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#1
von Habibi (gelöscht)
Kalle
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 10.09.2008 13:04von Habibi (gelöscht)
Als Kalle erwachte, war es dunkel. So dunkel, wie es hinter - oder sollte er lieber sagen: vor - geschlossenen Lidern nur sein konnte. Sein erster Gedanke war: “Was für ein Scheiß-Trip ist das hier?” Doch als er eine Weile nachgedacht hatte, war er sich ziemlich sicher, dass er in den letzten Monaten weder etwas geraucht noch etwas eingeworfen hatte. Er war genau genommen ziemlich clean. Ein zweiter Gedanke schoss durch sein Hirn wie ein Stromstoß aus einer Hochspannungsleitung: Man hatte ihn lebendig begraben! Davor hatte er immer Angst gehabt. Wie oft schon hatte man davon gehört, dass Scheintote eingebuddelt worden waren und irgendwann erwachten. Durch lautes Rufen hatten manche ihr Schicksal noch einmal abwenden können. Und immer mehr Leute ließen sich ein Handy mit in den Sarg legen. Für den Fall der Fälle. Und nun war es ihm passiert. Jemand von seinen Scheiß-Verwandten hatte es sehr eilig gehabt, ihn zu verscharren.
Beim Versuch, die Augen zu öffnen, um die Ursache der absoluten Dunkelheit zu ergründen, vielleicht in der Schwärze, die ihn umgab, einen Anhaltspunkt in Form eines etwas helleren Schwarzes, zu finden, stellte er fest, dass er nicht nur seine Lider nicht anheben konnte, sondern dass auch seine Beine und Arme sich nicht bewegen ließen. Als die kurz in ihm aufwallende Panik etwas abgeebbt war, versuchte er noch einmal konzentriert, irgendeinen Muskel in seinem Körper zu bewegen. Er formulierte den Befehl an sein Hirn erst langsam und geduldig, als spräche er mit einem unartigen Kind, dann, wie es seine Art war, unwirsch und nicht gerade stubenrein: “Tu endlich, wozu du da bist, du verschissener grauer Batzen: zeig mir, dass ich lebe und lasse mich meinen Scheiß-Körper fühlen!”
Aber es geschah nichts. Die Gedanken in Kalles Hirn überschlugen sich, stolperten übereinander und standen sich gegenseitig im Wege, doch am Ende dieses Feuerwerks von Überlegungen, Vermutungen und Ängsten schien eine unumstößliche Tatsache zu stehen. Das Einzige, was erklärte, warum er zwar denken konnte, seinen Körper aber nicht mehr fühlte: Es musste was dran sein, dass nach dem Tod die Seele oder das, was jeder sich darunter vorstellte, weiterlebte. Anscheinend konnte man damit auch denken. Und so, wie es aussah, war es im Jenseits ziemlich dunkel.
Aber nicht still. Unterschiedlich weit entfernt und aus verschiedenen Richtungen war in ungleichmäßigen Abständen ein wie durch Watte oder Wasser gedämpftes Klopfen oder Knarren zu hören. Auf seinen Ohren spürte er einen leichten Druck. Das einzige körperliche Gefühl, das er hatte. Was hatte das verdammt noch mal zu bedeuten? Entweder er war hinüber, dann dürfte er gar nichts mehr spüren, oder jemand verarschte ihn hier granatenmäßig. War das die Erde, die die trauernden Anverwandten auf den Sarg warfen? Kalle fragte sich, wer wohl da oben stehen würde. Ganz sicher seine Alten. Die einzige, die wohl wirklich trauern würde, wäre seine Mutter. Der hatte er leider nicht gerade viel Freude während der knapp vierzig Jahre seines Erdenlebens bereitet. Schon als Kind nicht. Und gesehen hatte er sie auch schon jahrelang nicht mehr. Um sie tat es ihm echt leid. Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte sich sicher ein Tränchen aus seinem Auge geschlichen. Aber seine Scheiß-Augen waren tot. So tot wie kalter Glibber. Und sein Alter, der sollte bloß nicht so tun, als ob er seinem missratenen Sohn ein Träne nachweinte. Schließlich hatte er es ihm, Kalle, zu verdanken, dass er nicht mehr mit seiner Frau zusammen leben konnte. Weil er sich mit vierzehn dazwischengestellt hatte, als der Alte im Vollsuff wieder einmal seine Mutter verprügeln wollte. Und als er einen linken Haken landen wollte, hatte Kalle das erste Mal zurückgeschlagen. Seitdem war Funkstille. Und irgendwann hatte die Mutter endlich den Mut gehabt, die Scheidung einzureichen. Scheiß-Alter, der sollte sich bloß verpissen!
Freunde, Bekannte? Kalle konnte sich keinen der Looser bei seiner Beerdigung vorstellen. Nicht einen einzigen! Scheiß-Gedanken!
Da war es wieder, dieses verhaltene Klopfen. Hörte es sich so an, wenn die Würmer sich durch die Sargwände nagten? Von außen nach innen oder umgekehrt? Der Gedanke an bleiche fette Maden gefiel Kalle gar nicht. Verbrennen wär ihm eh lieber gewesen. Aber man wurde ja nicht gefragt.
So sehr er sich sein Hirn zermarterte, er konnte sich nicht daran erinnern, was er zuletzt getan hatte. Bevor er erwacht war und alles war dunkel.
Kalle registrierte verwundert, dass seine Angst auf einmal verschwunden war. Eine Angst, die er nirgendwo in seinem Körper gespürt hatte, nicht als Faust im Magen oder als Kloß im Hals, weil er nichts mehr in diesem Körper spüren konnte, die aber da gewesen war, unzweifelhaft, in den Windungen seines Hirns, in diesem von ihm so schändlich missbrauchten, durch Alkohol, Zigaretten und Drogen geschädigten Organ. Jetzt wäre er davongeschwebt, wenn er gekonnt hätte. Machte sich seine Seele jetzt auf in den Himmel? Wo er doch die Hölle verdient hatte?
Plötzlich verschwand der Druck von seinen Ohren und neben seinem linken Ohr hörte Kalle eine Stimme. “Herr Mertens, Sie werden jetzt gleich aufwachen. Bewegen Sie vorsichtig ihre Finger und Zehen und öffnen Sie dann ganz langsam die Augen. Die Untersuchungen sind abgeschlossen und haben interessante Ergebnisse gebracht. Zur Auswertung bringe ich Sie nach nebenan, wo Dr. Zeyer auf Sie wartet.”
Dr. Zeyer. Den Namen kannte er. Die Erinnerung kam schneller als die Beweglichkeit seiner Gliedmaßen. Die Anzeige in der Zeitung: “Pharmaunternehmen sucht Probanden für Arzneimitteltest.” Er wusste zwar nicht, was ein Proband war, aber er hatte die Nummer angerufen, weil der darunter stehende Betrag jegliche Fragen erübrigt hatte. Kalle hatte zwar von dem missglückten Versuch in England gehört, der einige junge Leute das Leben und die Gesundheit gekostet hatte, aber hier in Deutschland würde sicher alles seine Richtigkeit haben. Und so war er hier gelandet. In der Einführung hatte der Arzt irgendwas von “Phobien” gefaselt und dass sie ein Heilmittel ausprobieren wollten, aber er hatte es gar nicht so genau wissen wollen. Und dann hatten sie ihm die Kopfhörer aufgesetzt und in die Röhre geschoben. Vorher natürlich eine Kanüle in den Arm, durch die dann die Medikamente gegeben wurden.
Kalle bewegte vorsichtig die Zehen. Verdammte Scheiße, so was wollte er aber nicht für alles Geld der Welt noch mal erleben! Wer brauchte schon das Gefühl, lebendig begraben zu sein.
Als er sich endlich mühsam aufgerappelt hatte und am Arm einer hübschen Schwester in ein anderes Zimmer gewankt war, hatte dort Dr. Zeyer noch Fragen bezüglich dem, was er unter den Drogen erlebt und gefühlt hatte. Kalle geizte mit Worten. Das war noch nie seine Stärke gewesen. Die hatten ihn gefickt und jetzt sollten sie sehen, wer ihnen erzählte, wie es war, dazuliegen und sich nicht bewegen zu können. Das war jetzt seine Rache.
Nach einem starken Kaffee - wieder in der Sonne auf der Straße stehend, hatte er das Gefühl, ein anderer zu sein. Er ging in den nächsten Blumenladen, der an der Straße lag, kaufte einen großen Strauß mit bunten Frühlingsblumen und stieg in den Bus mit der Nummer 9. Bei dem Gedanken an das Gesicht seiner Mutter musste er lächeln.
Beim Versuch, die Augen zu öffnen, um die Ursache der absoluten Dunkelheit zu ergründen, vielleicht in der Schwärze, die ihn umgab, einen Anhaltspunkt in Form eines etwas helleren Schwarzes, zu finden, stellte er fest, dass er nicht nur seine Lider nicht anheben konnte, sondern dass auch seine Beine und Arme sich nicht bewegen ließen. Als die kurz in ihm aufwallende Panik etwas abgeebbt war, versuchte er noch einmal konzentriert, irgendeinen Muskel in seinem Körper zu bewegen. Er formulierte den Befehl an sein Hirn erst langsam und geduldig, als spräche er mit einem unartigen Kind, dann, wie es seine Art war, unwirsch und nicht gerade stubenrein: “Tu endlich, wozu du da bist, du verschissener grauer Batzen: zeig mir, dass ich lebe und lasse mich meinen Scheiß-Körper fühlen!”
Aber es geschah nichts. Die Gedanken in Kalles Hirn überschlugen sich, stolperten übereinander und standen sich gegenseitig im Wege, doch am Ende dieses Feuerwerks von Überlegungen, Vermutungen und Ängsten schien eine unumstößliche Tatsache zu stehen. Das Einzige, was erklärte, warum er zwar denken konnte, seinen Körper aber nicht mehr fühlte: Es musste was dran sein, dass nach dem Tod die Seele oder das, was jeder sich darunter vorstellte, weiterlebte. Anscheinend konnte man damit auch denken. Und so, wie es aussah, war es im Jenseits ziemlich dunkel.
Aber nicht still. Unterschiedlich weit entfernt und aus verschiedenen Richtungen war in ungleichmäßigen Abständen ein wie durch Watte oder Wasser gedämpftes Klopfen oder Knarren zu hören. Auf seinen Ohren spürte er einen leichten Druck. Das einzige körperliche Gefühl, das er hatte. Was hatte das verdammt noch mal zu bedeuten? Entweder er war hinüber, dann dürfte er gar nichts mehr spüren, oder jemand verarschte ihn hier granatenmäßig. War das die Erde, die die trauernden Anverwandten auf den Sarg warfen? Kalle fragte sich, wer wohl da oben stehen würde. Ganz sicher seine Alten. Die einzige, die wohl wirklich trauern würde, wäre seine Mutter. Der hatte er leider nicht gerade viel Freude während der knapp vierzig Jahre seines Erdenlebens bereitet. Schon als Kind nicht. Und gesehen hatte er sie auch schon jahrelang nicht mehr. Um sie tat es ihm echt leid. Wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, hätte sich sicher ein Tränchen aus seinem Auge geschlichen. Aber seine Scheiß-Augen waren tot. So tot wie kalter Glibber. Und sein Alter, der sollte bloß nicht so tun, als ob er seinem missratenen Sohn ein Träne nachweinte. Schließlich hatte er es ihm, Kalle, zu verdanken, dass er nicht mehr mit seiner Frau zusammen leben konnte. Weil er sich mit vierzehn dazwischengestellt hatte, als der Alte im Vollsuff wieder einmal seine Mutter verprügeln wollte. Und als er einen linken Haken landen wollte, hatte Kalle das erste Mal zurückgeschlagen. Seitdem war Funkstille. Und irgendwann hatte die Mutter endlich den Mut gehabt, die Scheidung einzureichen. Scheiß-Alter, der sollte sich bloß verpissen!
Freunde, Bekannte? Kalle konnte sich keinen der Looser bei seiner Beerdigung vorstellen. Nicht einen einzigen! Scheiß-Gedanken!
Da war es wieder, dieses verhaltene Klopfen. Hörte es sich so an, wenn die Würmer sich durch die Sargwände nagten? Von außen nach innen oder umgekehrt? Der Gedanke an bleiche fette Maden gefiel Kalle gar nicht. Verbrennen wär ihm eh lieber gewesen. Aber man wurde ja nicht gefragt.
So sehr er sich sein Hirn zermarterte, er konnte sich nicht daran erinnern, was er zuletzt getan hatte. Bevor er erwacht war und alles war dunkel.
Kalle registrierte verwundert, dass seine Angst auf einmal verschwunden war. Eine Angst, die er nirgendwo in seinem Körper gespürt hatte, nicht als Faust im Magen oder als Kloß im Hals, weil er nichts mehr in diesem Körper spüren konnte, die aber da gewesen war, unzweifelhaft, in den Windungen seines Hirns, in diesem von ihm so schändlich missbrauchten, durch Alkohol, Zigaretten und Drogen geschädigten Organ. Jetzt wäre er davongeschwebt, wenn er gekonnt hätte. Machte sich seine Seele jetzt auf in den Himmel? Wo er doch die Hölle verdient hatte?
Plötzlich verschwand der Druck von seinen Ohren und neben seinem linken Ohr hörte Kalle eine Stimme. “Herr Mertens, Sie werden jetzt gleich aufwachen. Bewegen Sie vorsichtig ihre Finger und Zehen und öffnen Sie dann ganz langsam die Augen. Die Untersuchungen sind abgeschlossen und haben interessante Ergebnisse gebracht. Zur Auswertung bringe ich Sie nach nebenan, wo Dr. Zeyer auf Sie wartet.”
Dr. Zeyer. Den Namen kannte er. Die Erinnerung kam schneller als die Beweglichkeit seiner Gliedmaßen. Die Anzeige in der Zeitung: “Pharmaunternehmen sucht Probanden für Arzneimitteltest.” Er wusste zwar nicht, was ein Proband war, aber er hatte die Nummer angerufen, weil der darunter stehende Betrag jegliche Fragen erübrigt hatte. Kalle hatte zwar von dem missglückten Versuch in England gehört, der einige junge Leute das Leben und die Gesundheit gekostet hatte, aber hier in Deutschland würde sicher alles seine Richtigkeit haben. Und so war er hier gelandet. In der Einführung hatte der Arzt irgendwas von “Phobien” gefaselt und dass sie ein Heilmittel ausprobieren wollten, aber er hatte es gar nicht so genau wissen wollen. Und dann hatten sie ihm die Kopfhörer aufgesetzt und in die Röhre geschoben. Vorher natürlich eine Kanüle in den Arm, durch die dann die Medikamente gegeben wurden.
Kalle bewegte vorsichtig die Zehen. Verdammte Scheiße, so was wollte er aber nicht für alles Geld der Welt noch mal erleben! Wer brauchte schon das Gefühl, lebendig begraben zu sein.
Als er sich endlich mühsam aufgerappelt hatte und am Arm einer hübschen Schwester in ein anderes Zimmer gewankt war, hatte dort Dr. Zeyer noch Fragen bezüglich dem, was er unter den Drogen erlebt und gefühlt hatte. Kalle geizte mit Worten. Das war noch nie seine Stärke gewesen. Die hatten ihn gefickt und jetzt sollten sie sehen, wer ihnen erzählte, wie es war, dazuliegen und sich nicht bewegen zu können. Das war jetzt seine Rache.
Nach einem starken Kaffee - wieder in der Sonne auf der Straße stehend, hatte er das Gefühl, ein anderer zu sein. Er ging in den nächsten Blumenladen, der an der Straße lag, kaufte einen großen Strauß mit bunten Frühlingsblumen und stieg in den Bus mit der Nummer 9. Bei dem Gedanken an das Gesicht seiner Mutter musste er lächeln.
#2
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Kalle
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.09.2008 11:18von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ach nö, Cornelia, nicht Blümchen und Eierkuchen zum Schluss! Die Geschichte ist zu gut, als dass Du sie am Ende mit einem Happy-End versaust.
Sorry ... aber da verpufft wirklich alles, was Du bis dahin aufgebaut hast. Lass den Leser sich doch selbst ausdenken, wie und was Kalle - nach diesem Vorfall - ändert.
Gruss
Margot
Sorry ... aber da verpufft wirklich alles, was Du bis dahin aufgebaut hast. Lass den Leser sich doch selbst ausdenken, wie und was Kalle - nach diesem Vorfall - ändert.
Gruss
Margot
Hallo Habibi,
ja, den letzten Absatz kannst Du getrost streichen. Als Leser hätte man hier lieber die Klammer offen, um den Rest selbst auszuspinnen. Stattdessen verzerrst Du die gute Geschichte gen Ende aber mit einem Hauch "Heile, heile Gänschen". Die letzten Sätze fallen auch sprachlich aus dem vorher angelegten Rahmen, zu zahm, zu weich im Abgleich mit dem übrigen Plot, auch wenn Du die Abblende hast kontrastieren wollen. Es wirkt zu gewollt harmonisch.
Ansonsten ist für mich bis auf eine Formulierung und einen etwas zähen Vergleich alles stimmig und szenarisch gut umgesetzt.
An dieser Stelle
sollten die "Würmer" besser (unzählige) "Larven" sein, damit der Übergang zu den Maden passender ist.
Mit dem Vergleich habe ich ein Problem, weil 'klopfen' und 'nagen' (als Vokabel für Maden vielleicht eh besser 'fressen' verwenden) für mich semantisch nicht zusammen geht. Stimmiger wäre ein seichtes Kratzen durch die Fressgeräusche oder ein Schleifen, wenn sich die Maden über das Holz ziehen. Dass Du das Klopfen nochmal aufnimmst, finde ich hier (wegen der vorherigen 'Erdwurfszene' in Gedanken) im Prinzip sehr gut, nur hakt es da m. E. am Übertrag mittels 'nagen'. Entweder Du versuchst das Klopfen zu erhalten, als wiederkehrendes Element und hier dann eine bessere Annäherung im Vergleich anzustreben oder Du schaust, dass Du hier eine Steigerung insofern einziehst, als dass Du den Erdwurf als abgeschlossen betrachtest und nun die nächste Andauphase über ein Kratzen von der Mundhaken einbindest. Das ginge auch mit der Handlung Hand in Hand, da Du vorher neben dem Klopfen auch ein Knarren beschreibst.
Das aber nur für den Feinschliff. Die Story ist gelöst davon sehr gut.
Grüße
axo
ja, den letzten Absatz kannst Du getrost streichen. Als Leser hätte man hier lieber die Klammer offen, um den Rest selbst auszuspinnen. Stattdessen verzerrst Du die gute Geschichte gen Ende aber mit einem Hauch "Heile, heile Gänschen". Die letzten Sätze fallen auch sprachlich aus dem vorher angelegten Rahmen, zu zahm, zu weich im Abgleich mit dem übrigen Plot, auch wenn Du die Abblende hast kontrastieren wollen. Es wirkt zu gewollt harmonisch.
Ansonsten ist für mich bis auf eine Formulierung und einen etwas zähen Vergleich alles stimmig und szenarisch gut umgesetzt.
An dieser Stelle
Zitat: |
Da war es wieder, dieses verhaltene Klopfen. Hörte es sich so an, wenn die Würmer sich durch die Sargwände nagten? Von außen nach innen oder umgekehrt? Der Gedanke an bleiche fette Maden gefiel Kalle gar nicht. Verbrennen wär ihm eh lieber gewesen. Aber man wurde ja nicht gefragt. |
sollten die "Würmer" besser (unzählige) "Larven" sein, damit der Übergang zu den Maden passender ist.
Mit dem Vergleich habe ich ein Problem, weil 'klopfen' und 'nagen' (als Vokabel für Maden vielleicht eh besser 'fressen' verwenden) für mich semantisch nicht zusammen geht. Stimmiger wäre ein seichtes Kratzen durch die Fressgeräusche oder ein Schleifen, wenn sich die Maden über das Holz ziehen. Dass Du das Klopfen nochmal aufnimmst, finde ich hier (wegen der vorherigen 'Erdwurfszene' in Gedanken) im Prinzip sehr gut, nur hakt es da m. E. am Übertrag mittels 'nagen'. Entweder Du versuchst das Klopfen zu erhalten, als wiederkehrendes Element und hier dann eine bessere Annäherung im Vergleich anzustreben oder Du schaust, dass Du hier eine Steigerung insofern einziehst, als dass Du den Erdwurf als abgeschlossen betrachtest und nun die nächste Andauphase über ein Kratzen von der Mundhaken einbindest. Das ginge auch mit der Handlung Hand in Hand, da Du vorher neben dem Klopfen auch ein Knarren beschreibst.
Das aber nur für den Feinschliff. Die Story ist gelöst davon sehr gut.
Grüße
axo
#4
von Habibi (gelöscht)
Kalle
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.09.2008 16:56von Habibi (gelöscht)
Hallo Margot, halle Axo, vielen Dank für eure positive Kritik, was mich erstaunt und freut. Erstaunt deshalb, weil ich ansonsten keine solche Proll-Prots habe, oder jedenfalls nicht oft und auch die Sprache deshalb meist eine andere ist, und ich etwas Bedenken hatte, dass mir die Umsetzung nicht so gut gelingt.
Zu euren Anmerkungen zum Schluss: ja, ihr habt uneingeschränkt recht, ich werde mir was anderes einfallen lassen (obwohl ich wirklich ein harmoniesüchtiger Mensch bin und dachte, die Läuterung durch diese Fast-Tod-Erfahrung sei Erklärung genug für diesen Schritt von Kalle. Aber o.k., vielleicht ist das wirklich zu dick aufgetragen.
Wegen des Klopfens. Dieses Geräusch habe ich nur deshalb reingenommen, weil ich selbst mal in so einer Röhre lag und wer das erlebt hat, weiß, dass am auffälligsten diese lauten Klopfgeräusche sind. Die wollte ich mit einer Assoziation aus dem Maden-Würmer-Kriechgetier-Reich verbinden/erklären. Muss da aber noch mal drüber nachdenken. Vielleicht lasse ich Kalle mutmaßen, dass es die Erde ist, die auf den Sarg fällt und bringe dann als 2. Geräusch im nächsten Absatz eines rein, das auf Maden (Würmer?) schließen lässt.
Vielen Dank nochmal für eure Tipps und Zuspruch.
Grüße von Habibi
Zu euren Anmerkungen zum Schluss: ja, ihr habt uneingeschränkt recht, ich werde mir was anderes einfallen lassen (obwohl ich wirklich ein harmoniesüchtiger Mensch bin und dachte, die Läuterung durch diese Fast-Tod-Erfahrung sei Erklärung genug für diesen Schritt von Kalle. Aber o.k., vielleicht ist das wirklich zu dick aufgetragen.
Wegen des Klopfens. Dieses Geräusch habe ich nur deshalb reingenommen, weil ich selbst mal in so einer Röhre lag und wer das erlebt hat, weiß, dass am auffälligsten diese lauten Klopfgeräusche sind. Die wollte ich mit einer Assoziation aus dem Maden-Würmer-Kriechgetier-Reich verbinden/erklären. Muss da aber noch mal drüber nachdenken. Vielleicht lasse ich Kalle mutmaßen, dass es die Erde ist, die auf den Sarg fällt und bringe dann als 2. Geräusch im nächsten Absatz eines rein, das auf Maden (Würmer?) schließen lässt.
Vielen Dank nochmal für eure Tipps und Zuspruch.
Grüße von Habibi
#5
von Habibi (gelöscht)
Kalle
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 13.09.2008 10:57von Habibi (gelöscht)
Mir fiel als letzter Absatz in etwas folgendes ein:
"Als Kalle in seiner Stammtanke wie gewohnt die Hand nach seiner klaren Medizin ausstreckte, stockte sie ihm plötzlich in der Luft. "Besser, ich lasse das eine Weile", fuhr ihm durch den Kopf. Er schob seinen Wagen in Richtung alkoholfrei. Kurz vorher machte er einen Schlenker zu den Bieren. "Man muss es ja nicht gleich übertreiben", dachte er und hob zwei Sixpacks in den Wagen.
Wie findet ihr das?
Gruß Habibi
"Als Kalle in seiner Stammtanke wie gewohnt die Hand nach seiner klaren Medizin ausstreckte, stockte sie ihm plötzlich in der Luft. "Besser, ich lasse das eine Weile", fuhr ihm durch den Kopf. Er schob seinen Wagen in Richtung alkoholfrei. Kurz vorher machte er einen Schlenker zu den Bieren. "Man muss es ja nicht gleich übertreiben", dachte er und hob zwei Sixpacks in den Wagen.
Wie findet ihr das?
Gruß Habibi
#6
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Kalle
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 14.09.2008 23:02von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Habibi!
Eine gute Idee und gut geschrieben (Feinschliff kommt ja vermutlich noch).
Schon fürchtete ich, der arme Kerl kommt nicht mehr frei.
Verwunderlich, wie gefasst er noch denken konnte; es ist ein Horrorszenario.
Du ziehst bereits einen anderen Schluß in Erwägung, sehe ich, aber nur nichts überstürzen!
Nachdem er Versuchsperson für ein Medikament war, kam mir kurz die Idee, es wird auf eine Nebenerscheinung hinauslaufen. Jedenfalls war ich schon darauf gefasst; man kann ja nicht wissen.
Eine schreckliche Thematik, doch die Geschichte hat mir gefallen.
Gruß
Joame
Eine gute Idee und gut geschrieben (Feinschliff kommt ja vermutlich noch).
Schon fürchtete ich, der arme Kerl kommt nicht mehr frei.
Verwunderlich, wie gefasst er noch denken konnte; es ist ein Horrorszenario.
Du ziehst bereits einen anderen Schluß in Erwägung, sehe ich, aber nur nichts überstürzen!
Nachdem er Versuchsperson für ein Medikament war, kam mir kurz die Idee, es wird auf eine Nebenerscheinung hinauslaufen. Jedenfalls war ich schon darauf gefasst; man kann ja nicht wissen.
Eine schreckliche Thematik, doch die Geschichte hat mir gefallen.
Gruß
Joame
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