen, sich zu sputen.

Eilt großen Haufen zu, wenn Teufel müssen,
wer müsste nicht beizeiten sparen!
Spart Worte und lasst gold’ne Flüsse fließen,
wenn alles fließt, wer wollte Werte wahren?

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#2

Überfluss

in Philosophisches und Grübeleien 08.05.2006 18:30
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Mattes

Interessant.... jedes Wort wird im folgenden Satz aufgegriffen. Dadurch wirkt es natürlich etwas eintönig, aber Respekt, normalerweise bleibt bei solchen "Spielchen" der Sinn auf der Strecke.
Die vielen Komas stören mich etwas. Man könnte das mit Gedankenstrichen etwas eleganter lösen. Und am Ende möchte ich (einfach) eine Frage lesen, frag mich nicht wieso, es ist lediglich ein Gefühl. *g

Gruss
Margot

P.S. 1S/2Z 'das' (?)

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#3

Überfluss

in Philosophisches und Grübeleien 08.05.2006 18:55
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Mattes,

das sind für mich ha inhaltlich drei Texte für sich rund um's Thema.
Die erste Strophe kreist rund um's selbst, um's Sein/Bewusstsein und man solle zufrieden sein mit dem, was man hat.
Die zweite so ein bisschen darum, wonach man so streben sollte, nach dem Guten hat. Das Böse bekämpfen, das gute suchen, aber Maß halten.
In der dritten heißt es, geht in die Vollen, jagt die Sparsamkeit zum Teufel, wenn ihr es Euch leisten könnt. Wer hat, der hat.
Nette Steigerung, mir fehlt ein wenig die Verbindung zwischen den Strophen.
Die Kommata stören mich übrigens nicht, aber ich hätte, bei der extremen, inhaltlichen Dichte instinktiv mehr Zeilenschaltungen eingebaut, auch, wenn dann der Reim leidet. Also so in der Art:

Ihr sagt, ich solle halten,
was ich hätte,
da, was ich hätte,
wäre, was ich sei,
dass dieses Sein auch mein
Bewusstsein glätte,
denn glatt gelaufen,
wäre nichts dabei.

So fänd ich es noch superer.
Nein, ernst, gefällt mir gut in seiner inhaltlichen Komplexität und stringenten Form.
Hab gerade nochmal geguckt und mir fiel auf, dass die ersten 2 Strophen ja das beinhalten, was "die" sagen und die letzte ein Statement des Ichs ist. Hm. Das ändert natürlich einiges. Hätte vielleicht deutlicher sein können, wie

Ich sag, häuft nur Haufen auf, wenn Teufel müssen,
wer müsste nicht beizeiten sparen! ...
Wobei ich bei aller Kritik sagen muss, dass ich wieder mal beeindruckt bin, einen derartig komprimierten Text mit derartig vielen technischen Rafinessen zu lesen. Margot deutete das schon an. Die Form steht hier für mich klar im Vordergrund, der Inhalt kommt zwar rüber, macht den Text aber nicht unbedingt aus.

Auf jeden Fall gern gelesen.

Schöne Grüße,
GW

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#4

Überfluss

in Philosophisches und Grübeleien 13.07.2006 15:11
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo und Danke für eure Kommentare. Das mit den Gedankenstrichen anstelle von Kommata ist mir nun schon mehrfach begegnet, so recht verstanden habe ich es bis heute nicht. Ich kann die weder eleganter, noch besser finden. Für meine Begriffe laden die lediglich zu größeren Pausen ein und die sind hier nicht notwendig. Wenn es eintönig klingt, ist das inhaltlich zwar nicht schlecht aber für ein Sprachkunstwerk kein schöner Ausweis. Dann bin ich eindeutig gescheitert.

Der Inhalt macht den Text insofern nicht aus, als es eine Spielerei ist und darum geht den Überfluss und die gleichzeitige Überflüssigkeit von Sinnsprüchen zu zeigen. Es gibt ja Leute, – und manchmal gehöre ich bedauerlicherweise auch dazu – (<-- schau, Gedankenstriche) die zu jeder Situation so einen Spruch präsentierten können und das kann ziemlich nerven und ist meistens auch sinnentleert. Hier werden folgende Sprüche karikiert:

Halte, was du hast.
Hast was, dann bist was.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
Der Zweck heiligt die Mittel.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Das Bessere ist Feind des Guten.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Geschwindigkeit ist keine Hexerei.

Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Alles fließt.

Und der letzte Spruch hebt alle (vermeintlichen) Klugheiten eben auf. Der Nachklang ist eigentlich nur eine rhetorische Frage, aber das Fragezeichen ist durchaus berechtigt und kommt da jetzt auch hin.

DG
Mattes


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