#1

Zeitvitrine

in Natur 15.06.2008 09:49
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
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#2

Zeitvitrine

in Natur 15.06.2008 12:01
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Zitat:

Joame Plebis schrieb am 15.06.2008 09:49 Uhr:
Zeitvitrine


Es war vor Jahren noch ein gutes Jahr,
von emsig' Summen war die Luft durchwoben,
es spross so vieles saftig stark nach oben,
sogar der Horizont in Ferne, er schien klar.

Woran es liegt, woran es lag,
dass plötzlich welkend Blätter hingen
und in den Lüften stiller war das Singen?
Die Erde wurde ähnlich einem Sarkophag.

Jetzt bin ich auf der Suche nach der Biene,
vermeine stets es ist nur Trug,
erspähe eine ich im Flug,
wie im Museum in der Zeitvitrine.

© Joame

hallo Joame

in der ersten und der letzten Strophe wird das Bienensterben angesprochen. das fand ich interessant. dieses Jahr ist es wirklich auffallend, wie wenige Haus- und Wildbienen unterwegs sind. wegen eines Nervengiftes (Clothianidin), welches von den Saatgutkonzernen zum Beizen von Maisschösslingen verwendet wird, schmelzen die Bienenvölker dahin wie Schnee in der Sonne. die von den Saatmaschinen aufgewirbelten Stäube legen sich auf Blüten und Wasserpfützen welche von den Insekten angeflogen werden - so der Zusammenhang. ich weiß nicht ob dieses Gift in Österreich auch so wie in D erlaubt, also im Einsatz ist. in Frankreich zum Beispiel ist es verboten.

worauf in der zweiten Strophe angespielt wird, ist mir aber schleierhaft. diese Insektizide begünstigen alle Pflanzen. von der ausbleibenden Bestäubung mal abgesehen. Herbizide gibt es natürlich auch, aber die sind ausserhalb der Landwirtschaft nicht auffällig. es sei denn ein Witzbold schreibt seiner Liebschaft mit Herbizid eine kitschige Botschaft in den grünen Rasenhang entlang der Autobahn. der Treibhauseffekt und reichlich CO2 wirken wie Dünger auf die Vegetation. überall sprießt und gedeiht es wie schon lange nicht mehr. der Sarkophag ist bei der Überdüngung demnach leere Übertreibung.

man könnte den Faden weiterspinnen und behaupten das lyrische Ich möchte bloss eine Inklusion im Bernstein der Zeit werden, und lässt sich deshalb vom zähflüssigen Harz des Pessimusmus mumifizieren. nur klappt das bei Säugern in der Regel nicht. höchstens unsere Haare eignen sich dafür. die speichern übrigens auch die Giftstoffe wie Zeitvitrinen.

Gruß
Alcedo

Optimierungsvorschläge:
- S2 umbauen, so dass zumindest eine Ursache für die welken Blätter erkennbar wird.

- S1Z4: "sogar der Horizont im Fernen schien noch klar."

- letzte Zeile das "in" streichen: "wie im Museum der Zeitvitrine."

- letzte Strophe: vielleicht wird der Satz flüssiger durch ein Umstellen von Z2+3. also erst Flug, dann Trug. auch die Formulierungen sind noch optimierbar.

Gruß
Alcedo

e-Gut
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#3

Zeitvitrine

in Natur 16.06.2008 16:19
von Feo (gelöscht)
avatar
von emsig' Summen war die Luft durchwoben,
es spross so vieles saftig stark nach oben,


Saftig stark nach oben? So richtig elegant klingt das nicht, eher reimgeschuldet..

Die Reime kommen mir zum Teil irgendwie erzwungen innovativ vor, das mag allerdings auch an meiner Tagesform liegen.


Jahr/klar, hingen/singen, Trug/Flug
diese hier sind eher schlicht gestrickt, hingegen wirken


lag/Sarkophag, Biene/Zeitvitrine
auch im Kontext "ziemlich weit hergeholt".

Ein Sarkophag ist sowas wie ein Tuppertopf für Mumien, soll also lange frisch halten. Warum genau soll die Erde einem Sarkophag ähneln?

Ganz klar wird mir auch nicht, warum sich das LI in ein Museum versetzt sieht, wenn es eine Biene erspäht. Mag sein, dass ich hier, ganz am Rande einer Großstadt recht idyllisch lebe, aber hier summen sie noch tagtäglich und wirken nicht besonders ausgestorben oder ausgestopft.
Nun ja, vielleicht fehlt mir ja auch einfach nur der richtige Blickwinkel.

LG, Feo
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#4

Zeitvitrine

in Natur 23.06.2008 14:08
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Zuallererst meinen Dank für das Lesen!
Weit geblickt, sagt eine üppige Vegetation nicht viel aus über den Kurs, den wir und mit dem Planeten nehmen.
Teils findet Welken tatsächlich statt, es kann aber ebenso für für Verwelken, Dahindorren, Untergehen und Krankheit bis Tod stehen.
Erst unlängst hatte ich die Unterlagen in der Hand, wo von für den Menschen bedenklichen Giften geschrieben wurde, die nun laut EU in tausendfach ! höherer Dosis angewandt werden dürfen. Politiker, die nicht die Summe der Gifte und ihre Wirkung abschätzen können, sind eben keine Biologen.
Einfachstes Beispiel sei der so 'unbedenklich' genmanipulierte Mais, der uns aufgezwungen wurde. Erst jetzt wird bewußt, daß er Toxine entwickelt, die in mehrfacher Höhe gegenüber der Besprühung im Erdreich nachzuweisen sind.

Wenn der 'Fort'schritt schneller als das Wissen oder die Vernunft ist, können wir die Erde rechtens als unseren Sarkophag betrachten.

Nicht alles was summt ist eine Biene; es gibt schon Gegenden, wo sich Bienenvölker gut gehalten haben.
Beim allgemeine Aussterben in unseren Regionen, erstreckt sich die Schuld-Vermutung zwischen Pestiziden und Strahlungen (ev. Orientierungsstörungen der Bienen).
Es gäbe noch viel über Bienenarten, den Wespen und das Abfall-Futter-Überangebot für diese zu schreiben; gehört einfach nich hier her.

Vielleicht setzte ich zu viel voraus, begründe deshalb das Welken nicht.

Feo hat schon recht, wenn er die mangelnde Eleganz feststellt. Das Thema würde ich nicht für graziöseren Dichtungen verwenden.

Wer das Treiben und den Wuchs nach ergiebigem Regen beobachten konnte, wird es passend finden, Worte
wie 'saftig', 'satt', 'treiben', 'spriessen' und ähnliche zu verwenden. Das trifft besonders auf das 'Unkraut' zu, das die Saat dermaßen überdeckt, daß nichts keimt oder zu erkennen ist.

Danke nochmals und freundlichen Gruß!
Joame
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