#1

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 05.07.2006 00:38
von AiAiAwa (gelöscht)
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Wie Felsriff türmt mein Grab sich in die Höhe
und verfestigt morsche Beine
am Abgrund, so dass ich sie ewig sehe,
doch nie mehr meine eingeflochtne Nähe
greifen kann – ich bin alleine.

Im Leben sprossen noch die Augenblicke
aus der Berge wilden Truhen
wie Diamanten glitzernd – schweigsam rücke
ich nun mit Wolken unter eine Decke,
lasse (gleichsam finde) alte Quellen ruhen.

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#2

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 05.07.2006 18:27
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ai (du erlaubst die Abkürzung?)

Ich seh da echt nicht durch. Spricht da wer aus dem Jenseits? Eingeflochtne Nähe .... hm ... ne Mumie?
Auch mit S2 komme ich nicht klar. Da erinnert sich das (tote) lyr. Ich an Gewesenes, gut, aber die Vergleiche sind mir zu künstlich und zu kryptisch. Da stehe ich - eselsgleich - vor dem Berg.

Schön finde ich diese Zeile: schweigsam rücke ich nun mit Wolken unter eine Decke .... aber sonst sagt mir der Text nicht zu. Tja

Gruss
Margot

P.S. Ach ja, und willkommen in den schlammigen Gewässern.

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#3

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 05.07.2006 23:56
von AiAiAwa (gelöscht)
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Hi Margot,

auch ein hallo von meiner Seite aus. Vielleicht werde ich hier noch häufiger vorbeischauen; die Plauderecke gefällt mir irgendwie.
Ob ich mich für Unverständlichkeit entschuldigen soll, weiß ich noch nicht. (Ich stehe schon länger vor dieser Frage.) Zumindest danke fürs Beschäftigen mit dem Text erstmal. Der erste Teil zeigt - grob gesagt - eigentlich nur die Jenseits-Diesseits-Diskrepanz, bzw. das eigene Verlorengehen bei der Trennung von wesentlichen Lebensinhalten, um es auf eine etwas andere Weise zu deuten; das lyr. Ich spricht quasi aus der "separierten" Welt. Ich denke, hier könnte man noch interpretieren - oder ist es wirklich so unklar?
Bei der zweiten Strophe muss ich stärker auf dich eingehen. Kryptizismus ist ok, wenn's wirkt, aber wenn es dann auch noch gekünstelt klingt, muss ich wohl was ändern. Vielleicht sind gerade "Leichtmutstruhen" und "Diamanten" in dem Kontext nicht passend und undeutlich. Darüber muss ich noch nachdenken.

Und ob ich's noch weiter aufdröseln kann, mal schaun. Danke jedenfalls für den Kommentar.

Grüße
Philipp

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#4

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 09:20
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Aber nicht doch, du musst dich für gar nichts entschuldigen, noch musst du etwas ändern, das war nicht die Botschaft. Es ist nur so, dass, je mehr kryptische Bilder in einem Text sind, desto grösser ist die "Gefahr", den Leser zu verlieren, weil die Zeilen ihn nicht packen können. Es gibt ja viele Stellen, an denen man jemanden erreichen kann: Erinnerung, Sentimentalität, Trauer, Wut, Mitleid ... etc.

Für meinen Geschmack sind die Bilder hier einfach zu rätselhaft, andere knobeln evtl. aber gerne daran herum. Meine Antwort ist lediglich eine Stimme, nichts weiter.

Gruss back
Margot

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#5

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 12:58
von Don Carvalho • Mitglied | 1.880 Beiträge | 1880 Punkte
Hi AiAiAwa,

Dein Text spricht mich grundsätzlich an, allerdings geht das Verständnis - da muss ich mich Margot anschließen - im zweiten Abschnitt auch für mich verloren. Da mir die - auf den ersten Blick nicht so aufdringliche - Form ebenfalls gefällt, werde auch Metrik und Reime etwas genauer beäugen .

Wie Felsstein türmt mein Grab sich in die Höhe
und verfestigt morsche Beine
am Abgrund, so dass ich sie ewig sehe,
doch nie mehr meine eingeflochtne Nähe
greifen kann ? ich bin alleine.

xXxXxXxXxXx a
XxXxXxXx b
xXxXxXxXxXx a
xXxXxXxXxXx a
XxXxXxXx b
Hübsches Reimschema und metrisch konsequent, das gefällt mir. Etwas irritierend ist beim ersten Lesen Z.3, da die Betonung auf dem dass üblicher ist, dann aber kein Problem. Schön finde ich auch die Verwendung der unreinen Reime, in Strophe 2 bist Du ja ebenso verfahren.

Inhaltlich komme ich hier noch einigermaßen mit (oder reime mir was zusammen ). Das lyrIch scheint aus dem Jenseits einen Blick zurück zu werfen. Das Grab selbst führt dem lyrIch anscheinend seine Vergänglichkeit vor Augen. Ihm steht kein Rückblick auf das ganze Leben zur Verfügung, sondern offenbar nur das Ende, die morschen (und somit bereits von Vergänglichkeit gezeichneten) Beine sind es, die sich verfestigen, aber das Leben und die damit eingeflochtne Nähe sind ausgehaucht, wie dem lyrIch bewusst wird.

Gerade im Zusammenhang mit der Überschrift (von der ich es allerdings hübscher fände, wenn sie auch direkt über dem Gedicht stünde) habe ich bei dieser Strophe übrigens ein aufgehäuftes Steingrab in den Bergen, direkt an einem Abgrund vor Augen...

Im Leben sprossen noch die Augenblicke
aus unsern wilden Leichtmutstruhen
wie Diamanten glitzernd ? schweigsam rücke
ich nun mit Wolken unter eine Decke,
lasse (gleichsam finde) alte Quellen ruhen.

xXxXxXxXxXx a
xXxXxXxXx b
xXxXxXxXxXx a
xXxXxXxXxXx a
Xx(XxXx)XxXxXx b
Bei den Reimen bist Du Dir treu geblieben, auch die Zeilen 1, 3 und 4 stimmen mit Strope 1 überein. In der letzten Zeile hast Du einen noch in der Klammer etwas hinzugefügt, lässt man dieses jedoch weg, stimmt auch diese Zeile metrisch mit Z.2 und 5 der Str.1 überein. Etwas ungewöhnlich, aber nachvollziehbar umgesetzt. Aber warum bist Du in Z. 2 vom 4hebigen Trochäus abgekommen? Weder inhaltlich noch formal sehe ich dafür einen Grund. Hm....

Inhaltlich habe ich hier allenfalls eine Ahnung. Es wird m.E. das verlorene Leben beschrieben, das lyrIch wandelte leichtmütig durch sein Dasein, nicht an sein Ende denkend, und genoss die diamantengleichen Augenblicke. Doch ist das nun weit entfernt, das lyrIch ist dem Sein entrückt und lässt diese Erinnerungen (Quellen der Lebensfreude?) ruhen und findet sogar - nun, da alles vorbei ist, sogar noch alte Quellen wieder...

Keine Ahnung, ob sich Deine Intention da wenigstens ansatzweise wiederspiegelt. Auf jeden Fall ist die 2. Strophe nur schwer greifbar, und auch wenn ich gerne über Wortbilder nachgrüble, ist es mir hier fast etwas zu wenig konkret. Die Leichtmutstruhen überzeugen mich im Übrigen sprachlich nicht... Okay, im Zusammenhang mit den Diamanten kann man sicherlich Schätze assoziieren, die gerne in Truhen - hier aus Leichtmut - aufbewahrt werden, dennoch klingt diese Wortkreation seltsam und vermutet, sie wird nur dem Reim zuliebe bemüht.

Insgesamt bleibt es bei meinem ersten Eindruck: Dein Text ist ansprechend, vielleicht aber wirklich etwas zu verwirrend. Die metrische Inkonsequenz in Str. 2/Z. 2 stört, alles in allem aber überzeugt Deine formale Gestaltung. So ganz konntest Du mich zwar nicht mitnehmen, Deine Zeilen habe ich aber gern gelesen (und darüber gegrübelt).

Gruß,

Don

P.S.: Ach ja, auch von mir ein herzliches Willkommen im Tümpel!

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#6

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 13:05
von sEweil (gelöscht)
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Hallo aiaiawa.

Ich bitte dich noch nicht zu entschlüsseln, was du dir dabei gedacht hast, weil ich dieses Comment noch editieren möchte um meine "Theorie" zu äußern. (Sobald ich Zeit habe, max. 3 Tage.)

Büdde.

Edit: ich meine ihr seid alle am Holzweg.
Edit1: Mach mal im Profil die Funktion Pns erlauben, an.

Lg Thomas

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#7

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 13:20
von Fabian Probst (gelöscht)
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Die Sprache finde ich interessant, mit dem Verständnis hapert es auch bei mir.

Was mir auffiel: Die glitzernden Diamanten stachen negativ heraus, weil sie als einzige Formulierung für mich abgegriffen wirkten.
Aber ohne Verständnis des Inhaltes ist das eigentlich schwer zu beurteilen.

lg,Fabian

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#8

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 13:53
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Hallo!

Ich lese im Gedicht und ich lese in den Kommentaren, dass es hier hübsch Kling-Klang-Klong macht aber nichts dahinter steckt. Ich finde im Gegensatz zu Fabian, dass es sehr wohl zu beurteilen ist, dass die Diamanten stumpf und die Leichtmutstruhen mutwillig, gekünstelt wirken und daher auch den sprachlichen Glanz in der zweiten Strophe stark beeinträchtigen.

Inhaltlich wirkt es wie Kokolores auf mich:

Wie Felsstein türmt mein Grab sich in die Höhe
Türmt sich Felsstein (was ist das für eine Sorte?) geradezu sinnbildlich in die Höhe? Egal, das lyrI ist also tot, soviel erfahren wir.
und verfestigt morsche Beine am Abgrund
Okay, das Grab steht zwischen Bergen, aber offenbar nicht im Tal, sondern in einem Kar und da ist noch genügend Abgrund für. Das Grab ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das lyrI es auf keinen der beiden Gipfel gebracht hat, dafür waren die Beine offenbar schon zu morsch und diese Morschheit wird sinnbildlich dokumentiert, verfestigt...
so dass ich sie ewig sehe
...dem lyrI zur ewigen Schande. Das Sehen ist natürlich nur sinnbildlich gemeint, das lyrI ist ja tot.
doch nie mehr meine eingeflochtne Nähe greifen kann
Womit ist diese Nähe verbunden und ist das nicht eine Tautologie? Meine Nähe? Zu wem oder was?
– ich bin alleine.
Ich auch. Der Dichter lässt mich aber auch ganz schön alleine.

Im Leben sprossen noch die Augenblicke
Im Leben hat das lyrI noch gelebt, jetzt lebt es nicht mehr, sieht aber noch alles und fühlt sich alleine.
aus unsern wilden Leichtmutstruhen wie Diamanten glitzernd
Zu den beiden Worten habe ich schon etwas gesagt, kombiniert erhöht sich meine Abneigung. Inhaltlich: Gut, das lyrI war im Leben ein Sonnyboy oder –girl und hüpfte leichtmütig durch die Gegend, im Gegensatz dazu schaut es jetzt schwermütig auf sein Grab. Auf einmal kommt auch ein lyrDu ins Spiel aber nur ganz kurz wird erwähnt, dass die Truhen (das sind assoziativ ja eher dunkle, schwere Kisten...) „uns“ gehörten. Was der Hinweis soll, keine Ahnung.
schweigsam rücke ich nun mit Wolken unter eine Decke
Für sich genommen, eine wunderbare Formulierung, ohne Frage. Inhaltlich fragwürdig, dass aus dem schwermütigen Trumm der ersten Strophe, der durch den Kontrapunkt soeben noch verstärkt wurde, jetzt etwas vergleichsweise Schwereloses, wie eine Wolkendecke wird. Der geradezu versöhnliche Schluss ”comes as a complete surprise to me” (Dr.Scott in The Rocky Horror Picture Show).
lasse (gleichsam finde) alte Quellen ruhen.
Warum das Ruhen lassen gleichsam identisch mit dem Finden alter Quellen sein soll, ist mir nicht vermittelbar. Was das Ganze überhaupt heißen soll, eben auch.

Tut mir leid, ich bin nicht das richtige Publikum dafür. Ich gehe jetzt Kreuzworträtsel lösen, auch wenn die erheblich schlechter klingen. Soviel muss der Neid dann doch lassen.

DG
Mattes


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#9

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 14:06
von AiAiAwa (gelöscht)
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Wow.

Innerhalb eines Tages habt ihr es geschafft, genauso viel oder sogar mehr sinnvolle und hilfreiche Kommentare zu verfassen als ich in meiner gesamten Zeit auf dotcom bekommen habe. 0_o Respekt, ihr Tümpler, Respekt.

Nun zum Einzelnen:
@Margot
Das Entschuldigen war mehr als Geste gegenüber der Kritik zu verstehen; ich habe 'nen Hang zur Dramatik.
Dass es sich bei einer Bewertung immer um einen subjektive Einschätzung (du sagst ja selbst "für deinen Geschmack") geht, ist schon klar. Aber sobald für mich negative Kritik nachvollziehbar ist, sollte ich sie annehmen und aus-/verwerten.

@Don
(Ebenfalls hallo. =))
Danke für diese ausführliche Betrachung. So kann ich noch genauer an einzelnen Punkten arbeiten. Den Metrik-Schnitzer in S2 Z.2 hatte ich nicht bemerkt, da muss ich noch was ausbügeln.
Bei der Form habe ich etwas mehr herumexperimentiert. Eigentlich sollte es auch eine Art "Zwischenreim" geben in der vierten Zeile ("meine", "nun"), leider musste ich wegen der Syntax das ganze an unterschiedliche Stellen setzen. ("nun" wäre ohnehin kein sauberer Reim).
Inhaltlich zeigen mir Deine Überlegungen, dass man doch trotz manch krptischer Stellen auf relativ plausible Pfade finden kann. sEweil zu liebe äußere ich mich aber erst später dazu, ich hoffe, Du verstehst das.
Soweit bin ich mit dem Gedicht auch ganz zufrieden. Einzig die vorhin erwähnten Stellen - "Leichtmutstruhen" und "Diamanten" - scheinen nicht zu wirken. Dass die "Truhen" auch wegen dem Reim entstanden sind, lässt sihch nicht verschleiern; ich hoffte, es noch in das Bild einbauen zu können. Allerdings, wie gesagt, wenn kryptische Sprache das Verständnis und die Nähe zum Text verhindert, sollte man sie umbauen. Dass es zudem gekünstelt trinkt (s. "Truhen") ist mir besonders zuwider. Hm... daran muss ich noch basteln. Jene Stelle muss für den Leser noch entschlackt werden. Das "eingeflochtne" werde ich vielleicht auch noch etwas besser umschreiben. Ursprünglich hieß es "eingewachsne", wurde aber aus tja, "ästhetischen" Gründen geändert.
Ich werde darauf aufbauen und mich in einer ruhigen Stunde noch mal dem ganzen widmen. Danke nochmal.

@sEweil
Kein Problem, ich kann warten. Freue mich übrigens. Vielleicht habe ich das ganze in den nächsten Tagen noch etwas eindeutiger geformt.

@Fabian
Was Dir aufgefallen ist, ist gar nicht mal so falsch. Der Inhalt wird in nächster Zeit nochmal genauer von mir aufs Korn genommen; anscheinend tappt man beim ersten Lesen noch zu sehr im Dunkeln.

Danke nochmal für alle Antworten. Hat mich wirklich gefreut und motiviert, mich auch hier weiter zu betätigen.

Grüße
Philipp


edit:
@mattes
Danke für die Auseinandersetzung, auch wenn Du Dir Deinen Spott bitte für andere Dinge aufheben kannst. Ich äußere mich bald noch dazu, inwiefern der Kokolores Sinn macht. Immerhin zeigst Du mr, dass das ganze nicht bloß interpretiert, sondern auch kritisch hiterfragt und ggf. niedergemacht wird. (Das spricht für dieses Forum). Weiteres später.
Ich muss noch ergänzen, dass die Thematik an sich nicht allzu komplex ist und sich aufdröseln lässt (ist oben auch geschehen); jedoch driftet's nicht ins Banale ab. Zumindest laut eigener Einschätzung. Ich glaube, ich prüfe den Text dann in allen Teilen. Von Deiner Seite aus bleibt die Frage, ob der Inhalt der kryptischen Gestaltung gleich kommt (bzw. beantwortest Du die Frage gleich: "Nö, es ist simpler Schmarrn."). Sicher eine mögliche Intrepretation/Beurteilung. Ich versuche eher, jetzt an der Verständlichkeit zu arbeiten, denn diese ist so oder so schlecht für das Gedicht.

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#10

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 14:39
von Mattes | 1.141 Beiträge | 1141 Punkte
Ach ja, Aiaiawa,

obwohl ich mich mit dem Geschriebenen mindestens ebenso intensiv befasste, werde ich nur im Nachsatz dahingehend bedacht, ich möge meinen Spott für andere Dinge aufsparen. Offenbar bist du der Ansicht, ich spottete oder macht das Gedicht gar nieder. Glaub mir, das kann ich besser.

Soviel Spott kann ich auch gar nicht erkennen. Allerdings war ich schon immer der Meinung, auch der Rezensent dürfe seinen Spaß haben und muss nicht zwingend bleiern-akademisch arbeiten, zumal manche das noch viel krummer nehmen. Nein, ich gab dir meine ehrliche Meinung und selbstverständlich kannst du damit machen, was du willst. Wie du auch in meinem Kommentar nachlesen kannst, weise ich auf das Subjektive des Geschmackes hin. Aber das zählt nicht, nein, während du dich bei Margot entschuldigtest, die ihr Missfallen deutlich weniger begründete, wirfst du mir Spott und Niedermachen vor.

Kein Thema, Hiawatha, du wirst dir meinen Spott nicht mehr antun müssen.

DG
Mattes

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#11

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 15:40
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte

Zitat:

Mattes schrieb am 06.07.2006 14:39 Uhr:
Aber das zählt nicht, nein, während du dich bei Margot entschuldigtest, die ihr Missfallen deutlich weniger begründete, wirfst du mir Spott und Niedermachen vor.


Ich bin auch ne Frau!

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#12

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 06.07.2006 18:11
von AiAiAwa (gelöscht)
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Zitat:

Mattes schrieb am 06.07.2006 14:39 Uhr:
Ach ja, Aiaiawa,

obwohl ich mich mit dem Geschriebenen mindestens ebenso intensiv befasste, werde ich nur im Nachsatz dahingehend bedacht, ich möge meinen Spott für andere Dinge aufsparen. Offenbar bist du der Ansicht, ich spottete oder macht das Gedicht gar nieder. Glaub mir, das kann ich besser.

Soviel Spott kann ich auch gar nicht erkennen. Allerdings war ich schon immer der Meinung, auch der Rezensent dürfe seinen Spaß haben und muss nicht zwingend bleiern-akademisch arbeiten, zumal manche das noch viel krummer nehmen. Nein, ich gab dir meine ehrliche Meinung und selbstverständlich kannst du damit machen, was du willst. Wie du auch in meinem Kommentar nachlesen kannst, weise ich auf das Subjektive des Geschmackes hin. Aber das zählt nicht, nein, während du dich bei Margot entschuldigtest, die ihr Missfallen deutlich weniger begründete, wirfst du mir Spott und Niedermachen vor.

Kein Thema, Hiawatha, du wirst dir meinen Spott nicht mehr antun müssen.

DG
Mattes




Ist ja gut, ist ja gut.

Ich habe eigentlich nichts gegen ironische Kommentare und es gab sicherlich heftigere Verrisse von meinen Texten. Hat mich nur ein bisschen verwundert, da Du an einigen Stellen treffende Kommentare abgibst (erste Strophe: 1./4.Zeile) und dann an einigen Stellen in Gaukelei verfällst:

"– ich bin alleine.
Ich auch. Der Dichter lässt mich aber auch ganz schön alleine."

"Tut mir leid, ich bin nicht das richtige Publikum dafür. Ich gehe jetzt Kreuzworträtsel lösen,"

Schlag mich, wenn ich Unrecht habe. Außerdem habe ich bzgl. solcher Kommentare auch nur anderthalb Sätze aufgewandt; so viel Spott unterstelle ich dir gar nicht. Und das "niedermachen" war auch allgemein und nicht auf dich bezogen. (Das "ggf." hast du auch ignoriert") War's zu unklar formuliert?
Desweiteren werde ich Deine Antwort genauso berücksichtigen wie jede andere intelligente Meinung, die ich höre. Wenn Du etwas sagst, das richtig ist, wäre ich ein Idiot Dich zu ignorieren.

So long
Philipp

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#13

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 11.07.2006 10:09
von sEweil (gelöscht)
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Hallo Aiaiawa

Entschuldige die Verspätung und vielen Dank fürs Warten.

Ich poste gleich neu und nehme dann gleich das mit dem Holzweg zurück.
Soll ja nicht der Eindruck enstehen ich führe mich hier wie der Bonanza des Interpretierens auf.

Ich interpretiere einfach mal wild drauf los und schreib dann, was mir nicht so gefiel.

Wie Felsstein türmt mein Grab sich in die Höhe
und verfestigt morsche Beine
am Abgrund, so dass ich sie ewig sehe,
doch nie mehr meine eingeflochtne Nähe
greifen kann – ich bin alleine.


Für mich spricht das alles für einen alten Baum, der an einem steinernen Hang steht, wo mehr Stein, als Erde zu sein scheint. Die morschen Beine sind die Wurzeln, die am Rand herausragen und nichts mehr greifen können. Er dürfte schon sehr alt sein und früher andere Bäume um sich gehabt haben - nun ist er einsam.

Im Leben sprossen noch die Augenblicke
aus unsern wilden Leichtmutstruhen
wie Diamanten glitzernd – schweigsam rücke
ich nun mit Wolken unter eine Decke,
lasse (gleichsam finde) alte Quellen ruhen.


Zurückblickend zum 'Leben', das aus Mehrsamkeit bestand, werden hier Leichtmutstruhen erwähnt und der Vergleich mit Diamantenglitzern - was für mich einfach wie ein Rückblick an bessere Tage aussieht.
Mit den Wolken unter eine Decke rücken ist wohl auch bildlich gemeint, die Krone, die Wolken.
Das gleichsam finde ist ein Hoffnungsschimmer. Alte Quellen sind versiegt, aber es gibt auch Neue - Lebensspender sozusagen.

Auf einen Menschen kann man das nun auch übertragen, aber für mich spricht das zu eindeutig dafür, dass es sich um oben erwähntes handelt.

Ich X-e mal durch.

xXxXxXxXxXx
xxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
XxX - xXxXx

xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXx - XxXx
xXxXxXxXxXx
XxXxXxXxXxXx

Metrisch schon auch ein kleines Wirrwarr, das man beim Lesen merkt, es hakt an den aufgezeigten Stellen.

Sprachlich gefallen mir folgende Dinge nicht.

Wie Felsstein türmt mein Grab sich in die Höhe
und verfestigt morsche Beine


Dies beschreibt einen Tod-Zustand, der Körperlich ist, was aber hier wieder entkräftet wird:
doch nie mehr meine eingeflochtne Nähe
greifen kann – ich bin alleine.

Hier wird Leben dargestellt in Verbindung mit Sehnsucht und Einsamkeit - spricht nicht für den Tod.

am Abgrund, so dass ich sie ewig sehe,

ewig sehe - was ist schon ewig? Das gefällt mir nicht und passt einfach nicht.

aus unsern wilden Leichtmutstruhen
wie Diamanten glitzernd


Ist mir zu wenig, der Vergleich wirkt ein wenig zu platt und besitzt keinerlei Tiefgang.

schweigsam rücke
ich nun mit Wolken unter eine Decke,

Das finde ich nun wieder toll, sprachlich gesehen, meine Interpretation muss ja nicht stimmen, aber das Bild ist schön gemalt.

Also alles in Allem muss ich sagen, dass ich die Idee, so das von dir intendiert war, gut finde, aber die Umsetzung zu holprig und unfein geschliffen finde.

Jetzt freue ich mich aber auf die Auflösung.

Lg sEweil


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#14

Zwischen Bergen

in Philosophisches und Grübeleien 11.07.2006 23:23
von AiAiAwa (gelöscht)
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So, das Gedicht habe ich erst mal editiert und den metrikfehler rausgehauen; ebenso die gröbsten inhaltlichen Fehler (auch wenn S2Z2 noch nicht final ist).

Hi Thomas,

gerne habe ich gewartet, kein Problem. Metrisch sehe ich bis auf den Jambus-Trochäus-Wechsel (in S1Z2 müsste das "und" betont werden; das ist zwar ungewöhnlich, aber Dons angesprochene Betonung in S1Z3 schlägt in dieselbe Kerbe-- Notlösung) keine Schwierigkeiten.
Die inhaltlichen Punkte kann ich bei Dir nicht ganz nachvollziehen. Das "alleine" ist auf den jetzigen wie auch immer geartetetn Zustand des lyr. Ichs - also "tot" zurückzuführen. gerade im Kontrast mit dem Leben an sich doch recht markant. Ist der bezug hier so missverständlich. Den platten Vergleich habe ich leider noch drin. Sprachlich ist es wirklich net so dolle, da muss ich Dir zustimmen. Leider ist mir inzwischen keine bessere Variante eingefallen, bin gerade absolut nciht kreativ.
Desweiteren Danke für das Lob und na ja, die Ungeschliffenheit will teils noch nicht weichen. Ich woge nur die Glätten, ähm, glätte nur die Wogen und sehe weiter, was ich noch rauskitzeln kann.

Was die Interpreation betrifft: Fortsetzung folgt... Ich schreib's gleich hin, wenn mein Gehirn das noch mirmacht; bin müde, weil ich schon den ganzen Tag vorm PC sitze. Vielleicht wird's noch was heute abend. =)

--------------

So, weiter geht's:
Die Interpretation mit dem Baum finde ich stark. Sie war zwar nicht meine Intention (sorry), aber den Kreativtätspreis bekommst Du von mir verliehen. Das reine Bild gibt tatsächlich so etwas her; ob's durchweg geht, weiß ich in meinem momentanen Halbschlaf nicht zu beurteilen.

Was die Auflösung angeht, kommt Don Carvalho dem schon recht nahe.
So wie ich mich selsbt noch in Erinnerung habe war das ganze durch eine Zugfahrt durch dei Weinberge an der Mosel inspiriert. Inhaltlich bin ich dann ins Metaphysische gegangen. Zu Beginn soll durch Kontraste die Diskrepanz, das Loch zwischen Leben und Tod aufgerissen werden - so weit, so einfach. "Beine"= Gebeine. Das körperliche Ich ist an die Sterblichkeit gekettet, ruht jetzt endgültig (daher das "ewig") und betrachtet die Situation quasi aus dem Off. Diese externe Stellung ist de facto nicht möglich, doch habe ich dem lyr. Sprecher hier Freiheiten erteilt. Diese Position ist bewusst vage gehalten, denn um seinen jetzigen Aufenthalt geht es ja nicht.
Die "eingeflochtne Nähe" ist dementsprechend das eingewöhnte Leben, die im Alltag selten ins Bewusstsein gerufene Vegänglichkeit des Körpers. (Der Vanitas-Gedanke ist seit der Barockzeit keine große Sache mehr; er dient hier als Aufhänger.) Weiterhin bedeutet das "ich bin alleine" ein zu starkes Gebundensein an das irdische Leben und das fehlende Bewusstsein für den Tod. Letztlich bleibt das lyr. Ich im Geist unfertig. Daher der "Abgrund".
Da das alles Fiktion ist (das Gedicht, meine ich), wäre also die Conclusio wiederum, im Leben ein Bewusstsein für den Tod zu haben. Vereinfacht also "memento mori".
(Beim Schreiben habe ich versucht, jene Klischees und Jahrhunderte alten "Weisheiten" eigentlich gering zu halten; der Gedankengang sollte schon etwas mehr hergeben. Doch alles in allem lässt es sich grob darauf zurückführen.)

Nun zu besagter Truhenstelle: "wild"--> aus Zufall sich ergebende Situationen; "Truhen"--> greifbare, weltliche Schätze, im einfachen Sinn (nicht Leichtsinn; Leichtmut traf es m.E. besser) aufgenommen. Die Diamanten eröffnen m.E. eine ambivalente Deutungsmöglichkeit: einerseits stehen sie für materiellen Wert und die (mögliche, falls geschliffene) Schönheit des Weltlichen, andererseits offenbart sich eben darin eine einseitige Sicht, ein trügerischer Wert, gerade im Angesicht der Ewigkeit, gegen die selbst Diamanten blass aussehen.
Das lyr. Ich merkt am Schluss, dass es in eine andere Welt gezogen wird; es sieht eine Art von Ewigkeit, indem es die Vergangenheit, sämtliches Vergangenes ruhen lässt und dadurch einen neuen Blick auf die Welt bekommt. (s. Klammern, sogar in kausaler Reihenfolge)

So ungefähr wär's das von mir. Zu der ein oder anderen Zeile sollte ich vielleicht noch etwas mehr sagen, doch irgendwie denke ich, das ist bisher schon mehr als genug für das Gedicht. Sollte mein Gedankengang jemandem nicht gefallen oder ich noch irgendetwas ausgelassen oder unsinnig interpretiert haben (ja, es ist spät und ich bin irgendwie müde), so werft einfach 'nen Stein nach mir, dann stelle ich mich euch nochmal.

Danke, sEweil, soweit fürs Lesen und drüber Nachdenken.

Schöne Grüße
Philipp

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