Hallo van hengel,
warum "nackt wie Azaleen"?
Azaleen zeigen für mich ein sehr blütenträchtiges Bild, vielfarbig, voll, lebhaft, strahlend. Warum sind sie für dich nackt?
Die Bilder die du zeigst sind die eines leidenden, vielleicht sterbenden lyrischen Ichs. Wenn man dein Gedicht laut liest, springen als erstes die Zeitangaben damals/immer/jetzt in Auge und Ohr, meines Erachtens nicht besonders angenehm, da viel zu plakativ, zu dick aufgetragen. Ich würde sie wohl einfach weglassen.
Wie lässt sich eine Nacht schälen?
das grab, jetzt, wartet
es könnte mir die hölle nehmen
Ist das nicht ein bisschen viel Larmoryanz?
Nicht nur, dass hier LIs Selbstmittleid unangenehm durchtropft, dass das "jetzt" überflüssig ist, auch das "es" wirkt ungeschickt aufgepropft.
Das Dahinnebeln in der 4. Strophe klingt sehr siech und auch dort gibt es so ein "Propf-es" das eher gekünstelt jambisch als wirklich notwendig erscheint.
Das letzte Stück gefällt mir hingegen sehr, könnte meiner Ansicht nach wirklich gut für sich allein stehen, ohne alles Baden in Selbstmitleid und darum um so berührender.
(Verzeih, ich habe das Tupfen durch Tropfen ersetzt und die Finger über die Tapete zittern lassen, das Fremde und die Haut entfernt. Vielleicht etwas minimalistisch, aber so wäre es für mich richtig gut.)
LG, Feo
Mein viereckiges Herz
es kroch heimlich
in meine fingerfarben
tropfte aus mir
heraus wie die lügen
wie würmer
glück: niemand sieht zu
wie meine finger
über tapete zittern
schräg zu meinen kreuzgängen
nur mein name
kaum noch mein atem
trägt
mein lächeln breitbeinig
am seidenen faden