#1

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in Natur 18.02.2008 12:51
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
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Wir spielen heut verstecken und
ich decke meine Augen zu,
dann zähle ich mit stillem Mund
für mich bis zehn solange du

das Weite suchst und eintauchst in
den Wald, das wirr verzweigte Holz,
sein Wurzelwerk liegt wie ein Sinn
darunter und hält voller Stolz

sein Laub empor, als grünes Meer
im Wind, das raschelnd Wogen schlägt.
Ich wandere am Grund umher,
ein Seestern, den die Strömung trägt.

Ganz tief verborgen wartest du,
ein Rauschen in der grünen Gischt. -
Ich treibe dem Vergessen zu,
die Suche, die mich lenkt, verwischt.

Auch dir entschwindet bald das Spiel.
Fortan getrennt und doch vereint
sind wir zwei Wellen ohne Ziel
im Meer, das herbstens Blätter weint.


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#2

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in Natur 19.02.2008 10:46
von Erebus (gelöscht)
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Hallo GW,

ich wollte ursprünglich schon gestern, als der Text noch ein anderes Erscheinungsbild und Reimschema hatte, kommentieren. Gut das ich es ließ, denn so gefällt er mir besser.
Natur beziehe ich vornehmlich aus den Bildern, inhaltlich finde ich mich jedoch in einer oder mehreren anderen Rubrik(en), wobei ich mich nicht entscheiden könnte, ob es eher dem philosophischen Tiefgang oder der lyrische Liebe zuzuordnen ist.

So, wie der Titel besagt, versteckt es sich mit jedem Vers den ich voranlese etwas weiter vor mir. Das gefällt mir sehr.

Was in S1 als gewöhnliches Versteckspiel beginnt taucht mit S2 in eine andere Materie/Ebene ein, diese verändert sich ihrerseits vom Wald zum Meer und verharrt in einer versteckten Zwitterposition.
Der abschließende Vers gefällt mir jedoch nicht, ich schätze, ohne das "weint" käme er besser bei mir an, aber die Spreizung durch die Bilder ist schon gewagt.

"Versunkner Bäume Holz" gefällt mir ebenso wenig, das ist zu beladen, und die Entwicklung des sinnhaltigen Wurzelwerkes über vier Verse hin zum windig raschelnd Wellen schlagenden reichen Laubes weitem Meer ist reichlich vertrackt. Das ginge vermutlich dichter.

Das auffällige Enjambement V1/2 gefällt mir hingegen, es findet es einen Wiederhall in den beiden abschließenden Versen. Also eine runde Sache.

Der Seestern, der durch den vermeerten Wald treibt, hat hingegen wieder einen ganz eigenen Reiz, der gefällt mir genauso wie das verborgene und doch allgegenwärtige LD.
Konkret komme ich dem Inhalt nicht recht auf die Spur, aber das beunruhigt mich nicht, denn, wie der Titel schon sagt, es geht ja ums Verstecken

LG
Ulrich
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#3

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in Natur 19.02.2008 12:35
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hi Ulrich,

ja, Du hast zielgerichtet Deinen wachsamen Finger auf die wunden Punkte des Textes gelegt, die ich auch so empfinde. Da Du mich auch etwas ermutigt hast, denke ich, ich bastele da vielleicht nochmal dran in der Hoffnung, da noch was verbessern zu können.

Ich mag den Text jetzt auch nicht unbedingt erklären, daher bin ich froh, dass Du Dich auch mit dem verschleierten Inhalt.

Viele Grüße,
GW

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#4

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in Natur 21.02.2008 10:05
von Erebus (gelöscht)
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Hallo GW,

ja, mir gefällt Dein Gedicht nun besser, allerdings ist er wieder verklumpt? Ich fand es im Schriftbild mir Leerzeilen deutlich leichter zu lesen.

Mir gefällt eigentlich immer das mehr, was noch einen Hauch Verschleierung enthält, nicht ganz durchdrungen wird und Türen offen läßt.
Gedichte, die zu sehr verdinglicht oder nur klare und eindeutige Aussage sind, verlieren für mich sehr schnell ihren Reiz.
LG
Uli
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#5

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in Natur 21.02.2008 13:11
von Wortfotografin (gelöscht)
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Hallo GW
was mir gefällt, das ist dieses für meine Ohren leicht verschmitze verlängern der verse... gleich im ersten dieses und... beim ersten lesen bin ich gestolpert und dann zog es sich spielerisch durch und eigentlich würde es auch unter humor passen, weil durch diese spielerei auch etwas leichtes hochkommt...

den block an sich würde ich auch teilen...

lg silvi
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#6

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in Natur 22.02.2008 14:35
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Uli, Wortfotografin,

danke für Eure Rückmeldungen. Ja, mit der Verklumpung war ich die ganze Zeit hin und her gerissen. Mittlerweile hat es durch die vielen Umstrukturierungen eigentlich eine Form, die mich dazu ermutigt, es wirklich wieder auseinander zu ziehen. Vorher waren die gedachten Absätze eher nicht korrespondierend mit den Reimen. Mittlerweile geht's. Ja, ich glaube, ich bin zu Zeit geneigt, es wieder auseinander zu ziehen, zumal die Strophenunterteilung die Wellenstruktur ganz gut widerspiegelt.

Danke Euch.
GerateWohl

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